Akademisierung der Arbeitswelt. Prof. Dr

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 Präsentation transkript:

Akademisierung der Arbeitswelt. Prof. Dr Akademisierung der Arbeitswelt? Prof. Dr. Uwe Elsholz (FernUniversität in Hagen) ver.di-Fachkonferenz „Moderne Beruflichkeit – Herausforderungen für betriebliche Interessenvertretungen“ am 30. Juni 2014 in Berlin

Akademisierung der Arbeitswelt! Daten und Tendenzen Positive Lesarten und Folgen Schattenseiten und Gefahren der Akademisierung Schlussfolgerungen und offene Fragen

Entwicklung der Zahl der Studienanfänger/-innen 1995 261.427 2000 314.539 2001 344.659 2002 358.792 2003 377.395 2004 358.704 2005 355.961 2006 344.822 2007 361.360 2008 396.610 2009 424.273 2010 444.608 2011 518.748 2012 495.088 20135) 507.124 Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014): Bildung in Deutschland 2014, Bielefeld, S. 297 (Ausschnitt)

Prognose der KMK zur Studienanfängerzahl bis 2025 KMK 2014: Vorausberechnung der Studienanfängerzahlen 2014-2025. 8. Mai 2014. http://www.kmk.org/statistik/hochschule/statistische-veroeffentlichungen/vorausberechnung-der-studienanfaengerzahlen-2014-bis-2025.html

Neuzugänge zu allen Sektoren beruflicher Erstausbildung Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014): Bildung in Deutschland 2014, Bielefeld, S. 276

Positive Aspekte: Bedeutungszunahme praxisorientierter Studiengänge Von 70:30 auf 60:40 Duales Studium Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014): Bildung in Deutschland 2014, S. 125

Positive Aspekte: Beitrag zur Überwindung des „Bildungs-Schismas“ „Schisma zwischen einer praxisfernen höheren Allgemeinbildung und einer bildungsfernen Berufsbildungspraxis“ (Baethge 2006, S. 20).   Allgemeinbildung an Gymnasien und Universitäten Berufsbildung Dominante Zielperspektive gebildete Persönlichkeit berufliche Handlungskompetenz Bezugspunkte für Curricula Kanon repräsentativen systematisierten Wissens/ Wissenschaftsorientierung Arbeitsmarkt und Beschäftigungsstruktur Politische Steuerung staatlich (demokratische Kontrolle) durch die Bundesländer korporatistische Selbstverwaltung auf Basis bundesstaatlicher Regulierung Organisation der Lernprozesse praxisenthoben(-fern) in eigenen Organisationen praxisintegriert (Verbindung von Arbeit und Lernen) Elsholz (i.E.): Akademische und berufliche Bildung. Überwindung der Trennung durch lebenslanges Lernen? In: Tiberius, V. (Hrsg.): Lebenslanges Lernen. Wiesbaden (Ausschnitt)

Positive Aspekte: Beitrag zur Entlastung des Ausbildungsmarktes / Abbau des Übergangssystems Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014): Bildung in Deutschland 2014, S. 98

Positive Aspekte: Vorteile für den Einzelnen Bildung und Persönlichkeitsentwicklung Bessere Aufstiegschancen Höhere Bildungsrendite Geringere Gefahr der Arbeitslosigkeit

Negative Aspekte: Sinkende Ausbildungsquote und Ausbildungsbetriebsquote Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014): Bildung in Deutschland 2014, Bielefeld, S. 276

Negative Aspekte: Bedrohung des dualen Systems? Zukünftig Dreiteilung des Qualifizierungssystems? (vgl. Severing/Teichler 2013, S. 16) Oberer Bereich: Forschungs- und wissenschaftsorientierte Studiengänge Mittlerer Bereich: Duale und praxisorientierte Studiengänge Unterer Bereich: Duales System als Restbereich für leistungsschwache Jugendliche

Negative Aspekte: Dequalifizierung? Unterwertige Beschäftigung von BA-Hochschulabsolvent/-inn/en? Akademisierung / Arbeitslosigkeit / Südeuropa / USA (Studienabbrecher)

Bedrohung beruflich-betrieblicher Bildungswege? Besetzung Arbeitsplätzen mit Hochschulabsolvent/‐inn/en, die zuvor von Absolent/-inn/en des dualen System eingenommen waren (Verikale Substitiution) „Unklar ist noch, in welchem Maße der Bachelorabschluss einer Universität in berufliche Positionen führt, für die bislang kein Hochschulabschluss erforderlich war“ (AG Bildungsberichterstattung 2014, S. 6) Keine Führungspositionen mehr für Beschäftige mit Fortbildungsabschlüssen? (vgl. Drexel 2012)

Entwicklung der bestandenen Fortbildungs- und Meisterprüfungen 1992 bis 2012 Daten über Fortbildungs- und Meisterprüfungen wurden für 2007 und 2008 nicht veröffentlicht. Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 3; Zusammenstellung des Bundesinstituts für Berufsbildung. Darstellung nach: BIBB 2014, S. 365

(Zwischen-)fazit Akademisierung ist keine Frage, sondern eine Tatsache Es gibt keine eindeutigen Antworten branchenspezifische Betrachtungen erforderlich (bspw. Gesundheitswesen; kaufm. Bereich; ME-Industrie)

Herausforderung: Stärkung des beruflich-betrieblichen Bildungstyps (?) Überbetrieblich Betrieblich Bildungspolitisch: Weitere Stärkung der Durchlässigkeit „Ausweitung der Zahl der höheren und mittleren Positionen“ ? (Drexel 2012, S. 47) Schaffung weiterer hybrider Bildungswege (vgl. Wissenschaftsrat 2014) zur Verbindung berufl. und akadem. Wissens Ordnungspolitisch: Schaffung beruflicher Entwicklungswege Tariflich: …?

Literatur Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2014): Bildung in Deutschland 2014. Baethge, M. (2006): Das deutsche Bildungs-Schisma: Welche Probleme ein vorindustrielles Bildungssystem in einer nachindustriellen Gesellschaft hat. In: SoFi-Mitteilungen 34, S. 13-27. Online verfügbar: http://www.sofi-goettingen.de/fileadmin/SOFI-Mitteilungen/Nr._34/Baethge.pdf (Abruf: 02.09.2013). Bundesinstitut für Berufsbildung (Hg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2014. Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Vorversion Stand 8. April 2014. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung, S.364-367. Drexel, I. (2012): Gesellschaftliche und politische Folgen von Akademisierung. In: Kuda, E./Strauß, J./Spöttl, G./Kaßebaum, B. (Hrsg.) (2012): Akademisierung der Arbeit? Zur Zukunft der beruflichen Bildung. Hamburg, S. 36-51 Elsholz, U. (i.E.): Akademische und berufliche Bildung. Überwindung der Trennung durch lebenslanges Lernen? In: Tiberius, V. (Hrsg.): Lebenslanges Lernen. Wiesbaden Severing, E.; Teichler, U. (2013): Akademisierung der Berufswelt? Verberuflichung der Hochschulen? In: Severing, E./Teichler, U. (Hrsg.): Akademisierung der Berufswelt? Bielefeld, S. 7-18 Wissenschaftsrat (2014): Empfehlungen zur Gestaltung des Verhältnisses von beruflicher und akademischer Bildung, Darmstadt. http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/3818-14.pdf