Geschlechtsspezifische Dimensionen der Wirtschaftskrise

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Geschlechtsspezifische Dimensionen der Wirtschaftskrise

Entstehung der Wirtschaftskrise in den USA Platzen der Blase Spekulation mit Immobilien Kreditvergabestopp Im Jahr 2006 hatte sich in den USA aufgrund eines rasanten Anstiegs der Immobilienpreise eine Spekulationsblase gebildet, die auf einer hohen Kreditvergabe an Privathaushalte basierte. Zurückzuführen ist dieses Phänomen auf die, von der Regierung, niedrig gehaltenen Zinssätze, welche aufgrund der 2001 geplatzten Internetblase erforderlich geworden waren, um die daraus resultierende Rezession zu dämpfen. Durch das Anbieten „zweitklassiger Darlehen“, sogenannter Subprime-Kredite wurde eine verstärkte Nachfrage nach Immobilien geschaffen. Dieses hohe Kreditwachstum wurde von den Banken nicht durch Einlagen finanziert, sondern durch den Weiterverkauf der Forderungen in Form von verbrieften Wertpapieren an internationale Investoren. Durch das rege Handeln mit Immobilien, den unzähligen, leichtfertig vergebenen Krediten und den Niedrigstzinssätzen für solche, unterschätzte man völlig das Risiko der fallenden Immobilienpreise. Die Folge daraus war, dass sich die Preise von den Realwerten der Immobilien sehr weit entfernten. Nach Sättigung des Immobilienmarktes kam es zu einem Nachfragerückgang und somit zu einem Fall der Immobilienpreise, welcher sich verheerend auf die Kreditrückzahlungen der AnlegerInnen und auf die Kreditausfallsrate auswirkte. Dies hatte das gegenseitige Misstrauen der Banken zur Folge, welches dazu führte, dass auch Unternehmen keine Kredite mehr gewährt bekamen. Daraufhin konnten auch Unternehmen der Realwirtschaft ihre Verbindlichkeiten nicht zurück zahlen, Investitionen unterblieben und Einsparungsmaßnahmen mussten getätigt werden. Niedrigstzinssätze

Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren Beschäftigung vor Krise Statistik Austria, Österreich, 2006 Um die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise analysieren zu können, sollte man sich zuerst die Verteilung der Geschlechter auf die drei Wirtschaftssektoren ansehen. Anhand dieser Grafik erkennt man, dass der Großteil, genauer gesagt fast 80% der Beschäftigten, im Produktionssektor Männer sind. Hingegen sind im Dienstleistungssektor mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen Frauen, wodurch der Tertiärsektor der zentrale Beschäftigungsbereich für Frauen ist.

Beschäftigungsformen Unselbständiger Beschäftigung vor Krise Diese Grafik zu den Beschäftigungsformen unselbständig Beschäftigter zeigt, dass im Jahr 2006 fast die Hälfte der Frauen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen arbeitete, wovon der Großteil der Frauen, genauer gesagt 32%, einer Teilzeitbeschäftigung nachging. Hingegen waren nur 12% der Männer atypisch beschäftigt, denn Männer sind meist nur dann teilzeitbeschäftigt, wenn sie eine Aus- oder Weiterbildung neben der Arbeit machen, hingegen Frauen neben dem Beruf Hausarbeit und Betreuungsarbeiten erledigen, die nicht so wie bei den Männern dem Weiterkommen im Beruf helfen. Zurückzuführen sind diese Ergebnisse unter anderem auf die weiterhin bestehenden Rollenzuweisungen, die den Mann als finanziellen Versorger und die Frau als Erhalterin des Haushaltes festlegen. Normalarbeitsverhältnis = eine unbefristete Anstellung auf Vollzeitbasis Normalarbeitsverhältnis Teilzeitbeschäftigung Atypische Erwerbstätigkeit ohne Teilzeit Statistik Austria, Österreich, 2006

