Sucht und Abhängigkeit - Ursachen und Entstehungsbedingungen

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 Präsentation transkript:

Sucht und Abhängigkeit - Ursachen und Entstehungsbedingungen Prof. Dr. Marion Klein Fachhochschule Clara Hoffbauer Potsdam FT 2017

Ursachen und Entstehungsbedingungen 1. Biologische Erklärungsansätze Genetische Faktoren Frühe soziale Stresserfahrungen Toleranzentwicklung und Entzugssymptomatik Craving und Kontrollminderung 2. Soziologische Erklärungsansätze Einfluss gesellschaftlicher und lebensweltlicher Bedingungen auf Ursachen des Suchtverhaltens, des Drogengebrauchs und der Drogenabhängigkeit 3. Psychologische Erklärungsansätze Psychoanalytischer Ansatz Systemische Theorien Lerntheoretische Modelle 4. Besonderheiten des Jugendalters

Biologische Grundlagen der Suchtentwicklung Genetische Faktoren Alkoholtoleranz „internes Warnsignal“ fehlt Erhöhte Alkoholtoleranz wird zu 60% durch erbliche Faktoren bestimmt Gehirnstoffwechsel „Es gibt Menschen, in deren Gehirnstoffwechsel weniger oder unregelmäßiger so genannte Botenstoffe (Neurotransmitter) wie Dopamin zirkulieren, die für unser Wohlbefinden zuständig sind. Diese […] haben stärkere Stimmungsschwankungen als andere und sind unter Abhängigen überrepräsentiert“ (Dietze & Spicker 2007: 49)

Biologische Grundlagen der Suchtentwicklung Frühe soziale Stresserfahrungen: Einfluss sozialer Isolation Rhesusaffen, die ohne Mütter aufwachsen müssen, zeigten in Studien als erwachsene Tiere einen exzessiven Alkoholkonsum. Folge der frühen sozialen Isolation: Serotonerge Funktionsstörung, die mit der Schwere der Aggressivität und dem Alkoholkonsum korreliert möglicherweise konsumieren diese Tiere exzessiv Alkohol, weil dessen sedierende Wirkung dem Gefühl der Bedrohung und Angst entgegenwirkt. Aus anthropologischer Sicht ist soziale Isolation einer der wichtigsten Stressfaktoren bei Menschen und Primaten. Zusammenhang zwischen Bindungsstörungen / Traumatisierung und Suchtentwicklung Suchterkrankungen und PTBS werden neurobiologisch Stressverarbeitungsstörungen zugeordnet

Biologische Grundlagen der Suchtentwicklung Toleranzentwicklung und Entzugssymptomatik Neuroadaptive Veränderungen des Gehirns zur Aufrechterhaltung eines zentralnervösen Gleichgewichtszustandes Bsp. Alkohol Bsp.: “Spielsucht” Untersuchungen mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) haben gezeigt, dass die Belohnungszentren in den Gehirnen von Spielsüchtigen sich verändern und weniger erregbar werden als die anderer Personen. Sie werden vor allem unempfindlicher gegenüber dem möglichen Verlust, wenn der Einsatz steigt. Craving und Kontrollminderung Erhöhte Dopaminausschüttung Gemeinsames Merkmal aller abhängigkeitsinduzierenden Substanzen: Fähigkeit, das Belohnungssystem im Gehirn zu aktivieren und Konzentration von Dopamin zu erhöhen

Biologische Grundlagen der Sucht-entwicklung: Craving und Kontrollminderung Drogenassoziierte Reize Bereits drogenassoziierte, konditionierte Reize verursachen eine erhöhte Dopaminausschüttung im mesolimbischen Belohnungssystem Externe Reize (bspw. Umgebung, in der früher Alkohol konsumiert wurde) Reize, die unmittelbar mit Alkoholkonsum verbunden sind Interne Reize (bspw. Gefühl von Einsamkeit) Kontrollminderung alkoholbedinge Hirnatrophie kann zu verminderter Fähigkeit der Impulskontrolle beitragen Partielle Regeneration der Hirnareale könnte längerfristige Handlungsplanung ermöglichen

(Erwünschte) Wirkung Stimulanzia: Anregung des Organismus (Bsp.: Koffein, Kokain, Nikotin). Sedativa und Hypnotika: „Downer“; Stoffwechsel wird verlangsamt, Angstzustände und Depressionen werden nicht oder kaum mehr wahrgenommen [Bsp.: Alkohol, Barbiturate, Benzodiazepine (wie z.B. Valium), Cannabis]. Alkohol zugleich dissoziativ; Cannabis zugleich halluzinogen. Halluzinogene: können "bewusstseinserweiternde" Wirkung haben (Bsp.: LSD). Opiate: unter anderem euphorisierender Effekt; Wirkung beruht auf ihrer großen Ähnlichkeit mit Endorphinen (Bsp.: Heroin). Entaktogene: Intensivierung der Gefühle, oft auch verstärkte emotionale Öffnung gegenüber anderen (Bsp.: MDMA).