Anwendungsmöglichkeiten und Potenziale für Niedertemperatur-Fernwärme

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Anwendungsmöglichkeiten und Potenziale für Niedertemperatur-Fernwärme Anergienetze Anwendungsmöglichkeiten und Potenziale für Niedertemperatur-Fernwärme 21. März 2018 | DI Franz Zach

Anergienetz – Definition Ein Anergienetz ist ein Niedertemperatur-Wärmeverteilnetz, aus dem jeder Nutzer (auf einem gewissen Temperaturniveau) Wärme entnehmen kann und dieses selbst mit Wärmepumpe auf das benötigte Temperaturniveau transferiert, und auch Wärme einspeisen kann. Die Temperatur liegt meist zwischen 10 und 20°C (jahreszeitlich schwankend). Jedes Baugebiet hat spezifische Voraussetzungen (Gebäudedichte, thermische Qualität, Temperatur, Nutzungsmischung, Energiequellen in der Umgebung)

Voraussetzungen für ein Anergienetz In manchen Fällen ist ein Anergienetz sinnvoll, in manchen nicht. Günstig sind: Niedertemperatur-Wärmebedarf Abwärmequellen Wärme- und Kältebedarf Mischnutzung Möglichkeit der Errichtung eines Langzeitspeichers Gewisse Größe des Areals Hohe Wärmedichte (gilt allgemein für Netze) Vorteile der Niedertemperatur: Gemeinsames Netz für Wärme und Kälte möglich Flexibler bei unterschiedlichen Temperaturanforderungen der Kunden Niedertemperatur-Abwärme leichter nutzbar niedrigere Wärmeverluste (v.a. bei Saisonspeicherung)

anergienetz Energie aus Gebäudekühlung, Industrieprozessen, Abwasser, Luft, Grundwasser, Fluss- und Seewasser, Solar (z.B. aus PVT) etc. kann entweder direkt oder über eine Wärmepumpe (WP) mit relativ hoher Arbeitszahl eingespeist werden. Speicher überbrücken zeitliche (saisonale und tageszeitliche) Differenzen zwischen Last und Erzeugung. Verteilte Einspeisung: Im Unterschied zu herkömmlichen Fernwärmenetzen kann es viele verteilte Wärmeeinspeiser geben. Wärmeentnahme = Kälteeinspeisung Kälteentnahme = Wärmeeinspeisung  PROSUMER

Netzkonzept wien Nordwestbahnhof HZ+WW „Heizzentrale“ weitere mögliche Quellen: Fluss, Kläranlage, Industrie, Asphaltkollektor, Grundwasser, Erdwärme… Strom WPs PVT Entzogene Raumwärme (= Kälte) Anergienetz 8 – 20°C ΔT = 4K WP-Kälte Kanal WP Strom Strom Erdsonden Luft WP Abwärme Strom Quelle: AEE intec

Erdsondenfelder 5.400 Erdsonden mit 3m Abstand und 100m Tiefe Platzierung unter PKW- Abstellflächen Temperatur der Sonden: 20°C im Herbst 8°C im Frühling Anschluss ans Anergienetz mit 5 Heizzentralen Regelung der Erdsonden passiv über Angebot und Nachfrage an Wärme bzw. Kälte von den einzelnen Verbrauchern. Quelle: Stadt Wien, Ergänzungen AEA

Nutzung der abwasserenergie Die Nutzung ist mit externem oder internem Wärmetauscher Intern: Im Kanalboden wird ein Wärmetauscher montiert. Das Abwasser verlässt den Kanal nicht. Extern: Abwasser verlässt den Kanal und wird grob vorgesiebt. Von dort gelangt es zu Wärmetauschern, die mit Wärmepumpen verbunden sind. Diese heizen mit geringem Temperaturhub das Anergienetz. Die Rückleitung zum Kanal befindet sich kurz nach dem Entnahmepunkt. Diesem Rücklauf wird vor der Rückgabe in den Kanal das Siebgut beigemischt. Damit wird dem Kanal letztlich weder Wasser noch Schmutzstoffe entnommen. Das Abwasser wird bis auf 6°C abgekühlt.

