Swiss Embroidery Erfolg und Krise der Schweizer HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN 12.12.2012 Swiss Embroidery Erfolg und Krise der Schweizer Stickerei-Industrie in globaler Perspektive (1865-1929) Eric Häusler Caspar Meili
Programm EINLEITUNG FORSCHUNGSPROJEKT HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Programm EINLEITUNG FORSCHUNGSPROJEKT FRAGESTELLUNG ♦ FORSCHUNGSSTAND ♦ ANSATZ HINTERGRUND WAS SIND STICKEREIEN? ♦ HISTORISCHE SKIZZE ♦ PRODUKTIONSSYSTEM SCHWERPUNKTE TECHNOLOGIE ♦ MODE ♦ HUMANKAPITAL ♦ WETTBEWERB RESULTATE
Programm EINLEITUNG FORSCHUNGSPROJEKT HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Programm EINLEITUNG FORSCHUNGSPROJEKT FRAGESTELLUNG ♦ FORSCHUNGSSTAND ♦ ANSATZ HINTERGRUND WAS SIND STICKEREIEN? ♦ HISTORISCHE SKIZZE ♦ PRODUKTIONSSYSTEM SCHWERPUNKTE TECHNOLOGIE ♦ MODE ♦ HUMANKAPITAL ♦ WETTBEWERB RESULTATE
Bild der Kantonsbibliothek Vadiana (aus urheberrechtlichen Gründen entfernt) Bild der Textilbibliothek St.Gallen (aus urheberrechtlichen Gründen entfernt)
Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien konstante Preise (1889 = 100) 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000
Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien konstante Preise (1889 = 100) 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000
Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien konstante Preise (1889 = 100) 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000
Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien konstante Preise (1889 = 100) 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000
Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien konstante Preise (1889 = 100) 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000
Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Ausgangspunkt Wert exportierter Stickereien konstante Preise (1889 = 100) 1850 1875 1900 1925 1950 1975 2000
HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Erkenntnisinteresse Warum war die Schweizer Stickerei-Industrie zwischen 1865 und 1912 zunächst so erfolgreich und warum ist sie danach fast vollständig zusammengebrochen?
HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Einschränkung
Pharmazeutische Produkte 09 Mio. HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Warum ist das relevant? Schweizerische Aussenhandelsstatistik (1912) > 100 Mio. Fr. Stickereien 219 Mio. Uhren 174 Mio. Seidenstoffe 111 Mio. Auswahl Maschinen 77 Mio. Schokolade 55 Mio. Pharmazeutische Produkte 09 Mio.
1922, III, 353
Warum ist das relevant? Bevölkerungsentwicklung (1850-2000) HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Warum ist das relevant? Bevölkerungsentwicklung (1850-2000) Stadt St. Gallen Andere Städte
Forschungsstand Allgemeine Charakteristika Problematik HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Forschungsstand Allgemeine Charakteristika Geringes Forschungsinteresse Zeitgenössischer Kenntnisstand Problematik Fehlende historische Tiefenschärfe Gefahr der Übernahme populärer Deutungsmuster
Forschungsstand Allgemeine Charakteristika Problematik Grundzüge HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Forschungsstand Allgemeine Charakteristika Geringes Forschungsinteresse Zeitgenössischer Kenntnisstand Problematik Fehlende historische Tiefenschärfe Gefahr der Übernahme populärer Deutungsmuster Grundzüge Erklärung des Erfolgs durch eigene Stärken Erklärung der Krise durch unglückliche Umstände
S. 2
