Der Umgang mit den Medien

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 Präsentation transkript:

Der Umgang mit den Medien Parlamentsdienste des Grossen Rates

Inhaltsverzeichnis 1) Rechte und Pflichten von Auskunftspersonen in der Theorie Referent: Urs Hänni, Kommunikation Kanton Bern, ehemaliger Journalist 2) Wie gehen Medien vor – vier konkrete Anwendungsbeispiele Referent: Michael Ehrler, GPK-Sekretär Kanton Bern / ehemaliger Journalist Parlamentsdienste des Grossen Rates

Die Spielregeln am Anfang festlegen Rahmen klären Interviewer/Medium/Termine/Vorgehen Inhalt klären Anlass/Themenkreise/Publikationsform Vorgehen klären Gegenlesen/Termine Parlamentsdienste des Grossen Rates

Die eigenen Aussagen überprüfen Beim Gegenlesen achten wir auf falsche wiedergegebene Fakten falsch oder missverständlich wiedergegebene Zitate Beim Gegenlesen können wir keinen Einfluss nehmen auf Aussagen anderer Personen Parlamentsdienste des Grossen Rates

Zeitdruck – gesicherte Fakten Wir lassen uns nicht drängen Wir behandeln Medienanfragen prioritär Wir halten die vereinbarten Termine ein Wir klären die Fakten/Sachlage ab, bevor wir Auskunft geben Wir antworten nicht, wenn wir die Fakten/Sachlage nicht kennen Parlamentsdienste des Grossen Rates

Offizieller Beschluss – eigene Meinung Wir deklarieren was Fakten sind was offizieller Beschluss/Sprachregelung ist was persönliche Meinung ist was persönliche Interpretation oder Annahme ist Parlamentsdienste des Grossen Rates

Off the record – no comment Wir liefern Hintergrundinformationen, die nicht publiziert werden dürfen, zurückhaltend Wir begründen, wenn wir eine Frage nicht beantworten können Parlamentsdienste des Grossen Rates

Schriftlich - mündlich Mündliche Anfragen beantworten wir mündlich Schriftliche Anfragen beantworten wir schriftlich Das Gespräch ist immer besser Schriftliche Antworten hinterlassen Fragen Parlamentsdienste des Grossen Rates

Reaktion – Dreimal leer schlucken Sendung anhören oder ansehen Zeitungsbericht lesen Auf falsche Fakten reagieren Korrigendum, Leserbrief, Gegendarstellung Beschwerde beim Presserat Parlamentsdienste des Grossen Rates

Wie gehen Medien vor? In diesem Teil wollen wir ganz konkrete Situationen anschauen, in welcher Form Sie in den nächsten Monaten mit Journalisten konfrontiert sein werden Parlamentsdienste des Grossen Rates

Info-Beschaffung abhängig von… … Art des Mediums (TV/Radio/Print/Online) … Reichweite des Mediums (Lokalmedium/überregionales Medium) … Zeitrahmen/Dringlichkeit … Form des journalistischen Produkts … Thematische Stossrichtung des journalistischen Produkts Die Art und Weise, wie Journalisten Informationen beschaffen, d.h. wie Journalisten Ihnen begegnen, ist von ganz verschiedenen Faktoren abhängig. Art des Mediums (siehe Ausführungen von Urs - > elektronische Medien brauchten Töne/Bilder Reichweite Fokus ist davon abhängig (für Lokalzeitung Person interessant, weil aus der Region; für überregionale Zeitung insofern, als relevant für übergeordneten Lebensraum) Personelle Ressourcen (grosse Zeitung wird mit Printjournalist/Fotograf kommen, kleinere Zeitung Interviewer/Fotograf = eine Person) Zeitrahmen Wenn viel Zeit vorhanden, kann man treffen vereinbaren, wenn kurz vor Redaktionsschluss, per Telefon Form des journalistischen Produkts: Interview Quote in einem Artikel Diskussionssendung Stossrichtung -> diese werden wir im folgenden näher anschauen. Parlamentsdienste des Grossen Rates

Vier typische Medien-Kontakte im Präsidialjahr Im Folgenden wollen wir vier Grundmuster durchspielen, bei denen ein Kontakt Journalist-Parlamentspräsident stattfindet Es handelt sich dabei um zugespitzte Prototypen, die in der Realität teilweise auch vermischt sind. Ebenfalls vorausschickenmuss ich, dass ich lediglich Erfahrungen als Print-Journalist habe und darum vor allem diesen Zugang beleuchten werde. Parlamentsdienste des Grossen Rates

