5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II

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5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Fragen: 1. Wie hängen nach Auffassung der Psychoanalyse bei der Ausbildung der Persönlichkeit „Natur“ und „Kultur“ (Trieb und Gesellschaft) zusammen? 2. Wie werden Freud zufolge gesellschaftliche Normen in den Motiven der Person verankert? Phasen und Instanzen II: Piaget und Mead Von der Psychoanalyse zur Interaktion als Medium der Sozialisation Primat der Handlung bzw. der Intersubjektivität (vor Ausbildung der bewußten Identität und kognitiver Fähigkeiten) eine Kritik an Freud: (neben der psychologischen Abstinenz aufgrund der „Unbewiesenheiten“) Ausgang vom „egoistischen“ Individuum (kultureller Hintergrund der PA) und ein gewisser „Kulturpessimismus“ a) Piaget: kognitive Entwicklung als Strukturgenese: b) Mead: Identitätsentwicklung durch Perspektivenübernahme

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Piaget Jean Piaget 1896-1980 studierte Biologie und Zoologie, ab 1940 einen Lehrstuhl für experimentelle Psychologie in Genf. 1956 gründete er das Interdisziplinäre Zentrum für genetische Epistemologie. Einflussreichster Vertreter der kognitiven Entwicklungspsychologie; in der sozialisationstheoretischen Soziologie nach wie vor aktuell – z.B.: Konstruktivismus Sozialisation als Eigenaktivität der Person (aber: Organismus ist nicht „Subjekt). Siehe Darstellung in: Leo Montada, Die geistige Entwicklung aus der Sicht Jean Piagets, in: Oerter/Montada (Hg.) Entwicklungspsychologie, München, Weinheim: Beltz, 1989.

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Piaget Form und Fähigkeit des Denkens sind das Ergebnis einer Genese: intelligenter Umgang mit materieller Umgebung: Handlungen/ Interaktion als Medium des Aufbaus kognitiver Strukturen (aber: „was interagiert?“: wenn Interaktion das „Interagierende“ bildet?) Subjekt und Objekt differenzieren sich erst nachträglich (Ausbildung der Objektpermanenz und der Ich-Abgrenzung) Angeborene Schemata (Zirkularreaktionen – Saug- und Greifreflex) und entwickelte Schemata: Umbau, Koordination, Differenzierung und Abstraktion von Schemata Äquilibration – Antreibende Tendenzen: Radius erweitern; Gleichgewichte finden Assimilation – Unterordnung von Erfahrungen/ Objekten unter Schemata Akkomodation – Anpassung der Schemata an „äußere“ Strukturen  Strukturgenese

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Piaget figurative und operative Schemata (Begreifen und Greifen; z.B. Landkarte versus Handlungsablauf)  Problem der Repräsentation (Symbole) Stufen: a) notwendige Abfolge (nichtnotwendig: Vollendung) b) generalisierte Kompetenz (nicht bestimmte Probleme, sondern alle Probleme einer Art ) a) die sensomotorische Intelligenz (0-2 jahre): interne Stufen: Koordination von Saugen, Greifen etc. – Differenzierung von Schemata: Objektpermanenz erste „Vorstellungen“, Transduktion (verfehlte Generalisierung) b) die konkret operationale Phase – unterteilt in präoperationale (anschauliches Denken: nach Montada eine eigene Phase) und konkret operationale Phase – (2-12 jahre), Akkomodation von Schemata: Reversibilitäten, Lösbarkeit von Problemen wie: Volumenkonstanz (Becherproblem), Gleichzeitigkeitsprobleme (schneller oder länger unterwegs?) Inklusionsbeziehungen (Mädchen/Kinder: Herauslösung einer Unterklasse (Mädchen) blockiert nun nicht mehr die Erfassung der Oberklasse (Kinder). Gesamtsystem repräsentiert) c) die formal operationale Phase (ab 11 Jahre): deduktives Schließen, Interpropositionalität, Erfahrung logischer Beziehungen zwischen Aussagen, Kombination und Permutation von Möglichkeiten, Variablenkontrolle (wenn man dieses ändert und nur dieses, folgt jenes, also ist dieses ursächlich verantwortlich)