Ansatz Schwierigkeit Wirtschaftswissenschaft Lösung HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Ansatz Schwierigkeit Wie erklärt man die Entwicklung einer Industrie? Welche Faktoren beeinflussen den Erfolg? Wirtschaftswissenschaft VWL / Makroökonomie: Entwicklung einer Volkswirtschaft VWL / Mikroökonomie: Verhalten eines ökonomischen Akteurs Betriebswirtschaftslehre: Steuerung eines Unternehmens Lösung Eigenes analytisches Modell
Ansatz Produktionsbedingungen Absatzchancen Industriestrategie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Ansatz Produktionsbedingungen Absatzchancen Technologie Mode Produktionsfaktor Arbeit Produkte Produktionsfaktor Kapital Kollektivwerbung Absatzgebiete Industriestrategie Aussenhandelsbedingungen Lebensstandard Strategieformen Interner Wettbewerb
HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Zusammenfassung Frage nach den Gründen des Erfolgs (-1912) und der Krise (-1929) Unbefriedigender Forschungsstand Asymmetrische Erklärung Analytisches Modell
Programm EINLEITUNG FORSCHUNGSPROJEKT HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Programm EINLEITUNG FORSCHUNGSPROJEKT FRAGESTELLUNG ♦ FORSCHUNGSSTAND ♦ ANSATZ HINTERGRUND WAS SIND STICKEREIEN? ♦ HISTORISCHE SKIZZE ♦ PRODUKTIONSSYSTEM SCHWERPUNKTE TECHNOLOGIE ♦ MODE ♦ HUMANKAPITAL ♦ WETTBEWERB RESULTATE
Was sind Stickereien? Stickereien Verzierungen einer textilen HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Was sind Stickereien? Stickereien Verzierungen einer textilen Grundfläche mit Garn. Spitzen Dekorative Elemente, die nur aus Garn bestehen. Gestickte Spitzen / Ätzstickereien Stickereien mit nachträglicher chemischer Entfernung der Textilen Grundfläche. Was sind eigentlich Stickereien? Stickereien: Verzierungen auf einer Grundfläche, einem Boden Spitzen: Dekorative Elemente, die nur aus Garn bestehen. Also ohne Boden auskommen. Das ist der grosse Unterschied Eine Zwischending sind die Gestickten Spitzen oder Ätzstickereien (auch St. Galler Spitze genannt). Dabei handelt es sich um Stickereien, deren Boden nachträglich entfernt wurde. Optik: Spitzen Technik: Stickereien
Historische Skizze 1750er Jahre Einführung der Handstickerei 1828ff. HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Historische Skizze 1750er Jahre Einführung der Handstickerei 1828ff. Industrialisierung/Mechanisierung 1861-1865 Amerikanischer Bürgerkrieg Einführung 1750er. Wir sehen hier das Bild einer Appenzeller Handstickerin. Genauer Ablauf unsicher. Wahrscheinlich 1753 aus Lyon nach St. Gallen. Ab 1882 beginnt die Industrialisierung. Mehr zur Handstickmaschine in Caspar’s Technologie-Teil Nennung des amerikanischen Bürgerkriegs (in Form der Schlacht von Gettysburg) vielleicht für einige überraschend, zur grossen Bedeutung der USA für die Schweizer Stickerei-Industrie jetzt mehr…
1863/65, S. 22 Eine Einschätzung des Kaufmännischen Direktoriums aus dieser Zeit Ende des Bürgerkriegs als Hauptursache des Aufschwungs, dann Zitat vorlesen [«Sofort…] Gewaltige Bestellungen, denen man kaum nachkommt. Anfangspunkt einer erfolgreichen Entwicklung, wie wir wissen Blick auf die Absatzgebiete zeigt den Stellenwert der USA
HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Absatzländer (1889-1912) USA Wir sehen: die wichtigsten Absatzländer nach Anteil am Exportwert (1889-1912) USA über mehr als 20 Jahre an der Spitze, mit bis zu 50%
Absatzländer (1889-1912) USA Grossbritannien Frankreich Deutschland HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Absatzländer (1889-1912) USA Grossbritannien Grossbritannien zweitwichtigster Markt Deutschland und Frankreich wechseln sich als Nr. 3 ab Frankreich Deutschland
HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Absatzländer (1912-1929) USA Der Anteil der USA bricht dramatisch ein, auf zweitweise unter 5%, erreicht die 15% nicht mehr
Absatzländer (1912-1929) Deutschland Grossbritannien USA Indien HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Absatzländer (1912-1929) Deutschland Grossbritannien USA Indien Beachten: Exportwert nahm gesamthaft, wie gesehen, ab 1912 ab Keine Konstanz mehr: USA, Grossbritannien, Deutschland und wieder Grossbritannien wechseln sich als wichtigster Absatzmarkt ab Indien wird in den 1920er-Jahren zum zweitwichtigsten Absatzmarkt
Historische Skizze 1898ff. Automatisierung 1910 HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Historische Skizze 1898ff. Automatisierung 1910 Mehr als 55’000 Beschäftigte 1912 / 1914 Anzeichen einer Verschlechterung Erster Weltkrieg als Katalysator 1929 Weltwirtschaftskrise Automatisierung: Siehe Caspar’s Teil zur Technologie 1910: Stickerei nach Zahl der Beschäftigten an erster Stelle in der Schweiz, vor Hotellerie und Uhrenindustrie 1912: Anzeichen einer Verschlechterung / 1914: 1. WK als Katalysator 1929: Ende unseres Untersuchungszeitraumes Trotzdem noch ein kleiner Blick in die Gegenwart
(aus urheberrechtlichen HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Historische Skizze 2012 Spezialisierung Bild von Michelle Obama (aus urheberrechtlichen Gründen entfernt) Bemerkenswerter Weise hat die Stickerei-Industrie in der Ostschweiz weiterhin Bestand Verschiedene, auf dem Weltmarkt erfolgreiche Firmen Bekannt durch Prada oder das Kleid Michelle Obamas an der Inaugurationsfeier 2008 (Stoff von Forster Rohner)
Idealtypisches Produktionssystem HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Idealtypisches Produktionssystem Zeichner Fergger Heimsticker Ausrüstung Grosshandel Detailhandel Konsumentin Importeur
Idealtypisches Produktionssystem HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Idealtypisches Produktionssystem Grosshandel Detailhandel Konsumentin Importeur
Idealtypisches Produktionssystem HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Idealtypisches Produktionssystem Zeichner Grosshandel Detailhandel Konsumentin Importeur
Idealtypisches Produktionssystem HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Idealtypisches Produktionssystem Zeichner Fergger Heimsticker Grosshandel Detailhandel Konsumentin Importeur
Idealtypisches Produktionssystem HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Idealtypisches Produktionssystem Zeichner Fergger Heimsticker Grosshandel Detailhandel Konsumentin Importeur
Idealtypisches Produktionssystem HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Idealtypisches Produktionssystem Zeichner Fergger Heimsticker Ausrüstung Grosshandel Detailhandel Konsumentin Importeur
Idealtypisches Produktionssystem HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Idealtypisches Produktionssystem Zeichner Fergger Heimsticker Ausrüstung Grosshandel Detailhandel Konsumentin Importeur
Produktionssystem: Massenproduktion HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Produktionssystem: Massenproduktion Zeichner Sticker Ausrüstung Grosshandel Detailhandel Konsumentin
Arnold B. Heine & Co.: 1898 in Arbon gegründet
Stickerei Feldmühle 1898 gegründet; grösste Stickerei-Fabrik der Welt
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Technologie Was ist eine Technologie? Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Technologie Was ist eine Technologie? Technik (Maschinen) Anwendungswissen Stickerei-Industrie Handstickmaschine Schifflistickmaschine (Ätzverfahren)
Handstickmaschine 1828 – 1850er Jahre 1860er / 1870er Jahre HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Handstickmaschine 1828 – 1850er Jahre Erfindung im Elsass Einfuhr in die Schweiz Verbesserung und Marktreife 1860er / 1870er Jahre Diverse Vorrichtungen Neue Garne und Stoffe 1880er Jahre Fädelmaschine Weitere Vorrichtungen Keine Mechanisierung
Schifflistickmaschine HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Schifflistickmaschine 1863 – 1870er Jahre Erfindung in der Schweiz Verbesserung und Marktreife 1880er / 1890er Jahre Sächsischer Schnellläufer Erfindung des Automaten 1900er Jahre Marktreife des Automaten Steigerung der Leistung Hilfsmaschinen Vorrichtungen
Trends in der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Trends in der Stickerei-Industrie Hohe Innovationsneigung bis 1914 Abnehmender Anteil der Schweiz Enorme Zunahme der Kapazitäten Ungleiche internationale Diffusion
Verbreitung der Handstickmaschine HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Verbreitung der Handstickmaschine Ostschweiz
Verbreitung der Handstickmaschine HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Verbreitung der Handstickmaschine Ostschweiz Sachsen Vorarlberg
Verbreitung der Schifflistickmaschine HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Verbreitung der Schifflistickmaschine Ostschweiz
Verbreitung der Schifflistickmaschine HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Verbreitung der Schifflistickmaschine Ostschweiz Sachsen Vorarlberg USA
Trends in der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Trends in der Stickerei-Industrie Hohe Innovationsneigung bis 1914 Abnehmender Anteil der Schweiz Enorme Zunahme der Kapazitäten Ungleiche internationale Diffusion Fehlende Perspektiven nach 1914
S. 197
Trends in der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Trends in der Stickerei-Industrie Hohe Innovationsneigung bis 1914 Abnehmender Anteil der Schweiz Enorme Zunahme der Kapazitäten Ungleiche internationale Diffusion Fehlende Perspektiven nach 1914 Absoluter und relativer Abbau
Mode Was ist Mode? Was ist Mode nicht? Literatur Frage HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Mode Was ist Mode? Kurzfristige Trends Saisonale Zyklen Was ist Mode nicht? Soziale Konventionen Literatur Unklarer Modebegriff Modeabhängigkeit Frage Stimmt das?
Produkte der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Produkte der Stickerei-Industrie Damenkrawatten: Erste Spezialität der Stickerei-Industrie (1874-1880), Lavallieres/Valeries Weitere Artikel: bestickte Stoffe (Volants, Pleins), gestickte Kragen und Manschetten, Zierstreifen für Oberbekleidung (Galons), Garnituren für Fächer oder Hüte, wichtiger: Taschentücher (Mouchoirs), nach 1912: gestickte Postkarten, bestickte Stoffe für Kinderkleider Nouveautés: Netze (Toile d’araignee), Imitation frühneuzeiticher Spitzen mit der Stickmaschine
Swiss Embroidery Erfolg und Krise der Schweizer HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN 12.12.2012 Swiss Embroidery Erfolg und Krise der Schweizer Stickerei-Industrie in globaler Perspektive (1865-1929) Eric Häusler Caspar Meili
Produkte der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Produkte der Stickerei-Industrie Anteil der Besatzartikel am Wert exportierter Stickereien konstante Preise (1889 = 100)
30.10.1926 S. 2
Trends in der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Trends in der Stickerei-Industrie Unbestreitbare Relevanz sozialer Konventionen (Damenwäsche) Spezialisierung auf Weissstickereien für den Massenmarkt Insgesamt eher geringe Neigung zu Produktinnovation Unterschätzung der Absatzchancen in den 1920er Jahren Waren (oder sind) Stickereien unmodern?
