Grundlagen frauenspezifischer Bildungsarbeit

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 Präsentation transkript:

Grundlagen frauenspezifischer Bildungsarbeit

Grundlagen frauenspezifischer Bildungsarbeit 1. Individuelle und gesellschaftliche Diskriminierung von Frauen und ihre Relevanz für eine frauenspezifische Bildungsarbeit

„Weshalb es toll ist, heute Frau zu sein“ Mehr Zeit für das Ausüben von Hobbys aufgrund von Teilzeitbeschäftigung! Keine Verantwortung als Aufsichtsrat oder Geschäftsführerin übernehmen müssen! Ausleben kulinarischer Kreativität! Selbstbestimmung und keine Kompromisse eingehen müssen in Sachen Haushalt und Kindererziehung! Auch mal das nächtliche Fernsehangebot nützen zu können! Abwechslung durch vielfältige Aufgaben in bezahlter und unbezahlter Arbeit! Gemeinsame Zeit mit Angehörigen Einfach mal eine Auszeit nehmen! Die Möglichkeit, Namensgeberin einer Straße in der Wiener Seestadt Aspern zu werden! Keine Reichensteuer!* *Hanna Herbst, Feminismus sagt man nicht, Wien 2018

Grundlagen frauenspezifischer Bildungsarbeit Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte Genderdebatten Feminismus heute? Vernutzung – Verdammung – Wiedererstarken „Feminismus sagt man nicht – Feminismus sagt man doch!“

Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte „ Wenn Frauen das Recht haben, aufs Schafott geführt zu werden, dann müssen sie auch das Recht auf politische Funktionen haben“ (Olympe de Gouche, 1792)

Gleichheitsfeminismus Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte Die erste Frauenbewegung (Jahrhundertwende) und der Gleichheitsfeminismus

Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte Die zweite Frauenbewegung der 68er Jahre und der differenz-feministische Ansatz

(Christina Thürmer-Rohr 1984: „ Der Chor der Opfer ist verstummt“) Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte Die Infragestellung der Opferkategorie und die These von der Mittäterinnenschaft (Christina Thürmer-Rohr 1984: „ Der Chor der Opfer ist verstummt“)

Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte Auch das Differenzkonzept orientiert sich an einer „männlichen“ Norm

Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte Gibt es den Feminismus? Gibt es die Frau?

Eine der wichtigsten Qualitäten von feministischer Theorie und Politik Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte Herrschaftskritik: Eine der wichtigsten Qualitäten von feministischer Theorie und Politik

Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? Was ist Geschlecht?

Geschichte des Feminismus – zentrale Fragestellungen und Theoriekonzepte Intersektionalität Heteronormativität Queer

Unterscheidung zwischen gender und sex Gender oder „man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird dazu gemacht (Simone de Beauvoir) Unterscheidung zwischen gender und sex

De- konstruktion von Geschlecht als gültige Kategorie Gender De- konstruktion von Geschlecht als gültige Kategorie (Judith Butler, Das Unbehagen der Geschlechter 1991) Geschlecht gilt nicht mehr (Marlene Streeruwitz 2010)

Feminismus heute? Vernutzung – Verdammung - Wiedererstarken „Der Feminismus ist ein historisch überlebtes Relikt“

Feminismus heute? Vernutzung – Verdammung - Wiedererstarken Feminismus ist für junge Menschen nicht attraktiv und langweilig

Feminismus heute? Vernutzung – Verdammung - Wiedererstarken Feminismus ist eine Gefahr! Er muss bekämpft werden!

Feminismus heute? Vernutzung – Verdammung - Wiedererstarken „Ein neuer/zeitgemäßer Feminismus beschränkt sich auf die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ ( Ursula von der Leyen, ehemalige deutsche Familienministerin)

Feminismus heute? Vernutzung – Verdammung - Wiedererstarken „Neue Feministinnen sind leistungsbereite Durchstarterinnen, machen Karriere, holen das Beste aus sich heraus, gehören zur F-Klasse“ (Thea Dorn „Die neue F-Klasse: Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird Die neue F-Klasse: Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird“ 2007)

Feminismus heute? Vernutzung – Verdammung - Wiedererstarken „Der Feminismus hat den Frauen das Muttersein ( ihre ureigenste Sehnsucht) und damit ein Leben in Harmonie und ohne ihre Kinder in Fremdbetreuung abzuschieben, verleidet“ ( Eva Hermann: „ Das Eva-Prinzip: Für eine neue Weiblichkeit.“ 2006)

„Das Patriarchat sind nicht Männer. „Feminismus sagt man nicht – Feminismus sagt man doch!“ (Hanna Herbst, 2018) „Das Patriarchat sind nicht Männer. Das Patriarchat ist ein System, dass von Männern und Frauen getragen wird . Es ist subtil, heimtückisch und am gefährlichsten, wenn Frauen ihre Beteiligung daran leugnen“ (Ashley Judd in: Hanna Herbst, Feminismus sagt man nicht, Wien 2018)

(Laverne Cox: Hanna Herbst, Feminismus sagt man nicht, Wien 2018) „Feminismus sagt man nicht – Feminismus sagt man doch!“ (Hanna Herbst, 2018) „Was ich sagen will, ist, dass Männer vom Patriarchat genauso verletzt werden wie Frauen“ (Laverne Cox: Hanna Herbst, Feminismus sagt man nicht, Wien 2018)

„Feminismus sagt man nicht – Feminismus sagt man doch „Feminismus sagt man nicht – Feminismus sagt man doch!“ (Hanna Herbst, 2018) „ Männer werden nie wissen, wie es tatsächlich ist, als Frau durch die Welt zu gehen. Aber genauso wenig werden weiße, im Westen lebende Frauen jemals tatsächlich wissen, wie es ist, als Frau in Nigeria aufgewachsen zu sein. Heterosexuelle Frauen aus Nigeria nicht, wie es ist, homosexuell in Albanien aufzuwachsen. Ein Mensch, dder sich mit dem ihr zugewiesenen Geschlecht identifiziert nicht, wie es ist als Mensch als Mensch durch die Welt zu gehen, der das nicht tut.“ (Hanna Herbst, Feminismus sagt man nicht, Wien 2018)

Grundlagen frauenspezifischer Bildungsarbeit* 2. Ansätze einer frauenspezifischen Bildungsarbeit: Empowerment und Parteilichkeit *Bettina Zehetner (Hg)„In Anerkennung der Differenz. Feministische Beratung und Psychotherapie“

Empowerment - Autonomie - Selbstbestimmung Hilfe zur Selbsthilfe Frauen in ihrer eigenständigen Erkenntnis- und Handlungsfähigkeit bestärken. Wahrnehmung eigener Stärken und Fähigkeiten Entwicklung größerer Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit Erweiterung eigener Ressourcen Verwirklichung des eigenen Potentials

Parteilichkeit Der Ansatz der Parteilichkeit entwickelte sich aus der Tatsache, dass sich Frauen unter dem Aspekt der gemeinsamen Erfahrung zusammenschlossen Diese Selbstermächtigung von Frauen steht in engem Zusammenhang mit der Entwicklung von Beratungskonzepten

Was bedeutet Parteilichkeit in der frauenspezifischen Bildungsarbeit heute: Parteilichkeit ist ein politisches Konzept und beruht auf einer kritischen, gesellschaftspolitischen Grundhaltung. Die Probleme der Frauen, die zu uns kommen, sind nie ausschließlich individuelle Probleme, sondern immer eingebettet in gesellschaftliche (Macht)Verhältnisse.

Was bedeutet Parteilichkeit in der frauenspezifischen Bildungsarbeit heute: Parteilichkeit richtet sich gegen Verhältnisse, die Frauen und Mädchen in ihren Rechten beschneiden und ihre Möglichkeiten auf Selbstbestimmung einschränken. Das können individuelle Aspekte sein, persönliche Beziehungen, einschränkende soziale und materielle Bedingungen oder patriarchale Gesellschaftsstrukturen

Was bedeutet Parteilichkeit in der frauenspezifischen Bildungsarbeit heute: Parteilichkeit ist offen deklariertes Erkenntnisinteresse Parteilichkeit ist eine Haltung gegen den neoliberalen Mythos, Männer und Frauen wären in unserer Gesellschaft ja längst gleichberechtigt (rhetorische Modernisierung) und jede könnte alles erreichen, wenn sie sich nur genug anstrengt.

Parteilichkeit heißt nicht Kritiklosigkeit Was bedeutet Parteilichkeit in der frauenspezifischen Bildungsarbeit heute Parteilichkeit heißt nicht Kritiklosigkeit Parteilichkeit heißt nicht totale Identifikation Parteilichkeit heißt nicht, alles zu akzeptieren

Was bedeutet Parteilichkeit in der frauenspezifischen Bildungsarbeit Werthaltungen und Vorstellungen von Selbstbestimmtheit einer Klientin sind oft nicht dieselben wie die der Beraterin. reflektierte / differenzierte Parteilichkeit bedeutet, nicht jedes Ziel fraglos zu übernehmen, sondern ein glaubwürdiges, bei Bedarf auch kritisches Gegenüber für die Ratsuchende zu sein.

Inhalte frauenspezifischer Bildungsarbeit 3. 1. Frauenspezifische Bildungsarbeit als Querschnittmaterie 3.2. Themen frauenspezifischer Bildungsarbeit

Grundlagen frauenspezifischer Bildungsarbeit 4. Anforderungen an Erwachsenenbildner*Innen in der frauenspezifischen Bildungsarbeit: Wissen Kompetenzen Einstellungen/Haltungen

*Hanna Herbst, Feminismus sagt man nicht, Wien 2018 Still loving feminism „Feminismus bezeichnet Einstellungen und Handeln, die auf die radikale Gleichstellung aller Geschlechter bei gleichzeitiger Wertschätzung von individueller Unterschiedlichkeit ausgerichtet sind und sich im Bewußtsein um intersektionale Verschränkungen auch gegen andere Dominanzverhältnisse wie Rassismus, Klassismus…etc.richten“* *Hanna Herbst, Feminismus sagt man nicht, Wien 2018