Grundsätze Ein Pferd im Erhaltungsstoffwechsel benötigt primär Grundfutter Ein Pferd im Leistungsstoffwechsel benötigt bedarfsgerechte Rationen aus Grundfutter und Zusatzfutter Von Grundfutter alleine kann ein Pferd existieren, vom Zusatzfutter nicht

Woraus besteht eigentlich Nahrung/Futter? Energie wird dem Körper in Form von Kohlenhydraten und Fetten zugeführt. Bausteine = Einfachzucker wie Glukose, Fruktose, Mehrfachzucker wie Stärke, Zellulose, (flüchtige) Fettsäuren Eiweisse = Proteine sind wichtig für den Bau der Muskulatur, Haut, Haare, Organe, Mikroorganismen im Dickdarm etc. Bausteine = Aminosäuren Vitamine sind organische Stoffe, sie werden nach Löslichkeit in wasserlösliche und fettlösliche aufgeteilt

Was ist eigentlich Raufutter? Futtermittel mit hohem Anteil an Rohfaser in der Trockensubstanz (TS) Enthalten mindesten 18% Strukturkohlehydrate (typischerweise Zellulose) in der TS Wenig leichtlösliche Zucker, Fette/Öle und Proteine Typische Beispiele sind Gras, Heu, Haylagen, Silagen, Luzerne, Cobbs und Stroh.

Mindestanforderungen der Pferde Täglich mind. 1,5 kg TS Raufutter pro 100 kg LM = Beschäftigung Mindestens 60% Raufutter in der Ration, sonst erhöhtes Risiko von Verdauungsstörungen Hufrehe Fütterungsbedingte Muskelerkrankungen Verhaltensstörungen Kauaktivität 1 kg Heu/Stroh = ca. 1 Stunde - 5 l Speichelbildung 1 kg Kraftfutter = ca. 10 Minuten - 1 l Speichelbildung

Raufutter ist nicht gleich Raufutter Raufutter wird definiert durch die Inhaltsstoffe (v.a. Rohfaser in grösseren Mengen) Es braucht aber auch einen angemessenen Anteil Struktur, als Beschäftigung für das Pferd Cobbs, Emd und Silage sind sehr schnell gegessen und haben daher wenig Beschäftigungswert

Ideales Raufutter für Pferde Es braucht die Inhaltsstoffe im Raufutter (v.a. Rohfaser in grösseren Mengen) Es braucht auch einen angemessenen Anteil Struktur, als Beschäftigung für das Pferd Selbst bei qualitativ hochwertigem Raufutter kann es sein, dass der Mineralhaushalt über ein Ergänzungsfuttermittel ausgeglichen werden muss

Auch Raufuttermittel können problematisch sein Stroh: höchstens 1 kg Stroh / 100 kg LM Risiken von Obstipationskoliken Heu und Haylage: Qualität Achtung bei Schimmel, Vergärungen usw. Pferde sind viel empfindlicher als Rindvieh Weidegang: Achtung Fruktane Achtung Weidemyopathie Achtung Giftpflanzen

Herausforderungen der Raufutterfütterung Heu ist nicht gleich Heu und Weide nicht gleich Weide Der Nährstoffgehalt ist abhängig u.a. von der botanischen Zusammensetzung, dem Boden, des Klimas, der Wetterbedingungen während dem Weidegang oder dem Schnitt Nicht alles Heu/Gras ist für Pferde geeignet Manches Raufutter ist zwar energieärmer (Ökoheu) aber durch die Hygiene nicht geeignet

Herausforderungen der Raufutterfütterung Die Steppen der Wildpferde sind nicht wie die Weiden unserer Hauspferde Achtung Milchviehhaltung! Würden unsere Pferde 12 Stunden am Tag auf unseren Weiden grasen, würden sie ihren Energiebedarf um ein Vielfaches decken (DLG, 2015) Freizeit-Warmblut: 2x sein Energiebedarf Pony: 3x sein Energiebedarf

Herausforderungen des Weidegangs Erhaltungsbedarf Stute laktierend Bedarfsdeckung Energie und Eiweiss auf der Weide, nach Nutzung Quelle: Daccord Roger ALP

Take home message Raufutter sollte die Futterbasis für jedes Pferd sein Raufutter bedeutet sowohl physiologisches wie auch psychologisches Wohlbefinden für das Pferd Obwohl man im Sinne der Beschäftigung für eine unbeschränkte Aufnahme plädiert, muss auch beachtet werden, dass viele Pferde ad libitum zu viel Energie aufnehmen Fütterungsmassnahmen, die eine langsame, kontinuierliche Futteraufnahme garantieren, sind optimal für Pferde

Danke für Ihre Aufmerksamkeit Agroscope Schweizer Nationalgestüt