Fokus: Die Person (Porträt) Merkmal Tendenziell wohlwollende Herangehensweise Setting Im Voraus vereinbartes Gespräch Aufgepasst: Drittstimmen Archiv Beliebtes Genre bei Zeitungen/Radios und Fernsehen Merkmal Ziel: Der neue höchste Kantonsbürger der Bevölkerung näher vorstellen Sie können tendenziell auf Wohlwollen der Journalisten rechnen (sind werden porträtiert auf Grund ihrer Funktion, ungeachtet, wie spannend sie sind) Setting: Zeitungen bringen Porträts häufig am Tag der Wahl oder vorher Zumeist wird ein Termin vereinbart, um sich zu treffen (beliebt bei sich zu Hause oder am Arbeitsort) Aufgepasst: Gute Journalisten erkundigen sich vorgängig bei Freunden/Familien, wer Sie sind und konfrontieren sind damit Wenn ein Porträt in die Tiefe gehen soll, erkundigen sich Journalisten vorher im Archiv, was über sie bislang berichtet worden ist, was für Vorstösse sie gemacht haben => Fünfminütige Demonstration, wie Gespräch ablaufen könnte (evtl. Person bereits vorgängig bestimmen und Recherche vornehmen) t Parlamentsdienste des Grossen Rates

Typische Fragen Wer sind Sie? Was macht Sie besonders? Wie sind Sie in die Politik gekommen? Was ist Ihr Ausgleich zur Politik? Wie wollen Sie Amt prägen? Wer ist Ihr Vorbild? Ist das der Höhepunkt der Karriere? Journalisten werden versuchen, das herauszugreifen, was Sie besonders macht (Widersprüche, besondere Wendungen im Leben, Schicksalsschläge, Zufälle, etc.) Telebaern-Beitrag Wiederkehrend in allen Porträts: Polizistin aus Genf endet als Bäuerin im deutschsprachigen Seeland Parlamentsdienste des Grossen Rates

Parlamentsdienste des Grossen Rates

Strategie Authentisch sein Überlegen, was zeigt/sagt man? Antizipieren, was könnte für Journalisten spannend sein Offenheit zeigen evtl. Gegenlesen Authentisch sein Gilt im Porträt ganz besonders (Journalist macht sich ein Bild von Ihnen, er würde merken, wenn es Brüche gibt) Für Authentisch sein hilft es, Journalisten nach Hause einzuladen (muss sich vorgängig bewusst sein, wo ist Grenze) -> z. B. Struchen in Polizistenuniform, Will man Wohnung zeigen, zeigt man Familie? Antizipieren, was könnte das Besondere sein, auf das Journalisten springen (selber im Archiv schauen) Offenheit zeigen Gegenlesen: Spielregeln klar, dass sie nur Zitate lesen können (kein Anspruch auf ganzen Text; Bewusstsein, dass kein PR-Text, sondern auf Grund Drittstimmen auch kritische Bemerkungen enthalten sein können. Parlamentsdienste des Grossen Rates

Fokus: Die Wahl/Feier Merkmale: Fokus liegt auf Geschehen Wohlwollende Herangehensweise Setting Journalisten als Beobachter Aufgepasst: Es wird genau hingeschaut Merkmale Pflichtveranstaltung für Medien (grössere Medien werden eher wenig machen, dafür betroffene Regionalmedien umso mehr) Aus der regionalen Betroffenheit ergibt sich die wohlwollende Herangehensweise (jemand aus unserer Region ist höchste Kantonsbürgerin) Journalisten fungieren als Beobachter, gut möglich, dass gar kein Kontakt stattfindet, weil sich Journalisten auf Reden konzentrieren können Viele Reden, viel Formalitäten -> jeder Vorfall, der das Erwartbare durchbricht, wird von Medien dankbar aufgenommen -> Beispiel Canal 3 (hören) Tatsache, dass sie entgegen Ankündigung auf deutsch spricht Umstand, dass sie doch etwas sprachlos macht Link: Canal3 Parlamentsdienste des Grossen Rates

Typische Fragen Wie fühlen Sie sich? Haben Sie gut geschlafen? Wie nervös waren Sie? Haben Sie mit einem solchen Wahl-Resultat gerechnet? Was bedeutet Ihnen diese Wahl? Was hat Sie besonders gefreut? Mögliche Fragen Falls Ihnen Fragen gestellt werden, sind es «Sportreporter-Fragen» nach dem Muster «Wie fühlen Sie sich?» Parlamentsdienste des Grossen Rates

