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 Präsentation transkript:

Ressourcenverbrauch, seine Entwicklung und Messung 3. Veranstaltung Ziele / Themen Information über Ressourcenverbrauch und historische Entwicklung Bereiche des Ressourcenbrauchs Erklärung des Ressourcenverbrauchs (und des Zusammen-hangs mit ökonomischer Tätigkeit) Messung des Ressourcenverbrauchs Preisentwicklungen und Rolle von Preisen für Ressourcenverbrauch DVD Footprint Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

www.newscientist.com/article/dn14950-special-report-the-facts-about-overconsumption.html (13.11.13)

UNEP 2011, nach Krausmann et al. 2009

Bereiche des Naturverbrauchs Quellen Energie, Rohstoffe, Wasser, Land, Arten… Senken Luft, Boden, Wasser, Klima und Kreisläufe Ökosystem und ökonomisches System (aus Daly, H. 1992, S. 333). Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

Bestimmungsfaktoren der Umweltwirkung/des Ressourcenverbrauchs Nach Daily, Ehrlich 1992: I = P A T Impact = Population x Affluence x Technology Unberücksichtigt: Governance 1950er Syndrom (C. Pfister (1994)) Ermöglichende Faktoren Energiepreise Fordistisches Konsummodell Wiederaufbau nach 2. Weltkrieg www.newscientist.com/article/dn14950-special-report-the-facts-about-overconsumption.html (13.11.13)

Preise und Ressourcenverbrauch Aus: McKinsey Global Institute, Resource Revolution. Tracking global commodity markets, Sept. 13, S. 6

Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Aus: McKinsey Global Institute, Resource Revolution. Tracking global commodity markets, Sept. 13, S.10 Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Aus: Defilla, S. 2008, Knappheit an Energie und Preisentwicklung, Die Volkswirtschaft 9, S. 15. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

Energy for society (energy gained) Energy used to procure energy Steigende Energiepreise sind unausweichlich – mit oder ohne Energiewende Murphy / Hall 2010, S. 108

Murphy / Hall 2010, S. 109

Messung des Ressourcenverbrauchs Zahlreiche Messverfahren: - Mengen (DMC, TMR, MF, ökol. Rucksack, einzelne Materialien) (Domestic Material Consumption, Total Material Resources, Material Footprint) - Qualitäten (Umweltbelastungspunkte) - Flächen (ökologischer Fussabdruck) … DMC: Menge an Rohmaterialien, die in der eigenen Ökonomie extrahiert werden plus alle physischen Importe minus Exporte (= zentraler Indikator der EU-Umweltstatistik für Messung des Umweltverbrauchs) TMR: Totale Menge für die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Landes. MF: Globale Rohmaterialextraktion für die Endnachfrage einer Ökonomie (in Tonnen / Kopf). www.newscientist.com/article/dn14950-special-report-the-facts-about-overconsumption.html (13.11.13)

Entwicklung des DMC, MF Wiedmann et al. 2013

BfS. Die Umweltgesamtrechnung, 2008, S. 12

Fussabdruck und Biokapazität/Kopf, 2002 Globale ha Weltweiter Abdruck: 2.7 Overshoot: 22 August Eigener Abdruck: www.footprint.ch Schweizer Fussabdruck/Kopf Schweizer Biokapazität/Kopf Weltweite Biokapazität/Kopf ARE u.a. Der ökologische Fussabdruck der Schweiz. 2006, S. 9

ARE u.a. Der ökologische Fussabdruck der Schweiz. 2006, S. 9 Weltweiter Abdruck: 2.7 Overshoot: 22 August Eigener Abdruck: www.footprint.ch ARE u.a. Der ökologische Fussabdruck der Schweiz. 2006, S. 9

CH USA A FR, D EC

Preise und Ressourcenverbrauch Grundsätzlich bestimmt der Preis, wie effizient Ressourcen und wie viele Ressourcen eingesetzt werden. Ebenso aber auch Anteile am Budget (Haushaltsbudget, Unternehmensumsatz etc.) Investitionszyklen (z.B. Gebäuderenovation, Abschreibung) mittel- und langfristige Preiserwartungen, Preisvolatilitäten staatlicher / gesetzlicher Rahmen (Steuerabzüge, Subventionen) technische Entwicklungen (Rebound kann eintreten) … Ob und wie sich der Ressourcenverbrauch aufgrund von Preis- oder Einkommensänderungen ändert, drücken Elastizitäten aus. Elastizitäten (Preis-ε: Nachfrageänderung bei Preisänderungen, Einkommens-ε: Nachfrageänderung bei Einkommensänderungen, Kreuzpreis-ε: Nachfrageänderung bei Preisänderung eines anderen Gutes) ( 𝑑𝑦 𝑦 / 𝑑𝑝𝑦 𝑝𝑦 ; 𝑑𝑦 𝑦 / 𝑑𝑝𝑥 𝑝𝑥 ) Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

