Was sagt der Jahresabschluss einer Führungskraft? März 2014
Grundfragen des betriebliche Rechnungswesens "Finanzrechnung" ("Budgetrechnung") betriebsintern, keine gesetzl. Regelungen "Finanzbuchhaltung" betriebsintern und -extern, gesetzl. Regelungen "Kostenrechnung" Kommt das Unternehmen mit seinen Zahlungsmitteln aus? Wie reich ist das Unternehmen zu einem Zeitpunkt? Hat das Unternehmen Gewinn oder Verlust gemacht? Was kostet die erstellte Leistung?
Rechnungswesen - Abgrenzungen Finanzrechnung Beantwortet die Frage: Ist das Unternehmen ausreichend liquide? Kostenrechnung Beantwortet die Fragen: Welcher PREIS muss zur Kostendeckung mindestens erzielt werden? Welche PRODUKTE/LEISTUNGEN sollen überhaupt angeboten werden? Sind die KOSTEN angemessen? Soll ich selbst anbieten oder zukaufen? Finanzbuchhaltung Beantwortet die Fragen: Nach dem VERMÖGEN zu einem bestimmten Zeitpunkt Nach dem GEWINN oder VERLUST in einem Zeitraum
Aufgaben eines funktionierendes Rechnungswesens – als Grundlage für Planung/Entscheidung/Kontrolle Bsp.: Investitionen, Finanzierung, Produktionssortiment, Produktionsverfahren, Make or buy Entscheidungen, Personalentscheidungen,… – zur Auskunft gegenüber Dritten Bsp.: Geschäftsbericht einer AG, Berechnung der Besteuerungsgrundlage von Unternehmen, …. Dokumentation, Erfolgsermittlung, Kontrolle u. Disposition, Information
Buchführung erfasst Geschehen im Zeitablauf periodenbezogen (Geschäftsjahr, Wirtschaftsjahr) • Erfassung aller Vermögens- und Kapitalbestände • Gewinnermittlung durch Reinvermögensvergleich (indirekte Ermittlung) Gegenüberstellung der Erträge mit den Aufwendungen (direkte Gewinnermittlung) Zweck: Auskunft über die Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage (vergangenheitsbezogen) Rechenschaftslegung und Selbstinformation Grundlage für: Besteuerung, Gewinnausschüttung Gläubigerschutz Beweismittel
Rechnungswesen – Buchhaltungssysteme Man unterscheidet: * KAMERALISTIK * EINNAHMEN- und AUSGABENRECHNUNG * DOPPELTE BUCHHALTUNG Die Kameralistik kommt bei öffentlichen Unternehmen zur Anwendung Die Einnahmen- und Ausgabenrechnung kommt bei freien Berufen und Kleinbetrieben (Vereinen) zur Anwendung Vorherrschendes System ist die Doppelte Buchhaltung
Kameralistik Buchführungsmethode der kommunalen Verwaltung In Privaten Unternehmen keine Bedeutung Im Wesen eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung (Zu- u. Abflussprinzip) Ist-Einnahmen und Ist-Ausgaben werden den Soll-Einnahmen und Soll-Ausgaben des Budgets (Etats, Haushaltsplan) gegenübergestellt Soll-Ist-Rechnung In der Kameralistik gibt es keine Abschreibung. Die Anlagenrechnung erfolgt nur stück- und mengenmäßig. Der Rechnungsabschluss besteht nur in einer Gegenüberstellung von Soll-Werten und Ist-Werten und den Ausweis der Abweichungen
Einnahmen-Ausgaben-Rechnung Wird verwendet von Kleinunternehmern Freiberuflern (z. B. Ärzte, Rechtsanwälte) NPOs Die tatsächlichen Einnahmen werden den tatsächlichen Ausgaben gegenübergestellt (effektive Geldbewegungen)
Aufgaben der Doppelten Buchhaltung 1. Planmäßige Aufzeichnung aller Geschäftsvorfälle 2. Ermittlung der Vermögenslage und der Verbindlichkeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt durch die Bilanz 3. Feststellung des Erfolges (=Gewinn/Verlust) für einen bestimmten Zeitraum durch die Gewinn- und Verlustrechnung Vergangenheitsorientierte Abrechnung Vollständige Abbildung der Wertbewegungen im Unternehmen
Inhalte des Jahresabschlusses Bilanz Gewinn- und Verlustrechnung Anhang und Lagebericht Diese dienen zur Erläuterung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung sowie zur Darstellung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens und zukünftiger Perspektiven
Bilanzadressaten Interne: Eigentümer Unternehmensleitung (z.B. Vorstand einer Aktiengesellschaft) Betriebsrat Mitarbeiter Externe: Geschäftspartner Gläubiger Fiskus (Finanzbehörde) Sonstige, z.B. Konkurrenzunternehmen, Interessensvertretungen, Statistikinstitutionen, Gerichte, Wirtschaftsjournalisten, ...
