Die Anatomie der Grundfrequenz

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 Präsentation transkript:

Die Anatomie der Grundfrequenz Jonathan Harrington

Einflüsse auf f0 Abstrakte, phonologische Kategorien Melodie, Tonakzent, Grenzton Unterschiede zwischen Sprachen und Dialekten ? Phonetische Faktoren Trunkierung, Komprimierung Paralinguistik insbesondere f0-Spannweite Eher physiologisch bedingte Faktoren Mikroprosodie, f0-Mittelwert

Bestandteile einer Melodie Jede Melodie besteht aus: einem Tonakzent (*) pro akzentuiertes Wort. Der Tonakzent wird mit dessen primär-betonten Silbe assoziiert. und: einem Grenzton (%), der mit dem Phrasenende assoziiert wird. Ramona und Melanie fahren nach Malaga % * akzentuiert, unakzentuiert

Die möglichen Werte der Töne Man hat grundsätzlich die Wahl zwischen zwei verschiedenen Tönen: H (high, hoch) oder L (low, tief) im Bezug zum üblichen Bereich des Sprechers Daher H* = Ein hoher Tonakzent, L% ein tiefer Grenzton usw. Ramona und Melanie fahren nach Malaga H* L% f0 Zeit hoch tief

Interpolation Zwischen den Tönen wird interpoliert Interpolation ist nicht phonologisch, trägt also nicht zur Bedeutung bei Ramona und Melanie fahren nach Malaga L% H* H* H* Kein f0 wegen Stimmlosigkeit (aber trotzdem Interpolation) Je weiter auseinander die Tonakzente, umso flacher das interpolierte f0

Interpolation und Grenzton Der Einfluss vom Grenzton ist meistens zwischen dem letzten Tonakzent und Phrasenende Ramona und Melanie fahren nach Malaga L% H* H* Nachlauf Ramona und Melanie fahren nach Malaga H% H* H*

Melodien mit L* Ramona und Melanie fahren nach Malaga H% L* H* H* (NB daher ist nicht jeder Tal ein L*) Ramona und Melanie fahren nach Malaga H% H* L*

Assoziierung und Synchronisierung Assoziierung: mit welcher Silbe wird der Tonakzent assoziiert? Synchronisierung: wie wird der f0-Gipfel/Tal mit der assoziierten Silbe zeitlich synchronsiert? Ramona und Melanie fahren nach Malaga L% Assoziierung H* H* H*

Synchronisierung spät früh H* H* Vokalgrenzen

Synchronisierung: phonologischer Effekt Späte Gipfel vermitteln oft neue, unerwartete Informationen Sie war mal Malerin L% Sie war mal Malerin L% spät früh (Beispiele von O. Niebuhr)

f0 und phonetische Effekte zB ist die f0-Gestaltung im Nachlauf phonetisch, weil sie vom Kontext vorhersagbar ist Ramona und Melanie fahren nach Malaga L% H* H* H* Ramona und Melanie fahren nach Malaga L% H* H* Nachlauf

Synchronisierung: phonetischer Effekt Die Synchronisierung ist oft später wenn H* nah am Phrasenanfang vorkommt Ramona und Melanie fahren nach Malaga L% H* H* H* a o: spät früh

Phonetischer Effekt: Komprimierung/Trunkierung (alle Wörter sind mit der Melodie H* L%) Schiefer, Sheafer Schiff (deutsch) Trunkierung Shift (engl.) Komprimierung wird jedoch trotzdem von deutschen Muttersprachlern als ‚fallend‘ wahrgenommen

Physiologische Einflüsse auf f0: Deklination Cohen & t’Hart, (1967), Lingua, 19, 177-192. allmähliche Senkung von f0 und geringere Spannweite in der Intonationsphrase Topline Baseline f0 Collier et al (1975), JASA: eine physiologische Erklärung – wegen der Senkung des subglottalen Luftdrucks

Deklination

f0-Spannweite Paralinguistische Effekte wie Emotionen (traurig, glücklich) drücken sich oft in Änderungen der Spannweite und nicht durch unterschiedliche Melodien aus

Zusammenfasung Die f0-Kontur wird gleichzeitig von sehr vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Global: beeinflussen eher einen großen Teil der f0-Kontur in der Phrase Lokal: beeinflusst eher f0 im Bereich einer Silbe

Eher paralinguistisch Global Die Melodie Eher phonologisch f0-Spannweite, f0-Mittelwert Deklination Eher physiologisch Eher phonetisch Interpolation Lokal Tonakzente, Grenzton Synchronisierung Mikroprosodie Trunkierung/Komprimierung