(aus urheberrechtlichen Gründen entfernt) Screenshot von www.victoriassecret.com (aus urheberrechtlichen Gründen entfernt)
09 / 1925 S. 31
Produkte Wert exportierter Besatzartikel HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Produkte Wert exportierter Besatzartikel Wert exportierter anderer Artikel konstante Preise (1889 = 100)
Trends in der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Trends in der Stickerei-Industrie Unbestreitbare Relevanz sozialer Konventionen (Damenwäsche) Spezialisierung auf Weissstickereien für den Massenmarkt Insgesamt eher geringe Neigung zu Produktinnovation Unterschätzung der Absatzchancen in den 1920er Jahren Mode Modeabhängigkeit: Stimmt das? Unterschiedliche Modeabhängigkeit der Produkte Geringer Zusammenhang zwischen Mode und Exportvolumina
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Humankapital Zeitgenössische Ansicht Bedarf an Arbeitskräften HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Humankapital Zeitgenössische Ansicht Qualifizierte Arbeitskräfte als Erfolgsfaktor Bedarf an Arbeitskräften Wachstumsindustrie Hohe Zahl an Beschäftigten Komplexes Produktionssystem Frage Waren die Arbeitskräfte der Schweizer Stickerei-Industrie im internationalen Vergleich überlegen? Ist die zeitgenössische Ansicht (Grauer-Frey) wirklich zutreffend? ZITATE
01.02.1908, S. 2 Wie wurde dieser Bedarf gestillt? Arbeiter aus anderen Textilindustrien (Spinnerei, Weberei), aber eben nicht nur… Stickerei-Industrie nicht nur attraktiv für Arbeitsuchende, es wurden auch mehr oder weniger Qualifizierte engagiert
S. 8 Neutraler Beobachter aus dem Ausland: Graham Clark, 1908 im Auftrag des damaligen Handels- und Arbeitsministeriums der Vereinigten Staaten Analyse: Es bedarf Intelligenz, kann aber von jedem mit Fleiss und Disziplin erlernt werden
25.03.1899, S. 2 Kontrovers diskutierte Frage: Handelt es sich um eine Kunst, ja oder nein? Blick in ein Sticklokal Keine Verallgemeinerung, aber: es herrschten wohl nicht überall höchste Qualitätsansprüche
Trends in der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Trends in der Stickerei-Industrie Heterogenität der Arbeitskräfte Anforderungen an den Sticker umstritten Welche Versuche gab es, die Fähigkeiten der Sticker zu verbessern? Bildungssystem
HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Formale Bildung 6 Schulen für Handstickmaschinen, 2 für Schifflistickmaschinen Beobachtung: bis 1912 wurden 2’528 Schüler an der HSM und 225 an der SSM ausgebildet. Vergleichsgrösse: 1910 mehr als 55’000 Arbeitskräfte Das Interesse an einer Ausbildung war deutlich grösser, nur 41 bzw. knapp 22% der Anmeldungen konnten angenommen werden Weitere Schwäche des Bildungssystems: Zeitpunkt der Gründungen: HSM erst 1894, SSM gar erst 1908
Trends in der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Trends in der Stickerei-Industrie Heterogenität der Arbeitskräfte Anforderungen an den Sticker umstritten Begrenzte Reichweite beruflicher Bildung Fazit Überlegenheit der Schweizer Arbeitskräfte unwahrscheinlich Begrenzte Reichweite des Bildungssystems Entgegen des bisherigen Forschungsstandes: Überlegenheit unwahrscheinlich
Wettbewerb Welcher Wettbewerb? Relevante Wettbewerbsteilnehmer? HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Wettbewerb Welcher Wettbewerb? Interner Wettbewerb Relevante Wettbewerbsteilnehmer? Exporteure Wie messen wir den Wettbewerb? Anzahl der Exporteure Verhalten der Exporteure Letzter Schwerpunkt: Wettbewerb
Marktdynamik (1897-1912) Markteintritte Marktaustritte HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Marktdynamik (1897-1912) Markteintritte Marktaustritte Was sehen wir? Die Anzahl der Markteintritte (blau) und –austritte (rot) von 1897-1912 Hohe Marktdynamik, grosse Fluktuation Bis 1912 stets mehr Markteintritte (Ausnahme das Krisenjahr 1908)
Marktdynamik (1912-1929) Markteintritte Marktaustritte HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Marktdynamik (1912-1929) Markteintritte Marktaustritte Zahl der Markteintritte steigt zunächst an (auch während des 1. WKs) Ab 1920 gibt es mehr Marktaustritte, also nimmt die Zahl der Exporteure ab Trotzdem versuchen sich bis 1929 weiter Personen neu als Stickerei-Exporteur
