VWO Literaturgeschichte G. Leenders / R. Laufenberg 27. Oktober 2017

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was beDEUTet “arm” SEIN WIRKlich ???
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Inhaltsverzeichnis Dichter des Barock Bekannte Barockgedichte Barock
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Der Barock \ Der Name „Barock“ kommt vom portugiesischen Wort „barocco“, das unregelmäßige, schiefrunde und daher wertlose Perlen bezeichnete. In den Künsten.
«Deutschland: von gestern bis heute»
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Textbeschreibung Lyrik
VWO Literaturgeschichte G. Leenders – R. Laufenberg 26. Februar 2018
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Expressionismus Bei dem Expressionismus handelt es sich um eine Stilrichtung die neben der Literatur in verschiedenen Disziplinen Ausdruck fand. Konkret.
ZIELONA GÓRA.
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[RG 98] Du meine Seele, singe
 Präsentation transkript:

VWO Literaturgeschichte G. Leenders / R. Laufenberg 27. Oktober 2017 Das Barock (1600-1720) VWO Literaturgeschichte G. Leenders / R. Laufenberg 27. Oktober 2017

Neuere oder ältere deutsche Literatur? 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg - VWO 2017/2018 Neuere oder ältere deutsche Literatur? Barock in der Germanistik ist neuere deutsche Literatur denn: Sprache des 17. Jahrhunderts ist gut verständlich. Muss z.B. nicht wie MHD gelernt werden. Die Dynamik des 17 Jahrhunderts ist die Basis für Bewegungen des 18. Jahrhunderts. Insbesondere Philosophie / Aufklärung

Barock – Herkunft Begriff 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Barock – Herkunft Begriff Barroco portugiesisch: schiefe, unregelmäßige Perle Über Italienisch / Französisch ins Deutsche Erst Adjektiv – übertrieben, überladen, auch ‚merkwürdig‘ Erst Architektur, Musik und Malerei Rembrandt, Rubens Bach, Händel Ab Mitte des 19. Jh. Bezeichnung einer Epoche der Kunstgeschichte inkl. Literatur

Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Die neue Zeit (um 1570) Handschrift ersetzt durch Buchdruck Herausbildung von Nationalstaaten (Europa) Frankreich, Spanien, England Deutschland noch immer zersplittert Verstärkt durch Konflikte der Konfessionen Bisher: Humanismus Individualisierte Kultur, Einzelpersonen Jetzt: Literarische Impulse von kleinen Höfen

Der Dreißigjährige Krieg 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Der Dreißigjährige Krieg 1618-1648 Ausgangspunkt: Krisen Religiös-konfessionell, sozial, politisch, wirtschaftlich Vorherrschaft in Europa Dänemark-Schweden Habsburg-Frankreich

Der Dreißigjährige Krieg 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Der Dreißigjährige Krieg Gezeichnet von Plünderungen durchziehender Soldaten Seuchen (Pestepidemie) Bevölkerungsrückgang Schätzungen 40% Landbevölkerung 30% Städte

Friede von Münster und Osnabrück 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Friede von Münster und Osnabrück 1641 – 1648: Verhandlungen in Münster (katholisch) und Osnabrück (protestantisch) Regelung diverser Gebietsansprüche, z.B. Eidgenossenschaft selbständig Vorpommern an Schweden Verschiedene Bistümer und Städte als Lehen nach Schweden Bistum Bremen / Hansestadt Wismar Regelung der konfessionellen Machtverhältnisse

Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Barock - Hintergrund Verhärtete Fronten Reformation – Gegenreformation Süden und Westen katholisch, Nordosten protestantisch Absolutismus beherrscht das Leben Kultur/Literatur: Mittel zur Repräsentation Literatur ist vorwiegend Auftragsarbeit Martin Opitz, gebildeter Metzgerssohn an verschiedenen Höfen

Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Ambivalenz Literatur, insbes. Lyrik : Diesseits und Jenseits Diesseits Repräsentation, Schmuck, Reichtum, Macht Carpe Diem Jenseits Erfahrung: Vergänglichkeit alles Irdischen Memento Mori – Vanitas (mundi) Grundstimmung: Todesangst / Vergänglichkeitsbewusstsein aber auch Hunger nach Leben

Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Martin Opitz (1597-1639) Gilt als „Vater“ der deutschen Barockliteratur Metzgerssohn Studium in Frankfurt a/d Oder, Heidelberg, Leiden Arbeit für verschiedene Fürsten (katholisch und protestantisch) 1624 Buch von der deutschen Poeterey Poetik: Ordnung für die deutsche Literatur Sprache sei zierlich und elegant Vermeiden von Dialekten und Fremdwörter Grammatik ist korrekt Neologismen mit Maß Zweck der Dichtung: belehren und erfreuen

Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Andreas Gryphius (1616 -1664) Geboren in Glogau, Schlesien Andreas Greif Studium in Leiden, u.a. bei Rene Descartes Kennzeichnendes Motiv: Vanitas Themen: Leid Verfall Unruhe Einsamkeit Zerrissenheit

Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg, VWO 2017 / 2018 Das Sonett Das Sonett: Form 14 Verse: Zwei Quartette, zwei Terzette Oft umarmender Reim (2x) und Kreuzreim (2x) abba cdc dcd Gerade in den Terzetten zahllose Variationen

Andreas Gryphius – Es ist alles eitel 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg VWO 2017 / 2018 Andreas Gryphius – Es ist alles eitel Du siehst, wohin du siehst nur Eitelkeit auf Erden. Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein: Wo itz und Städte stehn, wird eine Wiese sein Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden: Was itz und prächtig blüht, soll bald zertreten werden. Was itzt so pocht und trotzt ist morgen Asch und Bein Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein. Itzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden. Der hohen Taten Ruhm Muss wie ein Traum vergehn. Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn? Ach! was ist alles dies, was wir für köstlich achten, Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind; Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't. Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten!

Andreas Gryphius - Es ist alles eitel Formale Merkmale 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg VWO 2017 / 2018 Andreas Gryphius - Es ist alles eitel Formale Merkmale Veröffentlicht: 1637 Motiv: Vergänglichkeit Verse: 14 Strophen: 4 Reimschema: abba, abba, ccd, eed Reimart: umarmender Reim und Schweifreim Rhythmus: Alexandriner* Alexandriner = Hexameter (6-hebiger Jambus) mit einer Zäsur nach der dritten Silbe.

Andreas Gryphius - Es ist alles eitel Kurze Interpretation 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg VWO 2017 / 2018 Andreas Gryphius - Es ist alles eitel Kurze Interpretation Vers 1 These, die die gleiche Aussage enthält wie der Titel des Sonetts Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit (= Vergänglichkeit) auf Erden Vers 2-8 Eine Aneinanderreihung von Einzelbeobachtungen, dass alles irdische Tun vergeblich und vergänglich ist Bauwerke werden zu Ruinen, Städte werden wieder vergehen – ja nicht einmal Erz und Stein sind unvergänglich Dann: innerlicher Bruch: beschreibend → bewertend

Andreas Gryphius - Es ist alles eitel Kurze Interpretation 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg VWO 2017 / 2018 Andreas Gryphius - Es ist alles eitel Kurze Interpretation Vers 9-11 Vers 9: Ruhm und Ansehen haben keinen Nutzen mehr Durch den Krieg Verlust der alten Grundordnung Rhetorische Frage: Wie kann der Mensch – der nur ein „Spiel der Zeit“ ist – denn überhaupt Bestand haben? Vers 12-14 Die Antwort: Der Mensch mit all seinem Tun ist nur eine Schlechte Nichtigkeit, nur Schatten, Staub und Wind (Synonyme für Nichtigkeit). Parallel dazu ist die Aussage Als eine Wiesenblum, die man nicht wieder findt! Staub: erinnert an barocktypisches Symbol der Sanduhr Auf der Welt gibt es nichts zu betrachten, was ewig von Bestand ist (Vers 14).

Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg 27.10.2017 Das Barock, G. Leenders – R. Laufenberg VWO 2017 / 2018 Hauptpunkte Der Dreißigjährige Krieg von 1618-1648 war für Deutschland eine schreckliche Zeit. In der Barockzeit lässt sich einerseits eine religiöse Vertiefung und andererseits eine prunkvolle Lebensweise feststellen. Der Name Barock stammt von dem spanisch-portugiesischen Wort Barocco, das schiefe, unregelmäßige Perle bedeutet. Wir finden den Begriff Barock sowohl in der Baukunst, Malerei, Musik als auch in der Literatur jener Zeit. Andreas Gryphius ist ein bedeutender Vertreter der deutschen Barockliteratur.