Was ist die Optimalitätstheorie? Universalien

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 Präsentation transkript:

Was ist die Optimalitätstheorie? Universalien

OT-Grammatik als Input-Output Vorrichtung (Funktion) Eine Grammatik kann als Funktion betrachtet werden, die einem Input eindeutig einen Output zuordnet: G(Input) = Output. Unter der Annahme, dass die zugrunde liegende Form von engl. sing /sing/ lautet (analog zu sink /sink/), erhalten wir G (/sink/) = /siNk/ G (/sing/) = /siN/ Dies gilt gleichermaßen für die generative Phonologie wie für die Optimalitätstheorie. Diese unterscheiden sich in der Art und Weise, wie die Funktion "berechnet" wird. In der klassischen Generativen Phonologie wird der Output durch Anwendung einer geordneten Menge von Regeln aus dem Input abgeleitet (Derivation).

Ableitung in der Generativen Phonologie Input /sink/ /sing/ Nasalassimilation /siNk/ /siNg/ "Nasalharmonie" /siNù/ Degemination /siN/ Output /siNk/ /siN/

OT-Grammatik als Input-Output Vorrichtung (Funktion) Auch OT-Grammatik ist Input-Output-Funktion, die einem Input eindeutig einen Output zuordnet: GOT(Input) = Output. Diese Abbildung verteilt sich in der OT jedoch auf verschiedene Komponenten. Zunächst gibt es eine Funktion namens Generator (Gen), die den Input auf eine potentiell unbegrenzte Menge von Output-Kandidaten abbildet: Gen(Input)  {K1, K2, K3, ..., Kn} Eine zweite Funktion, der Evaluator (Eval) erhält diese Kandidaten-Menge als Input und wählt daraus den optimalen Kandidaten aus. Diese Auswahl ist eindeutig, d.h. es gibt für eine Kandidaten-Menge jeweils nur einen optimalen Kandidaten als Output: Eval({K1, K2, K3, ..., Kn})  Output

Komponenten einer OT-Grammatik Eine OT-Grammatik besteht aus folgenden Komponenten: Lexikon: Das Lexikon enthält die lexikalischen Repräsentationen (zugrunde liegenden Formen) der Morpheme und liefert den Input für den Generator. Generator: Der Generator erzeugt aus einem Input eine potentiell unendliche Menge von Output-Kandidaten Ki (1 i  ) und übergibt sie an den Evaluator. Evaluator: Der Evaluator besteht aus einer Menge von geordneten Beschränkungen {B1 >> B2 >> ... Bn} und bewertet die Output-Kandidaten hinsichtlich ihrer "Harmonier-Werte" und wählt danach den optimalen Kandidaten aus.

Architektur der Optimalitätstheorie Con Lexikon Kandidaten Gen /sing/ B1 B2 B3 /siNg/ Input /siN/ /siNk/ /sink/ /sing/ Output /siN/

Grundbegriffe der OT Beschränkungen (constraints) Konflikt "Herrschaft" (domination) Optimalität

Beschränkungen - constraints Eine Beschränkung ist eine Strukturbedingung, die von einer Output-Form entweder erfüllt (engl. satisfy)oder verletzt (engl. violate) werden kann. Es können zwei Typen von Beschränkungen unterschieden werden: Treue-Beschränkungen (faithfullness constraints) Markiertheits-Beschränkungen (markedness constraints)

Markiertheits-Beschränkungen Markiertheits-Beschränkung verlangen, daß Ouput-Formen ein bestimmtes strukturelles Wohlgeformtheits-Kriterium erfüllen. Diese können sowohl positiv als auch negativ formuliert sein, so daß man unterscheiden kann zwischen: Geboten und Verboten Verbote Vokale dürfen nicht nasaliert sein Silben dürfen keine Koda haben (NoCoda) Obstruenten dürfen in der Kodaposition nicht stimmhaft sein Gebote Sonoranten müssen stimmhaft sein Silben müssen einen Anlaut haben (Onset)

Treue-Beschränkungen Während Markiertheits-Beschränkungen sich nur auf Output-Formen beziehen und den Input nicht berücksichtigen, verlangen Treue-Beschränkungen (faithfulness), daß in den Output-Formen die Eigenschaften ihrer zugrundeliegenden (lexikalischen) Formen erhalten bleiben. Im Idealfall sollte der Output identisch mit dem Input sein. Beispiele: Im Output müssen alle Segmente des Inputs erhalten bleiben (keine Tilgung, Max) Der Output muß die lineare Abfolge aller Segmente des Inputs beibehalten (keine Metathesen) Output-Segmente müssen Entsprechungen im Input haben (Epenthese-Verbot; Dep) Output-Segmente und Input-Segmente müssen identische Merkmalswerte aufweisen (Ident-IOMerkmal).

Treue-Beschränkungen Unter einem funktionalen Aspekt kann man sagen, daß Treue-Beschränkungen die Aufgabe haben, die lexikalischen Einheiten einer Sprache vor den "korrodierenden" Kräften der Markiertheits-Beschränkungen zu schützen. Das erfüllt zweierlei Zwecke: es wird sichergestellt, daß eine Sprache ausreichend distinktive Oppositionen zur Verfügung hat, um formal verschiedene lexikalische Einheiten mit unterschiedlicher Bedeutung auszudrücken. (Vgl. im Gegensatz dazu das hohe Maß an Homophonie im Chinesischen) Treue-Beschränkungen restringieren daß Ausmaß der Gestalt-Variation lexikalischer Einheiten (In geschriebenen Sprachen wird diese Aufgabe hauptsächlich durch die Orthographie wahrgenommen; der konservative Charakter der engl. Orthographie bewahrt die Identität des Wortes (vgl. /Èdem«krQt Çdem«ÈrkQtic dImkr«sI/ vs. democrat)

Universalität und Verletzbarkeit (violability) Beschränkungen sind universell Beschänkungen sind verletzbar

Optimalität: Herrschaft und Konflikt Optimalität: ein Output ist optimal, wenn er die hierarchisch geordnete Menge der Beschänkungen am besten erfüllt, d.h. die am wenigsten gravierenden Verletzungen aufweist Konflikt: Beschränkungen stehen in einem Konkurrenzverhältnis zueinander. Insbesondere besteht zwischen Strukturbeschränkungen (Markiertheits-Beschränkungen) und Treue-Beschränkungen ein grundlegender Konflikt. "Herrschaft" (dominance): Die höherranige von zwei konfligierenden Beschränkungen hat Vorrang vor (dominiert) die niederranige Beschränkung.

Beschränkungs-Interaktion – constraint interaction Beispiel: Auslautverhärtung im Deutschen Obstruenten in Kodaposition sind stimmlos: /hUnt/ 'Hund' vs. /hUnd«/ 'Hunde'. Die zugrundeliegende lexikalische Form ist /hUnd/ Zur Erklärung gibt es folgende Markiertheits-Beschränkung: *Voiced-Coda: Obstruenten in Kodaposition dürfen nicht stimmhaft sein Dem steht folgende Treue-Beschränkung gegenüber Ident-IO(sth): Die Spezifikation für das Merkmal [stimmhaft] eines Input-Segments muß im korrespondierenden Output-Segment erhalten bleiben Diese beiden Beschränkungen stehen im Konflikt zueinander.

Beschränkungs-Interaktion – constraint interaction Die zugrundeliegende lexikalische Form (Input) ist /hUnd/ Der Generator erzeugt daraus die Kandidaten [hUnd] und [hUnt] (neben vielen anderen wie [hUn], [hUn«d], [hUn«t], [hund]). Wir wollen uns auf die ersten beiden beschränken: [hUnd] erfüllt Ident-IO(sth), aber verletzt *Voiced-Coda [hUnt] verletzt Ident-IO(sth), aber erfüllt *Voiced-Coda Wir erhalten die optimale Form [hUnt], wenn wir von folgender Rangordnung der Beschränkungen ausgehen: *Voiced-Coda >> Ident-IO(sth) Für das Englische würde umgekehrt gelten: Ident-IO(sth) >> *Voiced-Coda

Auslautverhärtung – Deutsch Kandidaten *Voiced-Coda Ident-IO(sth) a. [hUnd] b. [hUnt] ! *  *

 * ! * Beispiel Englisch Ident-IO(sth) *Voiced-Coda [haUnd] *[haUnt] Kandidaten Ident-IO(sth) *Voiced-Coda a. [haUnd] b. *[haUnt]  * ! *