Aufgabe für 4. Veranstaltung lesen: Rist, M. (16.9.2009). Ideen für ein neues Armaturenbrett. «Stiglitz-Bericht» zur Messung der ökonomischen Leistung. Neue Zürcher Zeitung. 2) lesen: BfS (2008): Die Umweltgesamtrechnung, Neuchâtel (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/news/publikationen.html?publicationID=3171) 3) lesen: BfS (1/2011): Das BIP ist kein Mass für Glück, in: Valeurs, S. 6-7 Umweltgesamtrechnung, Neuchâtel 4) lesen: BfS (1/2011): Nachhaltige Entwicklung messen, in: Valeurs, S. 16-17 Umweltgesamtrechnung, Neuchâtel Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

Messung wirtschaftlicher Leistung und Wohlfahrt 4. Veranstaltung Ziele/Themen Verständnis von BIP und seiner Geschichte Kritik an BIP als Wohlstandsmesser Verwendung des BIP Begriffe Wohlstand, Wohlergehen, Lebensqualität Feministische Kritik am BIP Alternative Messkonzepte Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt… http://www.youtube.com/watch?v=RUdyqJuJOAs Wenn früh am morgen die Werksirene dröhnt Und die Stechuhr beim Stechen lustvoll stöhnt, In der Montagehalle die Neonsonne strahlt Und der Gabelstaplerführer mit der Stapelgabel prahlt. Ja dann wird wieder in die Hände gespuckt, Wir steigern das Bruttosozialprodukt. Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Die Krankenschwester kriegt 'nen Riesenschreck, Schon wieder ist ein Kranker weg. Sie amputierten ihm sein letztes Bein Und jetzt kniet er sich wieder mächtig rein. Jaaaaa jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, Wir steigern das Bruttosozialprodukt. Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Wenn sich Opa am Sonntag auf sein Fahrrad schwingt Und heimlich in die Fabrik eindringt, Dann hat Oma Angst, dass er zusammenbricht, Denn Opa macht heute wieder Sonderschicht. Ja jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, Wir steigern das Bruttosozialprodukt. Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. A-A-An Weihnachten liegen alle rum und sagen pu-uh-uh-uh, Der Abfalleimer geht schon nicht mehr zuuuu. Die Gabentische werden immer bunter Und am Mittwoch kommt die Müllabfuhr und holt den ganzen Plunder. Und sagt: "Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, Wir steigern das Bruttosozialprodukt. Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt." Wenn früh am morgen die Werksirene dröhnt Und die Stechuhr beim Stechen lustvoll stöhnt, Dann hat einen nach dem ander'n die Arbeitswut gepackt. Und jetzt singen sie zusammen im Arbeitstakt-takt-takt-takt-takt-takt-takt. Ja jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, Wir steigern das Bruttosozialprodukt. Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Wir steigern das Bruttosozialprodukt. Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Wir steigern das Bruttosozialprodukt. Ja, ja, ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Youtube: www.youtube.com/watch?v=07anlgd5se0, Bruttoinlandsprodukt einfach erklärt (by explainity) Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

Definition BIP BIP (Bruttoinlandsprodukt): Wert der im Inland hergestellten und auf Markt gehandelten Waren und Dienstleistungen pro Jahr minus Vorleistungen. Unterscheidung: Reales vs. nominelles BIP 3 Betrachtungsweisen/Dimensionen des BIP: Produktion (wer hat produziert?) Verwendung (wie wird verwendet?) Verteilung (wer bekommt das BIP? – Bezahlung der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden, Kapital) Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

BIP ($)/Kopf (2012) Luxemburg (1) 106.958 Polen (50) 14.039 Schweiz (4) 78.754 Brasilien (55) 12.465 USA (12) 49.601 China (88) 5.898 Österreich (13) 48.479 Nigeria (133) 1.657 Deutschland (20) 42.625 Bangladesch (159) 701 China: rd. 6% von CH China: rd. 14% von D Bangladesch: < 2% Quelle: World Economic Outlook Database, April 2013, current prices

