Methoden zur Reduktion des Transmissionsrisikos Christian Kind

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 Präsentation transkript:

Methoden zur Reduktion des Transmissionsrisikos Christian Kind Vertikale Transmission von HBV, HCV, HIV Seminar vom 10.1.2002 Kantonsspital St. Gallen Wie kann man es verhindern? Methoden zur Reduktion des Transmissionsrisikos Christian Kind

Was soll verhindert werden? Vertikale Übertragung Häufigkeit Krankheitswert HBV 5-70% ++ HCV 3-7% + HIV 15-40% ++++

Übertragungszeitpunkt pränatal perinatal postnatal HBV (+) ++ - (?) HCV (+) ? + ? HIV (+) ++ ++

Mögliche Infektionswege transplazentar ohne Wehen unter Wehen: vermehrte Mikrotransfusionen aszendierend Chorioamnionitis  Fruchtwasser  Schleimhäute in Geburtswegen über Schleimhäute durch Hautverletzungen durch Stillen über Milch: zellfreies vs. zellgebundenes Virus über Blutbeimischungen

Übertragungsrelevante Faktoren HBV HCV HIV Viral load + + + Mütterliche Immunität + (+) + Geburtsmodus ? (+)? + Frühgeburtlichkeit ? ? + vorz. Blasensprung ? ? + Begleitinfekte ? ? + Stillen (-)? ? + teilweises Stillen ? ? (+)?

Wirksame Prävention: HBV Hohe Wirksamkeit (PE > 90%) der aktiv- passiven Immunisierung nach der Geburt in zahlreichen Studien belegt (André FE, J Med Virol 1994; 44:144-51) Wichtig ist rasche Applikation nach Geburt  Serologie der Mutter muss bekannt sein! Bei immunisierten Kindern ist Geburtsmodus und Stillen für Infektionsrisiko sicher irrelevant

Wirksame Prävention: HCV Bisher keine gesichert wirksamen Massnahmen Elektive Sectio caesarea: Gibb DM et al, Lancet 2000; 356:904-7 Retrospektive Analyse von 441 Mutter-Kind-Paaren Übertragungsrate nach Vaginaler Geburt 7.7% Notfallsectio 5.9% Elektiver Sectio 0% Bezüglich Stillen widersprüchliche Ergebnisse von viel zu kleinen Studien

Wirksame Prävention: HIV Zidovudin (Retrovir®) Connor EM et al, N Engl J Med 1994; 331: 1173-80 in Schwangerschaft ab 14-34 SSW unter Geburt iv an Neugeborenes für 6 Wochen Reduktion des Übertragungsrisikos um 2/3

Wirksame Prävention: HIV Modifikationen der Zidovudinprophylaxe späterer Beginn ab 36 SSW Shaffer N et al, Lancet 1999; 353: 2050-1 cave Frühgeburt! kürzere postnatale Prophylaxe Lallemant M et al, N Engl J Med 2000; 343:982-91

Wirksame Prävention: HIV Nevirapin (Viramune®) Guay LA et al, Lancet 1999; 354: 795-802 1 Dosis an Mutter bei Geburtsbeginn 1 Dosis ans Kind mit 72 h mindestens 50% Reduktion der Übertragungsrate beste Möglichkeit für arme Länder Notlösung bei Frühgeburt und unbehandelter Mutter

Wirksame Prävention: HIV Antiretrovirale Kombinationstherapie Bei wirksamer Therapie (viral load < 1000 c/ml) Übertragungsrisiko ca. 1% Ioannidis JP et al, J Infect Dis 2001; 183: 539-45 Assoziation mit Frühgeburtlichkeit European Collaborative Study and Swiss Mother + Child HIV Cohort Study, AIDS 2000; 14: 2913-20 Risiko mitochondrialer Schädigungen beim Kind Blanche S et al, Lancet 1999; 354: 1084-9

Wirksame Prävention: HIV Elektive Sectio caesarea wichtig: vor Blasensprung und Wehenbeginn Reduktion des Übertragungsrisikos um 2/3 in randomisierter Studie Lancet 1999; 353:1035-9 Additiver Effekt mit Zidovudin-Prophylaxe Kind C et al, AIDS 1998; 12:205-10 Effekt auch bei viral load < 1000 c/ml Ioannidis JP et al, J Infect Dis 2001; 183: 539-45

Wirksame Prävention: HIV Verzicht auf Stillen Reduktion des Übertragungsrisikos um 1/2 in randomisierter Studie in Kenya Nduati R et al, JAMA 2000; 283: 1167-74 Erhöhtes Risiko bei teilweisem gegenüber ausschliesslichem Stillen Coutsoudis A et al, AIDS 2001; 15: 379-87

Wie verhindern? HBV HCV HIV Screening ja nein ja! Prävention aktiv- keine nach passive gesicherten individuellem Immunisierung Massnahmen Plan Effektivität sehr hoch - sehr hoch