1.Teil: Allgemeine Fragen

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Markstrukturen von André Franke.
Advertisements

Einführung in die VWL.
Beschäftigung Universität Trier Fachbereich IV – VWL
Wettbewerbs- und Verbraucherpolitik
Schäden durch Kartelle: Die theoretische Perspektive
Grundzüge der Mikroökonomie (Mikro I) Kapitel 11 P-R Kap. 12
Einführung in die Volkswirtschaftslehre
Definition des Wirtschaftens
Auswirkungen der Unternehmenskonzentration
Carsten Eckel und Monika Schnitzer
Vertikale Produktdifferenzierung
Probleme durch Homogenität
Qualitätsmanagement an Schulen
9. Begriff und ökonomische Funktion des Marktes.
Fachhochschule Hof Der Cournot-Punkt
Leitbilder der Wettbewerbspolitik
Wirtschaftstheoretische Grundlagen
Das Unternehmen in der Mikroökonomie
Tutorium: Wirtschaftliche Grundlagen für den Arbeitslehreunterricht
Erarbeitet von Kathleen, Andrea, Julia, Jaqueline und Nicole
Einordnung der Produktpolitik Instrumenteller Ansatz
1 10. Beurteilung von Marktverhältnissen Referenzsystem vollständige Konkurrenz: Pareto-optimale Entscheidung: –beste Verwendung der Ressourcen –beste.
Grundzüge der Mikroökonomie
AG Wirtschaftswundern - Die ökonomische DenkBar
Kap. 9. Die Analyse von Märkten
Oligopol 16.
How do Caritas organisations adopt to these requirements ? Berlin, May 7, 2008 Dr. Christopher Bangert.
Monopol Das optimale Werbebudget
D ACH V ERBAND S CHWEIZERISCHER P ATIENTENSTELLEN DVSP Gesundheitswesen Schweiz – werden wir europäisch? Vor- und Nachteile aus politischer Sicht Jean-François.
BiTS Berlin Wintersemester 2013/2014
Langfristige Kosten Annahme: die Unternehmung kann alle Produktionsfaktoren ändern, nur die Fabrikgröße ist fix (k). kurzfristige Kostenkurve: cs(y,k)
Wie funktioniert der Markt? Was lehrt uns die Preislehre?
Vertikalabreden und Kartellrecht: quo vadis? 26. Oktober 2005, Convention Point, Zürich Ökonomische Grundlagen In welchen Fällen sind Vertikalabreden ökonomisch.
VWL: Marktformen Zweiseitiges Monopol Angebots- monopol
Angebot und Nachfrage I: Wie Märkte funktionieren
Das Marktverhalten. Wichtige Faktoren Faktor Zahlungsmittel Faktor Zahlungsmittel Faktor Zahlungsmittel Faktor Zahlungsmittel Faktor Angebot und Nachfrage.
Gesundheitspolitik im internationalen Vergleich (D3/D6)
Volkswirtschaftliche Grundlagen
Mag. Dipl.-Ing. Erwin Gabardi
Mag. Dipl.-Ing. Erwin Gabardi
IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte
IK Ökonomische Entscheidungen und Märkte
Übungen im Handels- und Wirtschaftsrecht Frühlingssemester 2014
Wiederholung Wirtschaft
Wiederholung Produktionstheorie (Ch.9, Ch. 10)
VWL: Preise Der Preis ist das Entgelt, das ein Käufer für ein Gut oder eine Leistung an den Verkäufer des Gutes bzw. an den Erbringer der Leistung bezahlen.
Marktformen Vollkommene Konkurrenz
§ 14 Eingreifkriterien I.Prüfungsmaßstab: Erhebliche Beeinträchtigung des wirksamen Wettbewerbs (Substantial Impediment to Effective Competition = SIEC-Test),
Grenznutzen und Preis A Konsumentenrente D B Grenznutzen C
Europäisches und Deutsches Wettbewerbsrecht
Von Unternehmen und Unternehmern
Teil: Europäisches Kartellrecht
B Das Missbrauchsverbot nach Art. 102 AEUV
Oligopoltheorien Mengenwettbewerb Preiswettbewerb Statische Modelle
RA Dr. Andreas Weitbrecht - Deutsches und Europäisches Kartellrecht - Universität Trier, SS 2008 Aufbauschema Prüfung Art. 81 EG Verstößt der Vertrag/das.
Dr. Jürgen Kühnen Vors. Richter am OLG
Ulrich van SuntumRegionalökonomik IWS 2007/ Faktorwanderung aus volkswirtschaftlicher Sicht: a) Neoklassische Theorie 2 Länder, 2 Faktoren (Arbeit,
Die Keynesianische Theorie
1 Grundlagen des Medienmanagements Erste Seminarsitzung Mittwoch, 26. Oktober 2005 Fachgebiet Medienmanagement Kontakt:
Effiziente Ausschöpfung der Produktionsmöglichkeiten
C3: Strategische Interaktion und Anreize für nachhaltiges ökonomisches Handeln Page 1  Ziel: Untersuchung von Anreizproblemen, die nachhaltige Wertschöpfungsnetze.
Oligopol und Kartell Vorlesung Mikroökonomik
Oligopol und Kartell Vorlesung Mikroökonomik
Grenznutzen und Preis A Konsumentenrente D B Grenznutzen C
1.Teil: Allgemeine Fragen
Schwerpunkt „Markt und Staat“
1.Teil: Allgemeine Fragen
Markt Preisbildung 1)Nachfragekurve 2)Angebotskurve
Grenznutzen und Preis A Konsumentenrente D B Grenznutzen C
Definition des Wirtschaftens
 Präsentation transkript:

1.Teil: Allgemeine Fragen § 3 Einige Grundzüge der Wettbewerbstheorie im Überblick I. Grundlagen der Wettbewerbswirtschaft 1. Nach der Vertreibung aus dem Paradies: die Knappheit von Gütern und die potentielle Unbegrenztheit menschlicher Bedürfnisse 2. Rationalitätsprinzip Methodologischer Individualismus: Nutzenbewertung und Allokation knapper Ressourcen entsprechend den individuellen Nutzenpräferenzen im Marktmechanismus

II. Das Modell der vollkommenen Konkurrenz Nutzen und Preis von Gütern: das Nachfragegesetz a) Grenznutzen und Preis b) Konsumentenrente c) Nachfrageelastizität

2. Güterangebot, Grenzkosten und Preis a) Das gewinnmaximierende Unternehmen b) Steigende Grenzkosten bei steigender Produktion einer Unternehmung c) Produzentenrente

3. Angebot und Nachfrage bei Wettbewerb: das mikroökonomische Gleichgewicht a) Gleichgewicht bei markträumendem Preis b) Merkmale der vollkommenen Konkurrenz: Marktteilnehmer sind reine Mengenanpasser an Marktpreise, die die ein- zelnen Marktakteure (Anbieter und Nachfrager) nicht beeinflussen kann; freier Marktzugang

4. Preisbildung und Gleichgewicht bei Wettbewerbsbeschränkung Höhere Preise, geringere Absatzmengen, Wohlfahrtsverlust, Bereicherung der Produzenten zu Lasten der Konsumenten b) Verfehlung der Allokationseffizienz c) Kritik am Modell der vollständigen Konkurrenz: ihre Voraussetzungen (Güterhomogenität, keine Präferenzen der Nachfrager, völlige Transparenz des Marktes, keine rechtlichen oder tatsächlichen Marktzutrittshemmnisse, vollständige Information und unendlich große Reaktionsge- schwindigkeit der Marktakteure auf Änderung der Marktdaten) liegen in der Realität kaum vor;

Forderung nach atomistischer Konkurrenz verhindert die Ausnutz- ung von Größenvorteilen; Der Wettbewerb im Modell der vollkommenen Konkurrenz bietet den Marktteilnehmern keine Anreize, da Preis und Produktqualität als Wettbewerbsparameter ausscheiden.

III. Monopolistische Konkurrenz 1. Wettbewerb trotz Marktunvollkommenheiten (Produktheterogenität) Wettbewerb bei Anwesenheit großer und kleiner Gruppen am Markt (Oligopolproblem) IV. Die Lehre vom funktionsfähigen Wettbewerb (Harvard-Schule) Neben Marktstruktur sind auch Marktverhalten und Marktergebnis für die Wettbewerbsintensität von Bedeutung (market structure, conduct, performance) 2. Marktunvollkommenheiten (z.B. oligopolistische Märkte, Produkt- inhomogenität, Marktintransparenz))

3. Gegengiftthese (M. Clark) Weites Oligopol als Marktstruktur mit optimaler Wettbewerbs- intensität (Kantzenbach) 5. Leistung der Lehre vom funktionsfähigen Wettbewerb: Verständnis des Wettbewerbsprozesses als dynamisches Verfahren, insbesondere zur Erreichung von Innovation (Schumpeter) Kritik an der Lehre vom funktionsfähigen Wettbewerb: keine für die Begründung eines wettbewerbspolitischen Leitbildes ausreichende Korrelation zwischen Marktstruktur, Marktverhalten und Markter-gebnis; statischer Marktstrukturansatz, der dynamischen Charakter des Wettbewerbs nicht ausreichend berücksichtigt

V. Efficiency Doctrine und der Ansatz der Chicago School Ansatz: Keine empirisch nachweisbaren Zusammenhänge zwischen Marktstruktur, Marktverhalten und Marktergebnis; Beschränkung der Ziele der Wettbewerbspolitik auf die Maximierung der Konsumentenwohlfahrt. 2. Aufgabe des Wettbewerbs daher: Herstellung der allokativen und der produktiven Effizienz 3. Weitgehendes Vertrauen auf die (langfristig wirkenden) Selbstheilungskräfte des Marktes

4. Weitgehender Verzicht auf staatliche Eingriffe in den Wettbe- werbsprozeß durch Anwendung des Wettbewerbsrechts, soweit der Marktzutritt nicht eingeschränkt ist, z.B. Akzeptanz externen und internen Unternehmenswachstums bis hin zu monopolistischen Stellungen, weitgehender Verzicht auf Normen gegen Behinderung von Wettbewerbern durch marktstarke Unternehmen; vertikale Absprachen werden generell als effizienzfördernd angesehen VI. Wettbewerb als Entdeckungsverfahren und die Theorie der Wettbewerbsfreiheit Weitgehender Verzicht auf normative Erfassung des Wettbewerbsprozesses

Wettbewerb als Entdeckungsverfahren: Wettbewerb als spontane (ungeplante) Ordnung, deren Wesen es ausschließt, mit ihr bestimmte, im vorhinein festgelegte Ergebnisse zu verbinden 3. Wettbewerb als Realisierung von Wettbewerbsfreiheit a) Entschließungsfreiheit (kein Zwang durch Dritte) Handlungsfreiheit (Keine Beschränkungen des Tauschverkehrs durch andere Marktteilnehmer) 4. Ziele des des Wettbewerbs a) Wettbewerbsfreiheit als Ziel in sich selbst Ökonomische Vorteile des Wettbewerbs (effiziente Ressourcen- allokation, niedrige Preise, gute Qualität, technische Innovation)

VII. Ökonomische Ziele des Wettbewerbs 1. Statische Funktionen a) Einkommensverteilung nach Marktleistung b) Angebotszusammensetzung nach Konsumentenpräferenzen Lenkung der Produktionsfaktoren in ihre effizienteste Verwendungsmöglichkeit (Allokationseffizienz)

2. Dynamische Wettbewerbsfunktionen a) Anpassung der Marktakteure an sich ändernde Rahmenbedingungen b) Förderung des technischen Fortschritts VIII. Gesellschaftspolitische Aufgabe des Wettbewerbs: Entmachtung der Marktakteure IX. Integrationspolitische Funktion des Wettbewerbs: Herstellung gleicher Handlungsbedingungen auf dem Binnemarkt: EuGH Rs. 26/76, Slg. 1977, 1875,1905 „Metro I“: „Der in den Artikeln 3 und 85 EWG-Vertrag geforderte unverfälschte Wettbe-werb setzt das Vorhandensein eines wirksamen Wettbewerbs (workable competition) voraus; es muß also soviel Wettbewerb vorhanden sein, daß die grundlegenden Forderungen des Vertrages erfüllt und seine Ziele, insbeson-dere die Bildung eines einzigen Marktes mit binnenmarktähnlichen Ver-hältnissen, erreicht werden.“