Wie sinnvoll ist die Ethikberatung im Krankenhaus ? Prof. Dr. med. Fred Salomon Wie viel Ethik braucht die Medizin ? Patientenversorgung zwischen ethischem Anspruch und Alltagsrealität Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Gliederung Begriffe Praxis fordert Ethik Chancen und Hindernisse Ethik braucht Kommunikation Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

entscheiden können heißt entscheiden müssen Begriffe Entscheiden und Begründen entscheiden können heißt entscheiden müssen unvermeidbar entschieden haben heißt verantworten müssen rechtlich zwingend moralisch gefordert verantworten müssen heißt begründen können ethische Aufgabe Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11 Begriffe „Es ist nicht immer Ethik drin, wo Ethik drauf steht.“ Problemdifferenzierung -alphabetisch geordnet Ethik Technik Kommunikation Soziales Fall Medizin Recht Ökonomie Psyche Organisation Pflege Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Ethik-Komitees Historische Entwicklung Praxis fordert Ethik Ethik-Komitees Historische Entwicklung 1976 USA: Karen Ann Quinlan 21-jährige Frau (geb. 29.3.54, adoptiert) 15.4.75 bewusstlos, Atemstillstand nach Alkoholgenuss und Tabletten (?) dauerhaftes Koma nach Monaten Intensivtherapie (St. Clare's Hospital, New Jersey): Angehörige wünschen Therapiebeendigung Ärzte sehen moralisches Problem, die Beatmung zu beenden Gerichtsverfahren, Klinisches Ethikkomitee eingerichtet 1976: Dekonnektion vom Beatmungsgerät  Spontanatmung 1985 Pneumonie  Tod Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Ethische Entscheidungssituationen in der Klinik Praxis fordert Ethik Ethische Entscheidungssituationen in der Klinik Therapiebeginn, -steigerung oder –begrenzung Beachten der Autonomie Wahrheit am Krankenbett Verteilung begrenzter Ressourcen Abwägen von Nutzen und Schaden Sedieren und Fixieren statt Zuwendung Einsatz von Maßnahmen ohne Wirkungsnachweis Forschung am Menschen Achtung der Würde der Mitarbeitenden Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Interaktions-, Konfliktpartner Chancen und Hindernisse Interaktions-, Konfliktpartner Angehörige einer Berufsgruppe Arzt Arzt Pflege Pflege Vertreter verschiedener Berufsgruppen Arzt Pflege Angehöriger verschiedener Disziplinen z.B. Anästhesist Chirurg z.B. Viszeralchirurg Urologe Vertreter verschiedener Hierarchiestufen Assistent OA Schwester Schichtleitung Assistent CA Schwester Stationsleitung OA CA Schichtleitung Stationsleitung Patient Teammitglieder Angehörige Teammitglieder Patienten Angehörige Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11 Chancen und Hindernisse Wertevielfalt individuelle Sozialisation  individuelle Moral Moral ist zeitabhängig: verschiedene Altersgruppen  unterschiedliche Urteile Herkunft aus unterschiedlichen Kulturen  unterschiedliche Werte Religionszugehörigkeit  Menschenbild persönliche Erfahrungen  eigenes Urteil Nähe / Distanz zum Patienten  Grad der Betroffenheit Berufsgruppenzugehörigkeit  verschiedene Ziele „Moderne Gesellschaften können sich im Gegensatz zu vormodernen nicht länger auf ein homogenes Welt-, Gesellschafts- und Menschenbild beziehen! Axel Bohmeyer: Ethische Deliberationsprozesse in der Organisation Krankenhaus - soziologische, moralpädagogische und bildungstheoretische Zugänge, in: Th.Krobath, A.Heller (Hg): Ethik organisieren, Freiburg 2010, S.790 Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Wie sinnvoll ist Ethikberatung ? Chancen und Hindernisse Wie sinnvoll ist Ethikberatung ? Ethik ist Nachdenken über Moral Moral A Moral B Moral C Moral D Tun oder Lassen Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

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Wie sinnvoll ist Ethikberatung ? Chancen und Hindernisse Wie sinnvoll ist Ethikberatung ? 1 Ethikberatung ist so sinnvoll wie ein radiologisches oder mikrobiologisches Konsil. 2 Ethikberatung ist eine diskursive Plattform, Risiken durch moralische Konflikte in einer Organisation zu mindern und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden zu steigern. Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11 Chancen und Hindernisse Hindernisse Mangelnder Mut, eigene Hilflosigkeit zu zeigen „Fragen stellen heißt Schwäche zeigen.“ Jeder hat moralische Kompetenz, viele verwechseln das mit ethischer Analyse „Weil ich selbst ein Herz habe, brauche ich keinen Kardiologen.“ „Was Ethik ist, bestimme ich!“ Auf Ethik wird nur gepocht, um andere moralisch unter Druck zu setzen „Sie wollen schon nach Hause gehen? Denken Sie nicht an die Patienten, die noch versorgt werden müssen?“ Angst vor Einmischung in die Therapie „Ich bin der behandelnde Arzt.“ Angst vor Kritik „Ich hoffe, Sie mischen sich nicht in Organisationsfragen ein! Da haben wir schon mit dem Betriebsrat genug Ärger.“ Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11 Chancen und Hindernisse Gefahren von oben Ethikberatung als Instrument der Leitung um zertifiziert zu werden um zu kontrollieren um Geld zu sparen von unten Abschieben von Entscheidungen und Verantwortung Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Ethik und Kommunikation Ethik braucht Kommunikation Ethik und Kommunikation Ethikberatung ist institutionalisiertes Infragestellen von sich selbst anderer Meinungen der Moral einer Organisation Ethik bedarf der Kommunikation zuhörend begründend kritisch selbstkritisch wertschätzend Ethik erschöpft sich nicht in Kommunikation, aber ohne Kommunikation läuft Ethik Gefahr, engstirnig zu sein. Kritischr Ungehorsam vgl. Axel Bohmeyer: In Ethik organisaieren, S. 801 Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11

Ethikberatung hilft bei der Entscheidungsfindung Ethik braucht Kommunikation Ethikberatung hilft bei der Entscheidungsfindung Eigene Überlegungen Routinebesprechungen Visiten Fallkonferenzen Ethikberatung Ethikkomitee Ethikforum der ÄKWL, Münster 23.11.11