Grundlagen der alternativen Konfliktregelung - Theorie und Anwendungsbereiche Frauenberger-Pfeiler/Risak 3. (Theorie-)Einheit am 28.10.2013 Mediationsmodelle.

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 Präsentation transkript:

Grundlagen der alternativen Konfliktregelung - Theorie und Anwendungsbereiche Frauenberger-Pfeiler/Risak 3. (Theorie-)Einheit am 28.10.2013 Mediationsmodelle

Übersicht Rest aus Einheit 1 Mediationsmodelle Geschichte, Ziele, Forschung, Vergleichbarkeit Mediationsmythen Mediationsmodelle Literatur: N. Alexander, The Mediation Meta-Modell (zum download)

Kurze Entwicklungsgeschichte der modernen Mediationsbewegung 1947 - US-Arbeitsrecht: Federal Mediation and Conciliation Service (FMCS) – www.fmcs.gov 1960/70 – Access to Justice-Movement, insb Florence Access to Justice Project – 3 Wellen (Alexander, Global Trends in Mediation 5) 1. Welle: Rechtshilfe (legal aid) 2. Welle: Kollektive Rechtsdurchsetzung (class actions) 3. Welle: ADR als Alternative zur gerichtlichen Rechtsdurchsetzung 1976 – Pound Conference – Prof. Sander: „multi-door-courthouse“ Seitdem vor allem gerichtsnahe Mediation als wichtiger Schrittmacher

Effiziente Konfliktlösung Zeit und Kosten Entlastung der Justiz Ziele der Mediation Effiziente Konfliktlösung Zeit und Kosten Entlastung der Justiz Verbesserung des Zugangs zum Recht (access zu justice) Selbstverantwortliche Lösungsfindung Transformation der Beziehung zwischen den Konfliktparteien Veränderung der Konfliktkultur in einer Gesellschaft Lockerung der sozialen Kontrolle Martin Risak KU – Mediation in Zivilrechtssachen

Forschung über Mediation Empirische Forschung über das „was“ der Mediation: was passiert tatsächlich? Problem: Vertraulichkeit Problem: dynamisches Feld, bei dem die Theorie der Praxis „hinterherhinkt“ Relativ viele Forschungsergebnisse über Vergleichsquoten, Zufriedenheit, Zugang zum Recht Problem: Vergleichsbasis kaum Experimente möglich, dh den selben Konflikt auf unterschiedliche Art lösen zu lassen bzw Variablen zu ändern (zB Geschlecht der Parteien/des Mediators, Art des Konfliktes)

Probleme bei der Vergleichbarkeit empirischer Daten Alexander, What‘s Law Got To Do With It?, Bond Law Review 2001/2, Article 5 6 Thesen für die unterschiedliche Rezeption gerichtsnaher Mediation in Deutschland und Australien Civil Law vs. Case Law Regulierung juristischer Berufe Effizienz des gerichtlichen Rechtsdurchsetzungssystems Fehlen klarer Terminologie Mediative Elemente der Richterrolle Theorielastigkeit der Juristenausbildung Martin Risak KU – Mediation in Zivilrechtssachen

Neutralität – aktive Allparteilichkeit? Mediationsmythen Neutralität – aktive Allparteilichkeit? Unparteilichkeit Neutralität der Verfahrensführung Allparteilichkeit Partei für das Verfaren Neutralität hinsichtlich Sympathie Methodische und inhaltliche Zurückhaltung Aktive Mitarbeit beim Generieren von Optionen Art der aktiven Mitgestaltung –“autoritative Einflußnahme“ Nondirekte Kommunikation

Mediationsmythen II Fokussierung nicht auf Positionen, sondern auf Interessen (Ökonomisches) Eigeninteresse als einziges Motiv? Motiv: soziale Verantwortung, Gerechtigkeit, Altruismus Risiko Fehlverständnis des Konfliktes Legitimation von Eigennutz „Ansteckung“ des Konfilktpartners/der Konfliktpartnerin Tabuisierung von Emotionen – Sachlichkeitsgebot Emotionen lassen sich nicht unterdrücken Vertrauen in Mediator_innen kann sinken Verlust wichtiger Erkenntnisquelle

Ausklammern der Vergangenheit Mediationsmythen III Ausklammern der Vergangenheit Ökonomische Begründung des Handelns Bereinigung der Vergangenheit Auswirkungen auf die Beziehung -> Neudefinition Vertrauen in die Zukunft Eingeständnis von Fehlern/Entschuldigung

Warum (Mediations-)Modelle? Modell: Systematisierung der Welt in abstrakter Form Beeinflußen ... Verhalten der Mediator_innen Verhalten der Teilnehmer_innen worüber überhaupt verhandelt/gestritten wird Optionen und Ergebnisse Orientierung für Mediator_innen, Teilnehmer_innen, Behörden

Gulliver: Kontinuum des Ausmaßes der Einflußnahme Bestehende Modelle Simmel Unparteilichkeit des/der Mediator_in Mangelnde Entscheidungskompetenz Neutrale_r Dritt_r (Outsider) vs allparteiliche_r Dritte_r (Insider) Gulliver: Kontinuum des Ausmaßes der Einflußnahme Riskin – Original Grid Rolle des Mediators/Mediatorin: evaluative – faciliative Problemdefinition: eng - weit

Bestehende Mediationsmodelle II Riskin – (New) Old Grid Austausch: direktiv – elizitiv (Ausmaß der Parteienautonomie) Riskin – New New Grid Entscheidungsfindung durch den/die Mediator_in: prozedural, inhaltlich, meta-procedural Boule: therapeutisch – faciliativ – vergleichsorientiert – evaluativ

Bestehende Mediationsmodelle III Folger & Bush problemlösungsorientiert: individualistisch, psychologisch-ökonomisches Konfliktverständnis -> Harvard Modell beziehungsorientiert: sozial-kommunikatives Konfliktverständnis, Transformation der Beziehung harmonieorientiert: holistisch-kollektive Weltsicht -> Wiederherstellung der Harmonie Currie: Qualität der Mediator_innen Qualifikation, Beziehung zu den Parteien, inhaltlicher Sachverstand, Autorität

Meta-Modell von Alexander Zwei Elemente Interaktion: Definition des Konfliktes und wünschenswertes Ziel Positionsbasiertes Verhandeln: akzeptables Ziel für beide Parteien Interessenbasiertes Verhandeln: Ausgleich, uU win-win Dialog: transformativ, restorativ, heilend Art der Intervention Inhaltliche Intervention Prozessuale Intervention Bedeutung der Ausbildung/Hintergrund des/der Mediator_in

Bedeutung der Ziele von Mediation Effiziente Streitschlichtung Zugang zum Recht Konfliktlösung Lösungen, die Parteien und anderen Betroffenen (stakeholdern) gerecht werden Transformation destruktiver Beziehungen bzw Kommunikation Wiederherstellung bzw Heilung der Beziehung Frieden innerhalb einer Gemeinschaft

6 Praxismodelle Mediation durch ratgebende Fachexpert_innen (expert advisory mediation) Vergleichsorientierte Mediation (settlement mediation) Faciliative Mediation (faciliative mediation) Mediation durch weise Berater_innen (wise counsel mediation) Kulturell-traditionell verankerte Mediation (tradition-based mediation) Transformative Mediation

Quelle: Alexander, DRQ 2008, 107