VON DER VERFASSUNGSDEBATTE ZUM LISSABONNER VERTRAG.

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VON DER VERFASSUNGSDEBATTE ZUM LISSABONNER VERTRAG

Vorstellung der Gruppe, Arbeitsteilung Zum Text: Nugent, Neill (2003). The Government and Politics of the European Union, Part II, Chap. 7. Treaties and the Integration Process, Houndmills/Basingstoke: Palgrave Macmillian, Zu Autor und Inhalt: Moritz Fuchs -Zu Kommentaren und offenen Fragen: Dagmar Urban Zum Text: Melchior, Josef (2008). Democratic dilemmas of EU treaty reform: the case of the Lisbon Treaty, Wien -Zu Inhalt: Martin Dorfner, Wolfgang Sampl -Zu Kommentaren und offenen Fragen: Dagmar Urban

Informationen zum Autor Prof. Neill Nugent.) Lehrende Tätigkeit an der Manchester Metropolitan University.) Academic Director, Institute of European Union Studies an der State University of New York, auch lehrende Tätigkeit.) Gastprofessor am College of Europe, (Bruges).) Gastprofessor am Zentrum für Europ. Integrationsforschung, (Universität Bonn).) Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema Entwicklungen in der Europäische Union

Informationen zum Text Text äußerst informativ gehalten, nicht wertend Erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit Geht wegen Erscheinungsdatum nicht auf Möglichkeiten ein, die sich durch eine Ablehnung des Vertrags von Lissabon auftun.

Das Zustandekommen von Vertragsänderungen Ausgehend von.) Expertinnen AGs.) Repräsentanten d. Minister.) Außenminister.) Europäischer Rat REGIERUNGS- KONFERENZ Geänderter Vertrag z.B. Vertrag von Amsterdam Output: EUROP. RAT Annahme: EUROP. RAT MITGLIEDSSTAATEN Ratifizierung:

Verträge und die Natur der Europäischen Integration Wirtschaft vor Politik Flexibilität als Vorraussetzung Die Drei Stufen der Integration –Zusammenarbeit auf loser intergouvernementaler Basis –Nutzung des Rahmens der EU –Stärkung der Kompetenzen der Supranationalen Institutionen

Verträge und die Natur der Europäischen Integration Wachsende Komplexität Angepasstes Integrationstempo Das Zusammenspiel von supranationalen und nationalen Akteuren Vorteile für alle Ein eliten-gesteuerter Integrationsprozess?

Kommentar zum Text Guter Überblick über Bedeutung von Verträgen und Vertragsreformen als Teil des europäischen Integrationsprozesses nicht chronologisch aufgebaut sondern strukturiert nach verschiedenen Perspektiven (z.B. Geschwindigkeit, supranat. + nat. AkteurInnen)

sehr deskriptiv, kaum Hinweise auf ein mögliches Demokratiedefizit Fehlende Perspektive: Wie sind die Prozesse und Outcomes aus einer demokratietheoretischen Perspektive zu beurteilen? --> Frage wird im zweiten Text des Referats behandelt Kommentar und offene Fragen

Informationen zum Text Melchior, Josef (2008). Democratic dilemmas of EU treaty reform: the case of the Lisbon Treaty, Wien Prozess von Erklärung von Laeken bis zum Verfassungsvertrag Dynamiken, Paradoxa und Demokratie- Defizite und mögliche Lösungen IPW Working Paper, 2008 Bis nach Ablehnung des Lissabonner Vertrags durch das irische Volk

Entstehungsbedingungen für den Verfassungsvertrag Institutioneller Rahmen für künftige Erweiterungen nicht adäquat Verhandlungen geprägt von Konflikten um nationalstaatliche Interessen Zunehmende Vertiefung und Erweiterung Entwurf über eine Grundrechtscharta, Forderung eines Staatenbundes mit Verfassung

Entstehungsbedingungen für den Verfassungsvertrag Die Deklaration von Laeken: Verteilung und Abgrenzung von Zuständigkeiten Vereinfachung der Verträge Das institutionelle Gefüge Vorbereitung einer Verfassung

Entstehungsbedingungen für den Verfassungsvertrag Einsetzung eines Konventes Entworfener Text als Verhandlungsgrundlage Kompromisse und Änderungen beim Regierungsgipfel Oktober 2004 in Rom Unterzeichnung des Verfassungsvertrages

Der Ratifizierungsprozess Verschieden Gründe für Referenden In 2 Ländern Ablehnung des Vertrages – Frankreich: Kampagnen zur Mobilisierung von Vertragsgegnern, schlechte politische und wirtschaftliche Umstände –Niederlande: EU-Skepsis, Unbeliebtheit der Regierung

Der Ratifizierungsprozess Starke Beeinflussung durch Kampagnen Debatten nicht über Vertragsinhalt selbst Ablehnung des Vertrages auch Kritik an EU und nationalen Regierungen Debatten über Alternativen Referendum als Chance gehört zu werden

Folgen der Ablehnung Entscheidung über weitere Ratifikationen vertagt Gedanken über mögliche Alternativen Beschluss der Überprüfung des Vertrages und Abschluss des Prozesses

Der Weg zum Vertrag von Lissabon Selbstverordnete Nachdenkpause Erste Wiederbelebungsversuche Berliner Erklärung Ausarbeitung des Vertrags von Lissabon: - Entfernung aller Hinweise auf eine Verfassung - Keine Vereinfachung des Vertragswerks - Möglichkeit in einigen Bereichen nicht teilzunehmen Unterzeichnung im Dezember 2007

Ratifizierung des Lissabonvertrags Referendum nur in Irland Ablehnung des Vertrags im Juni 2008 Abhaltung eines 2. Referendums in Irland Anrufung des Verfassungsgerichtshofs in Deutschland und der Tschechischen Republik Ratifizierung in allen anderen Mitgliedsstaaten - trotz Hürden in manchen Staaten

Schwierige Vertragsreform und paradoxe Effekte Derzeitige Methode der Vertragsreform hat ihre Grenzen erreicht Nationale Akteure haben größeren Einfluss auf den Prozess der Vertragsreformen Ratifikationsprozess verbleibt im Verantwortungsgebiet der Nationalstaaten Unterschiedlichen Sichtweisen von europäischer und nationalstaatlicher Ebene führen zu paradoxen Effekten

Verfassungsprozess & demokratische Paradoxa Paradoxon der Methoden Paradoxon der Resultate Paradoxon der selbst-annullierenden Demokratisierung Paradoxon, dass Reformen an Europäischen Verträgen gleichzeitig auf nationaler wie auch europäischer Ebene stattfinden

Doppeltes Demokratiedefizit Demokratische Paradoxa haben Ursprung in einem doppelten Demokratiedefizit Erstes Defizit: Mitgliedsstaaten, die ratifizieren können von jenen die nicht ratifizieren als Geisel gehalten werden Zweites Defizit: Regierungen der Mitgliedsstaaten werden für ihre Handlungen auf europäischer sowie nationaler Ebene nicht zur Verantwortung gezogen

Lösung des doppelten Demokratiedefizits Beseitigung des Zwangs, dass alle Mitgliedsstaaten einen Reformvertrag annehmen müssen damit dieser in Kraft treten kann Reformvertrag tritt nur in jenen Staaten in Kraft, die diesen ratifiziert haben Beteiligte Regierungen auch bei Ratifizierung zur Verantwortung ziehen Kombination aller drei Lösungsansätze Probleme: - vehementes Beharren auf nationalen Forderungen - jegliche Fortschritte in der EU werden blockiert

Kommentar Auseinandersetzung mit fundamentalen Fragen der europäischen Integration – wie kommen Grundlagen zustande und welche Defizite gibt es Übersichtlich, gut verständliche Sprache Erklärung der Paradoxa und Lösungsvorschläge im Vergleich eher kurz behandelt oft vernachlässigte Aspekte wie Europäisierung der nationalen Diskussionen im Kontext von Vertrags-referenden

Beiträge zur Diskussion Inklusivität der Prozesse – Einbezug der Zivilgesellschaft? Demokratieverständnis/ -definitionen in den Verträgen und Dokumenten der EU unterschiedliche Vorstellungen von pol. Eliten und UnionsbürgerInnen welche Bereiche vergemeinschaftet werden sollen? Kritik der WählerInnen wirklich nur an politics und policies der EU und nicht an polity? Drittes Demokratiedefizit? Nationale AkteurInnen/Prozesse schaffen die Verfassungsbestimmungen = Grundlagen der Gemeinschaft, Europäisierung nur möglich wenn Debatte auch auf EU-Ebene und durch AkteurInnen die sich primär dieser Ebene verantwortlich fühlen z.B. durch Einbezug des EPs oder EU-weites Referendum?

Diskussionsfragen Kaum inhaltliche Änderungen nach negativen Referenden – hört die EU nicht auf ihre UnionsbürgerInnen? 4 Paradoxa, 2 (3?) Defizite, verschiedene Lösungsvorschläge. Soll/ wie kann der Prozess der Vertragsänderungen europäisiert/ demokratisiert werden und welche Lösungen überzeugen? Sind nationale Referenden sinnvoll?