Dem Lernen auf der Spur: „Lernen macht intelligent“

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Anzahl der ausgefüllten und eingesandten Fragebögen: 211
Advertisements

Elternfragebogen 2009 Die Auswertung ist da mit super Ergebnissen!
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil3.
Die Projektgruppe heißt Sie herzlichst willkommen
LS 2 / Informatik Datenstrukturen, Algorithmen und Programmierung 2 (DAP2)
Telefonnummer.
Modelle und Methoden der Linearen und Nichtlinearen Optimierung (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) U N I V E R S I T Ä T H A M B U R G November 2011.
Die Deutschen im Herbst 2008
1 JIM-Studie 2010 Jugend, Information, (Multi-)Media Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
= = = = 47 = 47 = 48 = =
Statistiken und Tabellen
Entwicklung eines Online-Evaluationssystems
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 2.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 2.
Internet facts 2008-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2008.
Vorlesung: 1 Betriebliche Informationssysteme 2003 Prof. Dr. G. Hellberg Studiengang Informatik FHDW Vorlesung: Betriebliche Informationssysteme Teil2.
Differentielles Paar UIN rds gm UIN
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr
Studienverlauf im Ausländerstudium
Prof. Dr. Bernhard Wasmayr VWL 2. Semester
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 12.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 12.
1. 2 Schreibprojekt Zeitung 3 Überblick 1. Vorstellung ComputerLernWerkstatt 2. Schreibprojekt: Zeitung 2.1 Konzeption des Kurses 2.2 Projektverlauf.
Prof. Dr. Günter Gerhardinger Soziale Arbeit mit Einzelnen und Familien Übersicht über die Lehrveranstaltung Grundlegende Bestimmungsfaktoren der Praxis.
20:00.
Im Zuge unserer Befragung gaben uns 260 Personen über ihr Leseverhalten Auskunft.
Zusatzfolien zu B-Bäumen
WIRTSCHAFTSLAGE NOCH SCHWIERIG
In der Schule.
Eine Einführung in die CD-ROM
GBI Genios Wiso wiso bietet Ihnen das umfassendste Angebot deutsch- und englischsprachiger Literatur für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Wir.
Dokumentation der Umfrage
für Weihnachten oder als Tischdekoration für das ganze Jahr
Where Europe does business Lück, JDZB | Seite © GfW NRW 252 a.
Kinder- und Jugenddorf Klinge Qualitätsentwicklung Januar 2005 Auswertung der Fragebögen für die Fachkräfte in den Jugendämtern.
Wir üben die Malsätzchen
Syntaxanalyse Bottom-Up und LR(0)
Und auch: Das Hattie-Quiz
NEU! 1 2. Wo kommt diese Art von Rezeptor im Körper vor?
Addieren und Subtrahieren von Dezimalzahlen
Das menschliche Gehirn - eine Einführung in die Neuropsychologie
Das entscheidende Kriterium ist Schönheit; für häßliche Mathematik ist auf dieser Welt kein beständiger Platz. Hardy.
Der Ablauf eines Clear Rex Klärzyklus
Lernen und Heterogenität
Ertragsteuern, 5. Auflage Christiana Djanani, Gernot Brähler, Christian Lösel, Andreas Krenzin © UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2012.
Geometrische Aufgaben
Auswertung Elternfragebogen. Ihr KindJaTeilweiseNein Mein Kind kann sprechen84%9%7% Mein Kind kann laufen76%8%15% Mein Kind benötigt einen Rollstuhl24%1%75%
Retuschen.ppt Die folgende Schau zeigt die Möglichkeiten, mit PhotoDraw Digitalbilder zu retuschieren. Vergleichen Sie jeweils zwei Bildpaare durch fleissiges.
Szenisches Lernen Wie Theaterelemente den Unterricht bereichern
Großer Altersunterschied bei Paaren fällt nicht auf!
Zahlentheorie und Zahlenspiele Hartmut Menzer, Ingo Althöfer ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List.
MINDREADER Ein magisch - interaktives Erlebnis mit ENZO PAOLO
„Bildung und Nachwuchsförderung im Disziplinenverbund MINT“
Bevölkerungsentwicklung und –struktur der Stadt Bozen
1 (C)2006, Hermann Knoll, HTW Chur, FHO Quadratische Reste Definitionen: Quadratischer Rest Quadratwurzel Anwendungen.
45 Lebensweisheiten Norvegija – Šiaurės pašvaistė Music: snowdream
Parkplatz-Orga Diese Version ist vom finale Version!
Lana, Zollschule 7. September 2010 Prof. Dr. Willi Stadelmann
Folie Beispiel für eine Einzelauswertung der Gemeindedaten (fiktive Daten)
Dokumentation der Umfrage BR P2.t Ergebnisse in Prozent n= 502 telefonische CATI-Interviews, repräsentativ für die Linzer Bevölkerung ab 18 Jahre;
Technische Frage Technische Frage Bitte löse die folgende Gleichung:
Unternehmensbewertung Thomas Hering ISBN: © 2014 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Abbildungsübersicht / List of Figures Tabellenübersicht.
Forschungsprojekt Statistik 2013 „Jugend zählt“ – Folie 1 Statistik 2013 „Jugend zählt“: Daten zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
3. Fachtagung im Projekt Pflegebegleiter am 24. November in Bad Honnef Projekt Pflegebegleiter 3. Fachtagung Ein Projekt fasst Fuß KURZVERSION DER PRÄSENTATION.
AGOF facts & figures: Branchenpotenziale im Internet Q2 2014: Parfum & Kosmetik Basis: internet facts / mobile facts 2014-I.
Folie Einzelauswertung der Gemeindedaten
ÖGB BÜRO CHANCEN NUTZEN
Datum:17. Dezember 2014 Thema:IFRS Update zum Jahresende – die Neuerungen im Überblick Referent:Eberhard Grötzner, EMA ® Anlass:12. Arbeitskreis Internationale.
Sehen, Hören, Schmecken: wenn uns unsere Sinne täuschen
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Begabungs- und Begabtenförderung aus Sicht der interdisziplinären Lernforschung Bundesweite Tagung zur Begabtenförderung hören.zuhören.lernen Pädagogische.
 Präsentation transkript:

