Inhalt I: Funktion und Wachstum der Finanzmärkte. Was sollten Finanzmärkte sein und was sind sie? II: Wie und warum kam es zur „Globalisierung“ und „Emanzipation“

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Termingeschäfte: Futures und Optionen/Forwards/Futures: Terminkauf und -verkauf Flonia Lengu.
Advertisements

Einfache Kombinationen aus Fixgeschäften und Optionen / Spreads
Derivate im Kreditmarkt
Preisbildung für Optionen
Finanzierung und Investition
liquide Mittel für Investitionen bereitstellen
Hätten Sie es gewusst? Ein kleines Ratespiel, das durch den Stoff der Themenreihe Börse führt. (alle Fragen wurden vom Kurs 10 SW 2008/09 erstellt)
Kapitelübersicht 1 Zinsstruktur (Einführung)
Zunächst: NKA Matthias: Erweiterung Coupon-Anleihen
Beispielhafte Verkaufsansätze
Michael Zynga, Christian Meder, Nataly Falk, Julia Kratz
Zinsen und Zinseszinsen
Private Equity Private Equity
Sparen Anlegen Vorsorgen
Bewertung von Optionen
Wege aus der Finanzkrise Nicola Liebert Attac.
Aktiengesellschaft [Kennst du Aktiengesellschaften?]
Geld- und Kreditpolitik I.
Arnold, Bachelor-Studienphase-2-Info1 Schwerpunktmodul Finanzmärkte Bachelor Studienphase 2 Phase-2-Info
Proseminar Entwicklungsökonomie WS 07/08
Tutorium Makro- und Mikroökonomik
Kapitallebensversicherung & private Rentenversicherung
Extreme Armut Verschuldung.
Was sind Fonds? Fonds stellen eine Form der Geldanlage dar. Eine wesentliche Rolle spielt bei der Investition das Prinzip der Risikostreuung und Mischung.
Globalisierung – Was ist das?
Zahlungsströme zwischen Akteuren
Die Rolle der G8 im internationalen Finanzsystem
Business Modelling & Risk Management mit Financial Engineering? (1/2): Lösungsmöglichkeiten im Überblick Kann die Finanzstruktur als Terminggeschäft abgebildet.
Optionsanleihe.
Bewertung eines Unternehmens aufgrund der Zahlen und Fakten
Anlegen in der Krise Oktober/November 2009 Mag. Christian Pechhacker.
„Zinsswap – Geschäfte“ Dr. Andreas Staribacher
Quellen: Redak 2002, Huffschmid 2006, Klimenta o.J., Plihon 2006 Proseminar Entwicklungsökonomie WS 06/07 Einheit 9 Finanzmärkte 1 Karin Küblböck.
Rund um die Börse.
Fortgeschrittene Techniken
Aktie IMMER NOCH ohne Alternative!? mit Dennis Mehrtens Sales Manager
Arnold, Bachelor-Studienphase-2-Info1 Schwerpunktmodul „Finanzmärkte“ Bachelor Studienphase 2 Phase-2-Info
Banken Thomas Kutschera.
Ablauf der Finanzierung durch Unternehmensanleihen
Offene Selbstfinanzierung:
Von der Methan Modellierung zur Credit Spread Modellierung
