HÄMOVIGILANZ-SYSTEM IN ÖSTERREICH

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Pflegekongress November 2011 Austria Center Vienna
Advertisements

Kapitalmarktinformationshaftung
Nach: A. Beiderwieden: Projektmanagement
Fallbeispiel.
Die Planung des Informationsprodukts “Thematische Karte”
Einführung in die Ausbildung
Medizinische Dokumentation in der österreichischen Gesundheitsversorgung Dokumentation und Klassifikationen Ansatzpunkte künftiger Entwicklungen Nutzung.
Antibiotika – Einnahme
By IMTIAZ MALIK und DANIEL KALIS
Versand der Arzneimittel
Marga Lang-Welzenbach
Warum das Ganze? Weil es nicht anders geht…und auch nicht alleine!
Über die Verzahnung von Gesundheit, Migration und sozialer Herkunft
Vergleich der Gentechnik-frei Regelungen in AT, DE, FR und Südtirol
Nachweise von Krankheitserregern gemäß 7, 8, 9 IfSG
Arthritis Datenbank II. Med. Abteilung Krankenhaus Lainz Rheumatologie
BUNDESAMT ZUR KORRUPTIONSPRÄVENTION UND KORRUPTIONSBEKÄMPFUNG
Hämovigilanz Robert Pilacek AGES PharmMed
Kinder- und Jugendgesundheit in Österreich
Stefanie Ainedter, Lisa Krainz, Alexander Schummi, Madeleine Wilding
Österreich & E-Government
Verfasser: IM Ing. Josef Niklas
Haemovigilance in der Schweiz: Übersicht, Resultate
Weinviertel-Südmähren-Westslowakei“
Elektronisches Verzeichnis der Gesundheitsdienstanbieter Zur Förderung des elektronischen Datenaustausches im Gesundheitswesen.
UNIV.-KLINIK FÜR BLUTGRUPPENSEROLOGIE UND TRANSFUSIONSMEDIZIN, GRAZ UNIV.-KLINIK FÜR BLUTGRUPPENSEROLOGIE UND TRANSFUSIONSMEDIZIN, GRAZ RICHTLINIE 2002/98/EG.
EasyM Ein Werkzeug zur Dokumentation Ihrer Leistung Ablaufschemata BERGER Analysen und Informationstechnik GmbH A-4048 Puchenau Klingberg 3
1 Nutzen Sie diese Powerpoint-Präsentation beim Selbstlernen oder in Veranstaltungen zur Einführung in das jeweilige Thema. Einführung Lernmodul Nutzungsbedingungen:
Datenschutz als Grundrecht
Qualitätssicherung in der Weiterbildung – Einblicke zur Praxis in Österreich Schlögl Peter Berlin, November 2010.
WAI-Richtlinie und E- Government Beirat für Informationsgesellschaft am 11. Oktober 2004.
Modul AWK zur Erstellung von Abfallwirtschaftskonzepten
europass Mobilitätsnachweis
1 Nutzen Sie diese Powerpoint-Präsentation beim Selbstlernen oder in Veranstaltungen zur Einführung in das jeweilige Thema. Einführung Lernmodul Nutzungsbedingungen:
1 Nutzen Sie diese Powerpoint-Präsentation beim Selbstlernen oder in Veranstaltungen zur Einführung in das jeweilige Thema. Einführung Lernmodul Nutzungsbedingungen:
Hansestadt Rostock, 15. September 2009
P040 - Pflegedialog-Informationssystem - Schichtwechsel Ingenieurbüro für Informationssysteme Konzepte und Marketing Gerade Straße Buchholz i.d.N.
KIRCHLICHE PÄDAGOGISCHE HOCHSCHULE WIEN/KREMS – Kompetenzzentrum Spiritualität und Nachhaltige Entwicklung Spiritualität u. Bildung für Nachhaltige.
PILGRIM-Schulen Spiritualität und Bildung für Nachhaltige Entwicklung.
ADEBAR ONLINE RANDOMISATION Ein kleiner Wegweiser realisiert durch estimate Gesellschaft für Planung und Durchführung von Forschungsvorhaben in der Medizin.
zur Pharmakovigilanz und Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS)
Kläranlagenzustandsbericht ÖWAV-Arbeitsbehelf Nr. 22
verstehen planen bearbeiten
LLP-ERASMUS-Praktika: Organisation & Durchführung
Häufige Fragen im Blutdepot
"Wirtschaftsfaktor Krankenhaus" Heinz Sack, Wien November Datenschutz im Gesundheitswesen ein echtes Patienteninteresse oder vorauseilender Gehorsam.
Bifie – Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation & Entwicklung des österreichischen Schulwesens Pilotphase und Schulversuche in Mathematik zur.
ETZ-Förderprogramme in der Strukturfondsperiode
Mitteilungspflichten an die Kinder- und Jugendhilfe.
Paragraph §13 - Suchtmittelgesetz
Das Österreichischen Umweltzeichen für MIETTEXTILIEN-SERVICE
Grundlagen der Spendengütesiegelprüfung
Versand der Arzneimittel
Spam Dr. Barbara Haindl - Rechtsabteilung (Wie) Kann rechtlich dagegen vorgegangen werden?
Forschungsdesign Forschungsziel Methode Sample Timing
Gesund. Sozial. Versorgt WE.G.E. 42 Koordinatoren1 WE.G.E. 42 Nahtstellen- und Casemanagement.
Was ist Gesundheit? 健康 ¨Die Abbildung zeigt Äskulap mit Äskulapstab. Er war bei den Alten Grieche der Halbgott der Medizin. Der Äskulapstab ist noch heute.
Gestern Heute Morgen Die (rechtliche) Situation der Gebärdensprache sowie GebärdensprachdolmetscherInnen in Österreich Dieter Chmiel Leiterstellvertreter.
Studium an der Universität Wien [Geschichte/Fächerkombination] Diplom [1999, Universität Wien] Tätigkeitsbereiche Koordination des Forschungsprojekts „Wien-Umwelt“
Unternehmerführerschein Univ.Doz.Prof.Mag.Dr. Oswald Klappacher.
Zukunft des EU-Legislativverfahrens und seiner Darstellung IRIS 2007 Salzburg 22. Februar 2007 Pascale Berteloot Amt für Veröffentlichungen der EU.
Winicker Norimed Medizinische Forschung GmbH
Sortierverfahren Mit VB 2010 express edition JBS Tr, info Q1.
Datenschutz in der Praxis Datenschutz im Gesundheitsbereich Aufgaben des Datenschutzbeauftragten Andrea Gruber Direktion Technologie und Informatik Stv.
Was ist Pharmakovigilanz?
Gesprächs-Runde Transfusionsmedizin Luzern; 17. Nov.2004 Hämovigilanz in der Schweiz Marianne Senn, ART (CSMLS) Swissmedic / Schweizerisches Heilmittelinstitut.
Umweltinspektion Dr. Barbara Reiter-Tlapek. Entwicklungen auf EU Ebene 1997 Entschließungen des Europäischen Parlamentes bzw. des Rates 2001Empfehlung.
Landespressekonferenz | Landesrat Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Tilg 1 Neuorganisation des Rettungsdienstes in Tirol Landespressekonferenz mit:
Transfusionsfortbildung
Angelika Widhalm, Vorsitzende
 Präsentation transkript:

HÄMOVIGILANZ-SYSTEM IN ÖSTERREICH ÖBIG Inhalt Wer ist das ÖBIG? Was versteckt sich hinter dem Begriff „Hämovigilanz“? Welche rechtlichen Grundlagen existieren? Wie ist die Hämovigilanz in Österreich geregelt – (Meldeablauf)? Wo besteht noch Verbesserungsbedarf?

Wer ist das ÖBIG? ÖBIG Fonds mit eigener Rechtspersönlichkeit (gegründet 1973) kein Teil des Gesundheitsministeriums, sondern eine rechtlich eigenständige und weisungsungebundene Einrichtung Unterschiedliche Auftraggeber: BMSG, Länder, Sozialversicherungen, Krankenanstalten, etc. www.oebig.at

Arbeitsschwerpunkte des ÖBIG Gesundheitsplanung (Bundes- und Landeskrankenanstalten-pläne, Leistungsangebotsplanung, etc.) Gesundheitsberichterstattung Führen der österreichischen Drogenkoordinationsstelle (REITOX) Führen der österreichischen Vergiftungsinformationszentrale (VIZ) Führen von Registern und Datenbanken (Widerspruchregister, Medizinprodukteregister, IVF-Register, etc.)

Arbeitsschwerpunkte des ÖBIG Durchführen von Projekten in den Bereichen: Arzneimittelwesen inkl. Durchführung von Preisvergleichen Internationale Kooperationen mit Institutionen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes Medizinische und pflegerische Versorgung von alten Menschen und sozialen Randgruppen der Gesellschaft Arbeiten im Bereich der Gesundheitsberufe Führen des Koordinationsbüros für das österreichische Transplantationswesens Seit dem Jahr 1999: Projekt zur „Optimalen Blutversorgung in Österreich“ im Auftrag des BMSG

Was ist unter Hämovigilanz zu verstehen? ÖBIG In Analogie zur Pharmakovigilanz -> Hämovigilanz in Zusammenhang mit UAW und Mängeln von Blut und Blutprodukten Überwachungssystem, das die gesamte Transfusionskette (vom Spender über Verarbeitung und Transport bis zur Verabreichung von Blut und Blutprodukten an den Patienten) umfasst Ziel: Minimieren von Risken und Gefahren in Zusammen-hang mit Blutspenden bzw. der Transfusion von Blut und Blutprodukten; Schutz von Spender und Empfänger

Rechtliche Grundlagen I ÖBIG Österreichische Rechtsgrundlagen: § 75 AMG (BGBl. Nr. 1985/1983 i.d.g.F.) -> Verpflichtung, unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW), häufig beobachteten unsachgemäßen Gebrauch und schwerwiegenden Missbrauch von Arzneimitteln sowie Qualitätsmängel von Arzneimitteln die im Inland aufgetreten sind, an das BMSG zu melden. Auch Verdachtsfälle sind zu melden! „Mindeststandards für Blutdepots“

Rechtliche Grundlagen II ÖBIG Internationales Recht: Richtlinie 2002/98/EG zur Festlegung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards für die Gewinnung, Testung, Verarbeitung, Lagerung und Verteilung von menschlichem Blut und Blutbestandteilen http://europa.eu.int/eur-lex/en/dat/2003/l_033/l_03320030208en00300040.pdf CoE, Guide to the preparation, use and quality assurance of blood components, 8th edition

HÄMOVIGILANZ IN ÖSTERREICH ÖBIG Seit 1.1.2003 -> Neuregelung Einrichtung des Österreichischen Hämovigilanz-Registers Im Auftrag des BMSG: administriert durch ÖBIG und VIZ Informationsbroschüre ->

Welche Schritte waren zunächst erforderlich? ÖBIG Festlegen des Meldeablaufes (Mindeststandards für Blutdepots) Blutdepot als „zentrale Schaltstelle“ (Filter) Festlegen der Liste von meldepflichtigen UAW und produktbezogenen Mängel Sofortige Meldepflicht Jährliche Meldepflicht Entwickeln von Meldeformularen (in Abstimmung mit der Entwicklung auf EU-Ebene) Schaffen der organisatorischen Voraussetzungen Einrichten eines zentralen Hämovigilanz-Registers (ÖBIG, VIZ) Umfassende Information (Krankenanstalten, Ärztliche Leitung, Rechtsträger, Landessanitätsdirektionen, etc.)

Definition meldepflichtiger UAW ÖBIG Sofortige Meldepflicht: Transfusionsassoziierte Infektionen: Verdacht auf bakterielle Kontamination Verdacht auf virale Infektion (z.B. HAV, HBV, HCV, HIV, etc.) Verdacht auf andere Infektionen (z. B. Malaria, etc.) Produktbezogene Mängel: Mängel an Verpackung oder Beschriftung Visuelle Schäden

Definition meldepflichtiger UAW ÖBIG Jährliche Meldepflicht: akute (nicht-)hämolytischer Transfusionsreaktion nachgewiesene AB0-Inkompatibilität Transfusion gegen klinisch relevante Antikörper Transfusion mit falschem Blut Nachgewiesene transfusions-assoziierte Graft-versus-Host-disease (GvHD) Nachgewiesene transfusions-assoziierte akute Lungenerkrankung Nachgewiesene Purpura post-transfusionem Nachgewiesene verzögerte Transfusionsreaktion Diese UAW werden im Rahmen der jährlichen Blutverbrauchs- erhebung des ÖBIG miterhoben!

Prüfen: Liegt eine meldepflichtige UAW vor? Wenn ja: Was ist konkret zu tun, wenn der Verdacht auf eine Transfusionsreaktion oder einen produktbezogenen Mangel besteht? ÖBIG Sofortige Verständigung des Blutdepots seitens der transfundierenden Abteilungen (UAW-Scoring-Liste) Prüfen: Liegt eine meldepflichtige UAW vor? Wenn ja: Bei sofort meldepflichtiger UAW -> Meldung an den Herstellbetrieb Meldung an die Ärztliche Direktion Meldung an das Hämovigilanz-Register: Formular A Bei jährlich meldepflichtiger UAW -> Dokumentation im Blutdepot ÖBIG erhebt einmal jährlich im Rahmen der Blutverbrauchserhebung

Was ist zu tun, wenn das Blutdepot nicht besetzt ist? ÖBIG Prinzipiell gilt: Meldungen an das Hämovigilanz- Register sollen immer durch das Blutdepot erfolgen (wichtige Filterfunktion!) Nur wenn das Blutdepot nicht besetzt sind, ist bei Verdacht auf bakterielle Kontamination und bei Produktbezogenen Mängeln eine SOFORTIGE Meldung direkt durch die Abteilung erforderlich! Das Blutdepot ist über diese Meldung sobald als möglich zu verständigen!

Welche Schritte tätigt das Hämovigilanz-Register? ÖBIG Erfassen und Auswerten der Meldungen Prüfen der Chargen-Nummern -> gegebenenfalls sofortige Verständigung des Ministeriums Rückbestätigung an die Krankenanstalten, Identifikationsnummer Nacherhebungsbögen bei bestimmten UAW Verfassen eines Jahresberichtes Internationaler Datenaustausch, Kontakt zum EHN

Formulare im Hämovigilanz-System ÖBIG Formulare wurden an alle Blutdepots übermittelt: UAW-Scoring-Liste Formular A (Erstmeldung) Formular N (Beinahefehler) Formulare stehen als Download zur Verfügung unter: www.oebig.at www.gesundheit.bmsg.gv.at Probleme: EDV-mäßige Bearbeitung der Formulare war nicht allen Krankenanstalten möglich -> jetzt stehen Formulare in Word-Format zur Verfügung Schraffierungen waren zu dunkel (Fax-Übermittlung) -> wurde adaptiert Formulare bitte nochmals downloaden bzw. kurzes E-Mail an haemovigilanz@oebig.at

Bisherige Erfahrungen I ÖBIG Bisher sind 21 Meldungen beim Hämovigilanz-Register eingelangt: Davon betrafen „nur“ 10 Meldungen tatsächlich meldepflichtige UAW 4x Verdacht auf bakterielle Kontamination In 2 Fällen hat sich Verdacht nicht bestätigt 2 Fälle sind noch offen 4x produktbezogene Mängel (3x Beuteldefekte, 1 Beschriftungsfehler) 1x Verdacht auf virale Infektion (HBV) 1x andere UAW (Cell saver Blut ???) 11 Meldungen waren betrafen nicht sofort meldepflichtige UAW -> akute (nicht-)hämolytische Transfusionsreaktionen 1 Near miss event -> Blutprobe wurde mit dem Namen eines „falschen“ Patienten beschriftet (überklebt) -> wurde im Labor vor Ausgabe des Produktes erkannt

Bisherige Erfahrungen II ÖBIG Meldung erfolgte oftmals direkt durch die Abteilung, nicht durch Blutdepot (Blutpot wusste gar nicht Bescheid) Es ist nicht angekreuzt, welche UAW vermutet wird -> BITTE IMMER ANKREUZEN! Herstellbetrieb wurde nicht angegeben oder es wurde nicht angekreuzt, ob dieser bereits verständigt wurde Derzeit Meldung von nicht sofort meldepflichtigen UAW Beutel-Chargen-Nummer Probleme bei der Übermittlung der Formulare (Lesbarkeit)

Kontakt ÖBIG ÖBIG (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen) Stubenring 6, A-1010 Wien Tel.: +43/1/515 61-0, Fax: +43/1/513 84 72 E-Mail: haemovigilanz@oebig.at Mag. Anna Parr, Dw. /149, parr@oebig.at Dr. Kornelia Haid, Dw. /184, haid@oebig.at Vergiftungsinformationszentrale, AKH Wien Währinger Gürtel 18-20, A-1090 Wien Tel.: 01/40400-2222, Fax.: 01/40400-4225 DDr. Dieter Genser, E-Mail: Dieter.Genser@akh-wien.ac.at Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen (BMSG) Radetzkystraße 2, A-1030 Wien Min.-Rat Dr. Johann Kurz Tel.: 01/71100-4643, Fax.: 01/71100-4216 E-Mail: johann.kurz@bmsg.gv.at