Seminar: Arbeitswelt im Wandel (WS 06/07) Prof. Dr. Hans Geser

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Wandel der beruflichen Bildung in Japan
Advertisements

Das E-Portfolio – essentielles Instrument zukünftiger Wissensarbeit? 27. Community-Treffen der PWM, 23. Februar 2007 Paul Meinl GF, factline Webservices.
Universität Koblenz-Landau
Dr. Claus Schäfer Tarifautonomie und Mindeststandards Ministerium für Wirtschaft und Arbeit NRW in Düsseldorf Niedriglöhne: Eine Herausforderung.
Wandel der Erwerbsstruktur
ein historisch neues Phänomen?
Gender Mainstreaming- Sprachakrobatik oder die Verwirklichung der Chancengleichheit
Forschungen zu Kosten und Finanzierung
Waldemar Bauer & Claudia Koring
Zwei Karrieren – Ein Ziel DCC Netzwerkprojekt zur Förderung Dualer Karrieren.
SoSe 2005 Seminar: Arbeitsmarkt und Beschäftigung Dozent: Prof. Dr. Krol Arbeitszeitverkürzung als Strategie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Judith.
Balance von Beruf und Familie/ Privatleben!
Prekäre Beschäftigung in Europa
Berufliche Kompetenzentwicklung
Partizipation, Arbeit und volle Arbeitnehmerrechte Fachforum der Tagung „Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen zwischen Alltag.
1 Flexicurity Eine Perspektive für flexible Arbeitsmärkte und soziale Sicherheit?
Wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus?
Beschäftigtentransfer in Europa / Josef Punz 1 Arbeitsstiftungen – Herausforderungen für den Partner Arbeitsmarktservice.
Das neue GLEICHBEHANDLUNGSGESETZ
Arbeitsmarkt und prekäre Arbeitsverhältnisse
Absicherung gegen Armut Rechtliche Überlegungen Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal Enquete Armut und Armutsbekämpfung Vorarlberger Landtag 1. Dezember 2006.
Virtuelle Bloch-Akademie Forum Soziale Technikgestaltung Workshop Flexible Zeiten in neuer Arbeitskultur Die Informationsgesellschaft beschleunigt die.
Dr. Ella Scherp und Dr. Günther Vedder
Berufsstruktur.
Ein Mitglied der -Gruppe ÖIR-Informationsdienste GmbH Grenzüberschreitende Arbeitsmärkte – Arbeitsmarktmonitoring A-H Sopron, 5. April 2005 Cornelia Krajasits.
Das Bildungsmanagement der Stadt Flensburg
Informations-veranstaltung LAG JAW
Referat von Xiaoyan Yang
Gerhard Straßer stv. Landesgeschäftsführer AMS OÖ
Seite 1 LRin Erika Scharer/HR Mag. Josef Raos Silver Workers Salzburg 2007 Rückblick und Vorschau LRin Erika Scharer HR Mag. Josef Raos 18. März 2008 Silver.
Mindestlohn und Kombilohn
FAMILIENERNÄHRERINNEN AUF DEM ARBEITSMARKT:
Arbeitsmarktgespräch 2011
Mächtigster Konkurrent der Wirtschaft
Mentoren-Netzwerk für mehr Vielfalt in Unternehmen Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland – ISL e.V. Gefördert vom Bundesministerium.
Welche Arbeit überhaupt?
Telearbeitsplätze in Großsiedlungen Projektskizze + Kooperationspartner Copyright Dr. Riese + Partner Marketing-Service GmbH 2002.
Anja Brun 23. November 2006 Arbeit in der Informationsgesellschaft Einige Überlegungen aus einer (fast schon) ungewohnten Perspektive Text von Andrea Baukrowitz.
Kreative Potentiale in Bielefeld Eine Bestandsaufnahme.
Mátyás Gritsch Corvinus Universität Budapest, Wildom
Mátyás Gritsch Corvinus Universität Budapest, Wildom
REGIONAL POLICY EUROPEAN COMMISSION Überlegungen zur Zukunft städtischer Aktionen EU Kohäsionspolitik nach 2013 Dr. Alexander FERSTL, Europäische Kommission,
Die Zukunft der Hauswirtschaft in sozialen Einrichtungen
Netzwerk Telearbeit und Frauen
Zur ökonomischen Situation der Frauen in Österreich Gudrun Biffl
Familienorientierte Wirtschaftsregion ein integrierter familien-, arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischer Ansatz der Regionsentwicklung.
Die berufliche Fort- und Weiterbildung wird auch in unserer Region zu einem entscheidenden Standortfaktor weil: - Die Zukunft der Arbeit wird sich verändern.
SPD.DE WIE VERÄNDERT DAS INTERNET UNSER LEBEN?
Ein Aktivierungsprojekt der Drogenberatung e.V. Bielefeld
1 Betriebliche Gestaltungsfelder Beteiligung und Weiterbildung im Betrieb Name Autor/in Anlass, Ort und Datum Gefördert vom:
1 Stadt Hanau Hanau - die zeitbewusste Stadt. 2 H a n a u Strukturwandel vom zweitgrößten Industriestandort im Rhein-Main-Gebiet zum Dienstleistungsstandort.
-lich Willkommen ProRegio.
Niederösterreichischer Landesfeuerwehrverband Landesfeuerwehrkommando Leitbild für die Feuerwehren Niederösterreichs Station 3:
Integriertes Management Dr. Marc Beutner
SSPF2/02/01/01 © Peter Weichhart Modul 02/01 Leitlinien der Wirtschaftsent- wicklung: Paradigmenwandel der Produktionstechnologie Standortsysteme im Postfordismus.
Klassische Werke empirisch-theoretischer Soziologie
Befristete Beschäftigungsverhältnisse
Thema: Teilzeit und geringfügige Beschäftigung
Demografie, Arbeitsmarkt und Beschäftigung von Migranten
Beruflichkeit: Erosion, Stabilität, Expansion? – Entwicklungstendenzen im Ingenieurwesen Prof. Dr. Margret Bülow-Schramm (Universität Hamburg) Entwicklungstendenzen.
Herzlich Willkommen! Betriebliches Gesundheitsmanagement –
Individualisierung und Subjektivierung der Arbeit Timo Nagl, Dominic Schikor, Tobias Böh 22. Juni 2010.
Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Sozialversicherungen BSV Familien unterstützen – Wirtschaft stärken – Gleichstellung fördern Abstimmung.
Wiederholung der wichtigsten Grundbegriffe
1 Die EU- Strukturfondsförderung aus EFRE und ESF in Niedersachsen ab 2007 Datenstand: Juli 2007 Eberhard Franz, Referat 14, Niedersächsisches Ministerium.
Magisches Viereck.
ESF OP Enquete des Kärntner Landtages – 26. November 2013 Mag. Peter Wedenig.
P rof. Dr. G. Günter Voß Institut für Soziologie - Industrie- und Techniksoziologie Institut Arbeit und Gesellschaft.
 Präsentation transkript:

Arbeitsplätze der Zukunft: Von standardisierten zu variablen Arbeitsverhältnissen Seminar: Arbeitswelt im Wandel (WS 06/07) Prof. Dr. Hans Geser Referat von Monika Truong 8. Februar 2007

Grundlagentext Schmid, Günther (2000): Arbeitsplätze der Zukunft: Von standardisierten zu variablen Arbeitsverhältnissen. (In: Kocka, Jürgen/Offe, Claus (Hrsg.): Geschichte und Zukunft der Arbeit. Campus Verlag, Frankfurt/ New York, 2. 269-292).

Gliederung Einleitung >Normalarbeitsvertrag< Die Veränderung des >Normalverhältnis< 4. Was steckt hinter der Trendwende? Arbeitsmärkte für Künstler und Publizisten Die Folgen und ein Lösungsansatz Schlusswort Diskussion

2 >Normalarbeitsvertrag< Abhängige, vollzeitige und unbefristete Arbeitsverträge für die Männer als >Ernährer< der Familie Stabile Entlohnung der Arbeitsleistung nach Arbeitszeit, berufliche Statut und familiärer Stellung Betriebsförmige Organisation der Arbeit und lebenslange Anstellung Unkündbarkeit sowie soziale Absicherung bei Arbeitslosigkeit oder vorzeitigen Verrentung

3 Die Veränderung des >Normalarbeitsverhältnisses< Geringe Abnahme bei Erwerbstätige im Normalarbeitsverhältnis Starke Zunahme bei Teilzeit Zeitarbeit als Trend Relativ stabile Entwicklung bei den Erwerbsfähigen im Normalarbeitsverhältnis Starke Zunahme bei >atypischen< Beschäftigungsverhältnissen

4 Was steckt hinter der Trendwende? Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage und Arbeitsangebot

Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage (1) Wandel von Struktur der Produkte und Dienstleistungen Wachstumsdynamik bei produktionsnahen Dienstleistungen und Humandienstleistungen Industrielle Massengüter statt kundenspezifische Einzel- oder Kleinserien Erneuerung der Produktpalette Verringerung der Entwicklungszeit

Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage (2) Wandel der Produktionsweise Automatisierung der standardisierter Massenproduktion Verlagerung in Länder mit billiger Arbeitskraft Weniger auf Lager oder für anonyme Märkte Komplexe Güter oder Dienstleistungen räumlich übergreifend und „just in time“ Wegen sinkende Transport- und Transaktionskosten ortsunabhängige Produktion Durch Informationstechnologie orts- und zeitunabhängige Produktionsentwicklung

Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage (3) Folgen des Wandel auf den Arbeitsmarktes Enträumlichung der Arbeitsmärkte durch Computernetze virtuelle Organisation Veränderung bei internen Arbeitsmärkten der multinationalen Unternehmen oder staatlichen Bürokratien Zunahme der Selbständigen Trend des neuen Qualifikationsbedarfs

Wandel des Arbeitsangebots Steigende Erwerbsquoten der Frauen Steigende Bedarf an Weiterbildung für ältere Erwerbstätige Wechselnde Berufswünsche Wachsende Anforderungen am Arbeitsplatz Ungerichtete Berufswünsche Ungedeckter Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften 24-Stunden-Ökonomie Komplexes Zeitmanagement für Kombination von verschiedene produktive Tätigkeiten Arbeitsmismatch

5 Arbeitsmärkte für Künstler und Publizisten

Künstler und Publizisten Selbständig ohne weitere Mitarbeiter Nicht betriebsförmige Arbeit Selten permanenten, vollzeitigen und abhängige Arbeitsverhältnisse Befristete kurzfristige Beschäftigungsverhältnisse Spezifische Leistungsanforderungen Selbstbestimmende Erfüllung für Künstler Gleichzeitig in mehreren Beschäftigungsverhältnisse mit wenigen Stunden Viele Beschäftigungsverhältnisse kurz nacheinander „free lancer“ Großer Frauenerwerbsanteil Hoher Bildungsgrad

Künstlerarbeitsmarkt = Netzwerkarbeitsmarkt Schwankende Nachfrage, Moden orientiert, begrenzte Projekte „Kunst ist kein Ding, sondern Kommunikation“ (Luhmann) Künstlerarbeit ist projektbezogen und in Teams Grosse Reservoir an Künstlern Künstlerarbeitsmarkt stark regional konzentriert

Institutionelle Arrangements als Unsicherheitskompensation Aufbau von Netzwerke Höhere Stundenlöhne bzw. Lohnprämien Finanzielle Unterstützung durch Familie, Freunde, Nachbarn Lehrtätigkeit

Lösungsvorschläge Sozialer Minderschutz Sozialversicherung als Kofinanzierer des Künstlerarbeitsmarktes Kunstkonsumenten in Risikogemeinschaft der Künstler einbinden Steuerliche Begünstigungvon Kunstsponsoring Steuerkredite (USA EITC, Earned Income Tax Credit) Verstärkung von Solidarität der Risikogemeinschaft innerhalb der Künstlerproduzenten Aus Steuermitteln garantierte Grundsicherung

Arbeitsplätze der Zukunft: „Künstlerisch“ geprägt Selbstbestimmt Kompetitiv Wechselhaft in Art und Umfang des Beschäftigungsverhältnisse Projekt- oder teamorientiert Netzwerke und weniger in Betriebe integriert Mit vielfältigen und wechselnden Arbeitsaufgaben Schwankender Entlohnung oder Vergütung Kombination von anderen Einkommensquellen oder unbezahlter Eigenarbeit

6 Folgen und ein Lösungsansatz

Ergebnisse und resultierende Probleme

Übergansarbeitsmärkte als Lösungsprinzip Koordinationsprinzip Kofinanzierungsprinzip Sozialstaatliches Prinzip Fiskalpolitisches Prinzip gesetzlich garantierte oder (kollektiv-) vertraglich abgesicherte Brücke zwischen verschiedenen Beschäftigungsverhältnissen

Übergangsarbeitsmärkte als Leitbild Mehr Freiheit und Autonomie Informationsgesellschaft: Voraussetzung zum lebenslangen Lernen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit: Kooperative Qualitätswettbewerb Soziale Kohäsion: Integration anstatt Ausschliessung Erhöhen der Beschäftigungsintensität von Wachstum Koordination von Zeitpräferenzen/ Unterstützung der Gleichstellung zwischen den Geschlechtern

Konfiguration eines neuen Normalverhältnisses Kontingente (geschlechtsneutrale) Leistungsverträge schwankende Vergütung nach Arbeitsleistung, Marktwert und Phase im Lebenszyklus Netzförmige Organisation der Arbeit Mix von öffentlichen, kollektiven und privaten Beschäftigungsversicherungen