Dem Lernen auf der Spur: „Lernen macht intelligent“ (Neubauer/Stern 2007) Einführung Vormittag Vertiefung und Ergänzung Nachmittag: Mittelschule Lana 6. September 2010 Prof. Dr. Willi Stadelmann Pädagogische Hochschule Zentralschweiz PHZ

A. Einführung (Vormittag) Allgemeines Vererbung und Stimulation „Wahr“nehmung Lernen aus Sicht der Neuropsychologie Begabung und Intelligenz Heterogenität Frühe Förderung und lebenslanges Lernen B. Vertiefung und Ergänzung (Nachmittag) Pruning und Myelinisierung Emotion und Lernen Computer, TV und Abstraktionsvermögen Fazit

1. Allgemeines

Die Ergebnisse der neuropsychologischen Forschung werfen die Erkenntnisse der Erziehungswissenschaften und der Psychologie nicht über den Haufen. Theorie Aspektcharakter Interdisziplinarität!

Lernen in der Oberschule / AHS- Oberstufe kann nur verstanden werden, wenn man allgemeine Prinzipien des Lernens und die Lernbiografie des Menschen von Geburt an kennt. Darum zuerst Auseinandersetzung mit allgemeinen Lernprinzipien und kleinkindlichem Lernen.

Man kann einen Menschen nicht lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu tun. Galileo Galilei 1564 - 1642

Ziel aller didaktischer Massnahmen ist die Stimulation der Lernenden zum „Selbst- Tun“. „More learning – less teaching“

2. Vererbung und Stimulation

Vererbung Förderung: Stimulation lebenslanges Lernen

Neue Erfahrungen verändern die Genexpression Neue Erfahrungen verändern die Genexpression. Neue Erfahrungen wirken bis auf die Ebene der Gene. Sie führen dazu, dass zum Beispiel Nervenzellen damit beginnen, neue Gensequenzen abzuschreiben, ihre „Befehle“ zu befolgen und andere still zu legen. Da wir die meisten Erfahrungen nicht am Ende sondern am Anfang unserer Entwicklung machen, ist die erfahrungsabhängige Neuroplastizität des Gehirns im frühen Leben am deutlichsten ausgeprägt. G. Hüther (2008)

Aus Zwillings- und Adoptionsstudien kann man schliessen, dass bei Kindern und Jugendlichen etwa 50% der Intelligenzunterschiede in einer Bevölkerung auf die Gene, etwa 25% auf (von den Mitgliedern einer Familie) geteilte Umwelteinflüsse und 20% auf überwiegend ausserfamiliäre Einflüsse (insbesondere Schule) zurückgeführt werden. (5% Messfehler). A.C. Neubauer, j. für begabtenförderung 2/2005 , S. 10

3. „Wahr“nehmung

Axon Synapse Dendrit

„Das Gehirn ist taub und blind für die Welt. Es kann nur mit Signalen umgehen.“ Gerhard Roth Universität Bremen, 2003

Massgeblich dafür, ob ein Sinneseindruck bewusst „wahr“ genommen wird, ist eben nicht der Umstand, wie „wahr“ er ist, sondern als wie individuell wichtig der Eindruck durch die Person eingeschätzt wird. Emotionen spielen dabei eine grosse Rolle.

Limitierende Faktoren für den „Zugang zur Welt“: Intensität der Stimulation Qualität der Sinnesorgane Interpretationsfähigkeit des Gehirns

Es gibt keine Information ohne Interpretation

Sprache ist Zugang zur Welt

Bitte lesen Sie die folgenden Wörter laut ihrem Nachbarn vor: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E grün gelb schwarz blau rosa rot 10 sekunden

Bitte nennen Sie ihrem Nachbarn laut die Farben: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 A B C D E grün gelb schwarz blau rosa rot 10 sekunden

4. Lernen aus Sicht der Neuropsychologie

Das Gehirn verändert sich beim Lernen physisch: Jeder Mensch hat seine eigene Lernbiografie. Vielseitige Tätigkeiten fördern die Hirnentwicklung - ein Leben lang.

Use it or lose it

Jeder neue Eindruck hinterlässt eine neue Spur

Das Gehirn ist das Resultat seiner Benutzung (Biographie) Wichtigkeit des Vorwissens und Vorverhaltens für die Didaktik aller Stufen. Neues muss „andocken“ können. „Redundanz“.

Nic Burkalter, März 2008

Fazit: Wissen wird nicht passiv erworben, sondern aktiv konstruiert.

5. Begabung und Intelligenz

Begabung: Potenzial eines Individuums zu (ungewöhnlicher oder auffälliger) Leistung Interaktionsprodukt: Individuelles Potenzial steht in Wechselwirkung mit der sozialen Umgebung. nach Margrit Stamm (1999): Begabungsförderung in der Volksschule – Umgang mit Heterogenität. Trendbericht SKBF Nr. 2, S.10ff (zurückgehend auf Heinrich Roth,1969)

Begabung ist keine Konstante! Begabungsförderung ist ein Leben lang möglich und nötig. „Begabung“ ist kulturabhängig.

Intelligenz: „A biopsychological potential to process information that can be activated in a cultural setting to solve problems or create products that are of value in a culture“ Gardner, Howard (1999): ‚Intelligence reframed: Multiple Intelligencies for the 21st century‘. New York Basic Books.

