Arbeit und Gerechtigkeit: Die Akzeptanz von Lohn- und Beschäftigungsanpassungen in Deutschland Gefördert durch die Hans-Böckler-Stiftung Projektleitung:

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
(Alles) Anders als gedacht.
Advertisements

Bedeutung beruflicher Weiterbildung für Unternehmen
Risiko-Management im Projekt
Einfache Arbeit in Deutschland
Begleiter auf dem Weg nach Westen Deutsche und nordische Baltikumpolitik zwischen 1991 und 2004.
Flexible Arbeitszeiten
Dgdg Beschäftigungssituation und -perspektiven älterer Arbeitnehmer in Deutschland März 2009 Internationales Arbeitsmarktgespräch Friedrichshafen, 18.
Dr. Claus Schäfer Tarifautonomie und Mindeststandards Ministerium für Wirtschaft und Arbeit NRW in Düsseldorf Niedriglöhne: Eine Herausforderung.
Projektumfeld Gesellschaftliche Strömungen Strukturen/ Gliederung
Mitarbeiterbefragungen als Motivationsstrategie
Der DGB-Index Gute Arbeit Ziele und Umsetzungsperspektiven
Handlungsanleitung Betriebliche Instrumente zur Beschäftigungssicherung.
Erwerbskarrieren in Ostdeutschland – 20 Jahre nach der Deutschen Einheit und darüber hinaus - Korreferat – Birgit Schultz IWH/IAB-Workshop: 20.
Institut für Wirtschaftsforschung Halle How important are plant and regional characteristics for labor demand? Plant-level evidence for Germany -Korreferat-
„Älter werden in der Pflege“
Wirkungen der aktiven Arbeitsmarktpolitik
Lohnentwicklung im Lebenszyklus
Vorstellung Projekt P71 Beschäftigungsdynamik und heterogene Arbeitsverhältnisse: Untersuchungen zur Arbeitsmarktsegmentierung auf betrieblicher.
Tarifgebundenheit, Lohnbildung, und Ausbildungsanreize
Berufliche Kompetenzentwicklung
Kontrollfragen zu Kapitel 1
Arbeitsmarktreformen
Arbeitsplatzsicherheit
Arbeitsplatzsicherheit
Best of Consulting Project Excellence 2013 Berater über Projekt-Ansprechpartner.
Korreferat zu Zum Einfluss von Alter und Erfahrung auf Produktivitäts- und Lohnprofile 7. IWH/IAB-Workshop zur Arbeitsmarktpolitik 21. Oktober 2010, Halle.
Beschäftigtenbefragung zur Sozialpartnerschaft in Brandenburg
Umfrageergebnisse Energiepolitik/Energiewende Repräsentative Umfrage unter 700 Führungskräften von heute und morgen November 2013.
Herbert S. Buscher IWH Halle, Oktober Hartz IV und soziale Kälte; 1--Jobs, Ich- AG Hartz-Reformen (I – III) und ihre Evaluation Bürgergeld – Bad.
Viele Arbeitsplätze werden verloren gehen (mehr als ) -Vor allem in Ostdeutschland werden 25% der Beschäftigten betroffen sein.
Total Quality Management
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Hans Dietrich, Berlin, den Zukünftige Qualifikationsbedarfe auf dem Arbeitsmarkt.
Omnibusumfrage „Vorsorge“
Mentoren-Netzwerk für mehr Vielfalt in Unternehmen Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland – ISL e.V. Gefördert vom Bundesministerium.
Standortfaktoren Troisdorf
Wie viele Beine hat dieser Elefant?
Betriebliche Gestaltungsfelder
Neue Kulturen der Wissenschaft: Forschen Frauen anders
Prof. Dr. Stefan Sell Fachhochschule Koblenz Institut für Bildungs- und Sozialpolitik ( ibus) Gute Arbeit kostet.
Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie Ein wichtiger Schritt im Kampf um Gute Arbeit: Prekäre Beschäftigung eindämmen! Ein wichtiger Schritt.
KMUs in Tirol / Österreich - Betriebliche Planung Welche Zukunft sehen Tirols Unternehmen? Eine repräsentative Befragung über Optimismus, Ängste, Herausforderungen.
Eine Studie von TNS Infratest Politikforschung im Auftrag von LEE NRW
Jahresauftakt-Pressekonferenz Aktuelle Konjunkturdaten für das Ruhrgebiet und den Niederrhein.
Kommunikation Die Stimmungslage der Nation im Frühjahr 2008 März 2008 Prof. Dr. Frank Brettschneider Die Deutschen im Frühjahr 2008 Ein Gemeinschaftsprojekt.
FSU Jena – Workshop am in Jena Institut für Soziologie FSU Jena Dr. Michael Behr Leuchtturm auf unsicherem Fundament? Regionale Industrie und.
Aktienoptionen als Lösung des Prinzipal-Agenten-Problems? Thema 2.1: Aktienoptionen als materieller Leistungsanreiz Vortrag 2: Patrick Struck.
Schweizer Kolloquium zum Thema Jobsharing, PANEL E
Wie sind Sie heute gegen diese Risiken abgesichert?
Brand-Bam ‌ HG93 - Witschaftsinformatik ‌‌‌ Köln / Was habe ich mit der Sozialversicherung zu tun? Köln, 21. Mai 2010
In Zusammenarbeit mit dem Finanzmarketing-Verband Österreich Ergebnisse der Studie: Kundenerwartungen an Versicherungsmakler MMag. Robert Sobotka; Alpbach;
100 Tage Bestellerprinzip Eine Online-Befragung unter 1
Auswertung Befragung JRK zur Klimahelfer-Kampagne 1.
ArbeitsLos Lotteriespiel mit behinderten Menschen
2. Continental-Studentenumfrage 24. Februar 2005, TU Darmstadt.
Vereinbarkeit von Karriere und Familie Beschäftigte zwischen Karriereambitionen und Familienorientierung Dr. Andrea Hammermann Kompetenzfeld.
Durchgeführt von ISOPUBLIC Institut für Markt- und Meinungsforschung Ringstrasse 7 – CH-8603 Schwerzenbach Projekt-Nr.: 60928, Okt./Nov Bevölkerungswachstum.
Evaluation: AV dual im Rems-Murr-Kreis
1 Managermeinungen zur Chancengleichheit von Frauen im Beruf Ergebnisse einer repräsentativen telefonischen Unternehmensbefragung bei 404 Unternehmen in.
Georg Michenthaler IFES - Institut für empirische Sozialforschung GmbH Teinfaltstraße Wien „Lieber mit als ohne Betriebsrat!“ Ergebnisse einer telefonischen.
Öst. BetriebsrätInnen zur EU-Erweiterung Befragung im Frühjahr ein Zwischenbericht Tom Schmid
Technische Universität München Industrielle Beziehungen in Europa – eine neue Erfindung Dr. Michael Whittall Lehrtstul für Soziologie SS 2010.
Aktuelle Zahlen setzen Spekulationen ein Ende Eine repräsentative Erhebung über Risiko und Verbreitung sexueller Belästigung am Arbeitsplatz Referat an.
Analyse des Phänomens Weiterbildungs- abstinenz in Wien anhand der Auswertung des Adult Education Survey 2007 Präsentation der Ergebnisse der Studie „Weiterbildungs-
Lieferanten - Risikoanalyse Kennen Sie die bestehenden Risiken Ihres Lieferanten-Netzwerks? Bestehende, nicht identifizierte, Lieferantenrisiken stellen.
Befragung Wetzikon 2007 Gemeinde Wetzikon Bevölkerungsbefragung 2007.
Beschäftigtenbefragung zur Sozialpartnerschaft in Brandenburg
 Präsentation transkript:

Arbeit und Gerechtigkeit: Die Akzeptanz von Lohn- und Beschäftigungsanpassungen in Deutschland Gefördert durch die Hans-Böckler-Stiftung Projektleitung: Gesine Stephan, Olaf Struck, Christoph Köhler Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Soziologie Abteilung Wirtschafts- und Sozialstruktur Forschergemeinschaft Knut Gerlach, Universität Hannover, Sven Hauff, F.-S.-Universität Jena, Christoph Köhler, F.-S.-Universität Jena, Alexandra Krause, Humboldt Universität Berlin, Christian Pfeifer, Universität Hannover, Tatjana Sohr, Universität Hannover, Gesine Stephan, IAB Nürnberg, Olaf Struck, F.-S.-Universität Jena. Universität Hannover Institut für Quantitative Wirtschaftsforschung Abteilung Arbeitsökonomie Sonderforschungsbereich 580 Projekt B2: Betrieb und Beschäftigung Projekt B7: Strategische Interaktion APROXIMA Agentur für Markt- und Sozialforschung, Weimar IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg

Zielstellung Ziel: Beitrag zur Diskussion um die Sicherheit und Gerechtigkeit von Beschäftigungsverhältnissen in Deutschland. Fragestellung: Unter welchen Umständen werden Lohnkürzungen und Entlassungen von der Bevölkerung Deutschlands als gerecht empfunden, und wann widersprechen sie den Gerechtigkeitsvorstellungen?

Theoretische Grundlagen Theorie interner Arbeitsmärkte: Lohn- und Beschäftigungsanpassungen unterliegen innerhalb interner Arbeitsmärkte impliziten Restriktionen. Distributive und prozedurale Gerechtigkeit: Die Akzeptanz von Personal- und Lohnanpassungen ist abhängig von der Berücksichtigung distributiver und prozeduraler Gerechtigkeitsstandards. Psychologische Verträge: Betriebliche Anpassungsprozesse können die impliziten Reziprozitätserwartungen der Beschäftigten an ihren Arbeitgeber verletzen.

Methodische Grundlage Repräsentative telefonische Befragung von 3039 Personen durch APROXIMA Weimar. Jeweils ca Personen in West- und Ostdeutschland. Alter zwischen 20 und 60 Jahre.

Stichprobe im Überblick Arbeitnehmer Selb- ständige Nicht Erwerbstätige Gesamt ErwerbstätigeArbeitslos oder in Umschulung Männer62,212,211,913,7100 Frauen57,015,26,421,3100 Westdeutschland60,77,19,322,9100 Ostdeutschland57,620,37,914,2100 Deutschland (Gesamt) 59,014,08,618,3100

Erhebungsinstrument: Telefonbefragung Gerechtigkeitseinschätzung von Entlassungs- und Lohnkürzungsszenarien. Gerechtigkeitseinschätzung zu Statements. Gerechtigkeitseinschätzungen zu konkreten Ereignissen im eigenen beruflichem Umfeld. Soziodemographische Informationen (Alter, Geschlecht, Ausbildungs- u. Berufsstatus, Haushaltskontext, Gewerkschaftsmitgliedschaft, Arbeitgeberwechsel, Betriebszugehörigkeitsdauer, Betriebsgröße, Existenz von Interessenvertretung etc.).

Ergebnisse 1 In den letzten fünf Jahren haben mehr als 40% aller Arbeitnehmer direkt oder indirekt betriebsbedingte Entlassungen erlebt. Im eigenen Arbeitsumfeld haben 48% der Ostdeutschen und 35% der Westdeutschen Entlassungen erlebt (direkt oder indirekt). Selbst von betriebsbedingten Entlassungen betroffen waren 16% aller befragten Arbeitnehmer (direkt). Rund 30% der erwerbstätigen Arbeitnehmer in Deutschland halten es für wahrscheinlich, dass sie in naher Zukunft arbeitslos werden. Lohnkürzungen haben 26% der befragten Arbeitnehmer in den letzten fünf Jahren erlebt (direkt oder indirekt).

Betroffenheit der Arbeitnehmer von Entlassungen und Lohnsenkung in den letzten 5 Jahren.