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Piaget Symbolfunktion: Entscheidend ist die Entwicklung von abstrakten und repräsentierenden Schemata: innere Vorstellung und Symbolgebrauch. Nachahmung und Spiel stehen für die Wege zur Entwicklung des Bezeichnens (einmal akkomodierend dann assimilierend), bei denen zunächst das Bezeichnete nicht schon ein Gegenstand ist oder gar eine abstrakte Kategorie, sondern ein vertrautes operatives Schema, eine sensomotorisch eingelebte Handlungsweise des Kindes. These: die Kinder sprechen zunächst nicht mit/ zu anderen! Piaget: „Das Kind entdeckt die Menschen auf die gleiche Weise, wie es die Dinge entdeckt und es kennt beide auf die gleiche Weise (Piaget, Sprechen und Denken des Kindes, Neuchatel und Düsseldorf, 1972: 83 Kritiken/Fortsetzungen: 1. Empirische Feinheiten: wie blank sind die Neugeborenen? Untersuchungen z.B. des Lächelns; und: regional spezifische Sprachentwicklung), 2. Egozentrismus (konträrer Ansatz: Lew Vygotski („Denken und Sprechen“ 1934): frühkindliche Intersubjektivität – monologischer Symbolgebrauch ist nachträglich) Moralentwicklung? Lawrence Kohlberg,(Stufen des moralischen Urteils), Carol Gilligan (genderspezifische Moralität?)

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Mead George Herbert Mead (1863-1931, University of Chicago) Von der Egozentrik zur Theorie der Perspektivenübernahme: Der Organismus steht nicht von vornherein der „Umwelt“ „gegenüber“, sondern das „Ich“ muss sich als Gegenüber erst abgrenzen. „Bedeutung“ sind primär „öffentlich“ bzw. intersubjektiv: Symbole bilden sich aus Gesten auf der Basis der Reaktionsgleichheit (Sprache ist nicht Abbildung, sondern dient primär der Kooperation) Identität setzt an der Selbstobjektivierung an: Perspektivenübernahme

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Mead Chicago „Philosophy Club 1896: Horizont: amerikanischer „Pragmatismus“ (Charles Sanders Peirce; William James; John Dewey; George Herbert Mead): 1. Anticartesianismus: a) nicht dualistisch (Subjekt-Objekt) b) praktischer statt abstrakter Zweifel 2. Primat der Handlung (Wahrheit von Aussagen hängt an praktischen Implikationen (nicht am „Nutzen“)

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Mead Das Problem Meads: „social behaviorism“: der klassische Behaviourismus (John B. Watson [gebt mir ein beliebiges Kind, und ich mach daraus, was ihr wollt] Iwan Pawlow – „klassisches und operantes Konditionieren“) vergisst das „Selbst“, und das heißt: den Bereich jener Erfahrungen, „die privat sind und zum Individuum selbst gehören“ Aber: „Geben wir die Auffassung auf, die Seele sei eine Substanz („abandon the conception of a substantive soul“), die bereits bei der Geburt die Identität des Individuums ausmacht, so können wir die Entwicklung der Identität (Self) des Individuums und seines Bewusstseins innerhalb seines Erfahrungsbereichs als besonderes Interessengebiet der Sozialpsychologen ansehen.“

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Mead von der Geste zum Symbol, Identität als Selbstobjektivierung: zeitliche Extension zwischen einer Handlungsabsicht und der reflexiven Identifikation dieser Absicht, die im Falle des Misslingens einer Handlung zur „Entstehung des Psychischen“ führt: zur Konstitution der Innenperspektive – und zwar weil/wenn die Absicht, die ein Organismus mit einer Handlung – ohne es zu „wissen“ – verbunden hat, dann wenn die Handlung scheitert, dem Organismus als diese Absicht bewusst werden kann Wieso aber wird die Erwartung/ nicht das Objekt „bewusst“? Wegen der „Sozialität“ von Handlung und Symbol: primär sind Kooperation und Kommunikation (eben nicht: egozentrische Gegenstandsauffassung) [Zuschreibung von Intentionalität: das Objekt der Jagd nicht erreichen? – Erwartung richtet sich nicht auf das Verhalten des „Objekts“ sondern auf dessen Erwartung/ Michael Tomasello: Sonderstatus humaner Primaten: Intentionalität]