© 2005 KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft AG, the German member firm of KPMG International, a Swiss cooperative. All rights reserved. KPMG and the KPMG.
Aktienoptionen als Lösung des Prinzipal-Agenten-Problems? Thema 2.1: Aktienoptionen als materieller Leistungsanreiz Vortrag 2: Patrick Struck.
Der Nutzen einer Staatsbank
8. Übung zur Makroökonomischen Theorie
Internationaler Controller Verein eV | Walter Schmidt | CIB 2011 | Seite CIB Controlling ist (auch) Kommunikation Begrüßung.
1 Neue Chancen mit Short-, Hebel- und Smart-Beta-ETFs Worauf Sie beim Einsatz achten müssen. 14. September 2015 Edda Vogt, Deutsche Börse AG, Cash & Derivatives.
Aktien Beispiel Austrian Airlines AG Was ist das? Wie nennt man Aktien noch? Welche Merkmale hat eine Aktie? Ist eine Aktie eine günstige Anlageform? Aktienähnliche.
EuroStoxx 50. Übersicht Definition Werte Beispiele Performance: 10 Jahre, 5 Jahre, 6 Monate Prognose.
Arten von Wertpapieren
Aktien Beispiel Austrian Airlines AG Was ist das?
von Melanie Obriejetan
A NLAGEFORMEN Anna Corn Februar Ü BERSICHT Aktien Anleihen Investmentfonds Immobilienfonds Zertifikate Optionen Optionsscheine Futures.
Optionen. Begriff Eine Option berechtigt den Käufer gegen Bezahlung einer Prämie gegen Bezahlung einer Prämie eine bestimmte Menge eines bestimmten Basiswerts.
Investmentzertifikate
Optionen. Begriff Eine Option berechtigt den Käufer gegen Bezahlung einer Prämie gegen Bezahlung einer Prämie eine bestimmte Menge eines bestimmten Basiswerts.
Anleihe Derya Özkan.
Das Zertifikat Ariane Schöpf.
Börsenmärkte Kassamarkt
Besondere Anleihen S. 94/95 Pfandbriefe Kommunalbriefe
Arbeitsaufträge (Buch S. 47)
Absicherung der Deckungsgrades Ideen für die Steuerung der Aktienexposure PKBS,
Umsatz mit Patentlizenzen: Über ,- € Jährlich über Patent- anmeldungen weltweit Anteil der immateriellen Vermögenswerte.
Was ist das Stakeholder Value Konzept? Unternehmer wollen soziale und politische Verantwortung tragen –Alle Anspruchsgruppen werden in die Unternehmensplanung.
Gas Geld in der Volkswirtschaft Quelle: Eckart D. Stratenschulte: Wirtschaft in Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2006.
Peter O. Kölle A member of HVB Group Unternehmerische Chancen in Russland – Erfahrungsbericht aus dem Finanzsektor Wirtschaftliche.
"Modernes Finanzmanagement" Risikoanalyse bei Finanzgeschäften NÖ Gemeindefinanzierungs-Beratungsgesellschaft GmbH NÖ GFBG - Mag. Heinz.
Wertpapiere Gläubigerpapiere Anteilspapiere Derivate und Sonderformen.
Chinas Wirtschaft Boomt
Aktien Allgemein Rechte Ertrag Aktiengesellschaft Bedeutung
 Präsentation transkript:

„Money makes the world go round“ Zur Funktion und Entwicklung der Finanzmärkte

Inhalt I: Funktion und Wachstum der Finanzmärkte. Was sollten Finanzmärkte sein und was sind sie? II: Wie und warum kam es zur „Globalisierung“ und „Emanzipation“ der Finanzmärkte? III: Krisen und Regulierungsvorschläge

Teil I: Funktion und Wachstum der Finanzmärkte

Inhaltsübersicht Teil I: Funktion und Gliederung der Finanzmärkte Übersicht gebräuchlicher Finanzmarktprodukte Grundlegende Zusammenhänge und Begriffe (Kurs, Marktkapitalisierung, Index, Derivat,...) Entwicklung von Umsätzen an verschiedenen Teilmärkten Finanzmärkte von der Unternehmens-finanzierung zum reinen Anlegercasino?

1 Was sind Finanzmärkte? Der Begriff „Finanzmarkt“ wird als Überbegriff für Bezeichnungen wie „Kreditmarkt“, „Geldmarkt“, „Kapitalmarkt“, „Devisenmarkt“, „Terminmarkt“, etc.. verwendet. Die zunehmende Verschmelzung dieser Märkte (vgl. Teil II) lassen eine solche übergreifende Bezeichnung als sinnvoll erscheinen. Der „Finanzmarkt“ ist der Bereich, an dem verschiedene Finanzprodukte (Buchgeld, Kredite, Aktien, Anleihen, Optionen, Derivate,...) zum Zweck der Investition in der Realwirtschaft, der Sicherung realwirtschaftlicher Geschäfte oder zur Spekulation aufgenommen und/oder getauscht werden.

Funktion der Finanzmärkte 1 Funktion der Finanzmärkte Die primäre Aufgabe des Finanzmarkts besteht darin, flüssige finanzielle Mittel, die keine konsumtive Verwendung finden, zu jenen umzuleiten, die Finanzmittel für Investitionen benötigen. Der Finanzmarkt soll „sparen“ und „investieren“ zu einem effizienten Ausgleich führen. Oftmals geäußerte Kritik: Ein großer Anteil der Gesamtumsätze an den Finanzmärkten erfülle diese Aufgabe nicht.

Gliederung der Finanzmärkte I 1 Gliederung der Finanzmärkte I Kreditmärkte Primärmärkte Sekundärmärkte Aktienmärkte, Anleihenmärkte Währungsmarkt (=Devisenmarkt) Derivatemarkt Aber zahlreiche andere Klassifikationen sind ebenfalls möglich.

Gliederung der Finanzmärkte II 1 Gliederung der Finanzmärkte II Laufzeit der Produkte (z.B.: Geld- und Kapitalmarkt) Finanzierung bzw. Handel Produktform (Eigentumstitel, Schuldtitel, Terminprodukt) Risiko, Rendite der Produkte Organisationsgrad der Märkte (z.B.: Börsen- vs. OTC-Handel)

Übersicht einiger wichtiger Finanzmarktprodukte I 2 Übersicht einiger wichtiger Finanzmarktprodukte I Kredit Aktien, Anleihen Optionen, Futures, Swaps Abnahme der Finanzierungs-funktion bzw. Zunahme der Spekulations-funktion

Finanzmarktprodukte und Finanzierung 2 Finanzmarktprodukte und Finanzierung Eigenkapital (Aktien) Fremdkapital (Kredite, Anleihen) Erwerb eines Anteils an einem Unternehmen Gläubiger erwirbt keinen Anteil am Unternehmen In der Regel keine Rückzahlung; aber Dividende Rückzahlung ist verpflichtend und verzinst Eingriff des Aktionärs in das Management Kein Eingriff des Kreditgebers in das Management

Motive des Wertpapierhandels 2 Motive des Wertpapierhandels Arbitrage: Ausnutzen von Kursdifferenzen Hedging: Absicherung gegen Kurs-, Zins- und/oder Währungsschwankungen Spekulation: Handel mit der Hoffnung auf Gewinne

Wie entsteht ein Aktienkurs ? 3 Wie entsteht ein Aktienkurs ? Über Market-Maker-Systeme Oder über Auktionärsmärkte Beispiel für das Entstehen eines Eröffnungskurses

Theorien über die Entwicklung von Kursen 3 Theorien über die Entwicklung von Kursen „Fundamentalisten“ / Purchase Power Parity „Chartisten“ Einfluss wichtiger Einzelereignisse Neuronale Netze „Aberglaube“ ?!

Was bedeutet „Marktkapitalisierung“? 3 Was bedeutet „Marktkapitalisierung“? Die Marktkapitalisierung gibt an, wie hoch der gesamte Börsenwert eines Unternehmens bzw. einer Aktie ist. Die Marktkapitalisierung einer gehandelten Aktie errechnet sich aus dem Produkt von Kurs und Anzahl der Aktien. Das bedeutet, dass die Höhe eines Aktienkurses, der wiederum vom kumulierten Anlegerverhalten abhängt, den Börsenwert eines Unternehmens bestimmt.

