Workshop Vortrag zur Früherkennung Dr.E. Streit

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Dr. Peter Dobmeier Lech-Mangfall-Kliniken gGmbH
Advertisements

Interventionen in der Kinder-
bei nahestehenden Menschen
Mit Medikamenten individuell behandeln Prof. Dr. Johannes Kornhuber
Mir geht’s nicht gut. Brauch’ ich Hilfe?
Kompetenzfeld Tod und Trauer
Vom Abbau des Engagements bis zum Burnout
ADHS und Mediensucht Beelitz,
Diagnose Schizophrenie: Daten und Fakten
109. Deutscher Ärztetag, Magdeburg
Medizinische Psychologie
Gesundheitstraining „Koronare Herzkrankheit“
Studien zur Effektivität Bereich: affektive Störungen Vergleichbare Wirksamkeit von religiöser und nicht religiöser kognitiver Verhaltenstherapie für die.
Alkoholabhängigkeit und Alkoholmissbrauch nach ICD-10 und DSM-IV
Resilienz die innere Kraft zu gedeihen.
2. Methoden 3.1 Behavioral 1. Hintergrund 3. Ergebnisse Die Ergebnisse der behavioralen und psychophysiologischen Daten weisen in unterschiedliche Richtungen.
Prof. Dr. Tilman Steinert Landespsychiatrietag Stuttgart,
Heinz Rüddel, Bad Kreuznach
Wenn ich in eine Psychiatrie komme. 1. Keine Antworten auf Fragen 2
Kleine psychiatrische Krankheitslehre
Wirksamkeit der NADA-Ohrakupunktur bei Menschen mit psychiatrischen Diagnosen im ambulanten Bereich Euro-NADA Konferenz 2013.
Früherkennungskriterien
Verhinderung von Störungen vs. Förderung von Gesundheit
Überlegungen zu einer am Versorgungsbedarf orientierten Psychotherapeutenausbildung Prof. Dr. Rainer Richter DGVT Tagung zur Zukunft der Psychotherapieausbildung.
Psychoedukation Dr. Katja Salkow Bipolar-Tagesklinik am Vivantes Humboldt-Klinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (Leiter:
Ergebnisse der totalen Aponeurektomie bei 61 Patienten mit Morbus Dupuytren: eine retrospektive klinische Studie. Astrid Högemann 1; Ulrich Wolfhard 2;
Patienten sind Menschen. Die Krankheit ist Teil ihrer Biografie
Schizophrenie Reichenbach.
Wegweiser psychische Gesundheit Kanton Bern
Persönlichkeitsstörungen
Burnout Dr. Margot Peters FÄ f. Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin.
Hodenkrebs Was nun - Was tun?
Ambulante Psychotherapie und weitere psychotherapeutische Ansätze
Pädagogischer Tag Dr. med. Ute Tolks-Brandau
Quo vadis? Neue Therapiekonzepte in der Klinik und Poliklinik für
Psychosen By Kevin und Oliver.
Psychodrama im Einzel- und Gruppensetting: Evaluationsbericht
Tanja Hülder Susanna Weidlinger
Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen als Chance für die ganze Familie Bundesverband e.V, Mai 2007 Anna Hoffmann-Krupatz An der stationären Vorsorge-
Ethische Aspekte der Diagnostik und Therapie depressiver Störungen
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
Psychotherapie bei MS P. Calabrese.
5. Vorlesung Affektive Störungen
4. Vorlesung: Schizophrenie und andere psychotische Störungen
Sturzprävention im Pflegeheim
geistig behinderter Erwachsener
Suche nach Hilfe.
Dr. C. Gamm, Hamburg Baby Blues oder Wochenbettdepression?
Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt
1 Arbeitsgemeinschaft Biologische Psychiatrie Verordnungsgewohnheiten von Psychopharmaka Statuserhebung 2005 W.Günther G.Laux T.Messer N.Müller M.Schmauss.
Die neuen Volkskrankheiten: Asthma und Neurodermitis – was tun?
ZIVILISATIONSKRANKHEIT
Kommunikation mit psychisch kranken Menschen
Borderline –Persönlichkeitsstörung
Systemische Verhaltenstherapie in der Tagklinik Westend / München
Systemische Verhaltenstherapie in der Tagklinik Westend / München
Operative Eingriffe im Gehirn bei schweren Zwangsstörungen:
Welche Bedeutung hat das Ernährungsverhalten?
Die neue S3-Leitlinie Depression Antidepressiva Suizidalität
Drogeninduzierte Psychosen
Familiengesundheitspflege aus Sicht der Caritas – Chancen und Herausforderungen Vortrag anlässlich des Absolvent/innentreffens Familiengesundheitspflege.
Arzt-Patienten-Beziehung
18. Mai 2015 Dr. med. Cyrill Jeger-Liu, Olten
 KBS-Plätze für psychisch behinderte Menschen mit ausserordentlichem Betreuungs­­bedarf: Wie präzis kann diese Zielgruppe erfasst werden?
Übersicht Sitzung 2: Psychoedukation
Kom verder. Saxion. SE Verhaltensbilder 05 Schizophrenie.
Psychologische und psychotherapeutische Behandlung bei Krebs Birgit Hladschik-Kermer Univ. Ass.,Mag.phil., Dr.rer.nat. Klinische und Gesundheitspsychologin/
TITEL DER PRÄSENTATION | XX.XX Symptomatik Ätiologie der Schizophrenie Verlaufsparameter Therapie (Pharmakotherapie) Sozio-und Millieutherapie Psychotherapie.
Unterricht Psychiatrie Dez 2014
„Einem Depressiven zu sagen, dass er seine Probleme einfach vergessen soll, ist wie einem Blinden zu sagen, dass er genauer hinsehen soll.“ Affektive Störungen:
 Präsentation transkript:

Workshop 22.5.2009 Vortrag zur Früherkennung Dr.E. Streit Vorstellungs-und Fragerunde Pause 16.00-16.30 Übungsteil : Fallbesprechung/ Rollenspiel

Früherkennung von Personen mit erhöhtem Psychoserisiko Dr. med. E. Streit Klinik und Poliklinik der Heinrich-Heine Universität Rheinische Kliniken Düsseldorf Bergische Landstraße 2 40629 Düsseldorf Workshop Saalfeld, 22.5.2009 14.30-18.00

Früherkennung zur Beratung und Hilfe bei erhöhtem psychischem Erkrankungsrisiko Seit 2000: FEZ, Düsseldorf, seit 2004 im Rahmen der Institutsambulanz FETZ Köln Bonn Aachen Göttingen Berlin … Seit 1999: Projektverbund I Früherkennung

Früherkennungszentrum zur Beratung und Hilfe bei erhöhtem psychischem Erkrankungsrisiko leichte kognitive Störung „Reifungsstörung, i.R. der Adoleszenz“ Symptomfrei bei Elternteil mit Psychose Persönlichkeitsstörungen depressive Störung-Angststörungen erhöhtes Psychoserisiko nach Früherkennungsinventar ggfs. Teilnahme an Prevent DFG-Therapiestudie 2008-2011 P

Personen mit erhöhtem Psychoserisiko - werden nicht in jedem Fall einen Übergang in eine psychotische Krise oder eine Psychose erleben, - haben aber ( ohne Behandlung ) ein erhöhtes Risiko - von ca. 25 % (13% - 54%) nach 12 Mo ( bis zu 70 % nach 5 Jahren ) indizierte Prävention Öffentlichkeitsarbeit 325 in Düsseldorf Gesund

( Rückfallprävention) Spektrum von Interventionsansätzen bei psychischen Störungen - Zielpopulation Akutbehandlung Prävention indizierte Fallidentifikation Standardbehandlung bekannter Störung ( Rückfallprävention) und Stabilisierung Compliance mit Langzeittherapie zur Rückfallvermeidung selektive Nachsorge (inkl. Rehabilitation) universale (nach Mrazek, Haggerty, 1994)

Erfassung von Risikoindikatoren auf mehreren Untersuchungsebenen - Risikofaktoren: Familiäre Belastung Geburtskomplikationen -Prämorbide Persönlichkeitsmerkmale ( Schizotypie ) - Soziales Funktionsniveau -Psychopathologie ( kognitive Basissymtome oder psychosenahe Hochrisikosymtome ) …………………………………………………………………….. - Neurokognition : verbales Gedächtniss/ Wortflüssigkeit - Elektrophysiologie: veränderte Aktivierungsmuster - Kernspintomographie : Veränderungen schon im init. Prodrom mit Fortschreiten bei Übergang in eine Psychose