6. Heterogenität

Bereits bei der Einschulung gibt es unter-forderte und überforderte Schülerinnen und Schüler. 10 % sind „Alleskönner“ (durchwegs 1 – 2 Jahre voraus) 23 % sind „Vielkönner“ (mindestens ein halbes Jahr voraus)

Lesekompetenzen: Kanton Zürich, Eintritt in die 1. Klasse ca. 30% können bereits einfache Wörter und Sätze lesen. ca. 15% sind sogar fähig, einen kurzen Text vollständig zu lesen und zu verstehen. Aber: ca. 30% kennen erst ein paar Buchstaben, die aber noch nicht zu Wörtern verbunden werden können. 5% kennen die Buchstaben noch nicht und können den schriftlich vorgelegten Buchstaben nicht den korrekten Laut zuordnen. Moser, Stamm, Hollenweger: Für die Schule bereit? (2005) 55

Mathematische Kompetenzen Kanton Zürich, Eintritt in die 1. Klasse ca. 20% finden sich im Zahlenraum bis 100 zurecht und lösen einfache Additionen und Subtraktionen im Zahlenraum bis 20. Aber: gut 25% kennen nur die Zahlen, können bis 20 zählen und können Mengen erkennen, wenn ihnen Gegenstände oder Bilder zur Verfügung gestellt werden. Moser, Stamm, Hollenweger: Für die Schule bereit? (2005) 55

Soziales Verhalten: „Die soziale Herkunft trägt vorwiegend zur Erklärung von Unterschieden im regelkonformen und selbstständigen Verhalten der Erstklässlerinnen und Erstklässler bei. Kinder aus privilegierten Familien verhalten sich häufiger entsprechend den Regeln in der Schule und sind eher fähig, Aufgaben selbsttätig durchzuführen. Der Immigrationshintergrund trägt am stärksten zur Erklärung des kooperativen Verhaltens bei. (…) Kinder aus immigrierten Familien starten die Schule also nicht nur mit sprachlichen, sondern auch mit sozialen Nachteilen.“ Moser, Stamm, Hollenweger(2005) 111

Gruppen von Menschen sind nie homogen. Heterogenität ist natürlich. Heterogenität lässt sich durch Selektion nicht vermeiden.

7. Frühe Förderung und lebenslanges Lernen

Lernen in früher Jugend unterscheidet sich vom Lernen bei Erwachsenen darin, dass Erfahrungen und Lernprozesse im kindlichen Gehirn viel massivere und auch dauerhaftere Spuren hinterlassen als im erwachsenen Gehirn.

„Denn der junge Mensch vermag nicht zu unterscheiden, was Sinnbild ist und was nicht, sondern was er in diesen Jahren in seine Vorstellungen aufnimmt, das bleibt in der Regel unauslöschlich und unver- änderlich haften. Darum ist es wohl von grösster Wichtigkeit, dass die Mythen, die sie zuerst zu Gehör bekommen, möglichst schön ersonnen sind, um sie zur Tüchtigkeit zu führen.“ Platon, 429 – 347 v. Chr. Aus: Flitner W. Die Erziehung. Schünemann 1970, S.8

Temporal lobe Frontal lobe

Gerade die weitere Entwicklung des Präfrontalen Cortex, des vordersten Teils des Stirnlappens hat für das Bilden einer Erwachsenen- Persönlichkeit grosse Bedeutung: Verhaltenskontrolle, Fähigkeit zur Selbst- Reflexion, Entscheidungs- Fähigkeit, Exekutivfunktion, Einfluss auf die Fähigkeit zum abstrakten Denken.