Veränderung der Arbeitssuchenden Arbeitslosigkeit Wenn man die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt analysiert, fällt auf, dass sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Krisenverlauf zeigten. Bei Ausbruch der Wirtschaftskrise war hauptsächlich der Produktionssektor betroffen, (in welchem vor allem Männer beschäftigt sind.) Dadurch bekamen anfangs die Männer die Auswirkungen intensiver zu spüren, weil aufgrund der Umsatzeinbrüche Unternehmen, die in diesem Sektor tätig sind, ihre ArbeitnehmerInnen entlassen haben. Somit stieg die Arbeitslosigkeit von 2008 auf 2009 bei den Männern um 30% an.   Bei Frauen ist die Arbeitslosigkeit auch um ca. 16% gestiegen, jedoch ist die Ursache für diesen Anstieg wesentlich komplexer. Frauen wollten nach Ausbruch der Wirtschaftskrise vermehrt ins Erwerbsleben eintreten, um den Einkommensrückgang des männlichen Partners auszugleichen und so das Haushaltseinkommen zu stabilisieren. Folglich stieg die Beschäftigung bei Frauen an. Jedoch haben nicht alle Frauen, welche aktiv nach einem Arbeitsplatz suchten, auch einen bekommen und somit stieg auch die Anzahl der arbeitslosen Frauen an. Vom Jahr 2009 auf das Jahr 2010 sank die Arbeitslosigkeit bei den Männern um 2%. Diese Entwicklung ist zurückzuführen auf die Konjunkturpakete, welche die Regierung für den Produktionssektor setzte. Sie beinhalteten einerseits Kurzarbeit, (das bedeutet eine Reduktion der Arbeitsstunden mit beinahe gleichbleibender Entlohnung aufgrund von Ausgleichszahlungen des Staates, um zumindest einen Teil des Einkommens zu sichern). Andererseits schuf der Staat Nachfrage durch die Realisierung von Infrastrukturprojekten. So wurden zur Auftragsbeschaffung für Bauunternehmen beispielsweise öffentliche Gebäude neu errichtet bzw. saniert. Diese konjunkturspezifischen Maßnahmen wirkten und somit sank auch die Zahl der arbeitsuchenden Männer. Bei den Frauen hingegen stieg die Anzahl der Arbeitssuchenden sogar noch weiter an. Dies hängt damit zusammen, dass die Überschuldung des Staates durch die Konjunkturpakete weiter angestiegen ist. Die Regierung setzte nun Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung (das bedeutet Maßnahmen zur Reduktion des Staatshaushaltsdefizites), zulasten des öffentlichen Sektors wodurch Normalarbeitsverhältnisse von Frauen aufgelöst wurden und die Arbeitslosigkeit bei Frauen anstieg. Somit wurden die weiblichen Erwerbstätigen langfristig zu den Hauptbetroffenen. AMDB BMASK, Österreich, 2008-2010 link

Entwicklung der atypischen Beschäftigung 2006 2011 Männer 11,7% 14,0% Frauen 46,0% 49,1% Atypische Beschäftigung Unselbständig Beschäftigte, Statistik Austria, Mikrozensuserhebung Diese Grafik, welche das Verhältnis der atypisch Beschäftigten zu den gesamten unselbständig beschäftigten Männern und Frauen in Prozent darstellt, unterstreicht, dass die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise die bereits bestehenden Dynamiken, wie beispielsweise die Atypisierung von Beschäftigungsverhältnissen, fördert und verstärkt, denn Unternehmen neigen tendenziell dazu, sich in Krisenzeiten nicht lange binden zu wollen. Bei Betrachtung der Daten ist zu erkennen, dass vom Jahr 2006 auf das Jahr 2011 die atypische Beschäftigung von Männern um 2,3 Prozentpunkte angestiegen ist, während sich die Situation bei Frauen um 3,1 Prozentpunkte verschlechtert hat.

Auslagerung von Dienstleistungen Um während der Krise Kosten einzusparen, wurden vermehrt unternehmenseigene Abteilungen aufgelöst und stattdessen die benötigten Dienstleistungen von anderen Anbietern zugekauft. Somit haben beispielsweise Hotels keine eigene Wäscherei mehr im Haus, sondern die Schmutzwäsche wird an andere Unternehmen zur professionellen Reinigung geliefert. Dasselbe passiert mit internem Putzpersonal, deren Aufgaben an Reinigungsfirmen weitergegeben werden. Die Unternehmen, die diese Dienstleistungen anbieten, stehen unter extremen Kostendruck und um konkurrenzfähig zu bleiben zwingen sie ihre MitarbeiterInnen in schlecht bezahlte Akkordarbeit, da die Entlohnung nach der geleisteten Arbeitsmenge erfolgt. Wirtschaftskrise

Neue Entlohnungssysteme Abwälzung des unternehmerischen Risikos auf ArbeitnehmerInnen Entlohnungs-systeme Im Zuge der Wirtschaftskrise führten Unternehmen auch neue Beschäftigungsverhältnisse bzw. Entlohnungssysteme ein, um so das unternehmerische Risiko teilweise auf ArbeitnehmerInnen überwälzen zu können. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn KellnerInnen die Tische im Restaurant mieten oder Beherbergungsbetriebe vermehrt ihr Reinigungspersonal nach der aufgeräumten Gästezimmeranzahl bezahlen. Obwohl die Beschäftigten die Auslastung der Zimmer nicht beeinflussen können, hängt ihre Entlohnung davon ab, wodurch das Risiko, welches zu den unternehmerischen Aufgaben zählt, auf das Reinigungspersonal abgewälzt wird.

Forschungsfrage Welche Auswirkungen hatte die Subprime-Kreditvergabe auf Menschen mit niedrigem Einkommen in den USA? Für mich war es zunächst interessant zu wissen, was zum Ausbruch der Krise geführt hat. Deshalb habe ich mich mit der Subprime-Krise in den USA genauer beschäftigt. Die Auswirkungen der Subprime-Kreditvergabe haben mich speziell interessiert, daher habe ich mir die Forschungsfrage gestellt: „Welche Auswirkungen hatte die Subprime-Kreditvergabe auf Menschen mit niedrigem Einkommen in den USA?“