Vulnerabilität : endogen ( Gene) exogen ( virale Infektion Geburtstraumata ) Störung im Hirnreifungsprozeß mit Volumenminderung und Transmitterungleichgewicht evt.leichte Entwicklungsverzögerung sprachlich und motorisch, emotionale Auffälligkeiten Stress : emotional aufgeladenes, kritisches Familienklima, Pubertät, Auszug, Bund, Studium, erste Verliebtheit Cannabis Prodromalphase Psychose- Copingstrategien Selbstheilungskräfte Soziales Kompetenztraining Soziales Netz Medikation

Vulnerabilitäts-Stress-Modell Übergang in Psychose Symptomschwelle Streß Vulne-rabilität

Synapsenmodell Botenstoffe ( Dopamin ) im ausgeglichenen Zustand Botenstoffe bei Symptomen

Früherkennung zwecks Prävention der Schizophrenen Erkrankung Schizophrenie ist häufig (Prävalenz 1%) beginnt früh (18-35 Jahren) verläuft chronisch und führt oft zu Behinderung Ist lebensgefährlich ( 10% Suizid ) Ist teuer: 3-10 Milliarden € / Jahr (Deutschland) Früherkennung zwecks Prävention der Schizophrenen Erkrankung und dadurch Verringerung des Stigma, es gäbe keine effektive Prävention

Ziele der Früherkennung/-Intervention: Rückkbildung/ Verbesserung der aktuellen Symptomatik Vermeidung/ Verminderung sozialer und beruflicher Stagnation Vermeidung oder zumindestens Verzögerung des Übergangs in eine manifeste Psychose Verzögerung der bereits prodromal bestehenden neurobiologischen Veränderungen (hirnmorphologisch, neuropsychologisch, -physiologisch) Verbesserung der Verlaufsprognose Reduktion der Krankheits- und Folgekosten

erstes Anzeichen einer (unspezifisches / negatives Symptom) ABC-Studie 1987, retrospektiv In 4/5 Prodrom Psycho- tische Vorphase 1,1 Jahre 2 Monate Zeitdauer Alter 29,0 30,1 30,3 erstes positives Symptom Maximum der Positiv- symptomatik Ersthospitalisierung positive Symptome negative und unspezifische psychosefern psychosenah Prodromalphase 5,0 Jahre 24,2 erstes Anzeichen einer psychischen Störung (unspezifisches / negatives Symptom) Auftreten soziale Defizite

häufig, aber bis auf einen „steilen“ Funktionsabfall wenig hinweisend

UHR- “Hochrisiko“ kriterien ( international ): psychosenahe Symptome - APS - abgeschwächte psychotische Symptome - BLIPS - kurze psychotische Symptome Wahn Halluzinationen Denkstörungen unter 7 Tage - Funktionsabfall + familiäres Risiko Übergansrate 2002: 39% PACE: Reduktion um 50% durch Kombination von atyp.Antipsychotika , Sozio- und Psychotherapie

Früherkennungs- und Interventionsverbünde weltweit PACE, Melbourne RAP, Long Island PRIME, Yale University, Toronto u.a. EDIE, Manchester u.a. Kompetenznetz Schizophrenie EPOS (EU-Biomed)

erstes Anzeichen einer (unspezifisches / negatives Symptom) Basissymtome: CER- Studie 2001 selbsterlebte, oft subklinische Veränderungen der Wahrnehmung, der Denk- und Sprachprozesse mit z. T. erheblichem Beschwerdedruck BS Psycho- tische Vorphase Prodromalphase positive Symptome negative und unspezifische Symptome Ersthospitalisierung erstes Anzeichen einer psychischen Störung (unspezifisches / negatives Symptom) erstes positives Symptom Maximum der Positiv- symptomatik Genetisches Risiko oder Geburtskomplikationen und Funktionsabfall psychosenahe Symptome

Definition zweier Risikogruppen bzw. Prodromalstadien KNS 2002-2004 Psychosefern: Psychosenah : prädiktive Basissymptome 1/10 (21% Übergang) - BLIPS oder oder - Leistungsabfall bei attenuierte Positivsymptome vorhandenem Risiko (familiär oder Geburtskomplikation) Psychologische Intervention Medikamente