Strategie Redetext abgeben (mit Sperrfrist) Sich der medialen Aufmerksamkeit bewusst sein Für Sonderanliegen Spielregeln festlegen Kanton Bern -> Redetexte werden mit Sperrfrist versehen an die Journalisten abgegeben. Ist Dienstleistung, bietet Grundstoff. Sich der medialen Aufmerksamkeit bewusst sein Es gilt an diesem Tag ganz besonders, dass sie unter Beobachtung stehen – gerade in der Hoffnung – dass etwas Unerwartetes passiert. Beobachtung ist umfassend: Wenn sie beispielsweise einem politischen Gegner die Hand nicht schütteln oder am Apéro in einem Moment scheinbarer Unbeobachtetheit über jemand herziehen, schnappt das garantiert jemand auf Sonderanliegen: Beliebt bei Journalisten ist es, jemanden einen Tag lang oder über einen bestimmten Zeitabschnitt zu begleiten. Wichtig ist, vornerhein festzulegen, wie weit sie für diesen Wunsch zur Verfügung stehen (Inseln definieren, in denen sie allein sein können) Parlamentsdienste des Grossen Rates

Fokus: «Quote» des Funktionsträger Merkmale: Fokus liegt auf sachlicher Einschätzung («Quote») Setting: Unvermittelte Anfrage Typische Frage: Wie beurteilen Sie Sachverhalt XY? Merkmale Vorfall von einer gewissen Bedeutung macht die Einschätzung des höchsten Kantonsbürgers notwenig. Bsp.: Bund-Artikel Neue Abstimmungsanlage im Grossen Rat, bei erster knappen Abstimmung werden Vorwürfe laut, Anlage funktioniere nicht richtig. Setting Der grosse Unterschied ist, dass die Anfragen unvermittelt erfolgen, jemand ruft an und will wissen, wie Sie sich zum Sachverhalt XY stellen. Parlamentsdienste des Grossen Rates

Strategie Zuerst Abklärungen treffen, dann Auskunft geben Klären, ob Einschätzung des Präsidenten angebracht Grösste Gefahr ist, einfach drauflos reden zu wollen Wenn Anfrage kommt, erfragen, worum es geht und später zurückrufen. Wenn so etwas passiert, ahnt man ja vielleicht, dass das von den Journalisten aufgegriffen werden könnte -> Strategie: Telefon gar nicht abzunehmen, wenn man Nummer des Journalisten kennt und zurückrufen, wenn Abklärungen getroffen Ganz grundsätzlich klären, ob befugt, Auskunft zu geben: Journalisten machen es sich zum Teil sehr einfach, und wählen Personen, mit denen sie schon Kontakt gehabt hatten, die gute Auskünfte erteilt haben -> führt dazu, dass man zu Dingen befragt wird, zu denen man gar nichts zu sagen hat. Parlamentsdienste des Grossen Rates

Fokus: Investigativ-Geschichte Merkmale: Hohe Brisanz / Skandalträchtigkeit Kritische Grundstossrichtung evtl. Whistleblower/Indiskretionen Ziel: Primeur Setting: Unvermittelte Anfrage Der Umgang mit Medien, wenn solche Recherchen laufen, ist zweifelsohne die grösste der vier hier behandelten Situationen Gute Nachricht: Als Kantonsrats-/Grossratspräsident sollten Sie kaum Ziel eines Investigativjournalisten sein. Schlechte Nachricht: Es lässt sich natürlich trotzdem nicht völlig ausschliessen, darum wollen wir hier etwas mehr Zeit verbringen Merkmale Es sind natürlich ganz unterschiedliche Konstellationen denkbar Sie werden als Informant angegangen Sie sind Zielscheibe einer Recherche Es wurde eine Indiskretion begangen Etc. Setting: Auch hier ist das typische, dass die Anfrage überraschend kommt. Überraschen, weil sie vom Sachverhalt nichts wissen oder überraschend, dass die Medien von einem bestimmten Sachverhalt wissen Parlamentsdienste des Grossen Rates