Home Ownership Subprime-Krise Home ownership Um die Folgen der Wirtschaftskrise zu verstehen, muss zunächst analysiert werden, warum es überhaupt zum Ausbruch der Immobilienkrise in den USA gekommen ist. Das Wohneigentum nimmt in den USA einen hohen Stellenwert ein. Ziel ist es den „American Dream“ des Immobilienbesitzes zu leben und sich mit Hilfe eines Eigenheims zu verwirklichen. Das ist einer der Gründe, weshalb vermehrt Hypothekarkredite aufgenommen wurden. Nach den Anschlägen des 11. Septembers wurden die Leitzinsen der FED für kurze Zeit auf lediglich 1% hinab gesetzt. Dies hatte die vermehrte Vergabe von Krediten zufolge. Seitens der Regierung wurden zusätzliche Maßnahmen geschaffen, sodass auch Menschen mit schlechter Bonität zu Wohneigentum gelangen konnten. Schon seit Jahrzehnten waren die Immobilienpreise kontinuierlich gestiegen – die Häuser, die gekauft wurden dienten als Absicherung für die Pension, es wurden weitere Kredite auf das Haus aufgenommen, im Falle der Zahlungsunfähigkeit konnte das Haus zu einem höheren Preis verkauft und somit die Schulden zurückgezahlt werden. Subprime-Krise

Voraussetzungen Subprime-Krise Voraussetzungen Um auch für einkommensschwache Menschen den Traum vom Eigenheim ermöglichen zu können, wurden Maßnahmen seitens des Staats durchgeführt. Der „Community Reinvestment Act“ ist in den 1970-er Jahren eingeführt worden um die Kreditvergabe zu fördern und das sogenannte „Redlining“, also die Diskriminierung in diesem Prozess zu unterbinden. Dieser Act forderte unter anderem von den staatsnahen Banken „Fanny Mae“ und „Freddie Mac“ die Bereitstellung von Krediten ohne Bonitätsprüfungen, um Darlehen für einkommensschwache Menschen zu ermöglichen. Im Zuge dieser Kreditvergaben wurden vermehrt „Subprime-loans“, also Kredite mit höheren Zinsen, vergeben. Auf Grund des höheren Rückzahlungsrisikos für die Banken mussten für Subprime-KreditnehmerInnen höhere Zinsen zahlen. Subprime-Krise

Kreditvergabe Subprime-Krise Kreditvergabe In den Subprime-Sektor wurden nicht nur einkommensschwache, sondern generell auch Menschen ethnischer Minoritäten eingestuft, obwohl diese kostengünstigere Prime Loans erhalten hätten können. Subprime-Krise

Alleinerziehende Frauen KreditnehmerInnen Kredit-nehmerInnen Alleinerziehende Frauen Auswirkungen Besonders für alleinerziehende Frauen und Afroamerikanerinnen wurden die Subprime-Kredite oft zum Verhängnis, gelten diese doch als bevorzugte Zielgruppe. AfroamerikanerInnen Subprime-Krise

Kredithöhe - und Einkommensentwicklung Median-Einkommen und -Kredite alleinerziehender Mütter Kredit-nehmerInnen Auswirkungen Diese Grafik beschreibt die Median-Einkommensentwicklung und die Median-Kreditwerte von alleinerziehenden Müttern. Die blauen Balken beschreiben die Kredithöhe pro Jahr, der Liniengraph zeigt die Entwicklung des Medianeinkommens pro Jahr. Zu erkennen ist, dass die Kredithöhe im Vergleich zum Einkommen überproportional gestiegen ist. Das besagt, dass sich die Rückzahlung der Kredite für Frauen als schwierig gestaltet. Vgl. Young, Brigitte: Die Subprime-Krise und die geschlechtsspezifische Schuldenfalle. In: Antworten aus der feministischen Ökonomie auf die globale Wirtschafts-und Finanzkrise. In: Wiso Diskurs, 2009; S. 15 ff. Nach: US Senate Hearing 2008, Darstellung: Eigenkreation

Kredithöhe - und Einkommensentwicklung Median-Einkommen und -Kredite afroamerikanischer, alleinerziehender Mütter Kredit-nehmerInnen Auswirkungen Das Phänomen ist bei alleinerziehenden, schwarzen Müttern noch ein wenig ausgeprägter. Vor allem im Jahr 2007 ist ein enormer Anstieg der Darlehen im Vergleich zur Einkommensentwicklung zu erkennen. Vgl. Young, Brigitte: Die Subprime-Krise und die geschlechtsspezifische Schuldenfalle. In: Antworten aus der feministischen Ökonomie auf die globale Wirtschafts-und Finanzkrise. In: Wiso Diskurs, 2009; S. 15 ff. Nach: US Senate Hearing 2008, Darstellung: Eigenkreation

Zwangsvollstreckungen Auswirkungen Arbeitslosigkeit Zwangsvollstreckungen Armutsgefährdung Psychische Folgen Auswirkungen Das Platzen der Immobilienblase hatte vor allem für die Subprime-KreditnehmerInnen verheerende Auswirkungen. Nach dem Einbruch der steigenden Immobilienpreise verkauften HausbesitzerInnen zunehmend ihren Besitz. All jene, die unter den ersten VerkäuferInnen waren konnten noch Gewinne erzielen und sich somit dem Haus und dem Wertverlust entledigen. Die Immobilienwerte fielen weiter bis der zurückzuzahlende Kredit für das Haus höher was als der eigentliche Wert der Immobilie. Das hatte zur Folge, dass selbst der Verkauf des Hauses, sofern es verkauft werden konnte, mit Verlusten verbunden war. Subprime-Krise