Aufbau der Bilanz Bilanz umfasst die Gründungsinvestition und alle bisherigen Gewinne und Verluste Errechnet sich aus dem Vermögen minus dem Fremdkapital umfasst Gebäude, Grundstücke, Maschinen, Wertpapiere, Lizenzen, … ist jenes Vermögen, das dem Unternehmen langfristig zu Verfügung steht Bilanz Anlage- vermögen Eigen- kapital Fremd- kapital umfasst Rohstoffe, Fertigmaterialien, Vorräte, Kassa, Forderungen ist jenes Vermögen, das kurzfristig im Unternehmen bleibt und bald zu Zahlungsmitteln wird Die Kassa (auch Konten) bestimmt die Liquidität und damit die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens umfasst Schulden (Verbindlichkeiten) gegenüber Dritten Umlauf- vermögen Bilanzgleichungen Vermögen - Fremdkapital = Eigenkapital Vermögen = Fremdkapital + Eigenkapital
Gewinn- und Verlustrechnung G + V - Rechnung (mit Gewinn) G + V - Rechnung (mit Verlust) Aufwand Ertrag Aufwand Ertrag Verlust Gewinn
Abschreibungen Jährliche Wertminderung des Anlagevermögens jährliche Abschreibung = Anschaffungswert / voraussichtliche Nutzungsdauer In der GuV Rechnung als Aufwand erfasst
Rückstellungen Rückstellungen sind Mittel, welche für zukünftige Zahlungen bereitstellen. Rückstellungen sind Fremdkapital! Vorsorge für Abfertigungen: Mitarbeiter haben einen Abfertigungsanspruch. Das Unternehmen muss für den Fall des Austritts vorsorgen. Bestehen ungewisser Schulden: Das Unternehmen muss für den Fall des Eintritts vorsorgen (nicht konsumierte Urlaube, offene Verfahrenkosten, etc.)
Rücklagen Rücklagen sind Teile des Eigenkapitals, die Mittel für spätere Verwendungen bereitstellen. Rücklagen werden aus folgenden Gründen gebildet: Vorsorge für zukünftige Verluste: Durch die Auflösung von Rücklagen wird verhindert, dass Verluste in der Bilanz ausgewiesen werden. Kapitalbereitstellungen für geplante Investitionen: Durch die Zurückbehaltung von Gewinnen werden Mittel für zukünftige Unternehmenserweiterungen bereitgestellt. Kapitalbereitstellung für Umfinanzierung: Durch die Bildung von Rücklagen wird allmählich Fremdkapital durch Eigenkapital ersetzt; dient zum Abbau von Schulden. :
Bilanzanlayse = systematisches Verfahren der Informationsgewinnung; kann intern vom Unternehmen selbst oder extern von Analysten durchgeführt werden • Ziel: Erkenntnisse über Lage eines Unternehmens gewinnen – gegenwärtige Ertragslage und künftige Ertragskraft – Liquiditätssituation und Solidität der Finanzierung – Zukunftsvorsorge: Investitionspolitik, Risikostreuung, Wachstum, Finanzierungspotential, Anpassungsfähigkeit • Interessenten: Anteilseigner, potentielle Anleger, Kreditgeber, Führungskräfte, etc. • Quellen: – Zahlenmaterial der Jahresabschlüsse (Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung) der Unternehmen und Branchen-Vergleichzahlen – Sonstige Informationen: Branchenberichte, Ansprachen bei Hauptversammlungen, Berichte der Wirtschaftspresse, Internet-Auftritt, etc. • Nachteile: - Vergangenheitsbetrachtung, Gestaltungsmöglichkeiten bei der Bilanzerstellung und der Aufbereitung von Informationen
Möglichkeiten der Bilanzanalyse Zeitvergleich Bei einem Zeitvergleich werden die Aufwände und die errechneten Kennzahlen eines Unternehmens in ihrer zeitlichen Entwicklung betrachtet (über mehrere Jahre, damit Trends erkannt und einmalige Geschäftsereignisse identifiziert werden können) Branchenvergleich Vergleich eines Unternehmens mit anderen Unternehmen derselben Branche (Achtung: Unternehmen müssen auch von der Struktur (Betriebsgröße, Leistungsangebot, etc.) vergleichbar sein ansonsten könnten falsche Schlüsse gezogen werden. Soll/Ist Vergleich Vergleich der Planzahlen mit tatsächlichen Zahlen
Arten der Bilanzanalyse finanzwirtschaftliche Analyse untersucht die Kapital- und Vermögensstruktur (begutachtet die Liquidität, Investition und Finanzierung); wichtigstes Instrument ist die Kapitalflussrechnung erfolgswirtschaftlichen Analyse betrachtet die Ertrags- und Aufwandstruktur strategische Analyse soll Hinweise über den zukünftigen Erfolg (Erfolgspotential) geben
Bilanzkennzahlen zur „Verdichtung“ von Informationen Wichtige Größen werden zusammengefasst und zueinander in Beziehung gesetzt Geben keine exakte Aussage über einen Unternehmensbereich Zeigen nur Tendenz und sind daher nur Anhaltspunkte Keine einheitliche Berechnungsmethoden in der Theorie und Praxis Verzerrung durch Unterbewertung des Vermögens (Stille Reserven) Saisonale Einflüsse (Bilanzstichtag meistens dann, wenn Lagerbestand gering) Miete und Leasing von Anlagevermögen (z.B. Gebäude, Maschinen) scheinen in Bilanz nicht auf (z.B.: Sale and lease back)
Grenzen der (externen) Bilanzanalyse Daten weichen im Rahmen der Wahlrechte, Bewertungsgrundsätze, etc. von der Realität ab Jahresabschluss enthält ausschließlich in Geld quantifizierte Daten; erfolgsrelevante qualitative Informationen (Führungsstil, Stand der Forschung und Entwicklung, Potentiale der Mitarbeiter, etc.) fehlen Vergangenheitsbezug Zeitpunktbezug der Bilanz