Ergebnisse 2 Die Arbeitnehmer erwarten, dass Beschäftigungsverhältnisse gegen die Risiken der Marktwirtschaft abgesichert sind. Für 98% der Arbeitnehmer zählt Arbeitsplatzsicherheit zu den wichtigen oder sehr wichtigen Arbeitgeberleistungen. Konsequenterweise werden betriebsbedingte Kündigungen mehrheitlich als ungerecht bewertet. Entlassungen werden eher dann akzeptiert, wenn  sie wirtschaftlich unvermeidbar sind (bei starkem Absatzeinbruch),  im Vorfeld Vermeidungsversuche unternommen wurden,  Management und Unternehmensleitung auf Erfolgsprämien verzichten,  bei der Auswahl der Entlassenen soziale Kriterien berücksichtigt werden,  Abfindungen gezahlt werden. Die große Mehrheit der Befragten teilt damit die Grundprinzipien des deutschen Kündigungsschutzes. 70% der befragten Arbeitnehmer treten für den Erhalt oder sogar den Ausbau des Kündigungsschutzes ein.

Beispiele zur Akzeptanz von Entlassungen. Entlassungsszenario 1Entlassungsszenario 2 Das wirtschaftliche Überleben eines Unternehmens ist durch einen allgemeinen Absatzeinbruch bedroht. Es entlässt daher eine Anzahl von Ingenieuren. Diejenigen die entlassen werden, erhalten eine großzügige Abfindung. Gleichzeitig bietet das Unternehmen Unterstützung bei der Stellensuche an. In einem Unternehmen ist die Produktivität durch die Einführung einer neuen Produktionstechnologie gestiegen. Das Unternehmen entlässt daher eine Anzahl von Ingenieuren. Ihnen wird unter Einhaltung der Mindeststandards gekündigt. Die Unternehmensleitung erhält eine Erfolgsprämie für die erfolgreiche Kostensenkung.

Ansichten zur Zukunft des gesetzlichen Kündigungsschutzes (in Prozent aller befragten Arbeitnehmer).

Ergebnisse 2 (Fortsetzung) Für 83 % der Arbeitnehmer zählt eine hohe Entlohnung zu den wichtigen oder sehr wichtigen Arbeitgeberleistungen. Dementsprechend werden betriebsbedingte Lohnkürzungen mehrheitlich als ungerecht bewertet. Lohnkürzungen werden eher dann akzeptiert, wenn  sie wirtschaftlich unvermeidbar sind (bei starkem Absatzeinbruch),  im Vorfeld Vermeidungsversuche unternommen wurden,  variable Lohnbestandteile gestrichen werden,  sie zur Vermeidung betriebsbedingter Entlassungen erfolgen. Einer Entlohnung auf Grundlage des jeweiligen Marktlohnes stehen die Befragten eher ablehnend gegenüber.

Beispiele zur Akzeptanz von Lohnsenkungen. Lohnsenkungsszenario 1Lohnsenkungsszenario 2 Ein kleines Unternehmen zahlt seinen Arbeitern jedes Jahr eine 10%ige Erfolgsprämie. Die Einkommen entsprechen bisher dem Branchendurchschnitt. In den letzten Monaten sind die Umsätze des Unternehmens deutlich langsamer gestiegen als zuvor, woraufhin die Erfolgsprämie gestrichen wird. Ein kleines Unternehmen zahlt seinen Arbeitern bisher durchschnittliche Löhne. Die regionale Arbeitslosigkeit ist hoch, so dass die derzeitigen Mitarbeiter durch gute Mitarbeiter zu einem geringeren Lohn ersetzt werden könnten. Das Unternehmen macht Gewinne. Die Eigentümer senken die Löhne der Beschäftigten um 5%.

Ergebnisse 3 Das Gerechtigkeitsurteil über Entlassungen wird in erster Linie von erwerbsbezogenen Merkmalen beeinflusst. Die eigene Betroffenheit von Entlassungen hat einen deutlichen negativen Einfluss auf das Gerechtigkeitsurteil. Gewerkschaftsmitglieder bewerten Entlassungen eher als ungerecht. Eine günstige Einschätzung der eigenen Arbeitsmarktposition hat einen positiven Einfluss auf die Gerechtigkeitswahrnehmung. Eigene Entlassungserfahrungen werden von Westdeutschen tendenziell als ungerechter bewertet. Im Vergleich zu Männern bewerten Frauen Entlassungen als ungerechter.

Einflussfaktoren auf das Gerechtigkeitsurteil bei eigenen Erfahrungen mit Entlassungen.