Arbeitslosigkeit Subprime-Krise Arbeitslosigkeit Die Situation auf dem Arbeitsmarkt hat sich im Zuge der Krise verschlechtert. Arbeitsplätze wurden eingespart und die Arbeitslosenrate stieg an. Subprime-Krise

Arbeitslosigkeit USA Arbeitslosenrate, Männer und Frauen >20, 2006-2012 Arbeitslosigkeit 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 ____ Arbeitslosenrate Männer ____ Arbeitslosenrate Frauen Diese Grafik beschreibt die Arbeitslosensituation von Männern und Frauen zwischen 2006 und 2012. Wie man im grauschattierten Bereich, der die Rezession markiert, erkennen kann stieg die Arbeitslosenrate enorm. Männer waren von dieser Auswirkung stärker betroffen als Frauen, konnte doch ein Anstieg der Arbeitslosenrate von 4% auf knapp 10% verzeichnet werden. Quelle: Bureau of Labor Statistics

Arbeitslosigkeit USA Arbeitslosigkeit Diese Gegenüberstellung zeigt die Arbeitslosenraten der schwarzen und weißen Bevölkerung in den USA von 2007 bis 2011. Zu sehen ist einerseits die weitaus höhere Arbeitslosenrate im Vergleich zu jener der weißen Bevölkerung, andererseits aber auch die steigende Arbeitslosigkeit von Schwarzen. Laborcenter Berkeley

Zwangsvollstreckungen Der Verlust des Arbeitsplatzes war führte dazu, dass viele „Subprime-borrowers“ die Raten ihrer Darlehen nicht mehr zahlen konnten. So kam es vermehrt zu Zwangsvollstreckungen. Subprime-Krise

Zwangsvollstreckungen Das Risiko einer Zwangsvollstreckung ist vor allem für Minderheiten in den USA höher als für Weiße. Vor allem sind Schwarze und Latinos davon betroffen. Knapp 22% der afroamerikanischen und lateinamerikanischen Bevölkerung sehen dem Verlust ihres Eigenheims in die Augen.

Zwangsvollstreckungen Abgeschlossene Zwangsvollstreckungen pro 10.000 Darlehen (2007 - 2009) Zwangs-vollstreckung Diese Grafik zeigt die abgeschlossenen Zwangsvollstreckungen nach Ethnien. Knapp 4,5% der weißen KreditnehmerInnen wurden zwangsvollstreckt, während knapp 8% aller Latinos und AfroamerikanerInnen ihre Häuser verloren. Vgl. Gruenstein Bocian, Debbie; Li, Wie; Ernst, Keith S.; Center for Responsible Lending (Hg): Foreclosures by Race and Ethnicity: The Demographics of a Crisis, 18.06.2010. S. 2.

Armutsrate nach Alter und Geschlecht, 2008 Armutsgefährdung Armutsrate nach Alter und Geschlecht, 2008 Armutsgefährdung Eine weitere Auswirkung der Krise war die ansteigende Armut. Vor allem Jugendliche unter 18 Jahren waren besonders stark von der zunehmenden Armut gefährdet. Während diese Raten in der Jugend bei Männern und Frauen beinahe gleich sind, so ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen mit zunehmendem Alter stärker zu erkennen: So sind etwa Frauen über 65 beinahe doppelt so oft betroffen wie Männer des gleichen Alters.

Wirtschaftliche Notlage von Menschen über 60 Jahren (2010) Armutsgefährdung Wirtschaftliche Notlage von Menschen über 60 Jahren (2010) Armutsgefährdung Nicht nur die Jugend, sondern auch ältere Menschen litten unter den Auswirkungen der Subprime-Krise. Die Grafik beschreibt die wirtschaftliche Notlage von Menschen über 60 Jahren. Frauen sind auch hier stärker betroffen: Gesundheitskosten, Transportkosten, sowie die Deckung monatlicher Rechnungen und Gesundheitskosten sind für Frauen schwieriger zu bezahlen als für Männer. Knapp 30% der Männer über 60 Jahren ihre Gesundheitsversorgung nicht bezahlen können, während beinahe 40% der Frauen dazu nicht fähig sind. Hayer and Hartmann: Women and Men. Living on the Edge: Economic Insecurity after the Great Recession. IWPR/ Rockefeller Survey of Economic Security, 2010.

