Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.

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 Präsentation transkript:

Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit. Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit. Ein Rundflug über die Suchthilfe-Landschaft Vortrag am 5.6.2014

Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit. Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.

Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit. Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke Individualhilfe • Charity Organisation Societies (Mary Richmond): not alms, but a friend (1870) • Felix Biestek: Grundsätze der helfenden Beziehung: Individualisieren, bewusster Ausdruck von Gefühlen, kontrollierte Anteilnahme, Annahme des anderen, nicht-richtende Haltung, Selbstbestimmung des Klienten/der Klientin, Verschwiegenheit Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.

Der Einfluss der Psychotherapie Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke Der Einfluss der Psychotherapie • Psychoanalyse: „Das Ich ist nicht Herr im eigenen Haus.“ • Gestalttherapie: Störung des Selbst, Störung der kreativen Anpassung. • Verhaltenstherapie: konditionierte Aversion (Elektroschock) bis Mindfulness Based Relapse Prevention (Vipasana-Meditation). • Psychodrama und Soziometrie: Sucht als Beziehungsstörung; Mensch als Co-creator seines Lebens. • KlientInnenzentrierte Gesprächstherapie (Rogers), als Adaption: motivierende Gesprächsführung Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.

Ausschlussverhältnisse moderner Gesellschaft Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke • Kritik der politischen Ökonomie und materialistischen Staatstheorie • Theorie der funktional differenzierten Gesellschaft (Luhmann, N.) • Suchtarbeit als Inklusionsvermittlung und Exklusionsvermeidung Der gesellschaftliche Zusammenhang Einzelner Menschen stellt sich nach Marx nicht nach Maßgabe ihrer physischen, psychischen und sozialen Bedürfnisse her, sondern ist den Erfordernissen der Wertvermehrung untergeordnet. Der wirtschaftliche Prozess abstrahiert von solchen Bedürfnissen und setzt disziplinierte Individuen voraus., die in der Lage sind für die Dauer ihrer Arbeitstätigkeit selbst von entsprechender Bedürftigkeit abzusehen. d.h. Arbeitskräfte und nur insofern auch Menschen zu sein, wie dies die konkrete Organisation des Arbeitsprozesses zulässt. Dieses „funktionsnotwendige <Absehen von>“ der Wirtschaft beobachtet nun die Theorie der funktional differenzierten Gesellschaft nun auch an anderen Funktionssystemen wie dem Recht, der Politik, der Bildung, der Gesundheit. Individuen werden nicht als ganze einbezogen, Familie oder Stand definieren nicht mehr die sozialen Möglichkeiten der Einzelnen umfassend. Menschen befinden sich zunächst prinzipiell außerhalb der Funktionssysteme und müssen erst über die jeweiligen spezifischen Bedingungen dieser Systeme Zugang finden. Der Einbezug macht in diese Systeme macht sie zu ArbeitnehmerInnen, Konsumenten, Patienten, PensionsempfängerInnen, SchülerInnen, StudentInnen. Die Voraussetzung dieser (rollen- und funktionsspezifischen Inklusionsregelungen ist Exklusion der Individuen als ganze. In der Luhmannschen Systemtheorie - und dies ist eine theoretische, keine normative Option - davon ausgegangen, dass Menschen nicht Bestandteile sozialer Systeme sind. Soziale Systeme bestehen vielmehr aus Kommunikation und aus „Verhaltenserwartungen“ die nur durch „soziale Konditionierung“ hinreichend stabilisiert werden können. Für die Individuen gilt, dass sie zu ihrer psychischen und physischen Selbsterhaltung darauf angewiesen sind, am Kommunikationsprozess teilzunehmen. Soziale Systeme, insbesondere Organisationen und Funktionssysteme sind jedoch nicht von der Teilnahme konkreter Einzelner abhängig. Sie schließen niemanden mehr prinzipiell aus und beziehen doch nur unter den für sie gültigen Inklusionsbedingungen ein. Sie bilden jeweils spezifische Inklusionsmodi aus, welche die Teilhabe der Einzelnen an den Leistungen des Systems regeln und auch Bedingungen des Ausschlusses setzen. Nicht nur das ökonomische System, sondern auch das Schulsystem setzten als Inklusionsbedingungen eine bestimmte Selbstdisziplinierung der Individuen zu erwartungsstabilen Personen voraus und sehen Möglichkeiten der Exklusion von Individuen vor. Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.

Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit. Soziale Diagnose Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke • Person in environment (Karls und Wandrei) • Lebensweltorientierung und Alltagsorientierung (Thiersch) • Instrumente der sozialen Diagnose als Methodik (Pantucek) als dialogische Situationsdiagnostik Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.

Habitustheorie (P. Bourdieu) Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke • Angesiedelt zwischen Determinismus und „Freiheit“ des Individuums. • Habitus ist sozial bedingt und beruht auf der Präsenz individueller und kollektiver Erfahrungen in Form von Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata. • Frühe Prägungen und weitere Sozialisation mit modifizierenden Erfahrungen, im Rahmen von kulturellen und ökonomischen Ressourcen. • Statt „Freiheit“, Abhängigkeit, ABER: Fähigkeit zur Spontanität, zur „geregelten Improvisation“, Veränderungspotential in bestimmten Grenzen Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.

Bindungstheorie (Bowlby, Ainsworth) Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke • Bindungsstile: sicher, unsicher-ambivalent, unsicher-vermeidend, unsicher-desorganisiert • Erwachsene: unsicher-distanziert, unsicher-präokkupiert • Suchtmittel (bzw. Verhalten) werden zu Pseudo-Bindungsobjekten • Bearbeitung des meist erwachsenen Bindungsverhaltens in der Suchtarbeit. Zunehmende Bedeutung von Gruppenarbeit. Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.

Risiken und Nebenwirkungen: Stigmatisierung Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke • Betrifft alle Bereiche der Suchtarbeit • spezifische ethische Normen fehlen (noch) weitgehend • Mögliche Anwendungen: - Besondere Vorsicht mit Früherkennung und Frühintervention - Angebote und Zielgruppen nicht-stigmatisierend bezeichnen - Sich von falschen Hoffnungen abgrenzen („Konsumprävention“). - Konsequente Ressourcenorientierung Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.

Danke für die Aufmerksamkeit! Topic Ausgangssituation Psychotherapie Systemtheorie Soziale Diagnose Habitustheorie Bindung Ethik Danke Danke für die Aufmerksamkeit! kurt.felloecker@fhstp.ac.at Menschenbild und Methoden in der Suchtarbeit.