ETHOS DES CYBERSPACE Rafael Capurro FH Stuttgart, Hochschule der Medien www.capurro.de Adventsforum an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel 2002.

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ETHOS DES CYBERSPACE Rafael Capurro FH Stuttgart, Hochschule der Medien Adventsforum an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel 2002

Überblick Einführung: Leben im Netz I. Massenmedien und Weltvernetzung II. Staatliche Kontrolle oder Kontrolle des Staates? III. Internetmoralen und Ethos des Cyberspace IV. Ethik der Cyberkultur Ausblick

Einführung: Leben im Netz Lehre: Forschung: Öffentlichkeit und Privatheit:

Einführung Leben im Netz Öffentlichkeit und Privatheit: –Zu Hause arbeiten –Unterwegs arbeiten –Klicken und/oder zappen –Zeit füreinander –Zeit für andere –Zeit für sich selbst: lesen, Sport, sitzen

Einführung: Leben im Netz Typologie von Techniken (Habermas/Foucault) –Produktionstechniken: Erzeugung/Umformung von Dingen (z.B. Ingenieurwiss.) –IuK-Techniken: Techniken zur Verwendung von Zeichen (z.B. Informatik) –Herrschaftstechniken: Techniken zur Bestimmung des Verhaltens (z.B. Rechtswiss.)

Einführung: Leben im Netz –Techniken des Selbst (Foucault): Operationen der Individuen mit sich selbst und mit den Anderen (Ethik der Selbstsorge, Ästhetik der Existenz)

I. Massenmedien und Weltvernetzung Von der Buchkultur zu den elektronischen Massenmedien Die Entstehung des Cyberspace: von one- to-many zu many-to-many, many-to- one, one-to-one... Massenmedien vs. Cyberspace Massenmedien im Cyberspace

II. Staatliche Kontrolle oder Kontrolle des Staates Kant und die Buchkultur: von der Freiheit des Sprechens zur Freiheit des (gedruckten) Wortes Zensur und Nationalstaat Von der staatlichen Kontrolle zur Kontrolle der Staaten?

III. Internetmoralen und Ethos des Cyberspace Moral, Ethik und Recht Durch Gewöhnung bildet sich der Charakter (Aristoteles) und der Wohnort Leben im Cyberspace als Abschottung und/oder Erweiterung der Lebenswelt Die Bildung von Internetmoralen und die Frage nach einem Ethos des Cyberspace: *Informationsökologie*

IV. Ethik der Cyberkultur Fragen einer Ethik der Cyberkultur: –Freiheit der Kommunikation vs. Schutz der Privatsphäre: informationelle Selbstbestimmung –Manipulation von Waren/Dienstleistungen vs. Schutz der materiellen/geistigen Arbeit: Copyright –Informationsreiche vs. Informationsarme: Digital Divide (Freiheit des Zugangs)

IV. Ethik der Cyberkultur –Wirtschaftsinteressen des Informationsmarktes vs. demokratisches Recht auf einen ungehinderten Informationszugang: informationelle Grundversorgung –Globale vs. lokale Informationsmärkte: Glokalisierung (Robertson/Beck) –Cyberkultur vs. mediale Traditionen: multikulturelle Mediengesellschaft(en) –

Ausblick Von Heraklit erzählt mein ein Wort, das er zu den Fremden gesagt habe, die zu ihm vorgelangen wollten. Herzukommend sahen sie ihn, wie er sich an einem Backofen wärmte. Sie blieben überrascht stehen und dies vor allem deshalb, weil er ihnen, den Zaudernden, auch noch Mut zusprach und sie hereinkommen hieß mit den Worten: Auch hier nämlich wesen Götter an. (Zitat nach M. Heidegger : Brief über den Humanismus)

Ausblick Der gewöhnliche Aufenthalt (eethos) des Menschen ist der Ort in dem das Ungewöhnliche (daimon) wohnt. (ethoos anthropo daimon) (Heraklit)

Ausblick Die allgemeine Ethik bedenkt den Aufenthalt des Menschen in der Welt Die angewandte Ethik bedenkt die konkrete Ausgestaltung der Lebenswelten Die Informationsethik bedenkt die Ausgestaltung der Lebenswelten unter den Bedingungen der digitalen Vernetzung.