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Mead Die Geste wird Symbol, wenn/sofern ich in mir bei ihrer Verwendung die gleiche Reaktion wie beim Gegenüber auslöse (und das realisiere): „Wenn nun eine solche Geste die dahinter stehende Idee ausdrückt und diese Idee in anderen Menschen auslöst [die Idee und nicht einfach die Reaktion wohlgemerkt] so haben wir ein signifikantes Symbol. (…) An dem Punkt, an dem die Geste diesen Zustand erreicht, wird sie zu dem, was wir Sprache nennen. Sie ist nun ein signifikantes Symbol und bezeichnet eine bestimmte Bedeutung.“ (MSS, dt. 85ff.) Kontrastbeispiel: Hundekampf: „Bedeutung“ der Geste bleibt Bedeutung „an sich“ (Die Hunde realisieren nicht den symbolischen Gehalt, sondern reagieren auf Reize und geben damit unbewusst Reize) [Problem: zirkuläre Beziehung zwischen Identität und Symbol?: Sprache erklärt Genese des Bewusstseins und setzt bewusste Verwendung voraus - „Gleichursprünglichkeit“ oder Ko-evolution]

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Mead Identitätsbildung: Der Einzelne hat eine Identität nur in Bezug auf die Identität seiner Gruppe gestufte Übernahme der Erwartungen anderer an einen selbst - „taking the role“ oder „taking the attitude of the other“ : 1) Übernahme der Erwartungen (Perspektive) der konkreten/ „significant“ anderen 2) Übernahme der Erwartungen des verallgemeinerten anderen („der Gesellschaft) „Der Einzelne erfährt sich nicht direkt, sondern nur indirekt aus der besonderen Sicht der gesellschaftlichen Gruppe als ganzer, zu der er gehört (…), insoweit, als er zuerst zu einem Objekt für sich selbst wird, genauso wie andere Individuen für ihn oder in seiner Erfahrung Objekte sind, er wird sich selbst nur zum Objekt, indem er die Haltung anderer Individuen gegenüber sich selbst einnimmt.“ (MSS, 180 Play: spielerischen Nachahmung von Rollen, die jene Rollen noch nicht in ihrer Funktion und Bedeutung für eine komplexes Set von aufeinander bezogenen Rollen reflektiert Game: Kenntnis der Gesamtheit der Rollen, die das Spiel konstituieren (oder auch von ihm konstituiert werden), um die eigenen, bestimmte Rolle ausfüllen zu können, denn nun kommt es darauf an, wirklich zu kooperieren und z.B. erfolgreich gegen andere zu spielen

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Mead „I“ und „Me“: Das „Me“ (dt.: „ICH“) ist das gesellschaftlich vermittelte Rollenrepertoire meiner Person dar, auf welches das „I“ (dt.: „Ich“) reagiert.  „Überich“? Das „I“ ist immer eine „historische“ Figur: es ist „unberechenbar“: nachträglich als „überraschend“ erlebt und in den Schemata der übernommenen Rollen (Perspektiven) gedeutet. „What is invoced in the self beeing objectified? The first answer may be that an object involves a subject. Stated in other words: that a “me” is inconceivable without an “I”. And to this reply must be made that such an “I” is a presupposition, but never a presentation of conscious experience, for the moment it is presented it has passed into the objective case (...)” (Sel.Writ.142) „Auf das I ist es zurückzuführen, dass wir uns niemals unserer selbst ganz bewusst sind“ (MSS 217). Und das heißt nicht nur Intransparenz sondern Autonomie: aus dem „I“ entspringen Spontaneität und Kreativität

Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J Vorlesung: Einführung in die Soziologie/ Wintersemester 2006-2007/ J. Renn 5. Vorlesung: Die Differenzierung der Person II Phasen und Instanzen II: Mead und Piaget: Fragen: 1. Was sind nach Piaget kognitive Schemata, und wodurch entwickeln sie sich weiter? 2. Was versteht Mead unter Perspektivenübernahme und was will er damit erklären? 3. Wieso erlaubt die Übernahme gesellschaftlicher Strukturen und Erwartungen (Akkomodation bei Piaget und Perspektivenübernahme bei Mead) überhaupt noch individuelle Abweichung (oder Kritik an diesen Erwartungen)?