Fünftes Buch: Frau und Ehe

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 Präsentation transkript:

Fünftes Buch: Frau und Ehe J.-J. Rousseau: Emile oder über die Erziehung Fünftes Buch: Frau und Ehe Erziehung der Frau Sophie Zweisamkeit und Ehe Seminar Geschichte der Pädagogik FS 2008 lic.phil. Christine Ruckdäschel

Sitzung vom 14. Mai 2008 Abschnitt S. 385-449 Mann und Frau Die Erziehung der Frau Sophie als Person Voraussetzungen einer glücklichen Ehe

Was will das fünfte Buch? Emil bekommt eine Gefährtin, mit der gemeinsam er sich zu einem „homme naturel“ nach Rousseaus Vorstellungen entwickeln soll Nach der Reifezeit: Erziehung zum Bürger Beziehung mit Sophie soll Emil im Kleinen darauf vorbereiten, dass er später in der Gesellschaft bestehen kann Frauen werden nach Rousseau anders erzogen als Männer Sophie erfüllt moralisch eine komplementäre Rolle, ihr werden „weibliche“ Attribute zugeschrieben, die Emil ergänzen sollen Der Kreis schliesst sich: Emil entwächst der Erziehung und gründet selbst eine Familie

Sophie oder die Frau Mann und Frau sind gleiche Gattungswesen, aber unterschiedliche Geschlechtswesen Sophie wurde lange Zeit im Diskurs um Rousseaus Emile vergessen. Erst die feministische Pädagogik entdeckte sie wieder. Der Emile ging aus dieser Diskussion nicht unbeschadet hervor: Es gibt keine Gleichheit zwischen Mann und Frau. Aufgabe der Frau ist es, Kinder zu gebären und ihrem Mann ein Heim zu schaffen. Sie muss dem Mann gehorchen und ihm das Leben angenehm gestalten. Frauen sind eher praktisch als analytisch veranlagt und listiger als Männer; sie können Männer durch ihre Sanftmut unterwerfen

Das „sechste Buch“ Nicht im Emil enthalten: sechster Teil „Émile et Sophie, ou les Solitaires“  Briefroman, mit dem Rousseau wohl schon 1762 begonnen hat und der unvollendet bleibt Dort führt Rousseau Emils Geschichte weiter. Das Paar begibt sich nach Paris, wo Sophie schnell dem dekadenten Leben in der Metropole erliegt. Als Sophie Emil beichtet, das Kind eines anderen zu erwarten, zerbricht die Beziehung. Emil findet Trost in seiner früh erlernten Haltung der „weisen“ Resignation und selbst als er durch eine Verkettung von Umständen in die Gewalt von Mauren gerät, behält er seinen Gleichmut. Er kehrt sich von der Welt ab und kappt jegliche Bindung an Dinge oder Menschen. Die Beziehung ist an der unzureichenden Erziehung Sophies und der Gesellschaft zerbrochen. Diese Fortsetzung steht in deutlichem Gegensatz zur idealtypischen Konstruktion des Emil und enthält eine Reihe von Themen, Reflexionen zur Philosophie der Einsamkeit, die Rousseau in seinem letzten Werk, den Träumereien des einsamen Spaziergängers, wieder aufnimmt.

Mann und Frau Männer und Frauen sind von der Natur komplementär zueinander konzipiert: sie sind aufeinander angewiesen, aber nicht gleichwertig Idealbild der bürgerlichen Familie: der Mann braucht sie als Ausgangspunkt seiner gesellschaftlichen Tätigkeit, die Frau findet in der Familie ihr Betätigungsfeld „Stand der Frau“ im Gegensatz zum Mann: auf Unterwerfung ausgelegt, daher kann jedes der Geschlechter „seine“ Freiheit finden (Freiheit als Ziel aller Entwicklung) „Natürlich bedingte“ Ungleichheit der Geschlechter legitimiert Ungleichheit in der Gesellschaft – viel kritisierter Punkt Rousseau schreibt Männern und Frauen je eigene Attribute zu. Teilweise sind die Frauen den Männern überlegen, müssen sich aber dennoch unterordnen, wenn die Gesellschaft fortbestehen soll.

Mann und Frau „Eines der grössten Wunder der Natur ist, zwei so ähnliche Wesen hervorgebracht zu haben, indem sie sie so verschieden gemacht hat.“ (386) Gemeinsamkeiten: Organe, Bedürfnisse, Fähigkeiten Unterschiede: „ein mehr und Weniger“ (385) Die Frau muss dem Mann gefallen; er ihr aber nicht unbedingt. Weil er stark ist, gefällt er sowieso. Sozial und politisch ist die Frau dem Mann untergeordnet; in der Liebe jedoch ist sie die Bestimmende. Ehe und Familie bestimmen das gesamte Dasein der Frau. „Der Mann ist nur in gewissen Augenblicken Mann, die Frau aber ihr ganzes Leben lang Frau.“ (389)

Erziehung der Frau Frauen müssen viel lernen, aber nur das, was sich für sie schickt. Als da wären: Putz, Kleidung, Körperpflege, Gesundheit, Spiele, Puppen, Nadelarbeit, Zeichnen, Lesen, Rechnen, Anmut, Tanzen, Singen, Sprechen, Moral, Höflichkeit etc. Auch ihre Erziehung soll der Natur folgen, dafür sind die Mütter zuständig. In Mädchen sollen nur weibliche Eigenschaften ausgebildet werden Verstand und Äusseres sollen gepflegt werden Erziehung der Mädchen muss bereits Bezug auf Männer nehmen (zukünftige Pflichten!  Gewöhnung an Zwang) Listigkeit von Mädchen als Naturgabe erkennen und fördern Vernunft und Reden sollen entwickelt werden

Widersprüche und Gegensätze Emil wird zur Unabhängigkeit erzogen -- Abhängigkeit ist ein natürlicher Zustand der Frau Emil soll vor Einfluss der Gesellschaft geschützt werden -- Frau ist fremden Urteilen ausgeliefert Emil geniesst negative/natürliche Erziehung -- die Frau eine öffentliche Erziehung, die sie auf ihre Pflichten vorbereitet Emil hat 3 Erzieher (Natur, Dinge, Menschen), die bei der Erziehung der Frau nicht unterschieden werden Emil durchlebt 5 Lebensalter, die von der Frau nicht durchlebt werden

Sophie: Emils Gefährtin AUFGABE: Beschreibt Sophies Charakter. Welche Eigenschaften schreibt Rousseau ihr zu? Was ist Eure Prognose: Kann das gut gehen mit den beiden? Warum?

Voraussetzungen einer glücklichen Ehe Befragt die Natur: Vereint keine Menschen, die nicht zusammen passen Die Familie ist mit der Gesellschaft nur durch den Familienvorstand verbunden. Er bestimmt daher den Stand der ganzen Familie; ein Mann sollte daher nicht „hinauf heiraten“ Diejenigen sind die besten Ehen, in denen die Frau die meiste Autorität hat (S. 446)

Thesen zu einer gelingenden Ehe Zieht eine Karte Nehmt Stellung zur These: Was verrät sie uns über den Autor?

Take-home message für heute Im Gegensatz zu anderen Erziehungsromanen (Locke) endet für Rousseau die Begleitung nicht mit der Heiratsfähigkeit In Rousseaus Beschreibung der Frau zeigen sich viele seiner eigenen (schmerzhaften, nicht idealen) Erfahrungen Frauen sollen in der Familie das leisten, was Rousseau selbst nicht erfahren durfte