Entwicklung des BIP seit 1800

Verwendung des BIP (Anteile in %), CH, D, USA 1970 1980 1990 2000 2011 68.8 71.7 68.5 Konsumausgaben 69.4 76.9 72.9 77.4 77 82.9 83 88.3 30.4 23.3 20.8 Bruttoinvestitionen 25.5 22.6 21.3 21.5 18.2 18.5 21 15.5 0.6 5 10.8 Aussenbeitrag 2.1 -0.6 5.5 0.3 5.1 -1.3 -4 -3.8 Quellen: Bundesamt für Statistik, Statistisches Bundesamt, United Nations Economic Commission for Europe

Entstehung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung 1930er: S. Kuznets entwickelt in USA in Folge der Info-defizite während Grosser Depression ein Konzept für nationale Buchhaltung 1940er: dieses Konzept wird für Umgestaltung hin zur Kriegswirtschaft in USA und GB angewendet 1950er: Einführung offizieller volkswirtschaftlicher Gesamt-rechnung in westlichen Ländern für Wiederaufbau und Massnahmen zur Wachstumsstimulierung => BIP/volkswirtschaftliche Gesamtrechnung war nicht als Wohlstandsmesser konzipiert!

Kritik am BIP als Wohlstandsmesser … v.a. wegen grosser Bedeutung für politische und ökonomische Steuerung In 1950/60ern Wohlstandzunahme mit BIP-Zunahme Kritik: In BIP gehen wirtschaftliche Tätigkeiten ein, die Lebensqualität senken (Ausgaben für Unfälle, Reparaturen, umweltschädigende Tätigkeiten …) gehen nicht wohlfahrtsschmälernde Entwicklungen ein (Umweltverschmutzung, Reduktion von Ressourcenlagern…) gehen nicht verschiedene wohlfahrtssteigernde Aktivitäten ein (Miliz-, Schwarz-, Hausarbeit etc.)

Wohlstand, Wohlfahrt, Lebensqualität Wohlstand: «Mass an Wohlhabenheit, die jemandem wirtschaftliche Sicherheit gibt» (Duden) – weitgehend verstanden als Güterwohl-stand Wohlfahrt: Wohl / Wohlergehen des Einzelnen, der Gemeinschaft (besonders in materieller Hinsicht); früher: öffentliche Fürsorge, Sozialhilfe; Wohlfahrtspflege (Duden) Lebensqualität: durch bestimmte Annehmlichkeiten (wie saubere Umwelt, humane Arbeitsbedingungen, grosszügiges Freizeitangebot) charakterisierte Qualität des Lebens, die zu individuellem Wohlbefinden führt (Duden) Lebensstandard: v.a. verstanden als Mass von Güterwohlstand

Feministische Kritik am BIP (Wert der) Arbeit von Hausfrauen geht nicht in BIP ein – auch nicht Reproduktion der Arbeitskraft (z.B. Marilyn Waring, NZ) ‘Women and nature share similar treatment in neoclassical economics. They are, variously, invisible; pushed into the background; treated as a “resource” for the satisfaction of male or human needs; considered to be part of a realm that “takes care of itself”; thought of as self-regenerating (or reproductive, as opposed to productive); conceived of as passive; and/or considered to be subject to male or human authority. One would search in vain in the most paradigmatic models of economics for any inkling of where the materials used in production came from, or where the detritus from the production process goes. Similarly, one would search in vain in most descriptions of human agents for a discussion of where economic agents come from, or where they go when they are broken or used up. Nelson, J. (2009), S. 2.

BfS Satellitenkonto Haushaltsproduktion, 2004, S. 22.

Unbezahlte Arbeit = 57% des BIP BfS Satellitenkonto Haushaltsproduktion, 2004, S. 35. BIP 2000 (CH): 432’405 Mio Fr.

Alternative Messkonzepte für wirtschaftliche Wohlfahrt Korrektur des BIP um wohlfahrtssteigernde und –schmälernde Aspekte Index of Sustainable Economic Welfare (ISEW) (Daly/Cobb 1989), Nationaler Wohlfahrtsindex (Diefenbacher/Zieschank 2009) Vergleich Pro/Kopf-BNP vs. Pro/Kopf-ISEW, Max-Nef 1995. Aus: Costanza et al. 1997. S. 136f

Alternative Messkonzepte für wirtschaftliche Wohlfahrt Threshold-Hypothesis «For every society there seems to be a period in which economic growth (as conventionally measured) brings about an improvement in the quality of life, but only up to a point - the threshold point - beyond which, if there is more economic growth, quality of life may begin to deteriorate.» (Max-Neef, 1995, S. 117) Aus: Costanza et al. 1997. S. 136f

Alternative Messkonzepte für wirtschaftliche Wohlfahrt Deutschland Diefenbacher et al. 2013, NWI 2.0, S. 45

