Geschichte der deutschen Lyrik vom 17. bis 21. Jahrhundert Prof. E. Geulen Neuere deutsche Literaturwissenschaft Sprechstunde: Dienstags 18-19.30 Uhr Modul.

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Geschichte der deutschen Lyrik vom 17. bis 21. Jahrhundert Prof. E. Geulen Neuere deutsche Literaturwissenschaft Sprechstunde: Dienstags Uhr Modul B3 Vorlesung 7 Lyrik als Paradigma der Moderne

1. Rekapitulation der letzten Sitzung 2. Zum Problem der Epocheneinteilung im 20. Jahrhundert 3. Dreimal Lyrik als Paradigma der Moderne: die Tagung der Gruppe Poetik und Hermeneutik (1965); Hugo Friedrich, Die Struktur der modernen Lyrik (1957); Theodor W. Adorno, Rede über Lyrik und Gesellschaft (1956) Gegenstände der Vorlesung: Diachroner Exkurs zur Lyrik als Paradigma der Moderne

ad 2) Probleme literarhistorischer Periodisierung im 20. Jahrhundert („Moderne“) Stichworte: Unverständlichkeit (Hermetik), Entwirklichung, Negativität, Entstellung, Entformung, Entgegenständlichung

ad 3) Lyrik als Paradigma der Moderne: a) Aus “Lyrik als Paradigma der Moderne”, Tagungsband der Gruppe Poetik und Hermeneutik 1965 (Jacob Taubes): Zwischen 1850 und 1929 entsteht in der Literatur ein neues, von Reflexion durchsetztes Formbewußtsein, dessen theoretische Durchdringung bisher auf die Analyse einzelner Aspekte begrenzt geblieben war. Wenn es keine anderen Hilfsmittel als negative Begriffe gibt, um die Poesie dieser Epoche zu beschreiben, so müßte das Eigenständige und Setzende dieser Negativität sichtbar gemacht werden. (Jacob Taubes) Die Poesie ist das einzige Jenseits, nicht weil sie den Bogen spannt zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Oben und Unten: sie ist das Jenseits selbst. Das Wort bezeugt nicht, sondern ist selber Transzendenz.

b) Aus Hugo Friedrich, Die Struktur der modernen Lyrik: Soweit diese Lyrik Qualität hat, empfängt sie diese nicht aus dem Glauben und nicht aus der politischen Idee. Mit der Zeit lernt man, die Avantgardisten des Tages von den Berufenen zu unterscheiden, die Scharlatane von den Poeten. Hermetisches Dichten ruft bei manchen Lyrikern den Eindruck hervor, daß ihr Werk im Zuschlagen einer Türe endet, wie Picon einmal bemerkte. Aber dort, wo es bloß modisches Gebaren ist, gedeiht eine Charlatanerie, die daherreden kann, was sie will – es wird ja doch bewundert. Avantgardisten, die etwas auf sich halten, exzellieren in Sätzen von purestem Blödsinn. Schon einem Rimbaud unterlief das gelegentlich. ad 3) Lyrik als Paradigma der Moderne:

b)Aus Hugo Friedrich, Die Struktur der modernen Lyrik: Mitte des 19. Jahrhunderts geht Lyrik in die Opposition, als reinste und höchste Erscheinung der Dichtung wurde numehr die Lyrik bestimmt, die ihrerseits in Opposition trat zur übrigen Literatur und sich zur Freiheit ermächtigte, rücksichtslos alles zu sagen, was ihr eine gebieterische Phantasie, eine ins Unbewußte ausgeweitete Innerlichkeit und das Spiel mit der leeren Transzendenz eingaben. Das Wort ist ein lebendiges Wesen, mächtiger als der, der es gebraucht (zitiert nach Victor Hugo) Alle suchen sie eine Transzendenz, aber sie bleibt so unbestimmt wie leer. Angriffe um der Entladung eines Deformationstriebes willen, der – und dies ist das Merkwürdigste – wiederum Künstlertum genug besitzt, um den Häßlichkeiten die Kraft seiner Stillogik einzuprägen. ad 3) Lyrik als Paradigma der Moderne:

c) Theodor W. Adorno, „Rede über Lyrik und Gesellschaft“ Nur der versteht das Gedicht, der in dessen einsamen Ausspruch der Menschheit Stimme vernimmt. Zu Mörikes “Auf einer Wanderung” (Reader Nr. 61): Der Lyrik gelingt im knappsten Raum, wonach die deutsche Epik selbst in Konzeptionen wie “Hermann und Dorothea” (Epos von Goethe) vergeblich griff. Zu Stefan Georges “Im windes-weben” (Reader Nr. 75): Man mag solche Kritik ebenso zugestehen, wie daß das Wort (das Wörtchen “gar”) so wie es in den Vers verschlagen wird, überhaupt keinen rechten Sinn ergibt. Aber die großen Kunstwerke sind die, die an ihren fragwürdigsten Stellen Glück haben. (…) Georges Gedicht zählt zum Unwiderstehlichsten, was der deutschen Lyrik beschieden gewesen ist. ad 3) Lyrik als Paradigma der Moderne:

Felix Dörmann, „Was ich liebe“, Reader Nr. 77 Baudelaire, Correspondances“ Hugo von Hofmannsthals “Lang kannte er die Muscheln nicht für schön”, Reader Nr. 79 Stefan George, “Der Teppich”, Reader Nr. 74 Rainer Maria Rilke, “Gesang der Frauen an den Dichter”, Reader Nr. 80 und Rilke “Archaischer Torso des Apollo” Nr. 81 Lyrik und Naturwissenschaft: Arno Holz, Reader Nr. 69, 70, 71, 72 Zur Vorbereitung der nächsten Sitzung: