Priv.-Doz. Dr. Sven Fuchs 12. Juni 2015

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
What is E-Lit?What is E-Lit?. Michael Joyce, afternoon: a story (1990)
Advertisements

Rechtliche Grundlagen der Wildbachbetreuung
Finanzmanagement von Flutrisiken in Entwicklungsländern
Risiko-Management im Projekt
1 Workshop: Grundlagen des IT-Projektmanagements - Version /2004Modul: Aufwand – Ergänzung FP Copyright: Dr. Klaus Röber Modul Ergänzungen zur.
Inhalt Saarbrücken,.
Bengin 1 © 2003 bengin.com Objekte und Werte bengin Objekte und Werte – Im Unternehmen und an der Börse werte_unternehmen_boerse001_d.
Vorlesung Gesamtbanksteuerung Operationelle Risiken
Strukturlösung mit Hilfe der Patterson-Funktion
Weitere Infos  Vorbesprechung:
Altruismus und prosoziales Verhalten
Vorlesung 4 Statistik der „Near Earth“ Objekten. Turiner und Palermo Skala. Einschlagskrater: Physik des Einschlagsprozesses. Stoßfrontwelle und Nachstromwelle.
Informatik II, SS 2008 Algorithmen und Datenstrukturen Vorlesung 16 Prof. Dr. Thomas Ottmann Algorithmen & Datenstrukturen, Institut für Informatik Fakultät.
Spektralanalyse Spektralanalyse ist derart wichtig in allen Naturwissenschaften, dass man deren Bedeutung nicht überbewerten kann! Mit der Spektralanalyse.
Stadt Frankfurt am Main – Der Magistrat / Bürgeramt, Statistik und Wahlen Ralf Gutfleisch Design und Umsetzungskonzept koordinierter kommunaler Umfragen.
Unsicherheiten im Wassermanagement
Nachholung der Vorlesung vom Freitag
Politische Kultur im Ost- und Westvergleich. Ost – West Vergleich.
Bewirtschaftungsplanung in Nordrhein-Westfalen
Bewirtschaftungsplanung in Nordrhein-Westfalen
DISPARITÄTEN Disparität = räumliche Ungleichheit innerhalb einer Volkswirtschaft, „unausgeglichene Raumstruktur“ Ebenen: ökonomisch, sozial, kulturell,
Präsentation des Initiativ-Komitees. Die Schweiz verliert täglich! Lebensqualität Fläche für die landwirtschaftliche Produktion Lebensraum für die Natur.
Relative clauses A relative clause (der Relativsatz) provides additional information about topics mentioned in the main clause There is always a relative.
Risikoanalyse Risikomanagement
Tourismus und Natur- gefahren Raumplanung und Tourismus: Nutzungschancen limitierende Rahmenbedingungen.
Knowledge Discovery Erzeugung künstlicher Telekommunikationsdaten
IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte
Lineare Restriktionen
Dr. Günter Flemmich Optionenmodelle aus gesundheitspolitischer Sicht
Urban Audit und Indikatoren der regionalen Disparitäten
aus Sicht der Finanzmarktaufsicht
Einführung in die klinische Medizin
Pressekonferenz des Mediationsforums zum aktuellen Stand des
Lage der Agrarwirtschaft Ungarns nach dem EU-Beitritt
Vorlesung Naturschutz
Raumentwicklungskonzept Schweiz
Deep and Wide, Dr. G. Fritz © Deep and Wide Perfect Management Dr. G. Fritz.
Wirkungsgröße CO2-Ausstoß
1 Strukturierung von Situationen (Strukturierung als Lernkomponente) Thomas Höpfel Seminar für Rechtstheorie und Rechtsinformatik WS 2004/05.
 Every part in a sentence has a grammatical function. Some common functions are: - Subject - Verb - Direct object / accusative object - Indirect object.
Wertschwankungsreserve als Risikomanagement-Element Dr. Christian Fitze IZS, BVG-Apéro im Käfigturm Bern, 1. Mai 2006.
Agenten und Multi-Agenten-System
Aktelle Fragen der Medienpolitik
Property Rights: Verfügungsrechte & Eigentum
Mathematisch-Statistische Verfahren des Risikomanagements - SS Weitere Methoden Interne Daten reichen als einzige Datenquelle nicht aus Andere Modelle.
Umweltmanagementinformationssysteme (Übung)
Funktionen Buffer Kathrina Schmidt Die Funktion Buffer (die „Pufferzone“ um räumliche Objekte) von Kathrina Schmidt.
Bezirkshauptmannschaft Hartberg-Fürstenfeld, Anlagenreferat, Mag. Klaus Ebner Wildbachbegehungen Rechtsgrundlagen und Konsequenzen der Nichtdurchführung.
Kommunikation - Die Macht von Bildern in Unternehmen
Qualität in der Geriatrie und Gerontologie Folie 1 Effects of audit and feedback on professional practice in Geriatric Acute Care Units, European Journal.
Powered by DoubleM© Strategische Konzeption von Projektportfolios und Programmen.
Menschen gewinnen, Migration ermöglichen, demografischen Wandel in Sachsen-Anhalt gestalten. Kommunaler Dialog und Zuwanderung internationaler Fachkräfte.
Methoden der Marktabgrenzung am Beschaffungsmarkt
Reflexiv-Verben Deutsch 2/AC.
Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Nacken Vorlesung Wasserwirtschaft & Hydrologie I Themen: Vorlesung 6 Hochwasserschadenspotentiale Methodische Grundlagen.
Standort- und Projektbewertung Thema 6: Berechnungen Raumplanung und Raumordnung I WS 2015/16 I Gruppe 6 Dailidedenaite Lina, Doan Thi Bich Ngoc, Kalisch.
Vorlesung Wasserwirtschaftliche Modellierung
- Seite 1 TIME INTELLIGENCE ® by Zeichenrand – Löschen! Titel.
Anteilnahme aus Deutschland und NRW Kondolenzbesuche hochrangiger Persönlichkeiten Gedenkfeiern Benefizveranstaltungen Spenden Danke!!! Kondolenzbesuch.
Welche besonderen Vereinbarungen sollten in Ihren Versicherungsverträgen enthalten sein? TIPP Was sollten Sie im Bereich der Sachversicherungen für Einrichtungen.
Erwartungen und finanzielle Auswirkungen. Winterdienst Finanzielle Auswirkungen und Erwartungen Gemeinde Steinbach an der Steyr AL Kurt Barteder Stadtgemeinde.
Spärliche Kodierung von Videos natürlicher Szenen Vortragender: Christian Fischer.
System zur Beurteilung nachhaltiger Qualitäten von Immobilien Dr.-Ing. Matthias Morgenstern, München GLS ImmoWert GmbH.
 Gegenstandsbereich der Testtheorie: Analyse der Charakteristika von Tests:  Güte von Tests.  Struktur von Tests.  Schwierigkeit von Tests.  Gruppenunterschiede.
Außenhandelsbeziehungen zwischen China, USA, EU Makroökonometrie Vorlesung Dr. Oliver Bode.
- Seite 1 TIME INTELLIGENCE ® by Titel.
Igor Vaynerman ISMOD-V ÜbungSS061 ISMOD-V Übung 3 Igor Vaynerman 8 Juni 2006.
Sind Sie und Ihr Gebäude gut vor Naturgefahren geschützt
Enhancement Request Enable Program and suppressed faetures in UDF Pro/Program und unterdrückte KEs in UDF verwendbar machen Pro/Engineer Part - Modelling.
DDKI Digitale Dokumentation Kommunaler Infrastruktur Dipl.- Ing. Hugo Fuchs Görzer Allee Klagenfurt Austria Tel: +43 (0)
 Präsentation transkript:

Priv.-Doz. Dr. Sven Fuchs 12. Juni 2015 Risikobewertung als Instrument der Lastenverteilung im Rahmen der Finanzierung von Schutzprojekten Priv.-Doz. Dr. Sven Fuchs 12. Juni 2015

Risikokonzept BUWAL 1999

Gefahr vs. Risiko Risiko wird verstanden als Maß für die Größe einer Gefahr. Risiko ist die Quantifizierung von Gefahr. Ri,j = f(pSi, pOj,Si, AOj, vOj, Si) Ri,j = Risiko, abhängig von Szenario i und Objekt j pSi = Eintretenswahrscheinlichkeit von Szenario i [Bemessungsereignis] pOj, Si = Präsenzwahrscheinlichkeit von Objekt j ggüb. Szenario i AOj = Wert von Objekt j [Schadenpotential] vOj, Si = Verletzlichkeit von Objekt j, abhängig von Szenario i Prozess Schadenausmaß

Risiken lassen sich aus verschiedener Sicht betrachten Objektrisiko: Größe eines Risikos für ein Objekt. Ein Objekt ist die kleinste untersuchte Einheit (Gebäude, Betrieb, Menschenansammlung im Freien, Straßenabschnitt) Kollektivrisiko: Größe des Risikos für die Gesellschaft bzw. näher bestimmter Teil dieser Gesellschaft (Gesamtschäden = Summe aller Objektrisiken innerhalb der Kollektiveinheit, z.B. „für das Dorf“) Individualrisiko: Größe eines Risikos für den Einzelnen (abgeleitet vom Objektrisiko und der Zahl der Personen, die sich in diesem Objekt aufhalten)

Risiken lassen sich aus verschiedener Sicht betrachten Objektrisiko: Größe eines Risikos für ein Objekt. Ein Objekt ist die kleinste untersuchte Einheit (Gebäude, Betrieb, Menschenansammlung im Freien, Straßenabschnitt) Kollektivrisiko: Größe des Risikos für die Gesellschaft bzw. näher bestimmter Teil dieser Gesellschaft (Gesamtschäden = Summe aller Objektrisiken innerhalb der Kollektiveinheit, z.B. „für das Dorf“) Individualrisiko: Größe eines Risikos für den Einzelnen (abgeleitet vom Objektrisiko und der Zahl der Personen, die sich in diesem Objekt aufhalten)

Ebenen der Quantifizierung Skale BUWAL 1999

Gefahrenbeurteilung Analyse der Auswirkungen Definition von Intensitäten/Klassen Räumliche Verteilung Intensitäts-/Gefahrenkarten Intensität Klassifikationsmatrix (v,t)

Gefahrenbeurteilung

Schadenpotential Mögliche Auswirkungen von Naturgefahren Direct effects: first order consequences which occur immediately after an event, such as fatalities and damage caused by an earthquake. Indirect effects: emerge later and may be more difficult to attribute directly to the event (e.g., mental illness resulting from shock, long-term decrease in stock prices). Tangible effects: It is possible to assign reasonable monetary values, such as replacement of damaged property. Intangible effects: although real, such effects cannot be satisfactorily assessed in monetary terms. Betriebs- unterbruch, Umsatz- entgang Stress, Belästigung, posttrauma- tisches Bs. physischer Schaden an Eigentum Zerstörung von Kultur- denkmälern Verlust direkt indirekt Ablagerung fruchtbaren Bodens (Landwirtsch.) attraktive Örtlichkeit für Bauland Spenden, Wiederaufbau- hilfe Gewinn intangibel tangibel Smith 2013

Schadenpotential Informationen zu Gebäuden Räumliche Lage zur Gefahr Gebäudetyp Charakteristika der Gebäude Schadensanfälligkeit…

Modellstruktur Risikobewertung Input 1: Objekte Gebäude, Gebäude- und Wohnungsregister Ökonomisches Modell Input 2: Werteberechnung Durchschnittswerte je Objektkategorie und Bundesland Exposition Einwirkung Input 3: Gefahrenzonen Summenzonen Wildbach Summenzonen Lawine GIS Auswirkung Input 4: Verletzlichkeitswerte Ansatz 1 Ansatz 2 … Schaden-berechnung Input 5: Aggregierung Systemabgrenzung Untereinheiten zur Datenaggregierung Output: Erwartete Schäden Basis: räumliche Einheiten Gebäudeschäden Personen (Monetarisierung) Visualisierungs-modell

Modellstruktur Risikobewertung Input 1: Objekte Gebäude, Gebäude- und Wohnungsregister Ökonomisches Modell Input 2: Werteberechnung Durchschnittswerte je Objektkategorie und Bundesland Exposition Einwirkung Input 3: Gefahrenzonen Summenzonen Wildbach Summenzonen Lawine GIS Auswirkung Input 4: Verletzlichkeitswerte Ansatz 1 Ansatz 2 … Schaden-berechnung Input 5: Aggregierung Systemabgrenzung Untereinheiten zur Datenaggregierung Output: Erwartete Schäden Basis: räumliche Einheiten Gebäudeschäden Personen (Monetarisierung) Visualisierungs-modell

Werteberechnung Durchschnittliche Werte [€/m^2] Gebäudekategorie Beschreibung Wert [€/m2]* 01 Gebäude mit einer Wohnung 1.234,80 02 Gebäude mit zwei oder mehr Wohnungen 03 Wohngebäude für Gemeinschaften 04 Hotels und ähnliche Gebäude 1.900,80 05 Bürogebäude 1.436,40 06 Groß- und Einzelhandelsgebäude 1.584,00 07 Gebäude des Verkehrs- und Nachrichtenwesens 1.780,80 08 Industrie- und Lagergebäude 756,00 09 Gebäude für Kultur-/Freizeitzwecke, Gesundheitswesen 1.705,20 10 landwirtschaftliches Nutzgebäude 700,00 11 Privatgarage 789,60 12 Kirchen, sonstige Sakralbauten n.b. 13 Pseudobaulichkeit 200,00 14 sonstiges Bauwerk 1.200,00 Keiler et al. 2006a, b; Fuchs & Zischg 2013 * teuerungsbereinigt auf 2015

Werteberechnung Durchschnittliche Werte [€/m^2] Richtwerte: teuerungsbereinigt auf 2015 Allgemein wurde eine gute Ausstattung angenommen. Auf- und Abschläge: Kranewitter 2002

Modellstruktur Risikobewertung Input 1: Objekte Gebäude, Gebäude- und Wohnungsregister Ökonomisches Modell Input 2: Werteberechnung Durchschnittswerte je Objektkategorie und Bundesland Exposition Einwirkung Input 3: Gefahrenzonen Summenzonen Wildbach Summenzonen Lawine GIS Auswirkung Input 4: Verletzlichkeitswerte Ansatz 1 Ansatz 2 … Schaden-berechnung Input 5: Aggregierung Systemabgrenzung Untereinheiten zur Datenaggregierung Output: Erwartete Schäden Basis: räumliche Einheiten Gebäudeschäden Personen (Monetarisierung) Visualisierungs-modell

Gefahrenzonen: Zuweisung der Objekte Benötigt GIS Ergebnis: alle Gebäude, die mit einer der beiden Zonen überlagern

Gefahrenzonen: Zuweisung der Objekte Vernachlässigung von räumlicher Auftretenswahrscheinlichkeit

Modellstruktur Risikobewertung Input 1: Objekte Gebäude, Gebäude- und Wohnungsregister Ökonomisches Modell Input 2: Werteberechnung Durchschnittswerte je Objektkategorie und Bundesland Exposition Einwirkung Input 3: Gefahrenzonen Summenzonen Wildbach Summenzonen Lawine GIS Auswirkung Input 4: Verletzlichkeitswerte Ansatz 1 Ansatz 2 … Schaden-berechnung Input 5: Aggregierung Systemabgrenzung Untereinheiten zur Datenaggregierung Output: Erwartete Schäden Basis: räumliche Einheiten Gebäudeschäden Personen (Monetarisierung) Visualisierungs-modell

Verletzlichkeit: Ansätze Gebäude Schadenfunktionen Daten Österreich Daten Südtirol I Daten Österreich + Südtirol I Daten Österreich + Südtiol I und II Totschnig & Fuchs 2013; Papathoma-Köhle et al. 2015 19

Verletzlichkeit: Ansätze Gebäude (2) Modell: Schadenempfindlichkeit für Gebäudekategorien Ident. max. Schaden wegen notwendigem Abbruch 1 = Leichtbauweise 2 = gemischte Bauten 3 = Mauerwerk 4 = Betonbauten 5 = verstärkte Bauten Allgemeine Schadenschwelle (2-3 kN/m2) Wilhelm 1997

Modellstruktur Risikobewertung Input 1: Objekte Gebäude, Gebäude- und Wohnungsregister Ökonomisches Modell Input 2: Werteberechnung Durchschnittswerte je Objektkategorie und Bundesland Exposition Einwirkung Input 3: Gefahrenzonen Summenzonen Wildbach Summenzonen Lawine GIS Auswirkung Input 4: Verletzlichkeitswerte Ansatz 1 Ansatz 2 … Schaden-berechnung Input 5: Aggregierung Systemabgrenzung Untereinheiten zur Datenaggregierung Output: Erwartete Schäden Basis: räumliche Einheiten Gebäudeschäden Personen (Monetarisierung) Visualisierungs-modell

Mögliches Ergebnis… Visualisierung der Nutzen aus Maßnahme je Gebäude (prinzipiell wäre es also möglich, dass Nutznießer unterschiedliche Interessentenbeiträge zahlen) Fuchs & Heiser 2013

Mögliches Ergebnis… Visualisierung der Nutzen aus Maßnahme je Gebäude (prinzipiell wäre es also möglich, dass Nutznießer unterschiedliche Interessentenbeiträge zahlen) Fuchs & Heiser 2013

Risiko – Systemgrenzen Prozess Raum: gesamtes Einzugsgebiet, Teileinzugsgebiete, Einzelobjekt,… betrachtete Jährlichkeit: 30, 100,…; oder worst case Szenarien? Schadenpotential Gebäude: Ebene Einzelobjekt, Aggregierung,… → Maßstab! Personen: Wohnbevölkerung, temporäre Bevölkerung Infrastruktur Intangibles? (→ Schönheit des Landschaftsbildes, indirekte Folgen eines ausbleibenden Tourismus,…)

…warum dennoch Risiko …ermöglicht die Vergleichbarkeit verschiedener Gefahren …ermöglicht eine ökonomische Bewertung (Prioritätenreihung) der effizientesten Schutzmaßnahme → Vorteile im Vergleich zu rein geometrischen Verfahren (Abstand zum Gerinne x fiktiver Wert x Kubatur)

…warum dennoch Risiko Schadensanfälligkeit wird berücksichtigt (Vulnerabilität) Anreize für Eigenvorsorge können berücksichtigt werden → gerechtere Lastenverteilung

Fragen? sven.fuchs@boku.ac.at