Depressionen + 1500 Suizide/ Jahr Psychische Folgen Subprime-Krise Neben den materiellen Folgen, hat die Subprime-Krise, vor allem aber auch die Zwangsvollstreckungen, gesundheitliche Schäden hinterlassen. So geht aus einer Studie der Universität Pennsylvania heraus, dass Menschen vermehrt an Depressionen leiden. Eine Untersuchung in Philadelphia zeigt, dass 37% der Menschen, die ihr Haus verloren haben, Symptome von schwerer Depression aufzeigen. Häufig führen diese Depressionen in den Freitod. Seit Beginn der Krise ist die Suizidhäufigkeit drastisch gestiegen. So werden in den USA durchschnittlich zusätzlich 1500 Suizide pro Jahr verzeichnet. Subprime-Krise

Auswirkungen auf Rollenzuweisung Forschungsfrage Welche Auswirkungen hat die Finanz- und Wirtschaftskrise auf die geschlechtsspezifische Rollenzuweisung an Frauen in Europa? Bei den Recherchen zu unserem Teamteil habe ich mir die Frage gestellt, ob die Finanz- und Wirtschaftskrise und ihre Auswirkungen, die geschlechtsspezifische Rollenzuweisung an Frauen beeinflusst bzw. vielleicht sogar verändert hat. Deshalb lautet die Forschungsfrage für meine Projektarbeit „Welche Auswirkungen hat die Finanz- und Wirtschaftskrise auf die geschlechtsspezifische Rollenzuweisung an Frauen in Europa?“

Begriffserklärung Rollenzuweisung Erwartungen über Verhaltensweisen Begriffserklärung Die Gesellschaft stellt unterschiedliche Erwartungen an die Geschlechter, abhängig von den geltenden sozialen und kulturellen Werten sowie den gegebenen Machtverhältnissen. Durch die Sozialisation werden Frauen und Männer dazu gebracht sich diesen Erwartungen gemäß zu verhalten. (Geschlechtsspezifische Rollen beinhalten auch Erwartungen über die Einnahme von Positionen im Produktions- und Reproduktionsprozess. Des Weiteren gibt es einige Verhaltensweisen, welche sich die Gesellschaft generell von allen Menschen erwartet, die jedoch in differenzierter Intensität an die Geschlechter gestellt werden. Deshalb werden gewisse Eigenschaften als speziell weiblich oder männlich angesehen und dann diesem Geschlecht zuordnet. Ein Beispiel hierfür wäre Einfühlungsvermögen, denn man erwartet sich, dass jede Person bis zu einem bestimmten Grad über diese Eigenschaft verfügt, jedoch wird sie von Frauen intensiver verlangt, weshalb Einfühlungsvermögen als typisch weibliche Eigenschaft betrachtet wird. Deshalb „werden in vielen Dienstleistungen Beziehungsarbeiten, Gefühle und persönliche Handreichungen mit verlangt“, ohne dass diese extra bezahlt werden.)   In unserer westlichen Gesellschaft sieht die traditionelle Rollenzuweisung so aus, dass die Frau die Rolle für den familiären Bereich zugeschrieben bekommt, welcher die Pflege der Kinder, die Versorgung des Ehemanns und alle häuslichen Aufgaben beinhaltet. Der Mann hingegen bekommt die Funktion des Ernährers und des Familienoberhauptes zugewiesen. In den ökonomischen Texten der Theoriegeschichte wie zum Beispiel bei Aristoteles wird über Jahrtausende ein den Geschlechterverhältnissen zugrunde liegendes Bild transportiert und somit verinnerlicht. Auch Adam Smith verstärkt durch die Theorie des Reproduktionslohnes, das heißt „mit dem Lohn des Mannes müssen die Kinder und deren Mütter mit ernährt werden“, das transportierte Menschenbild und weist Frauen stereotyp die Rolle der Hausfrau und später die der Zuverdienerin zu. Diese vorherrschenden Menschenbilder in der Ökonomie haben zur Stereotypenbildung beigetragen. Dies hat wiederum dazu geführt, dass Frauen und Männer verschiedenen Wirtschaftssektoren zugeteilt wurden.

Überwindung der Rollenzuweisung Durch die Frauenbewegung und Gender Mainstreaming konnten einige Erfolge in der Überwindung der geschlechtsspezifischen Rollenzuweisung erreicht werden, auch wenn es augenscheinlich ist, dass die Rollenbilder, welche in der Gesellschaft und Wirtschaft verankert sind, noch nicht vollständig überwunden wurden.   Die ersten feministischen Bewegungen begannen schon Ende des 19. Jahrhunderts, wie zum Beispiel jene der Suffragetten in Großbritannien, der wir auch die Einführung des Frauenwahlrechts verdanken (Einführung in Österreich: 1918 und erste Mal wählen bei einer Wahl 1919). In Österreich hat sich besonders in den 1970er Jahren ein emanzipativer Diskurs entwickelt, der die traditionelle geschlechtliche Arbeitsteilung in Frage stellte und die Geschlechterfrage öffentlich thematisierte. Dadurch wurde ein kollektives Bewusstsein geschaffen, weshalb Frauen begannen ihre Rechte zu fordern, um gegen die Benachteiligung aufgrund des Geschlechts zu kämpfen. Somit gelang es feministischen Bewegungen die traditionellen Geschlechterrollen größtenteils aufzubrechen, sodass Frauen mehr Handlungsspielraum, Optionen und Selbstbewusstsein ermöglicht wurde als den weiblichen Generationen davor. Rollenzuweisung