Ergebnisse 4 Eine Verletzung der Erwartungen der Beschäftigten durch den Arbeitgeber hat negative Folgen für das Unternehmen. Bei denjenigen Arbeitnehmern, die in den letzten fünf Jahren eine Entlassungswelle erlebt haben, aber weiterbeschäftigt sind, beobachtete etwa ein Drittel negative Folgen für  die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten,  die Zusammenarbeit der Mitarbeiter untereinander,  das Engagement für das Unternehmen,  die Fluktuation. Insbesondere dann, wenn Arbeitgeber im Vorfeld glaubhaft versucht haben Entlassungen zu vermeiden, bleiben Negativreaktionen aus.

Folgewirkungen von Entlassungen.

Ergebnisse 5 Auch das betriebliche Umfeld beeinflusst die Akzeptanz von Entlassungen und Lohnkürzungen. In mittleren und größeren Betrieben werden Entlassungen und Lohnkürzungen kritischer beurteilt als in Kleinbetrieben (unter 50 Beschäftigte). Zudem werden Negativfolgen für die Unternehmen stärker hervorgehoben (nur untersucht für Entlassungen). In kleineren Betrieben sind die wirtschaftlichen Gründe und die Gestaltung des Personalabbaus transparenter und eher nachvollziehbar. In größeren Betrieben kann die Existenz interner Arbeitsmärkte die geringere Akzeptanz von Entlassungen und Lohnkürzungen erklären (Verletzung des impliziten Vertrages zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern).

Ergebnisse 6 Nicht zuletzt haben institutionelle Rahmenbedingungen einen Einfluss auf das Gerechtigkeitsempfinden In Deutschland werden Entlassungen und Lohnkürzungen generell als ungerechter empfunden als in den USA und Kanada. Diese Differenz geht mit Unterschieden in der Ausgestaltung zentraler Arbeitsmarktinstitutionen (z.B. Absicherung bei Arbeitslosigkeit, Kündigungsschutz) einher.

Beispiel zur Wirkung institutioneller Rahmenbedingungen: Die Akzeptanz einer hypothetischen Entlassungssituation im internationalen Vergleich. Entlassungsszenario: In einem Unternehmen ist die Produktivität durch die Einführung einer neuen Produktionstechnologie gestiegen. Das Unternehmen entlässt daher eine Anzahl von Ingenieuren, die seit ca. zehn Jahren in dem Unternehmen beschäftigt sind. Die Betroffenen sind Spezialisten für eine Produktionstechnik, die in anderen Unternehmen selten eingesetzt wird. Ihnen wird unter Einhaltung der Mindeststandards gekündigt.

Beurteilung des Szenarios als ungerecht (in Prozent aller Befragten)

Fazit Die Erwartungen der Bevölkerung an Einkommens- und Beschäftigungsstabilität sind nach wie vor sehr hoch. Lohn- und Personalanpassungen werden grundsätzlich eher als ungerecht wahrgenommen. Arbeitnehmer reagieren dann mit negativem Gerechtigkeitsurteil und Folgereaktionen. Dies gilt vor allem, wenn:  das Vertrauen in psychologische Verträge verletzt wird (kein Arbeitgeber-Engagement, Erfolgsprämie),  sowie Standards der prozeduralen Gerechtigkeit (Beteiligung- und Informationsmöglichkeiten der Belegschaften)  und der distributiven Gerechtigkeit (Zahlung von Abfindungen, Outplacement-Beratungen) missachtet werden.

Fazit (Fortsetzung) Dabei ist die Akzeptanz betrieblicher Entlassungen und Lohnkürzungen zudem abhängig  von der individuellen Erwerbssituation des Befragten (positiver Effekt hoher Wiederbeschäftigungschancen, negativer Effekt einer Gewerkschaftsmitgliedschaft),  vom betrieblichen Umfeld (höhere Akzeptanz in kleinen Betrieben). Unterschiede in der Gerechtigkeitswahrnehmung in Deutschland, USA und Kanada geben Hinweise auf den Einfluss institutioneller Rahmenbedingungen. Diese Rahmenbedingungen etablieren explizite Rechte und stützen implizite bzw. psychologische Verträge.