Harmonische Wechselspannung VI.3. Wechselstromtechnik VI.3.1. Wechselstrom Harmonische Wechselspannung t U(t) U0 Periode T 1/ν Schaltsymbol: EL 4.14 Generatormodelle: Wechselstrom, Gleichstrom, Drehstrom EL 4.15 Generator-Motor-Modelle U0: Scheitelwert U( t ): Momentanwert T: Periode Frequenz Kreisfrequenz Phase
Beispiel: Leistung im ohmschen Verbraucher o.B.d.A.: 0 I( t ) R U( t ) Mittlere Leistung für beliebige periodische Wechselspannung: Effektivspannung: Effektivstrom:
Spezialfall: harmonische Wechselspannung
Allgemeine Wechselspannung: U(t) Periode T Periode T: Fundamentalkreisfrequenz: Fourierzerlegung: Ueff ist gleich der quadratischen Summe der Effektivspannungen der Fourierkomponenten
Allgemeine Wechselspannung: U(t) Periode T: Fundamentalkreisfrequenz: U(t) t Periode T Fourierzerlegung: Folgerung: Für lineare Netzwerke ( Superpositionsprinzip anwendbar) reicht es aus, das Verhalten für harmonische Wechselströme/Wechselspannungen zu untersuchen.
Beispiel: Rechtecksignale einseitig U0 symmetrisch U0 --- Sinuston, Rechteckton, Sägezahnton Vergl. Ueff aus Fourierzerl.
Fouriertransformation: Allgemeine, nicht-periodische Spannung: U(t) t (Einschaltvorgang, Testpulse etc.) Inverse Fouriertransformation: Harmonische Zerlegung: Bemerkung: U reell, aber Ũ komplex mit den Fourierkoeffizienten Fouriertransformation: Parsevalsche Formel:
Fouriertransformation: Allgemeine, nicht-periodische Spannung: U(t) t (Einschaltvorgang, Testpulse etc.) mit den Fourierkoeffizienten Fouriertransformation: Inverse Fouriertransformation: Harmonische Zerlegung: Bemerkung: U reell, aber Ũ komplex Folgerung: Für lineare Netzwerke ( Superpositionsprinzip anwendbar) reicht es aus, das Verhalten für harmonische Wechselströme/Wechselspannungen zu untersuchen.
Beispiel: Rechteckpuls Tiefpass (s.u.) Filterschaltung, die kleine Frequenzen überträgt und große Frequenzen dämpft. Charakteristische Größe: Abschneidefrequenz c
DGL VI.3.2. Wechselstromwiderstände Lineares Netzwerk Lineare Netzwerke: Zeitverhalten lineare Differentialgleichungen Lineare Komponenten: Ohmsche Widerstände, Kondensatoren, ideale Spulen, Linearverstärker, … Nichtlineare Komponenten: Spulen mit Kernen nahe der Sättigungs- magnetisierung, nichtlineare Verstärker, Multiplizierer, Dioden, Glimmlampen, hochkonzentrierte Elektrolyte, … Lineares Netzwerk Ist F(t) eine komplexe Lösung der DGL für Ströme oder Spannungen, so auch Re F(t) und Im F(t).
Lineares Netzwerk (Zweipol) Neues (eleganteres) Konzept: Komplexe Spannung/Strom Re I Re Im U0 t I0 Re U Lineares Netzwerk (Zweipol) physikalischer Anteil Definition: Komplexer Wechselstromwiderstand Nach Konstruktion Gesetze der Quasistatik (Kirchhoffsche Regeln, ) gelten weiter
UR U R I Beispiel: Ohmscher Widerstand Z reell und unabhängig von Beispiel: Induktivität UL U L I EL 4.24 Induktivität im Wechsel - und Gleichstromkreis EL 4.26 Phasenverschiebung bei Kapazität und Induktivität U I Z imaginär und proportional zu Strom eilt Spannung um 90 nach
UC U C I Beispiel: Kapazität I U EL 4.25 Kapazität im Wechsel - und Gleichstromkreis EL 4.26 Phasenverschiebung bei Kapazität und Induktivität Z imaginär und umgekehrt proportional zu Spannung eilt Strom um 90 nach
Anwendung (1): Reihenschaltung komplexer Widerstände Z1 Z2 Zn I U Maschenregel:
Anwendung (2): Parallelschaltung komplexer Widerstände Z1 Z2 Zn I1 I2 In U Knotenregel:
Beispiel: RLC-Serienschaltung Konstruktion im Zeigerdiagramm: Re Z Im Z L Dieses Beispiel: Re Z R 0 Z R
VI.3.3. Wechselstromleistung Momentane Wechselstromleistung in Z: Mittlere Wechselstromleistung in Z: Wirkleistung Wirkleistung Blindleistung ½ Wirkleistung: Scheinleistung: Blindleistung: Komplexe Leistung: Z Scheinwiderstand, Re Z Wirkwiderstand, Im Z Blindwiderstand
VI.3.4. Wichtige lineare Netzwerke Ue Ua VI.3.4. Wichtige lineare Netzwerke ( Passiver ) Hochpass ( erster Ordnung ): Spannungsteilerschaltung Übertragungsfunktion: Phasendrehung: 1 durchlässig für ≳ 90 1 45
Zeit-Raum: Hochpass als Differenzierer Ue(t) Ua(t) Zeit-Raum: Hochpass als Differenzierer Voraussetzung: Ue t enthält nur Frequenzen viel kleiner als ( inverse ) Fouriertransformation: EL 4.28 Hochpass / Rechtecksignal auf Hochpass (Differenzierstufe) Differenziererschaltung für Amplitude der differenzierten Spannung
Idealer Operations-verstärker Verbesserte, Last-unabhängige Differenziererschaltung: R Ue(t) C Ua(t) Idealer Operations-verstärker ZLast Zur Stabilisierung (real life): Kleiner Serienwiderstnd R vor C
( Passiver ) Tiefpass ( erster Ordnung ): C R Ue Ua ( Passiver ) Tiefpass ( erster Ordnung ): Spannungsteilerschaltung Übertragungsfunktion: Phasendrehung: 1 durchlässig für ≲ 90 1 45
C R Ue(t) Ua(t) Zeit-Raum: Tiefpass als Integrierer Voraussetzung: Ue t enthält nur Frequenzen viel größer als (inverse) Fouriertransformation: Integriererschaltung für 0 Amplitude der integrierten Spannung
Veranschaulichung der Rechnung EL 4.29 Tiefpass / Rechtecksignal auf Tiefpass (Integrator) angenäherte Integrator-Wirkung
Idealer Operations-verstärker Verbesserte, Last-unabhängige Integriererschaltung: C Ue(t) R Ua(t) Idealer Operations-verstärker ZLast
(Passives) Bandfilter (erster Ordnung): C Ue Ua L (Passives) Bandfilter (erster Ordnung): Spannungsteilerschaltung Resonanzfrequenz: Bandbreite: Gütefaktor: 90 90 1 durchlässig für R EL 4.30 Bandpass
R C Ue Ua L (Passives) Bandsperrfilter (erster Ordnung): Spannungsteilerschaltung Resonanzfrequenz: Bandbreite: Gütefaktor: 90 90 1 undurchlässig für R
VI.3.5. Der Transformator Motivation: I R Verbraucher U U Leistung P U I I U U U Relativer Leistungsverlust in der Leitung: ??? Hochspannungs-Fernleitung Umwandlung der Eingangsspannung auf Hochspannung Übertragung über Hochspannungsleitung Umwandlung der Ausgangsspg. auf Verbraucherspannung (z.B. 230 V)
mögliche Realisierung Schaltbild mögliche Realisierung Gleicher Wicklungssinn von Primär- und Sekundärwicklung bezüglich Richtung des magnetisches Flusses Primär-Wicklung Sekundär-Wicklung Eisenjoch U1 U2 Entgegengesetzter Wicklungssinn von Primär- und Sekundärwicklung bezüglich Richtung des magnetisches Flusses U1 U2
Definition: Kopplungsstärke Z L1 L2 L12 Bemerkung: Idealer Transformator keine Streufeld- etc. Verluste gesamter magnetischer Fluss durchsetzt beide Spulen k Induktionsgesetz Maschenregel Wechselstrom Tafelrechnung
U1 U2 I1 I2 Z L1 L2 L12 Phasendrehung:
U1 U2 I1 I2 Z L1 L2 L12 Spezialfall: Spulen gleichen Volumens Windungszahlen N1, N2 Idealer Transformator: k
Spulen gleichen Volumens Windungszahlen N1, N2 Spezialfall: Spulen gleichen Volumens Windungszahlen N1, N2 EL 4.37 Transformator - Modell Unbelasteter Transformator: Z
U1 U2 I1 I2 Z L1 L2 L12 Spezialfall: Spulen gleichen Volumens Windungszahlen N1, N2 Kurzgeschlossener Transformator: Z0
U1 U2 I1 I2 Z L1 L2 L12 Transformator mit ohmscher Last: ZR
U1 U2 I1 I2 Z L1 L2 L12 Transformator mit induktiver Last: ZiL
Transformator mit kapazitiver Last: Z(iC) U1 U2 I1 I2 Z L1 L2 L12 Transformator mit kapazitiver Last: Z(iC) EL 4.32 Resonanz im Schwingkreis (induktive Kopplung) U2 U1größer als im unbelasteten Fall falls k2 2 C L2 Resonanzfrequenz:
N S Anwendungen: e Transformation auf Hochspannung Hochstromanwendung: N1 ≫ 1 , N2 Aluminium-Schmelzen Edelstahl-Gewinnung Punktschweißen Aufheizen von Werkstücken durch Wirbelströme Betatron-Beschleuniger z.B. Rinne mit Metallschmelze groß e- Beschleunigung e N S Primärspulen (Helmholtz-Typ) Elektronenstrahl als Sekundärstromschleife inhomogenes magnetisches Wechselfeld Strahlfokussierung EL 4.38 Induktionsschmelzen EL 4.39 Hochspannungslichtbogen
m VI.3.6. Schwingkreise VI.3.6.1. Freie Schwingung x D γ C Q L I Q Maschenregel D γ m x Mechanisches Analogon: Übersetzung: Mechanik Elektrodynamik x Q m L R D C1
Lösung übersetzt aus Mechanik: Q Schwingfall: Aperiodischer Grenzfall: EL 4.43 Elektromagnetische Schwingung im Hz-Bereich EL 4.44 Gedämpfter Schwingkreis Kriechfall:
VI.3.6.2. Erzwungene Schwingung und Resonanz ( Übersetzung aus Mechanik) Serienschwingkreis: D γ m x F(t) U(t) R C L Q I Resonanzfrequenz: Z R minimal EL 4.31 Reihenschwingkreis / Parallelschwingkreis Bandbreite:
Parallelschwingkreis: U(t) QC I R C L IL m xm D F(t) γ x Kleine Dämpfung EL 4.31 Reihenschwingkreis / Parallelschwingkreis EL 4.34 Parallelresonanz Resonanzfrequenz: maximal Bandbreite:
VI.3.6.3. Gekoppelte Schwingkreise ( gekoppelte mechanische Schwinger ) R1 C1 L1 I1 Q1 R2 C2 L2 I2 Q2 L12 Induktive Kopplung: Lösungsweg: Transformation auf Normalkoordinaten Beispiel: L1L2 L C1C2C R1R2 R Normalkoordinaten: Eigenfrequenzen: Normalmoden ( Schwingfall ):
Analoges Verfahren Kapazitive Kopplung: R1 C1 L1 R2 C2 L2 Ck Galvanische Kopplung: R1 C1 L1 R2 C2 L2 Rk
VI.3.6.4. Erzeugung ungedämpfter Schwingungen Beispiel: Meißner-Schaltung L C R1 C1 L C R1 C1 sperrt Schwingphase 1 autarker Schwingkreis Schwingkreis npn-Transistor als elektronischer Schalter Lade-Widerstand Puffer-Kondensator
npn-Transistor als elektronischer Schalter VI.3.6.4. Erzeugung ungedämpfter Schwingungen Beispiel: Meißner-Schaltung L C R1 C1 L C R1 C1 leitet Schwingphase 2 Nachladung Schwingkreis npn-Transistor als elektronischer Schalter EL 4.45 Ungedämpfte elektromagnetische Schwingung EL 4.46 Kippschwingung mit Glimmlampe Lade-Widerstand Puffer-Kondensator
VI.3.7. Hochfrequenzleitung: Der Skineffekt r Elektrischer Leiter ohmscher Widerstand und Induktivität: Z RiL induktive Effekte dominieren für R L (typisch ≳ O( MHz )) Stromschwächung Lenz Folgerung: Bei hohen Frequenzen können Ströme nur nahe der Leiter-Oberfläche fließen ( Skineffekt ). r rL Elektrischer Leiter
(exakte Lösung: Besselfunktionen) Quantitative Untersuchung ( Tafelrechnung) Eindringtiefe des Stroms j r el r (exakte Lösung: Besselfunktionen) rL r rL rLd Beispiel: Kupferleiter Hz dmm 50 94 103 2 106 0,07
Übergangsbereich (d rL) Volumen Übergangsbereich (d rL) Oberfläche ( effektives ) durchströmtes Volumen EL 4.41 Modell Teslatransformator (Skin-Effekt) HF-Spannungen sind relativ ungefährlich Eisendrähte ( großes r ) sind schlechte HF-Leiter Gute HF-Leitung bei großer Oberfläche ( Hohlrohre, Litzen, ... )