Ansteigende Erwerbstätigkeit bei Frauen Überwindung der Rollenzuweisung Die Frauenbewegung hat auf das Bewusstsein der Frauen eingewirkt, so dass sie ihren Wunsch nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Selbständigkeit offen aussprechen konnten. Dies verwirklichten sie durch den Eintritt ins Erwerbsleben und dem damit verbundenen eigenständigen Einkommen, was ihnen wiederum die Möglichkeit bot, sich aus der Abhängigkeit des Mannes loszulösen. Während im Jahr 1978 erst 1,16 Mio Frauen in Österreich erwerbstätig waren, stieg die Anzahl der Erwerbstätigen bis 2008, also vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise, auf 1,87 Millionen. Somit konnte im Jahr 2008 eine weibliche Erwerbsbeteiligung von ungefähr 52% erreicht werden, was bedeutet, dass mehr als die Hälfte aller Frauen über 15 Jahren einer Erwerbsarbeit nachgingen. Statistik Austria, Österreich

Frauen in Führungspositionen Frauenanteil in Entscheidungspositionen der größten an der nationalen Börse notierten Unternehmen in % Überwindung der Rollenzuweisung Einen weiteren Meilenstein bei der Überwindung der geschlechtsspezifischen Rollenzuweisung stellt die Übernahme von Führungspositionen durch Frauen dar.   Die folgende Abbildung zeigt den Anteil der weiblichen Mitglieder der höchsten Entscheidungsorgane der größten an der nationalen Börse notierten Unternehmen in jedem Land für die Jahre 2003 und 2007 im Vergleich. Die skandinavischen Länder haben den größten Frauenanteil in Führungspositionen, allen voran Norwegen mit einem Anteil an weiblichen Vorstandsmitgliedern von 34% im Jahr 2007. Weiters ist festzustellen, dass es den größten Anstieg von 2003 auf 2007 auch bei Norwegen gab. Beide Aspekte sind darauf zurückzuführen, dass in Norwegen seit 2006 ein Gesetz in Kraft ist, welches vorschreibt, dass mindestens 40% der Vorstandsposten, sowohl in öffentlichen als auch in privaten Unternehmen, von Frauen besetzt sein müssen. Auch wenn die Daten zeigen, dass diese Vorgabe noch nicht vollkommen verwirklicht wurde, spiegeln sie die überaus positive Wirkung von Regelungen auf nationaler Ebene wieder. Europäische Kommission, GD EMPL

Veränderung bei der Frauenerwebstätigkeit Erwerbsarbeit Wie sich die Krise auf die Beschäftigungssituation der Frauen in Österreich ausgewirkt hat, wird anhand dieser Grafik veranschaulicht, wobei man zwei unterschiedliche Entwicklungen feststellen kann. Von 2008, dem Jahr in welchem die Wirtschaftskrise ausgebrochen ist, auf 2009 stieg die Anzahl der unselbständig erwerbstätigen Frauen um 30.700 Beschäftigte an. Dieser Anstieg ist auf die Zunahme atypischer Beschäftigung, vor allem Teilzeitarbeit, zurückzuführen. Frauen wollten nach Ausbruch der Wirtschaftskrise vermehrt ins Erwerbsleben eintreten, um den Einkommensrückgang des männlichen Partners auszugleichen und so das Haushaltseinkommen stabilisieren. Für Frauen bestand auch in der Krise die Möglichkeit Erwerbsarbeit aufzunehmen, da der Großteil der erwerbstätigen Frauen im Dienstleistungsbereich arbeitet und hier wiederum vielfach in lebensnotwendigen Versorgungsbereichen, auf die man bei Ausbruch der Krise nicht sofort verzichten konnte. Wenn man die Veränderung von 2009 auf 2010 betrachtet, zeigt sich, dass das Ausmaß in welchem Normalarbeitsverhältnisse aufgelöst und atypische Beschäftigung aufgenommen wurde, fast gleich groß. Der Rückgang der Vollzeitarbeitsplätze ist zurückzuführen auf die Konsolidierungsmaßnahmen, welche aufgrund des Anstiegs der Staatsverschuldung durch die Konjunkturpakete zulasten des öffentlichen Sektors, in welchem Frauen den Großteil der Beschäftigten ausmachen, durchgeführt wurden. Nachdem fast gleich viele Vollzeitarbeitsplätze aufgelöst wie Teilzeitarbeitsplätze aufgenommen wurden, kann man vermuten, dass zur Kostenreduktion die Normalarbeitsverhältnisse durch atypische Beschäftigungsverhältnisse ersetzt wurden. Unselbständig Beschäftigte, Österreich, Statistik Austria

Verteilung der unbezahlten Arbeit Frauen Männer Erwerbsarbeit Unbezahlte Arbeit Unbezahlte Arbeit Die Wirtschaftskrise wirkte sich auf negativ auf die unbezahlte Arbeit aus. Die Grafik der Zeitverwendungserhebung von 2008/09 macht deutlich, dass die geschlechtsspezifische Rollenzuweisung noch immer besteht, denn 65% der gesamten unbezahlten Arbeit wie Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflegedienste wird von Frauen verrichtet, hingegen verbringen Männer hauptsächlich Zeit mit bezahlter Erwerbsarbeit. (100% ist die Gesamtarbeitszeit, welche alle in Österreich lebenden Personen über 10 Jahren wöchentlich in dem jeweiligen Bereich leisten.) Statistik Austria, Zeitverwendungserhebung, 2008/09