Alternative Messkonzepte für wirtschaftliche Wohlfahrt Korrektur des BIP um wohlfahrtssteigernde und –schmälernde Aspekte Amaturenbrett von Indikatoren (neben BIP weitere nicht monetäre Indikatoren zum ökologischen, gesellschaftlichen, ökonomischen Zustand und Entwicklung (z.B. Emissionen, Schulbildung, Arbeitslosigkeit etc.) (Indikatoren der Sarkozy-Commission [7 Dimensionen: Materielles, Gesundheit … Unsicherheit], dt. Enquete-Kommission, OECD Better Life-Index, Wohlstandsquartett [BIP, 80/20-Relation, ökologischer Fussabdruck, Staatsverschuldung])

Gemeinsinn: Qualität des sozialen Zusammenhalts (Gallup World Poll) Umwelt: Luftverschmutzung, Wasserqualität Gesundheit: Lebenserwartung, Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands ….

Alternative Messkonzepte für wirtschaftliche Wohlfahrt Korrektur des BIP um wohlfahrtssteigernde und –schmälernde Aspekte Amaturenbrett von Indikatoren (neben BIP weitere nicht monetäre Indikatoren zum ökologischen, gesellschaftlichen, ökonomischen Zustand und Entwicklung (z.B. Emissionen, Schulbildung, Arbeitslosigkeit etc.) 3. Einzelne oder gebündelte soziale oder ökologische Indikatoren (Human Development-Index, Ecological Footprint, Bhutans Gross National Happiness-Indikator (www.grossnationalhappiness.com/articles/; www.youtube.com/watch?v=jh21vg0csmU)

Alternative Messkonzepte für wirtschaftliche Wohlfahrt Konzepte in der Schweiz * Umweltgesamtrechnung Lit: BFS, Die Umweltgesamtrechnung, Neuchâtel 2008, 16 Seiten http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/02/05/blank/ind22.html * Nachhaltigkeitsindikatoren http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/21/02/dashboard/02.html * Ökologischer Fussabdruck * EUROSTAT - Indikatoren für nachhaltige Entwicklung http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/sdi/indicators

Exkurs: ambivalente Interpretation von Nachhaltigkeitsindikatoren Lachat et al. 2010, S. 412-13 Der Wandel der Biodiversität von 1900–2010 und prognostizierte Veränderungen bis 2020

Alternative Messkonzepte für wirtschaftliche Wohlfahrt Verwandte Themen: Bedürfnisse der Menschen (Bedürfnisse, Präferenzen, Wohlfahrtsökonomie) Glücks-/Zufriedenheitskonzepte (Wert- und Glücksforschung) Externe (ökologische, soziale) Kosten des Wirtschaftens Wohlstandsmodelle

Weiterführende / Zitierte Literatur Costanza, R., et al. (1997). An Introduction to Ecological Economics. Boca Raton, Florida, St. Lucie Press. Diefenbacher, H., et al. (2013). NWI 2.0 -- Weiterentwicklung und Aktualisierung des Nationalen Wohlfahrtsindex. Endbericht zum Vorhaben UM 10 17 907. Heidelberg / Berlin, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST), Forschungsstelle für Umweltpolitik. Gertner, J. (2010). The Rise and Fall of the G.D.P. The New York Times. New York. Krausmann, F. et al. (2009). "Growth in global materials use, GDP and population during the 20th century." Ecological Economics 68(10): 2696-2705. Lachat, T., et al., (Hg.) (2010). Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900: Ist die Talsohle erreicht? Bern, Haupt Verlag. Murphy, D. J. and C. A. S. Hall (2010). "Year in review—EROI or energy return on (energy) invested." Annals of the New York Academy of Sciences 1185(1): 102-118. Nelson, J. A. (2009). "Between a rock and a soft place: Ecological and feminist economics in policy debates." Ecological Economics 69(1): 1-8. Wiedmann, T. O., et al. (2013). "The material footprint of nations." PNAS http://www.pnas.org/content/early/2013/08/28/1220362110. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

Aufgabe für 5. Veranstaltung lesen: Seidl, I./Zahrnt, A. (2010): Argumente für einen Abschied vom Paradigma des Wirtschaftswachstums, Metropolis-Verlag, Marburg, S. 23-36 lesen: Victor, P. (2010). Questioning economic growth. Nature 468: 370-371. Fragen: Worin sehen Seidl/Zahrnt die Gründe für das Festhalten am Wachstumsparadigma? Worin decken sich die Argumente von Seidl/Zahrnt und Victor, worin nicht? Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL