LKA 21 - Risikoeinschätzung

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 Präsentation transkript:

LKA 21 - Risikoeinschätzung Grundlagen einer systematischen Risikoeinschätzung in Fällen Häuslicher Gewalt - aus polizeilicher Sicht

Schlagzeilen im Kontext Häuslicher Gewalt „Mann lauerte Ex-Frau am Arbeitsplatz auf und erschoss sie“ “Vater brachte erst seine Söhne und dann sich um!“ „Frau erstach Lebensgefährten im Schlaf“

? Offene Fragen „Hätte man es erkennen können bzw. kommen sehen müssen?“ „Hätte man es verhindern können/müssen?“ „Hätte man unterstützen können/müssen?“

Vortragsgliederung Deliktsphänomenologische Fakten als Handlungsrahmen Polizeilicher Auftragsrahmen Risikoana erste standardisierte Einschätzung systematische Risikoeinschätzung Instrument Gefährdungskonferenz Ablauf bei Einbindung von Polizei Schlusswort

Charakteristika Hochspezifische Täter – Opfer – Beziehung Wiederkehrendes Delikt Zyklischer Verlauf

Polizeilicher Handlungsbedarf Solange keine finale Beendigung der einseitigen Beziehung Strukturelle Tatwahrscheinlichkeit mit Eskalationsrisiko

Eskalationsrisiken Tyrannenmord Suizid des Opfers Tyrannenmord Selbstjustiz durch Opferseite Schädigung des neuen Lebenspartners weitere Schädigung des Opfers Tyrannenmord (erweiterter) Suizid des Gefährders Schädigung von Dritten

Anforderung an die Polizei 1. Vorhersage zukünftiger Gewalttaten und Opfer dabei: Erkennen eines Eskalationsrisikos Risikoeinschätzung 2. Maßnahmen zur Verhinderung einer „Lebensgefahr“ strafprozessual & gefahrenabwehrrechtlich täterorientiert & opferorientiert Risikomanagement 3. Unterstützung des Opfers Fachlich fundiertes Vorgehen organisatorische Rahmenbedingungen

Organisatorischer Rahmen in der Polizei Hamburg Dezentrale Sachbearbeitung – orientiert am Wohnort des Opfers Spezialisten – Beziehungsgewaltsachbearbeiter (BGSB) Polizeilicher Opferschutz (LKA 122) Operativer Opferschutz (LKA 223) Risikoeinschätzung (LKA 21) Netzwerke

Risikoeinschätzung Antwort auf die Fragen: besteht eine Gefahr / ein Risiko = ob Gewalt in welcher Form gegen wen / gegen wen nicht wann / wann nicht wodurch ausgelöst / verstärkt wodurch minimiert

(Gewalt-) Verhalten RISIKOEINSCHÄTZUNG Fortschreibung! Personale Faktoren Situationsfaktoren (Gewalt-) Verhalten Risiko- und Schutzfaktoren RISIKOEINSCHÄTZUNG Fortschreibung!

Erkennen: Was führt zur Gewalt ? Verhalten Dritter Opferverhalten (Gewalt-) Verhalten (ob) was wann gegen wen Lebenssituation aktuelle Ereignisse polizeiliche Maßnahmen Verfügbarkeit von Tatmitteln Verfügbarkeit von Drohmitteln GEFÄHRDER personale Faktoren psychische Faktoren Emotionalität Gefühle Kognition Gedankenvorstellung Einstellungen Gefühle physische Faktoren Kompetenzen Fakten Schlussfolgerungen „Rote Flaggen“

Schritte einer systematischen Risikoeinschätzung 1. Schritt: Datensammlung -zusammenführung 2. Schritt: Standardisierte Einschätzung 3. Schritt: Verhaltensbeschreibung -beurteilung 4. Schritt: Bestimmung von fallspezifischen Risikofaktoren -konstellationen 5. Schritt: zukünftige Lebenssituation und kritische Lebensereignisse 6. Schritt: einzelfallbezogene Risikoeinschätzung 7. Schritt: Fortschreibung

Erste, standardisierte Einschätzung "Rote Flaggen“ Subjektive Gefährdungseinschätzung des Opfers Formen der bisherigen Gewalt insbesondere: Verhaltens- Motivänderung Trennung – Grad der Endgültigkeit Wunsch nach letzter Aussprache Bevorstehende kritische Ereignisse Zugang zu Waffen Suchtmittelmissbrauch Psychisch auffälliges Verhalten

Individualspezifische Risikoeinschätzung Umfangreiche strukturierte Informationssammlung Tatmuster Beziehungs- und Gewaltvorgeschichte Informationen zum Opfer Informationen zum Täter Bevorstehende Ereignisse und Termine Andere Situationen

Individualspezifische Risikoeinschätzung Analyse und Erklärung des bisherigen Gewaltverhaltens Fachliche und methodische Kenntnisse Deliktphänomen Gewaltforschung Kriminaltheorien Kriminalprognose Störungsbilder Kulturelle Einflüsse diagnostischer Prozess Prognose des zukünftigen Handelns: Was kann unter welchen Bedingungen und vor dem Hintergrund der Persönlichkeit dieses Gefährders mit welcher Wahrscheinlichkeit an Gewalt von ihm ausgehen – und was nicht? Maßnahmeempfehlungen zur Risikominimierung

Relevante Informationsquellen Strafanzeige, Berichte, Hinweise Vernehmungen: Täter, Opfer, soziales Umfeldes, Ex-Partner – verhaltensorientierte Interviews polizeiliche Auskunftssysteme Unterlagen anderer Behörden (Jugendamt, Ausländerbehörde, etc.) Amtsgericht / Vormundschaftsgericht (laufende Verfahren) Gerichtsurteile und -gutachten (vergangene Verfahren) Strafvollstreckungskammer Klinikdaten (Sozialpsychiatrische Dienste, etc..)

Instrument: Gefährdungskonferenz Zweck: Koordiniertes Vorgehen in Zusammenhang mit Gefährdungs-sachverhalten Ziel: Inner- und überbehördlicher Informationsaustausch Interdisziplinärer Bewertungsprozess Erarbeiten von aufeinander abgestimmten Maßnahmen - Vorschlägen zur Risikominimierung Teilnehmer: Polizei; Vertreter anderer Behörden wie Sozial-Psychiatrischer Dienst; Jugendamt; Ausländerbehörde; Beratungsstellen wie Lale, Pro Aktiv, Patchwork, Weißer Ring, etc…)

Fazit Gewaltvorhersagen im Kontext Stalking sind grundsätzlich möglich Die Qualität einer Risikoeinschätzung ist insbesondere abhängig von der Quantität und Qualität der vorliegenden Daten Eine Risikoeinschätzung in Stalkingfällen sollte in Zusammenarbeit mit der Polizei erfolgen

Danke für Ihre Aufmerksamkeit