Ergebnisse im psychosefernen initialen Prodrom : Kognitive Verhaltenstherapie ist bei Prodromalpatienten 2 bis 3-fach wirksamer auf Symptome und soziale Funktionen als bei manifest schizophren Erkrankten. Es zeigt sich eine Überlegenheit gegenüber der unspezifischen Behandlung bzgl. des Übergangs in ein psychosenahes Prodrom / Psychose nach 12 Monaten 3,2 % bei KVT (vs.6,3% bei unspez.Beh.) nach 24 Monaten ( 1Jahr nach Therapieende ) 16,9% ( vs.20,0%)

Definition zweier Risikogruppen bzw. Prodromalstadien KNS 2002-2004 Psychosefern: Psychosenah : prädiktive Basissymptome 1/10 (21% Übergang) - BLIPS oder oder - Leistungsabfall bei attenuierte Positivsymptome vorhandenem Risiko (familiär oder Geburtskomplikation) Psychologische Intervention Medikamente

Psychosenahe Patienten Zwischenergebnisse Psychosenahe Patienten CM + AMI CM 80 70 60 (mean +/- SEM) 50 40 30 GAF-M Score 20 10 4 8 12 Woche

Zwischenergebnisse Psychosenahe Patienten Übergangsrate 4fach geringer unter atyp.Neuroleptika vs. keine Medikation 6 (mean +/- SEM) 5 CM: 16.7% 4 3 2 APS SUM SCORE 1 CM + AMI: 68.0% Woche 4 8 12 figure 1

Prevent 2008-2011: Köln,Aachen, Düsseldorf, Bochum Göttingen, München,Berlin , Hamburg Ist Psychotherapie ( KVT kognitive Verhaltenstherapie) nicht mindestens so wirksam in der Behandlung von Personen mit erhöhtem Psychoserisiko wie niedrig dosierte atyp. Antipsychotika vs. Placebo ? Baseline 12 Monate Gruppe I: CBT n=378 (7 x n=54) Gruppe II: Aripiprazole + Clinical Management Gruppe III: Placebo + Clinical Management Screening Randomisierung Behandlung

EINSCHLUßKRITERIEN PREVENT :. erhöhtes Psychoserisiko. 1 EINSCHLUßKRITERIEN PREVENT : erhöhtes Psychoserisiko 1. Basissymptome (2/9 cogdis) das sind selbsterlebte Veränderungen in Denken, Wahrnehmen, Fühlen, Antrieb 2. Risikoprofil (SztPS oder Verwandte mit SZ) und deutlicher kürzlicher Funktionsabfall 3. abgeschwächte psychotische Phänomene (APS) 4. sehr kurze psychotische Phänomene (BLIPS) AUSSCHLUSSKRITERIEN: - Alter > 40 - Neuroleptika länger als 1 Woche

Basissymptome Mindestens zwei der folgenden Symptome bestehen seit mindestens einem Jahr und treten in den letzen drei Monaten verstärkt auf: Gedankenblockierung Gedankendrängen, -jagen Gedankeninterferenzen Zwangähnliches Perseverieren von Gedanken Störung der rezeptiven Sprache Störung der expressiven Sprache Eigenbeziehungstendenz Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit zu spalten Störung der Symbolerfassung/Konkretismus

Ist das ethisch? Dilemma: Abwarten verzögert eine Behandlung und verschlechtert den Verlauf Sorge: Kontaktaufnahme birgt Vermeindlich ein Stigmarisiko Dank an Dr. S.Cohen „Zwischen Passivität und Stigma“

Stigma Selffullfilling Prophecy Depressive Phasen Ängste Rückzug Interessenverlust Knick in Schule/Ausbildung Selbsterlebte Änderung von Konzentration Gedankengängen Wahrnehmung Stigma Selffullfilling Prophecy Verunsicherung am Rubikon der Früherkennung Was ist nur los mit mir ? Beratung zu Stressreduktion und Drogen Selbsthandlungskonzept Prävention notiz

Ethische Fragen -Stigma -Selffulling Prophecy -Falsch positive Vorhersage -Nebenwirkungen-

ethische Fragen Mögliche Antworten auf Klienten sind symptomatisch und es besteht oft hoher Leidensdruck Klienten und Angehörige suchen nach Hilfe Angemessenes Setting Empathische Informationsvermittlung Reduktion der falsch positiven Rate durch differenzierte Prädiktion 30%-20%-8 % Interventionen an individuellen Bedürfnissen und Zielen orientiert Effektive psychologische Interventionen für die meisten der präsentierten Probleme Enge Indikationsstellung für Medikamente

Danke !