Sprachtypologie Zu den frühesten Typologien gehört die von August Wilhelm Schlegel und Wilhelm von Humboldt. Sie teilten die Sprachen aufgrund morphologischer.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
KO Einführung in die Sprachpsychologie handouts-Jänner
Advertisements

Relativsätze in Dialekten
Glück In der deutschen Sprache wird der Begriff "Glück" in zwei sehr unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht: Glück im Sinne von: „Glück haben" Glück.
Die Geschichte der deutschen Sprache
Galkin Wadim Klasse 11 A Schule 4 Die Deutchlehrerin: Tangowa N.A.
Kapitel 4 Datenstrukturen
1786 William Jones: Sanskrit
Verantwortung übernehmen heißt Antworten geben-
Maschinelle Übersetzung I
Sprachtypologie, Sprachvergleich und Sprachkontakt
Seminarthema: Morphosyntaktische Analyse
Kapitel 5 Stetigkeit.
Lexikalisch-Funktionale-Grammatik
NP-Bewegung & wh-Bewegung
Nonverbale Kommunikation
Ernst Mayr *05. Juli 1904, † 03. Februar 2005
Europäischer Tag der Sprachen QUIZ
Die Bedeutung von partikeln hinsichtlich der AspektualitÄt
Deutschsprachende Autorin
Entstehung der Bibel.
Biopus Café & Delikates Projekt Biopus Café & Delikates.
Erstellt von: Manuela, Marc und Midhat im Rahmen des MMF_3 Kurses.
© Wortstellung im Deutschen Norbert Fries.
Programmierte Übersetzungsübung „Martinus pauperem ...“
Programmierte Übersetzungsübung „Helenam adeptus...“
Deutsche Kinderliteratur
3.1. Die Sprachwissenschaft
Germanische Sprachen und Kulturen/2.
Die Entlehnungen-1 Die Entlehnungen spiegeln „Kriege und historisches Geschehen, Ideologien, Moderichtungen, Kulturwandel, wissenschaftliche und technische.
Erstellt von: Manuela, Marc und Midhat im Rahmen des MMF_3 Kurses.
Malcolm – 1. Teil Malcolm interpretiert Descartes mit Blick auf die Frage nach der Natur des Denkens (dem cogito) folgendermaßen: Jeder mentale oder bewusste.
Elternabend der Schule … vom …
Die Inhaltsangabe Methodik und Gestaltung von Dr. Christian Bauer, Robert-Koch-Gymnasium Deggendorf.
Das Verb (Zeitwort) Verben bezeichnen:
Germanische Sprachen und Kulturen/3.
Die Lateinische Sprache
Germanische Sprachen und Kulturen/4.
Theoretischer Hintergrund Systematische Wortschatzarbeit –
Die Redewiedergabe.
Gewaltfreie Kommunikation (GfK)
Übung zu Einführung in die LDV I
Grammatikalische Begriffe im Unterricht
EINFÜHRUNG IN DIE MORPHOLOGIE Morphologie = Formenlehre
Wortarten Verben - veränderbare (flektierbare) Wortart, die eine Tätigkeit, ein Geschehen, einen Vorgang oder einen Zustand bezeichnet - konjugierbar.
Gegenstand der Lexikologie. Geschichte der Lexikologie.
IB+IA_Anf Structura limbii Sommersemester 2015 Dr. Ileana-Maria RATCU.
Funktionale Unifikations-Grammatik (FUG)   Hauptmerkmale der FUG.
Funktionale Unifikations-Grammatik (FUG)  Hauptmerkmale der FUG.
Lexikalische Semantik
Die Sapir-Whorf- Hypothese und ihre Implikationen für die Sprachtodforschung.
Zahlensysteme Emily Dikhoff weiter.
Türkei Ado, Noémie, Mickael und Catia Klasse 9MO2
Piktogramm. Definition Ein Piktogramm (von lateinisch pictum ‚gemalt‘ und griechisch graphein, schreiben)lateinisch Bildzeichen, welches Informationen.
10 Postulate zum Innovationsmanagement
Deutsch in unserem Leben
Übertragung H. Löffler-Stastka. Die Gesamtsituation Übertragung stellt eine emotionale Beziehung zum Analytiker dar, in der eine unbewusste Phantasie.
S UBSTANTIV K ATEGORIEN DES S UBSTANTIVS P RÄPOSITION T EMPORALE P RÄPOSITIONEN Sklenárová Simona 2014/ Bc.
Laura Benčíková Laura Benčíková 2.Bc 2.Bc NjHi NjHi 2014/ /2015.
Methodische Gesichtspunkte für das analytische Lesen 5.Studienjahr.
VORLESUNG 1 Sprachbau Sememe Sätze Redeteilen Wortformen Wortgruppe Morpheme (Begriffe)
Vo#1:Semantik als Wissenschaft Semantik I Matej-Bel-Universität in Banská Bystrica Zuzana Tuhárska.
o relativ junger Begriff o Der Bestandteil des Lebens, der Innen- und Außenpolitik o EXPLIZITE SPRACHENPOLITIK Grundsätze, Regelungen, Gesetze, finanzielle.
Clasificarea limbilor Anexa 1 Oxana Chira. Clasificarea limbilor din lume Klassifizierung der Sprachen aller Welt Typologische Klassifizierung Genealogische.
DIE ZEITFORMEN Das Praesens Das Praeteritum Das Perfekt Das Plusquamperfekt Das Futur I Das Futur II.
Lerndesignarbeit: WAS – WIE sichtbarmachen – WER – WIE - Das Ziel ist das Ziel. Viele Wege führen nach Rom. Lern- & Lehr- prozesse vom Ende her ZIEL START.
DAS VERB Magdalena, Lorena, Lisney.
Das Verb RS Josef.
Bildungs- und Fachsprache: Beispiele
DAS PASSIV.
Partizpialkonstruktionen
 Präsentation transkript:

Sprachtypologie Zu den frühesten Typologien gehört die von August Wilhelm Schlegel und Wilhelm von Humboldt. Sie teilten die Sprachen aufgrund morphologischer Kriterien in synthetische und analytische Sprachen ein.

Genetische und typologische Klassifikation Die genetische Klassifikation ist geschichtlich orientiert und erforscht die Abstammung und Entwicklung der Sprachen aus einem gemeinsamen Vorgänger. Die Einzelheiten werden hier, die dabei angewandten Methoden werden hier näher dargestellt. Dagegen befaßt sich die typologische Klassifikation mit dem Vergleich formaler Ähnlichkeiten zwischen Sprachen. Dabei wird versucht, Sprachen nach Phonologie, Grammatik und Wortschatz in strukturelle Typen einzuteilen, nicht nach tatsächlichen oder vermuteten historischen Verbindungen.

Genetische Klassifizierung Indoeuropäisch (auch indogermanisch genannt). ist der Name einer Sprachfamilie, die sich zunächst über Europa und weite Teile Südasiens ausbreitete und deren Abkömmlinge heute aufgrund des Kolonialismus auf der ganzen Welt zu finden sind. Die indoeuropäischen Sprachen werden (vor allem wegen der weltweiten Bedeutung des Englischen) von mehr als zwei Milliarden Menschen gesprochen und bilden damit die am weitesten verbreitete Sprachfamilie der Welt.

Genetische Klassifizierung Die (meist als proto-indoeuropäisch bezeichnete) Elternsprache wurde vermutlich vor dem Jahr 3000 vor Chr. gesprochen und hat sich im Lauf des 4. bis 2. Jahrtausends schrittweise in verschiedene Sprachen aufgespalten. Dieser Prozeß war jedenfalls zu der Zeit, aus der die frühesten schriftlichen Dokumente der griechischen, anatolischen und indo-iranischen Sprachen stammen, im wesentlichen schon abgeschlossen, also spätestens zwischen 2000 und 1000 v. Chr.

Genetische Klassifizierung Dabei stellt der Stamm die indogermanischen Ursprache dar, die vor rund 6.000 Jahren gesprochen wurde. Diese Ursprache hatte - wie heutige Sprachen auch - verschiedene Dialekte, aus denen sich im Laufe der Zeit die unterschiedlichen Sprachen (Äste) entwickelten, die sich im Laufe der Zeit ihrerseits in Generationen von Tochtersprachen (Zweige) spalteten. 

Stammbaum die Herkunft einer Sprache, ihre Entwicklung, den Grad ihrer Verwandtschaft zu anderen Sprachen, die zeitliche Reihenfolge ihrer Abspaltung von der jeweiligen Hauptsprache, sowie schematisch die ungefähre geographische Lage der Sprache in Eurasien.

Keltisch Italisch Germanisch Balto- Slawisch Griechisch Indo- Iranisch + Latein Albanisch Schottisch Italienisch Englisch Baltisch Armenisch Indisch Irisch Spanisch Deutsch Litauisch Russisch + Tocharisch Bretonisch Portugiesisch Niederländ. Lettisch Polnisch + Sanskrit Französisch Dänisch Tschechisch Provenzalisch Norwegisch Bulgarisch Hindi/Urdu Rumänisch Schwedisch Serbisch/ Kroatisch Bengali Rätoroman. Isländisch Punjabi

Morphologische Sprachtypologie Synthetische Sprachen drücken syntaktische Verhältnisse im Satz zumindest teilweise durch Affixe aus. Die synthetischen Sprachen wurden weiter in flektierende, fusionale, agglutinierende, und polysynthetische eingeteilt.

Morphologische Sprachtypologie Analytische Sprachen verwenden für die syntaktische Funktion Wortstellungsregularitäten oder Funktionswörter. Die analytischen Sprachen umfassen die Gruppe der isolierenden Sprachen, zu der auch das Chinesische gehört.

a. Isolierender Sprachbau Sprachen dieser Art werden auch als analytische oder Wurzelsprachen bezeichnet. Bei ihnen sind alle Wörter unveränderlich, Endungen gibt es nicht. Grammatikalische Beziehungen werden statt dessen durch die Wortstellung angezeigt. Charakteristische Beispiele sind Chinesisch und Vietnamesisch: Der Mandarin-Satz “ta bu hui yong dao chi fan” heißt wörtlich übersetzt: “er nein kann benutzen Messer essen Reis” (“Er kann Reis nicht mit dem Messer essen”).

b. Flektierender Sprachbau Die zweite Art des Sprachbaus wird auch als fusionierend oder synthetisch bezeichnet. Hier werden grammatikalische Beziehungen durch Veränderungen der inneren Struktur von Wörtern vermittelt - meist durch Flexionsendungen, die mehrere grammatikalische Bedeutungen gleichzeitig ausdrücken. Typische Beispiele hierfür sind Latein, Altgriechisch und Arabisch: Allein aus der Endung  -o  der lateinischen Form amo “ich liebe” ist ersichtlich, daß es sich um die 1. Person Singular, Präsens, Indikativ und Aktiv handelt.

c. Agglutierender Sprachbau Hier setzen sich Wörter aus langen Abfolgen von kleinsten Einheiten (Morphemen) zusammen, wobei jede Einheit eine bestimmte grammatikalische Bedeutung hat. Die Bedeutung von amo würde etwa durch 5 Affixe ausgedrückt - je eines für Person, Numerus, Tempus, Genus verbi und Modus. Das Japanische tabe-sase-rare-ru bedeutet “kann jemanden zum Essen bewegen”; tabe heißt “essen”, sase “zu etwas bewegen”, rare “kann”, und ru markiert die Gegenwart.

Polysynthetischen Sprachen Manche Wissenschaftler wollen noch eine 4. Gruppe bilden. Hier werden eine Vielzahl von Morphemen zu komplexen Wörtern zusammengesetzt, die als Einwort-Sätze fungieren können wie im Tschuktschischen. Die Wörter sind oft sehr lang und komplex und weisen Merkmale des flektierenden und agglutierenden Sprachbaus auf. Beispiele hierfür sind Eskimo, Mohawk und die australischen Sprachen.

Sprachbau Charakteristika typische Beispiele analytisch (= isolierend) Alle Wörter sind unveränderlich, Endungen gibt es nicht grammatikalische Beziehungen werden durch die Wortstellung angezeigt chinesisch, vietnamesisch agglutierend Die Wörter setzen sich aus langen Abfolgen von Einheiten zusammen, wobei jede Einheit (Morphem) nur eine bestimmte Bedeutung hat flektierend (= synthetisch, fusionierend Grammatikalische Beziehungen werden durch Veränderungen der inneren Struktur von Wörtern vermittelt (meist durch Flexionsendungen), die mehrere grammatikalische Bedeutungen auf einmal ausdrücken lateinisch, griechisch, arabisch

Wortstellungstypologie Ein neuerer Ansatz ist die Universalienforschung von Joseph Greenberg, die nach allgemein auftretenden Strukturgesetzmäßigkeiten in den Sprachen der Welt sucht. Ein Beispiel hierfür ist die Wortstellungstypologie, die auf syntaktischen Kriterien beruht. Es klassifiziert Sprachen nach der Reihenfolge von Subjekt, Objekt und Verb im Satz.

Wortstellungstypologie SVO Subjekt-Verb-Objekt, z.B. Englisch, Chinesisch, Französisch, Russisch SOV Subjekt-Objekt-Verb, z.B. Türkisch, Japanisch, Latein, Persisch VSO Verb-Subjekt-Objekt, z.B. Gälisch, Walisisch, Aramäisch, Tagalog, Standardarabisch

Wortstellungstypologie In fast allen Sprachen geht allerdings das Subjekt dem Objekt voraus, so dass die folgenden drei Typen nur sehr vereinzelt auftreten: VOS Verb-Objekt-Subjekt, z.B. Malagasy, Javanesisch OSV Objekt-Subjekt-Verb, z.B. Xavante OVS Objekt-Verb-Subjekt, z.B. Guarijio

Wortstellungstypologie Beim Deutschen und Niederländischen wird diese Klassifikation dadurch erschwert, dass das Verb oft in mehrere Teile über den Satz verteilt wird, und Subjekt wie Objekt auch dazwischen platziert werden können, beispielsweise: "Im Wald habe ich einen Fuchs gesehen". Diese Sprachen werden daher häufig als V2-Sprachen klassifiziert, da sich das gebeugte Verb (unabhängig von der Position von Subjekt und Objekt) in jedem Fall an der zweiten Stelle eines Hauptsatzes befindet.