Anzahl Exporteure (1896-1929) HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Anzahl Exporteure (1896-1929)
Umsatz pro Exporteur (1896-1929) HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Umsatz pro Exporteur (1896-1929) Wir wissen: Krise ab 1912 / Anzahl Exporteure steigt bis 1919 Was sehen wir? Jährlicher Umsatz eines Exporteurs 1896-1929 (Jährlicher Exportwert/Anzahl Exporteure) Laufende Preise (blau): Höhepunkt um 1920 laufende Preise
Umsatz pro Exporteur (1896-1929) HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Umsatz pro Exporteur (1896-1929) Laufende Preise (blau): Höhepunkt um 1920 Konstante Preise (rot): Umsatz sinkt ab 1912 massiv Kurven gehen ab 1914 stark auseinander, Umsätze sind bei konstanten Preisen in der Folge noch tiefer laufende Preise konstante Preise
Trends in der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Trends in der Stickerei-Industrie Grosse Fluktuation und hohe Anzahl an Akteuren Viele Markteintritte, steigende Wettbewerbsintensität Real sinkende Umsätze pro Exporteur (1912-1920) Reaktion auf die sinkenden Durchschnittsumsätze? Vorstellbar: Reduktion der Kosten/Preise, Innovation, Qualitätsware Blick in die Quellen
In der Tat: Infolge des ansteigenden Wettbewerbs (Mehr Konkurrenten, geringere Exporte, weniger Umsatz für den Einzelnen) kommt es zu Preisunterbietungen SS: diese tragen eine Mitschuld an der Misere 27.12.1924, S. 1
Trends in der Stickerei-Industrie HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Trends in der Stickerei-Industrie Grosse Fluktuation und hohe Anzahl an Akteuren Viele Markteintritte, steigende Wettbewerbsintensität Real sinkende Umsätze pro Exporteur (1912-1920) Preisunterbietung (1920er Jahre) Fehlende Kooperation Die Stickerei-Industrie fand keine Mittel um den Wettbewerb zu dämpfen, Kooperation zu fördern Vereinigung Schweizerischer Stickerei-Exporteure wenig erfolgreich Das es auch anders ging, zeigt die Schweizer Uhrenindustrie: Kartellbildung in den 1920ern
Programm EINLEITUNG FORSCHUNGSPROJEKT HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Programm EINLEITUNG FORSCHUNGSPROJEKT FRAGESTELLUNG ♦ FORSCHUNGSSTAND ♦ ANSATZ HINTERGRUND WAS SIND STICKEREIEN? ♦ HISTORISCHE SKIZZE ♦ PRODUKTIONSSYSTEM SCHWERPUNKTE TECHNOLOGIE ♦ MODE ♦ HUMANKAPITAL ♦ WETTBEWERB RESULTATE
Resultate Erfolgsfaktoren Produktionsbedingungen HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Resultate Erfolgsfaktoren Produktionsbedingungen Hohe technologische Innovationsneigung bis 1914 Verfügbarkeit von (amerikanischem) Risikokapital Absatzchancen Vorteilhafte Kleidungskonventionen (Damenwäsche) Spezialisierung auf Weissstickereien für den Massenmarkt Orientierung am amerikanischen Absatzgebiet Steigender Lebensstandard Industriestrategie Flexibilität dank Strategiemix (differenziertes Produktionssystem) Präsentation unserer Resultate Erfolgs- und Krisenfaktoren gegliedert nach Produktionsbedingungen, Absatzchancen und Industriestrategie
Resultate Krisenfaktoren Produktionsbedingungen HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Resultate Krisenfaktoren Produktionsbedingungen Ausbleibende technologische Innovationen Enormer Kapazitätsaufbau vor 1914 Absatzchancen Nachteilige Kleidungskonventionen (Damenwäsche) Spezialisierung auf Weissstickereien für den Massenmarkt Unterschätzung der Chancen, geringe Produktinnovation Unzureichende Diversifikation bei den Absatzgebieten Industriestrategie Preiswettbewerb, fehlende Kooperation (Kartellbildung) Krisenfaktoren Absatzchancen; 2. Punkt (Spezialisierung auf Weissstickereien für den Massenmarkt): aus ehemaligen Erfolgsfaktoren werden Krisenfaktoren
Bei weiterem Interesse = Exemplare unsere Lizenziatsarbeit in der Vadiana und in der Textilbibliothek
HISTORISCHER VEREIN DES KANTONS ST.GALLEN Fragen? Nun stehen wir gerne zur Beantwortung Ihrer Fragen zur Verfügung…