Betreuung hilfsbedürftiger Angehöriger Unbezahlte Arbeit Aus der vorigen Grafik ist hervorgegangen, dass vorrangig Frauen die Betreuung und Pflege von hilfsbedürftigen Angehörigen in der Familie übernehmen. Dies liegt einerseits am geschlechtsspezifischen Rollenbild und andererseits spielen auch die ökonomischen Argumente für den Haushalt eine große Rolle. Hierbei werden die unterschiedlichen Möglichkeiten hinsichtlich ihres ökonomischen Nutzens und der Kosten für den Haushalt bzw. für die Familie geprüft. Sobald die Kosten für eine professionelle Betreuung höher liegen als der Verdienst eines Haushaltmitglieds, wäre es für den Haushalt ökonomisch rational, wenn diese Person die Erwerbsarbeit zu Gunsten der Pflege aufgibt. Dies sind aufgrund des Gender-Wage-Gap, dem damit verbundenen niedrigeren Einkommen und der schlechteren Aufstiegschancen, hauptsächlich Frauen. Nachdem es während der Krise einen Einkommensrückgang gegeben hat, könnte man daraus schließen, dass die Haushalte, in denen die Kosten für die Pflege das Einkommen überschritten haben, vermehrt auf unbezahlte familiäre Pflege zurück gegriffen haben. Es hängt aber stark von der dazugehörigen Einkommensgruppe ab, denn es gibt beispielsweise „Frauen, die für ihre Eltern Pflegerinnen aus dem Osten beschafften“, was durch das Hausbetreuungsgesetz legal wurde. Rollenzuweisung ha

Einsparungen beim Pflegegeld in Österreich Unbezahlte Arbeit Der Staat führte im Zuge der Sparmaßnahmen Kürzungen bei den staatlichen Sozialleistungen im Bereich der Care-Arbeiten durch, und delegiert somit vermehrt soziale Aufgaben wieder an die Haushalte. In diesem Bereich sind es vor allem Frauen, welche diese Tätigkeiten unentgeltlich erbringen. Somit findet eine Verschiebung der Krisensituation vom öffentlichen in den privaten Bereich, zulasten der Frauen, statt. Diese Verschiebung möchte ich anhand der Einsparungen im Bereich des Pflegegeldes aufzeigen. Man hob die Mindestanzahl der Pflegebedarfsstunden der ersten Pflegestufe von 50 auf 60 Stunden an. Das bedeutet, die Personen, die dadurch keinen Anspruch auf Pflegegeld haben, müssen die Ausgaben für professionelles Pflegepersonal entweder zur Gänze selber tragen, oder was eher der Fall ist, wird auf die Hilfe von Angehörigen zurückgegriffen, die dann unbezahlt, meist von Frauen, übernommen wird. Somit verschiebt man die Krisensituation vom öffentlichen in den privaten Bereich zulasten der Frauen. Rollenzuweisung ha

Betreuungsgeld in Deutschland Unbezahlte Arbeit Eine weitere Maßnahme, die wieder verstärkt Frauen in ihre traditionelle Rolle drängt, stellt die Einführung des Betreuungsgeldes in Deutschland dar. Durch die finanzielle Unterstützung wird ein zusätzlicher Anreiz für Frauen geschaffen, sich der Erziehung der Kinder anzunehmen, anstatt wieder ins Erwerbsleben einzusteigen, dies vor allem, wenn das Einkommen der Frauen gering ist, womit soziale Ungleichheiten verstärkt werden. (gerade die Kinder einkommensschwacher Eltern brauchen eine professionelle Förderung um der Vererbung von Armut zu entkommen). Rollenzuweisung ha

Hausarbeit Tagesprofil von erwerbstätigen/nicht-erwerbstätigen Personen in Paarhaushalten mit Kindern in Österreich Unbezahlte Arbeit Diese Darstellung  der Zeitverwendungserhebung im Jahr 2008/08 zeigt das Tagesprofil erwerbstätiger und nicht-erwerbstätiger Personen in Paarhaushalten mit Kindern. Man kann erkennen, dass auch wenn die Frau erwerbstätig ist und der Mann nicht erwerbstätig ist, sich das weibliche Geschlecht trotzdem vermehrt um die Haushaltsführung kümmert. Deswegen lässt sich vermuten, dass während der Wirtschaftskrise, obwohl viele Männer bei dessen Ausbruch ihren Arbeitsplatz verloren haben, somit für einige Zeit nicht erwerbstätig waren und mehr Zeit zur Verfügung hatten, hingegen Frauen, um das Haushaltseinkommen zu stabilisieren ins Erwerbsleben eingetreten sind, das weibliche Geschlecht sich neben der Erwerbstätigkeit trotzdem vermehrt um die Hausarbeit gekümmert hat. Desweiteren besteht noch die Möglichkeit, Tätigkeiten im Haushalt, wie beispielsweise Aufräumen, Putzen, Wäsche waschen, an Dritte gegen geringe Bezahlung zu delegieren. Diese ausgelagerten Tätigkeiten werden wieder von Frauen verrichtet. Statistik Austria, Zeitverwendungserhebung, 2008/09

