Das Grundeinkommen in Brasilien

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Das Grundeinkommen in Brasilien Clóvis Roberto Zimmermann (Fian Brasil und Federal do Reconcavo da Bahia) Januar 2010 1

Unterschiede zwischen der Sozialpolitik in Lateinamerika x Europa Keine Vollbeschäftigung (Hohe Informalität) Prekäres System sozialer Sicherung: kaum Arbeitslosenversicherung (nur in Brasilien und Uruguay) Deckungsgrad der Sozialpolitik: von 10 bis 95 Prozent der Bevölkerung System der Sozialhilfe im Ausbau Große Bedeutung der privaten Träger (Familie, Kirche und Dritter Sektor) Aber Mindestlohn seit 1942

Bedürftigkeitsprüfung Merkmale der Mindesteinkommen in Lateinamerika (Conditional Cash Transfer) Kein Rechtsanspruch Konditionalitäten Bedürftigkeitsprüfung Minimale Standards (Schaffung von Arbeitsanreizen) Fokussierung statt Universalisierung Quoten- Gesellschaft

Mindesteinkommensprogramme in Lateinamerika Argentinien Programa Jefes de Hogar: 2002 Brasilien: Bolsa Família 2003 Chile: Chile Solidario 2003 Dominikanische Republick: Programa Solidaridad: 2005 Ecuador: Bono de Desarrollo Humano: 2003 El Salvador: Red Solidaria: 2006 Honduras: Programa de Asignación Familia (PRAF) Kolumbien: Familias en Acción: 2000 Mexiko: Oportunidades 1997 Nicaragua: Red de Proteción Social Mi Familia: 2000 Panama: Red de Oportunidades: 2006 Paraguay: Red de Protección y Promoción Social y del Programa Tekoporä: 2003 Peru: Programa Nacional de Apoyo Directo a los Más Pobres: 2005 Venezuela: Misiones: 2004 Uruguay ingreso ciudadano: 2005

Das Familienstipendium in Brasilin Bevölkerung Brasiliens: 189.604.313 Einkommenstransfer: „Familienstipendium“ seit 2003 Anzahl der Empfänger des Bolsa Família 12.472.540 Millionen Familien (November 2009) Kosten: R$ 12 Milliarden (0,4 Prozent des BIP)

Deckung des Bolsa Família von 2004 bis 2009: Total Source: MDS (www.mds.gov.br )- 05/01/2008

Bolsa Família: Auswahlkriterien Family Status Per capita Family Income Children and teeneger Quantity and type of benefits Benefit Value (R$) Families with 2 teeneger 16 and 17 (R$ 33,00) Poverty R$ 70,01 (28 €) a R$ 140,00 (€ 56) 1 member (1) Variable 22,00 (€ 9) 88,00 (€ 35) 2 members (2) Variable 44,00 (€ 18) 110,00 (€ 44) 3 or + members (3) Variable 66,00 (€ 27) 132,00 (€ 53) Extreme Poverty Up tu R$ 70,00 (28 €) Mindestlohn 510,00 (204 €) No occurrence Basic 68,00 (€ 28) 134,00 (€ 54) Basic + (1) Variable 90,00 (€ 36) 163,00 (€ 65) Basic + (2) Variable 112,00 (€ 45) 178,00 (€ 72) Basic + (3) Variable 200,00 (€ 80) 7

Bolsa Família und die Reduzierung der Armut in Brasilien Einkommen von weniger als U$ 2,00 am Tag

Hauptprobleme des Bolsa Família Universalisierung - Deckungsgrad Rechtsanspruch Konditionalitäten Höhe 9 9

Universalisierung - Deckungsgrad: Beispiel Anzahl der armen Familien mit weniger als R$ 140,00 (€ 56) am 30/10/2009 Leistungsempfanger am 30/10/2009 15.640.339 12.472.540 Unterschied - 3.167.796 Quelle: MDS (www.mds.gov.br - 17.01.2009

Das Familienstipendium (Bolsa Família) sog. Conditional Cash Transfer Konditionalitäten (Bedingungen) Teilnahme an Impfungen, Gesundheitsuntersuchungen Schulbesuch der Kinder Teilnahme an Alphabetisierungsprogramme, Informationsveranstaltungen über Ernährung oder Berufsausbildung

08.01.2004 - Gesetz zum Grundeinkommen wird von Lula unterzeichnet Paradigmenwechsel: Vom Familienstipendium zum Grundeinkommen (Renda Básica de Cidadania) 08.01.2004 - Gesetz zum Grundeinkommen wird von Lula unterzeichnet ZIEL: Befriedigung der Grundbedürfnisse (Nahrungsmittel, Erziehung und Gesundheit) Zahlung: monatlich, bedingungslos und ohne Unterschied an Reiche und Arme, Jung und Alt, Frauen und Männer Entstehungsgeschichte: Bemühen des Senators Eduardo Suplicy

Probleme des brasilianischen Grundeinkommensgesetzes Ausländer: müssen mehr als fünf Jahre im Land leben Beginnend mit den Ärmsten der Gesellschaft Bindung an die Haushaltsmöglichkeiten des Staates Höhe

Kritik an das Familienstipendium in Brasilien Dependenz des Staates (Medien, Konservative und Neoliberale) Kein Anreiz zur Arbeit (Kirchen, Medien, Konservative, Großgrundbesitzer) Soziale Rechte als Schmarotzersystem Mittel zur Ruhigstellung der Armen (Linke) Mittel zur Erhaltung der kapitalistischen Ordnung (Linke) Forderung einer Arbeit (entweder-oder)

Übergang vom Bolsa Família zum Grundeinkommen: Schwierigkeiten Regierung Lula favorisiert mehr Investitionen für die Armen statt für alle Politische Aktuere sind bereits gegen das Bolsa Família. Es gibt wenige Befürworter in der Zivilgesellschaft und Politik für die Einführung des Grundeinkommens Es gibt kaum Bürgerinitiativen für das Grundeinkommens (FIAN, Acão cidadã)

Übergang vom Bolsa Família zum Grundeinkommen: Strategien Realisierung des nächsten BIEN-Treffens in Juni dieses Jahres in São Paulo, Brasilien; Präsident Lula wird das BIEN-Treffen eröffnen; Verantwortlichen des Bolsa Família werden mitmachen; Senator Suplicy ist der Medienstar des Grundeinkommens.

Fazit Es wird noch lang dauern bis das Grundeinkommen in Brasilien eingeführt wird Politische Kultur des Landes ist ein Hindernis dafür Condicional Cash Transfers hindern die Entwicklung der Idee des Grundeinkommens Zivilgesellschaft ist sehr produktivistisch (Kooperativen) Mindesteinkommen müssen zu erst Akzeptanz in der Gesellschaft finden

Vielen Dank FIAN Brasil/UFRB Clóvis Zimmermann E-Mail: clovis.zimmermann@gmail.com