Was ist ein Index? 3 Berechungsmethoden für Indizes: Ein Index bezeichnet die durchschnittliche Wertänderung einer Gruppe von Gegenständen in der Zeit. Er gestattet dem Investor die Beurteilung einer Branche oder eines gesamten Marktes in übersichtlicher Weise. Kursdurchschnitt (DJIA) Kursindex (ATX) Performanceindex (DAX) Indizes, die mit unterschiedlichen Methoden berechnet werden, sind kaum miteinander vergleichbar.

Derivative Finanzprodukte 3 Derivative Finanzprodukte Derivate sind Finanzprodukte, deren eigener Wert aus dem Marktpreis eines oder mehrerer originärer Basisinstrumente (Aktienkurse, etc.) abgeleitet ist. Derivate gründen auf Termingeschäfte, beziehen sich also auf Ereignisse in der Zukunft. Termingeschäfte werden dann zu Derivaten, wenn die Ansprüche und Verpflichtungen aus diesen Geschäften selbst in Wertpapierform gebracht und gehandelt werden. Es gibt kein Derivat, das direkt der Finanzierung von Investitionen in der Realwirtschaft dient.

3 Swaps I Ist ein für die Zukunft vereinbartes Tauschgeschäft zwischen zwei Handelspartnern. Getauscht werden zumeist Beträge auf unterschiedliche Zinssätze (fix gegen variabel), Währungen, oder Zinsen und Währungen. Wenn die Unternehmen eine unterschiedliche Bonität aufweisen, können beide aus einem Swapgeschäft einen Vorteil ziehen. Ausgangssituation: Unternehmen A kann Kredit zu 7 Prozent fixer Verzinsung aufnehmen oder zu LIBOR, Unternehmen B zu 10 Prozent fix oder LIBOR + 1 Prozent.

Swaps II 3 Unternehmen A Unternehmen B 7 % fixer Zinssatz LIBOR + 1% 8 % Beide Unternehmen erlangen durch das Tauschgeschäft einen Vorteil.

4 Quelle: FIBV, zit. in Huffschmied 2001

Aktienmarktkapitalisierung Mitte der 80er Jahre 4 Aktienmarktkapitalisierung Mitte der 80er Jahre Quelle: Leyshon und Thrift 1997, S. 127

4 Quelle: FIBV, zit. in Huffschmied 2001

Umschlagshäufigkeit heimischer Wertpapiere an den größten Börsen 1995 4 Umschlagshäufigkeit heimischer Wertpapiere an den größten Börsen 1995 Quelle: Laulajainen 1998, S. 152

4 Quelle: Laulajainen 1998, S. 156 Wertpapier-handelsvolumen an der New Yorker und der Londoner Börse nach Herkunftsland 1995

Gesamte Finanzaktiva 1993 (ohne Derivate) 4 Gesamte Finanzaktiva 1993 (ohne Derivate) Quelle: Laulajainen 1998, S. 30

4 Quelle: BIZ, zit. in Huffschmied 2001

4

4 Quelle: BIZ, 68. und 69. Jahresbericht, zit. in Huffschmied 2001 und in Braasch 1996

Außerbörslicher Umsatz mit Zinsderivaten 4 / 1995 Quelle: Laulajainen 1998, S. 99

5 Die „wahre“ Funktion der Finanzmärkte: Unternehmensfinanzierung oder Anlegercasino? Quellen der Unternehmensfinanzierung (in %) Quelle: Huffschmied 1999, zit. in Huffschmied 2001

5 Fazit: Die Umsätze an den Sekundärmärkten, den Devisenmärkten und den Märkten für Derivate haben sich in den letzten Jahrzehnten explosionsartig vervielfacht, während die Finanzierung von Investitionen in der Realwirtschaft über Neuaufnahme von Krediten oder Emission von Aktien und Anleihen verhältnismäßig geringfügigen Veränderungen unterworfen war.