Eigenarbeit ha Unbezahlte Arbeit Eine andere Katastrophenreaktion von Frauen kann darin bestehen, den Einkommensrückgang durch Eigenleistung zu kompensieren, denn Personen erbringen häufig Eigenleistungen aufgrund von Sparüberlegungen, das heißt, wenn das selber Herstellen billiger kommt als der kommerzielle Erwerb, unter der Bedingung, dass genüg Zeit vorhanden ist. Frauen handelt es sich in diesem Bereich meist um das Stricken oder Nähen eines Kleidungsstückes, sowie das Pflegen des Blumengartens. Ob Personen während der Krise in manchen Bereichen auf Eigenarbeit umgestiegen sind, hängt stark von der Einkommensgruppe und den dafür benötigten Qualifikationen ab. Beispielsweise hatte man vor der Krise einen Gärtner oder eine Gärtnerin beschäftigt, welcher in der Krise eingespart wurde und vorrangig Frauen die Gartenarbeit nun selbst erledigen. ha

Ehrenamtliche Tätigkeiten Unbezahlte Arbeit Nachdem Frauen versucht haben, den Einkommensrückgang einerseits vermehrt durch unbezahlte Arbeit zu kompensieren und andererseits durch die Aufnahme von Erwerbstätigkeit auszugleichen, um so das Haushaltseinkommen zu stabilisieren, lässt sich vermuten, dass während der Wirtschaftskrise die ehrenamtlichen Tätigkeiten zurück gegangen sind. Dadurch dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen anstieg, kann man annehmen, da der Trend schon vor der Krise bestand, dass Frauen während der Wirtschaftskrise von ehrenamtlichen Tätigkeiten auf bezahlte Arbeit umsteigen. Aufgrund dieser zusätzlichen bezahlten oder unbezahlten Arbeit hatten Frauen weniger Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten. Rollenzuweisung ha

2009: 20,5 Mrd. € in Österreich entspricht 8,5% des BIP Schwarzarbeit Die Tätigkeiten in der Schattenwirtschaft nehmen in Zeiten wirtschaftlicher Krisen zu. Nach der Baubranche ist die Gruppe der Haushaltshilfen die Zweitgrößte am Arbeitsmarkt, in welcher vor allem Migrantinnen beschäftigt sind, die keine Erwerbstätigkeit in ihrem erlernten Berufsfeld in ihrem Land finden oder weil sie als Haushaltsarbeiterin im Ausland mehr verdienen als in ihrem erlernten Beruf in ihrem Heimatland. Der Linzer Ökonom Friedrich Schneider berechnete, dass ungefähr 20,5 Milliarden Euro im Jahr 2009 in Österreich durch Schwarzarbeit erwirtschaftet wurden. Das entspricht 8,5 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung des Landes und sind fünf Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Als Grund für die Zunahme nennt Schneider die steigende Arbeitslosigkeit aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise. Schneider, Friedrich. In: Die Presse, 12.01.2010. Rollenzuweisung ha

Konkurrenz um Arbeitsplätze Schwarzarbeit Konkurrenz um Arbeitsplätze Rückzug in informellen Sektor Veränderung der arbeitsuchenden Frauen 2008-2009 Schwarzarbeit SB = Staatsbürgerschaft Österreich, AMDB BMASK, 2008 - 2009 Nachdem Frauen im Krisenjahr verstärkt ins Erwerbsleben eingetreten sind, führte das zu einem verstärkten Beschäftigungsrückgang bei Migrantinnen, da diese mit den einheimischen Frauen um die Arbeitsplätze konkurrierten. Dies lässt sich daran erkennen, dass die Anzahl der arbeitsuchenden Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft von 2008 auf 2009 mit 22% stärker angestiegen ist, als jene der Österreicherinnen. Daher zogen sich die Migrantinnen, welche arbeitslos wurden, dann vielfach in den informellen Sektor zurück, wo sie über keinerlei soziale Sicherung verfügen. Nachdem mit der Krise ein sinkendes Haushaltseinkommen verbunden ist, kann angenommen werden, dass auch Haushalte versucht haben, Einsparungen vorzunehmen, weshalb man meist bei gewissen Tätigkeiten auf billigere Schwarzarbeit zurückgegriffen hat. Rollenzuweisung ha

Wirtschaftskrise trifft Frauen dreifach! Fazit Wirtschaftskrise trifft Frauen dreifach! Fazit Nach ausführlicher Betrachtungsweise komme ich zu dem Schluss, dass Frauen bei den Maßnahmen, die der Staat während der Wirtschaftskrise setzte, dreifach benachteiligt werden. Einerseits wurden keine konjunkturspezifischen Maßnahmen in von Frauen dominierten Bereichen durchgeführt sondern nur im Produktionssektor, in dem hauptsächlich Männer arbeiten. Andererseits setzte der Staat Sparmaßnahmen im öffentlichen Dienstleistungssektor, in dem der Großteil der Frauen beschäftigt ist. Durch Sparmaßnahmen bei den öffentlichen Leistungen übernahmen Frauen vermehrt unbezahlte, soziale Versorgungsaufgaben, weshalb Frauen als soziale Airbags für die Folgen des Sozialabbaus fungieren. Rollenzuweisung