Exekutivfunktion: Das Vermögen, unsere Gedanken und unser Verhalten zu kontrollieren und zu koordinieren. „Dazu gehört die Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit gezielt auf etwas zu richten, künftige Aufgaben zu planen, unangebrachtes Verhalten zu unterdrücken und mehr als eine Sache auf einmal im Kopf zu behalten.“ Blakemore/ Frith: Wie wir lernen. DVA (2006) 169

Darum bestehen im pubertären und nach- pubertären Alter besondere Fördermöglichkeiten für mathematische, naturwissenschaftliche und sprachgrammatikalische Fähigkeiten. SchülerInnen erreichen in diesem Alter bei entsprechender Förderung Fähigkeiten, die sie in jüngerem Alter kaum erreichen können.

die Tendenz ‚Furcht vor Misserfolg“ überwiegt.“ „Ein aktuelles leistungsmotiviertes Handeln findet besonders dann statt, wenn die Tendenz ‚Hoffnung auf Erfolg‘ die Tendenz ‚Furcht vor Misserfolg“ überwiegt.“ Walter Edelmann: Lernpsychologie Beltz 2000 S. 254

B. Vertiefung und Ergänzung (Nachmittag)

8. Pruning und Myelinisierung

Begabungsentwicklung: Neurobiologische Ansätze: a) Neuronal pruning b) Myelinisierung Neubauer/Fink: Basic Information Processing and the Psychophysiology of Intelligence. In: Sternberg/Pretz (Eds.) Cognition and Intelligence. New York : Cambridge University Press, 2005, 68-87

a) neuronal pruning Mit zunehmender Übung konsolidieren sich die Verknüpfungen und die Netzwerke werden kleiner, indem sie sich sparsamer verschalten. Subjektiv erleben wir dies daran, dass wir eine Aufgabe glatter und mit weniger Aufwand beherrschen. „neuronal pruning“ („beschneiden“)

Blakemore/Frith: Wie wir lernen. DVA (2006) S. 164

Prof. Robert Lynch kalil.anatomy.wisc. edu/pics/gcanim.gif

Durch „pruning“ wird erreicht, dass diejenigen Verschaltungsmuster (Netzwerkteile) erhalten bleiben und gestärkt werden, die häufig benutzt, also immer wieder aktiviert werden.

„Pruning“ im Frontalkortex ab 11.-13. Altersjahr: Optimierungsprozess, der darin besteht, dass überschüssiges Frontalkortexgewebe reduziert wird. „Die neuronalen Netzwerke, welche intensiv während dieser Phase genutzt werden, werden wahrscheinlich nicht abgebaut. Andererseits ist zu erwarten, dass jene Netzwerke, die nicht oder nur wenig genutzt werden, Gefahr laufen, abgebaut zu werden.“ Jäncke in BMBF (2009) 89/90

b) Myelinisierung Schnürring

Ranvier Schnürringe Stephan Frings, Universität Heidelberg

Jay Giedd

Blakemore/Frith: Wie wir lernen. DVA (2006) S. 165

Die Forschungsresultate legen nahe, dass „intelligente Gehirne“ besonders effizient arbeiten. Sie brauchen weniger Energie, sie aktivieren beim Denken kleinere Gehirnteile, sie verarbeiten Information schneller, offenbar weil sie wegen des „prunings“ weniger synapti- sche Verbindungen zwischen den Nervenzellen haben. A.C. Neubauer, j. für Begabtenförderung 2/2005, S. 12

Das menschliche Gehirn verbraucht bei Erwachsenen ca Das menschliche Gehirn verbraucht bei Erwachsenen ca. 20 % aller dem Körper zugeführten Energie (kurz nach der Geburt über 60%). Es ist also extrem energie-aufwändig.

9. Emotionen und Lernen

Emotionen/Gefühle müssen gelernt, entwickelt, gefördert werden; auch das Lernen von Emotionen widerspiegelt sich in der Vernetzung des Gehirns. Auch hier werden von der Kindheit an Potenziale entwickelt, die sich auf emotionelles Verhalten und emotionelles Lernen ein Leben lang auswirken.

9.1 Emotionen und Gefühle

9.1.1 Die Theorie von Damasio

Emotionen gehen Gefühlen voraus. Emotionen sind körperliche Reaktionen auf äussere Reize Antonio R. Damasio, 2003, Der Spinoza- Effekt List, München S. 39

Gefühle sind die individuelle Interpretation der körperlichen Reaktionen Antonio R. Damasio 2003, 101

„Emotionen treten auf der Bühne des Körpers auf, Gefühle auf der Bühne des Geistes“ Antonio R. Damasio 2003, 38

9.2 Das limbische System

Gerhard Roth, 2003 Limbus (lat.) = Saum

…“dass das limbische System, aber nicht das rationale System der Grosshirnrinde, einen direkten Zugriff auf diejenigen Systeme in unserem Gehirn hat, welche letztendlich unser Handeln bestimmen. Das limbische System hat gegenüber dem rationalen corticalen System das erste und das letzte Wort (…) Der Grund hierfür ist, dass alles, was Vernunft und Verstand als Ratschläge erteilen, für den, der die eigentliche Handlungsentscheidung trifft, emotional akzeptabel sein muss. Es gibt also ein rationales Abwägen (…) es gibt aber kein rationales Handeln. Am Ende eines noch so langen Prozesses des Abwägens steht immer ein emotionales Für oder Wider.“ G. Roth: Aus Sicht des Gehirns. Frankfurt am Main (2003) S. 162 M. Schmidt-Salomon: Jenseits von Gut und Böse. Pendo (2009), S. 130

Das limbische System kontrolliert die synaptischen Veränderungen. Musik stimuliert das limbische System.

„Musik ist Struktur gewordene Emotion“ Urs Widmer in: Heidenreich E.: Passione. Liebeserklärung an die Musik. München: Hanser (2009) S. 66

Wolfgang Amadeus Mozart COSI FAN TUTTE Schwarzkopf, Ludwig, Kraus, Taddei, Steffek, Berry Philharmonia Orchestra Karl Böhm 1962 (!)

George Benjamin (geboren 1960) Into the Little Hill (2006) Anu Komsi & Hilary Summers. Ensemble Modern. Franck Ollu

9.2.1 Der Hippocampus: Zentrale Struktur für das Lernen

Bildung neuer Neuronen im Hippocampus Offenbar: Überleben abhängig von Stimulation

Starke Erlebnisse werden vom Gedächtnis anders behandelt als persönlich belanglosere. Sie werden fester und tiefer gespeichert.

10. Computer, TV und Abstraktionsvermögen

Computer und Internet spiegeln vor, dass man sehr schnell und ohne grosse Anstrengung im Sinne von „selbst tun“ zu Erkenntnissen kommen kann.

„Computer drohen zu schlechten Lehrbüchern zu werden, bei denen nicht mehr die Phänomene der Ausgangspunkt des Fragens und Rätselns sind. Vielmehr werden den Schülern Fragen ins Maul geschmiert und die Antworten gleich hinterhergeschoben.“ H. von Hentig, 2001

Abstraktes lässt sich nur gekoppelt mit der Fähigkeit, Konkretes zu erfassen und zu beschreiben, denken. Der Weg zur Abstraktion führt über das Konkrete und damit über gute sprachliche Fähigkeiten.

„Ohne Zweifel wird sich durch den mathematisch- naturwissenschaftlichen Unterricht noch viel mehr erreichen lassen, als jetzt schon erreicht wird, wenn noch eine etwas natürlichere Methode in Gebrauch kommt. Hierzu gehört, dass die Jugend nicht durch verfrühte Abstraktion verdorben wird…“ E. Mach, Populärwissenschaftliche Vorlesungen, 5. Auflage, Leipzig 1923 S.340

„Auch ich hatte das Glück, die wesentlichen Ergebnisse und Methoden der gesamten Naturwissenschaft in einer vortrefflichen populären, fast durchweg aufs Qualitative sich beschränkenden Darstellung kennenzulernen.“ Albert Einstein, aus: Albert Einstein als Philosoph und Naturforscher, Stuttgart 1951, S. 5

11. Fazit

LERNEN Je: aktiver und selbstregulierter problemorientierter besser mit dem Vorwissen verknüpft bewusster, reflexiver dialogischer und interaktiver emotionell bewertbarer desto: besser wird verstanden dauerhafter wird gespeichert.