Kanalwärmetauscher und Heizraum – Beispiel AMstetten Die STADTwerke Amstetten heizen und kühlen seit 2012 mit Abwasser. Die Leistung beträgt ca. 200 kW, die Jahresarbeitszahl liegt über 5. Es wurde ein 42 m langer Kanalwärmetauscher installiert. Quelle: Ochsner Wärmepumpen GmbH Quelle: STADTwerke Amstetten/UHRIG Kanaltechnik GmbH

Nutzung der Solarenergie Solarenergie kann über konventionelle Solarthermie oder PV- Module erfolgen, oder aber über Hybridkollektoren (PVT). Hybridkollektoren erzeugen sowohl elektrischen Strom als auch Wärme. PVT-Module sind noch kaum verbreitet, aber bereits jetzt wirtschaftlich konkurrenzfähig, v.a. in Verbindung mit den höheren Förderungen. Besonders im beengten urbanen Raum ist eine effiziente Flächennutzung unabdingbar. Diese ist mit PVT möglich.

luftwärmepumpen Luftwärmepumpen sind auch im dicht bebauten Gebiet möglich. Im Energiekonzept füllen sie jene Lücke auf, die andere erneuerbare Quellen nicht decken können. Die Luft-WP laufen im Konzept ab 10°C. Dies liefert in Wien ca. 5.000 Volllaststunden pro Jahr und eine durchschnittliche Quellentemperatur von 18°C. Mit der Wärmeenergie wird das Anergienetz versorgt, wobei ein Großteil in den Erdspeicher gelangen wird.

warmwasserkonzept Drei Varianten sind möglich: Die Heizungs-WP, die den Heizungspuffer AT-abhängig erwärmen, fahren bei Bedarf des WW-Speichers auf höhere Temperatur hoch und gleichzeitig werden die Speicherladepumpen (hydraulisch oder über Ventile) umgeschaltet. Es gibt eigene WW-Wärmepumpen, die als Quelle den Heizungspuffer verwenden und näher an den Verbrauchern angesiedelt sein können und somit Leitungslänge und Verluste minimieren. Hohe Bandbreite bei Einsatzgrenzen nötig, da die Heizungspuffer im Sommer kalt (15°C) und im Winter warm (40 °C) sind. Mit Rücklaufbeimischung ist dies machbar. Es gibt eigene WW-Wärmepumpen, die als Quelle das Anergienetz nutzen und den Warmwasserpuffer auf konstanter Temperatur halten.

Wärmebilanz

strombilanz (Variante PVT) Stromverbrauch Wohngebäude: 17.031 MWh/a Stromverbrauch Nichtwohngebäude: 21.676 MWh/a Stromverbrauch Wärmepumpen: 14.026 MWh/a Stromproduktion PVT (2 der 4 Varianten): 4.585 MWh/a Defizit: 48.148 MWh/a Wärme- und Kältebedarf sind großteils (abgesehen vom elektrischen Strom für die Wärmepumpe) mit Vor-Ort-Erneuerbaren abdeckbar, der Strombedarf jedoch nur zu einem geringen Anteil.

kostenvergleich nach der annuitätenmethode Zwar ist die Variante mit Erdgas in diesem Vergleich die günstigste. Würden aber z.B. nur die Hälfte der Kosten der PVT-Kollektoren (also ca. 8 Mio. €) gefördert, wäre die Variante „PVT“ bereits die wirtschaftlichste. Aufgrund der unsicheren Weiterentwicklung der Energieträgerpreise ist diese Variante sicher gegenüber Erdgas zu bevorzugen.

ökologische bilanz Basis: OIB 6 (2015)

Mögliche Projekte in Niederösterreich? Möglichkeit: Konzepterstellung für Anergienetze in Neubaugebieten mit möglichst gemischter Nutzung Niedertemperaturheizbedarf und Kühlbedarf Nähe zu Abwärme produzierenden Betrieben, Kläranlagen, Bürogebäuden (Servern) ab ca. 10.000 m² BGF Inhalte: Standortauswahl (aus vorhandenen Bauprojekten) Analyse der Eignung lokaler erneuerbarer Energieträger Variantenuntersuchungen Ökologische und ökonomische Bewertung

kontakt DI Franz Zach Österreichische Energieagentur 1150 Wien, Mariahilfer Straße 136 franz.zach@energyagency.at +43(0)1 586 1524 - 106