Übungsbeispiel (fiktiv) Bern-Fähnchen auf Pult sorgen für Protest. Im Nachgang dazu findet Sitzung der Geschäftsleitung/Büro statt. Mit Stichentscheid des Präsidenten beschliesst GL/Büro, dass verantwortl. Fraktion anderntags eine Erklärung abgibt. Ein Journalist meldet sich. Da kein konkretes Beispiel vorhanden war, konstruieren wir einen Fall, der teilweise auf der Realität basiert: Nach der gewonnenen Jura-Abstimmung im Kanton Bern, als sich die bernjurassischen Gemeinden mit einer Ausnahme mit grossem Mehr zum Verbleib beim Kantonentschieden haben, geht die Session des bernischen Grossen Rates weiter. Die SVP stellt auf Grund des klaren Volksentscheids auf jedes Pult eine Berner Fahne. Diese Handlung verärgert die Vertreter der Autonomistenpartei, deren Vertreterin in einer öffentlich Erklärung den Gewinnern vorwirft, schlechte Gewinner zu sein. In der Folge verlassen die drei Autonomisten die Sitzung unter Protest. Soweit die Realität Nun nehmen wir – fiktiv – folgendes an Im Nachgang zu diesem Vorfall, um 17 Uhr desselben Tages, findet eine Sitzung der Geschäftsleitung statt, in welcher alle Fraktionen vertreten sind und in welcher der Grossratspräsident die Leitung innehat. Es wird diskutiert, dass die Fraktion, die die Idee zu diesen Fähnchen gehabt hat, anderntags mit einer öffentlichen Erklärung darlegt, dass es ihr nicht darum gegangen sei, zu provozieren und sie sich entschuldigen solle. Nach heftiger Diskussion legt der Präsident mit Stichentscheid fest, dass die Fraktion in diesem Sinne eine Erklärung abgeben soll Nun ruft ein Journalist an und stellt verschiedene Fragen -> Durchspielen des Falls mit einem – evtl. vorgängig instruierten - Teilnehmer Parlamentsdienste des Grossen Rates

Typische Fragen/Fragetechniken Wir wissen, dass ….. Trifft es zu, dass….? Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie nicht zitiere Wie beurteilen Sie den Sachverhalt aus persönlicher Sicht? Wir schreiben einfach, dass es so war Wir schreiben, dass Sie nichts sagen wollten Die konkreten Fragen hängen vom Sachverhalt ab, exemplarisch sind die Fragemuster Bluffen: Der Journalist spekuliert und behauptet, er wisse bestimmte Dinge (Abstimmungsergebnis). -> Darf sich nicht dazu verleiten lassen, Sachverhalt zu bestätigen. Sonst kann er dem nächsten Teilnehmer der Sitzung anrufen und hat zumindest eine Information bereits auf sicher und kann eine erneute Spekulation wagen. Angebot einer off-the-Record-Aussage Ausweichen auf persönliche Haltung Wir schreiben einfach, dass es so war / dass sie nichts sagen Versuch, jemand unter Druck setzen / zu Aussage zu erpressen. Journalist hat nichts zu verlieren, Parlamentsdienste des Grossen Rates

Strategien Offizielle Sprachregelung und Kommunikationsstrategie beachten Es spricht in jedem Fall nur eine Person Vorsicht vor Suggestiv-/Fangfragen Vorsicht mit Off-the-Record Aussagen Reden, ohne etwas zu sagen Bei der Wahrheit bleiben Unklarheiten lassen sich beseitigen, wenn man Kommunikationsstrategie festlegt (z. B. nach Sitzung sofort Mediencommunique veröffentlichen) oder wenn man festlegt, was Auskunftsperson auf allfällige Anfragen antwortet Entscheidend ist, dass immer nur eine Person Auskunft gibt. Vorsicht vor Suggestiv-/Fangfragen Vorsicht mit Off-the-Record-Aussagen Hüten Sie sich davor, off-The-Record Aussagen zu machen, also zwar Informationen preiszugeben, aber nur mit der Zusicherung, dass die Informationen nicht von Ihnen stammen. Reden, ohne etwas zu sagen: Wir haben uns in der Geschäftsleitung der Sache angenommen und werden kommunizieren, wenn Entscheide gefällt sind Wir müssen die Sachlage zuerst vertieft analysieren und werden dann entscheiden Wir werden prüfen, inwiefern Handlungsbedarf besteht und dann wieder kommunizieren Keine konkreten Termine Bei der Wahrheit bleiben Parlamentsdienste des Grossen Rates

Kontakt Sie erreichen uns unter: Michael Ehrler Telefon 031 633 75 12 E-Mail michael.ehrler@parl.be.ch Urs Hänni Telefon 031 633 75 38 E-Mail urs.haenni@sta.be.ch Parlamentsdienste des Grossen Rates