und Persönlichkeitsentwicklung* (Peter J. Gowin) Exzerpte

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und Persönlichkeitsentwicklung* (Peter J. Gowin) Exzerpte Freimaurerei und Persönlichkeitsentwicklung* (Peter J. Gowin) Exzerpte Peter J. Gowsin: Freimaurerei und Persönlichkeitsentwicklung Sigmund Freud Privatuniversität Verlag ISBN:978-3-902626-30-1

Es wird untersucht ob und inwieweit die Freimaurerei die Persönlichkeitsentwicklung unterstützen kann. Sie tut dies in dreierlei Hinsicht: durch Förderung rationaler Reflexion über existentielle Themen des Lebens, durch das Erlebnis von Symbol und Ritual und durch Nutzung von gruppendynamischen Mechanismen in der freimaurerischen Loge Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Motiven, Symbolen, Denkansätzen, Geisteshaltungen und Werten, Die Freimaurerei ist in ihrer Gesamtheit eine gewaltige Masse an Ideen, Motiven, Symbolen, Denkansätzen, Geisteshaltungen und Werten, die im „Mainstream“ des geistigen Lebens unserer Gesellschaft oft nur wenig beachtet oder sogar nicht zur Kenntnis genommen werden. Dem gegenüber steht ein wachsendes Interesse der Gesellschaft am Transzendenten, was auch die Freimaurerei einschließt. Dieses Interesse wird derzeit hauptsächlich durch eine inhaltlich verdünnte Esoterik oder durch eine Vielzahl von privaten oder halböffentlichen Veranstaltungen oder Informationsangeboten befriedigt. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Die Freimaurerei umfasst heute ein breites Spektrum von Lehren und Konzepten, die durchaus nicht alle im strengen Sinne geheim sind, und die der gesamten Geistes-, Ideen-, und Kulturgeschichte nicht nur des Abendlandes, sondern der Menschheit entstammen. Dazu gehören insbesondere die Geschichte und das Gedankengut der Geheimgesellschaften und ihrer Vorläufer. Ebenso der Hintergrund der Freimaurerei in Mythologie, Religion, Mystik und Naturwissenschaften. Auch Erklärungen für Thesen der Freimaurerei aus Psychologie und Philosophie Die Stärke der freimaurerischen Ideen und Motive beruht wohl wesentlich darauf, dass sie Ausdruck allgemein menschlicher Befindlichkeit und über Jahrhunderte kondensierter Erkenntnis sind. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Einteilung Teil A: Dimensionen der Freimaurerei Gibt zunächst eine Einführung in die FM, definiert dann die verschiedenen Dimensionen der FM, die rationale, die spirituelle und die soziale, die den nachfolgenden Kapiteln zugrunde gelegt werden, und gibt Begriffsbestimmungen zu den zentralen Konzepten Motiv und Symbol und einigen weiteren zu be- stimmenden Aspekten der FM Teil B: Philosophie Identifiziert die philosophischen Grundaussagen bzw. Grundmotive der FM. Bereits diese Einführung geht besonders auf einen bislang eher am Rande diskutierten Aspekt der Freimaurerei ein, dem der Verankerung im Transzendenten. Allzuleicht beschränkte sich im materialistischen und rationalistisch gestimmten 20. und 21. Jhd. die Interpretationen auf ex-post rationalisierende Erklärungen, und eine Erweiterung des Horizonts erschien möglich und angebracht. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Teil C: Tiefenpsychologie und Mythologie untersucht das Auftreten freimaurerischer Motive bzw. von Motiven überhaupt als Ausdruck der inneren psychischen Entwicklung des Menschen und der Menschheit, wobei insbesondere die Religionsphänomenologie als auch die Analytische Psychologie als Erklärungsmodell herangezogen werden. Anhand des Beispiels von Rosslyn Chapel wird versucht, einen derzeit möglicherweise in einer Phase der Genese bzw. Konsolidierung befindlichen freimaurerischen Mythos zu untersuchen und sowohl die Faktenlage als auch die darüberliegende Legende bzw. Mythos darzustellen. Es zeigt sich dabei, dass ein Teil der Legenden bereits für die FM konstitutiv geworden ist, also einen handlungsleitenden und sinnstiftenden Mythos darstellt, ein anderer Teil dagegen noch im Werden begriffen ist, mit offenem Ausgang Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Definition Freimaurerei (Der Große Brockhaus) Die Freimaurerei ist eine international verbreitete, in den einzelnen Ländern in Logen organisierte Bewegung (Bruderschaft), die sich einer humanitären auf Toleranz und Achtung vor Menschenwürde beruhenden Geisteshaltung verpflichtet fühlt, die in den Logen in rituellen „Arbeiten“ vermittelt wird. und weiter zum Ritual der Freimaurer: Das Ritual der Freimaurer, das in seinen wesentlichen Bestandteilen überall auf der Erde gleich ist, kann als ein dynamisches Symbol des kosmischen Geschehens gedeutet werden. Das teilnehmende Logenmitglied ordnet sich mithilfe der Symbolik der rituellen Handlungen bewußt in die Gesetzmäßigkeit des Universums ein und soll durch diese lebendige Beziehung lernen, sein Leben in immer größeren Maß aus einem übergeordneten Bewußtsein heraus zu gestalten […] Die Freimaurerei stellt im Verständnis der Freimaurer eine sinnbildliche Baukunst dar; Gegenstand dieses Bauens ist der einzelne Mensch und über ihn hinaus die gesamte Menschheit. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Zur Geschichte Zu den geistigen Grundlagen der Freimaurerei zählen die „Alten Landmarken“ und die „Alten Pflichten“. Erstere stammen zum Teil bereits aus dem 14 Jh. und verlangen die Anerkennung eines „Großen Baumeisters aller Welten“, das Auflegen der Bibel, die Eigenschaft des freien Mannes von gutem Ruf, die Loge als reinen Männerbund. Diese Grundlagen wurden 1723 von James Anderson (engl. Geistlicher) in die „Alten Pflichten“ (The Constitutions oft the Freemasons) übernommen. 1717 Zusammenschluß von 4 Londoner Logen zu erster Großloge. 1725 Übergriff der FM auf europ. Festland 1736 erste Großloge in Frankreich 1737 erste Loge in Deutschland (Hamburg) Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Auszug aus der Verfassung der AFuAM In den Mitgliedslogen der Großlogen arbeiten Freimaurer, die in bruderschaftlichen Formen und durch überkommene rituelle Handlungen menschliche Vervollkommnung erstreben. In Achtung vor der Würde jedes Menschen, treten sie ein für die freie Entfaltung der Persönlichkeit und für die Brüderlichkeit, Toleranz und Hilfsbereitschaft . Glaubens-, Gewissens-, und Denkfreiheit sind den Freimaurern höchstes Gut. Freie Meinungsäußerung im Rahmen der freimaurerischen Ordnung ist Voraus- setzung freimaurerischer Arbeit Die Freimaurer sind durch ihr gemeinsames Streben nach humanitärer Geistes- haltung miteinander verbunden; sie bilden keine Glaubensgemeinschaft. Sie sehen im Weltenbau, in allem Lebendigen und im sittlichen Bewusstsein des Menschen ein göttliches Wirken voll Weisheit, Stärke und sSchönheit. Dieses alles verehren sie unter dem Sinnbild des Großen Baumeisters aller Welten. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

weit in die Geschichte zurück und haben ihre Quellen in verschiedenen Im Selbstverständnis der Freimaurer reichen die Grundlagen der Freimaurerei weit in die Geschichte zurück und haben ihre Quellen in verschiedenen Kulturkreisen: „Die heutige Freimaurerei vereinigt uralte geistige Elemente mit Thesen der Aufklärung und esoterischen Praktiken, wie sie aus dem alten Ägypten, der Bibel, der Kabbala, der Gnosis […] bekannt sind. Die Bruderschaft der Freimaurer besteht in ihrer gegenwärtigen Form seit Jahrhunderten, aber der freimaurerische Gedanke ist uralt.“ … kann auch hochmodern sein ! Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

This is your last chance. After this, there is no turning back. You take the blue pill – the story ends, you wake up in your bed and believe whatever you want to believe. You take the red pill – you stay in Wonderland, and I show you how deep the rabbit hole goes. Remember, all I'm offering is the truth – nothing more. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Die drei Dimensionen der Freimaurerei Rationale Dimension Spirituelle Dimension Soziale Dimension Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Die drei Dimensionen der Freimaurerei als Prozess Rationale Dimension Mit den Elementen des rationalen Diskurses und dem bewussten Denken und Handeln Spirituelle Dimension Soziale Dimension Die Wirkung von Symbol, Ritual und mythologischem Motiv als inneres Erlebnis Mit der Loge als Gruppe und allen Interaktionen der Gruppenmitglieder Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Esoterik vs. Aufklärung Rationale Dimension Die spirituelle Dimension der Freimaurerei ist die möglicherweise wichtigste Dimension, da sie der Freimaurerei eigen und in dieser Form anderswo nicht zu finden ist. Insbesondere einmalig ist die bewusste Kombination dieser spirituellen Dimension mit der ihr konträr gegenüberstehenden rationalen Dimension. Esoterik vs. Aufklärung Spirituelle Dimension Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Die beide zusammen in der sozialen Dimension konkret zu erleben Rationale Dimension } Die beide zusammen in der sozialen Dimension konkret zu erleben und zu erfahren sind. Spirituelle Dimension Soziale Dimension Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Symbole und Motive Symbole sind gegenständlich-manifest, z.B. Winkelmaß und Zirkel ein bekanntes freimaurerisches Symbol, die Sequenz „Tod – Zerstückelung – Zusammensetzung – Wiederbelebung“ ein in der Mythologie häufig vorkommendes Motiv, wie auch „Heiliges Buch“, „gefangene Prinzessin“ oder „Nachtmeerfahrt“. Der Terminus des Archetyps ist für eine immer wiederkehrende Denkfigur aus Mythos und Träumen bekannt. Ein Beispiel ist „der Welt ist eine Ordnung immanent“ ein Grundgedanke , der sich in vielerlei Ausprägung in der Philosophie findet, wie auch in der Freimaurerei. Ein Motiv ist damit eine semantisch isolierbare Bedeutungseinheit in einem größeren Kontext, insbesondere eines Mythos, die sich in verschiedenen Varianten mani- festieren kann Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

} } Motive und Symbole in der spirituellen Dimension A.III.2 S. 27 Motive und Symbole in der spirituellen Dimension Zum besseren Verständnis des Spirituellen kann insbesondere an zwei Sichtweisen angeknüpft werden, an die von dem Tiefenpsychologen Jung vorgenommene Einteilung der Ich-Funktionen und an die Beschreibung des Symbols des Theologen Tillich. Nach Jung gliedern sich die Funktionen des Ich in vier Bereiche: Denken Empfinden } Dem Bewussten näher, rationale Dimension Fühlen Intuition } Dem Unbewussten näher, spirituelle Dimension Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

auf etwas was empirische Faßbarkeit übersteigt. Tillich wiederum betont die Bedeutung des Symbols als Verweis auf nicht-rationale Dimensionen der Welt und der eigenen Psyche, und benennt 5 Merkmale eines Symbols. 1. Ein Symbol ist anschaubar, hat eine den Sinnen wahrnehmbare Gestalt, weist aber über sich hinaus. Es selber ist nicht das eigentlich Gemeinte, sondern es weist auf etwas, was nicht unmittelbar oder nicht vollständig erfasst werden kann, auf etwas was empirische Faßbarkeit übersteigt. 2. Das Symbol ist nicht für sich allein genommen von Bedeutung sondern hat Teil an der Wirklichkeit dessen, worauf es weist. 3. Symbole können nicht willkürlich erfunden werden, weil sie nicht Sache der Zweck- mäßigkeit oder Konvention sind. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Durch die Macht des Symbols werden neue Dimensionen der Wirklichkeit erschlossen, die sonst durch die Vorherrschaft anderer Dimensionen ver- deckt sind. Symbole haben zwei Seiten, eine aufbauende, ordnende und eine zersetzende Zerstörerische , wobei üblicherweise die ordnende Kraft im Vordergrund steht. Diese fünf Punkte können ohne weiteres auch für die Darstellung der spiri- tuellen Dimension der Freimaurerei Geltung beanspruchen und beschreiben gut, in welcher Art und Weise das freimaurerische Motiv- und Symboluniversum und das freimaurerische Ritual über die Rationalität hinausragen und in unbekannte Regionen führen Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Symbolen und der Auseinandersetzung des Menschen mit seinem Unbewußten zitiert nach C. G. Jung, der die inhaltliche Nähe zwischen der Verwendung von Symbolen und der Auseinandersetzung des Menschen mit seinem Unbewußten so formuliert: „Seit die Sterne vom Himmel gefallen und unsere höchsten Symbole verblaßt sind, herrscht geheimes Leben im Unbewussten . Deshalb haben wir heutzutage eine Psychologie und deshalb reden wir vom Unbe- wußten. All dies wäre und ist auch in der Tat ganz überflüssig in einer Zeit und in einer Kulturform welche Symbole hat.“ Nachdem die Freimaurerei die Verwendung von Symbolen ausdrücklich kultiviert, ist durch dieses Zitat die Relevanz der Forschungsfrage der Freimaurerei auch aus dem Blickwinkel der Tiefenpsychologie noch einmal anschaulich gemacht. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

B:Philosophie, B.I: Quellen S. 29 Anders als gelegentlich im Zusammenhang mit der Dogmenlosigkeit der Freimaurerei behauptet, transportiert die Freimaurerei tatsächlich sehr wohl Inhalte und Aussagen und bezieht damit eine abgrenzbare und beschreibbare philoso- phische Position. Diese Inhalte sind nicht explizit dargelegt, sondern müssen aus indirekten Quellen wie dem Ritual, der Symbolik, dem Fehlen von Aussagen in manchen Kontexten, der Geschichte der Freimaurerei und dem Vergleich mit denkmöglichen Alternativen erschlossen und interpretiert werden. Geistige Inhalte können in verschiedener Form tradiert werden. Nicht nur explizit schriftlich. Die Gesamtheit aller solchen Inhalte könnten als „freimaurerisches Gedächtnis“ bezeichnet werden. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

Cassirer – Philosophie der symbolischen Formen In diesem herausragenden Werk vollzieht Cassirer die Transformation der traditionellen Transzendentalphilosophie zur Kulturphilosophie. An die Stelle des rein rationalen Erkennens, dem in der Philosophie der Neuzeit immer ein Primat zukam, tritt die Pluralität von symbolischen Formen, in denen sich jeweils eine spezifische Spontaneität des menschlichen Geistes bekundet. Der Begriff Transzendentalphilosophie umfasst philosophische Systeme und Ansätze, die die Grundstrukturen des Seins nicht durch eine Ontologie (Theorie des Seienden), sondern im Rahmen des Entstehens und Begründens von Wissen über das Sein beschreiben. Indem transzendentale Ansätze die Bedingungen der Erkenntnis untersuchen, die vor jeder Erfahrung (a priori) im Subjekt liegen, wird der Metaphysik als universelle Grundlagentheorie eine Erkenntniskritik vorgeschaltet. Die Transzendentalphilosophie ist somit auch Kritik der herkömmlichen Metaphysik. Mit der Transzendentalphilosophie verband zuerst Kant den Anspruch, eine völlig neue Grundlage der Philosophie geschaffen zu haben. In der Folgezeit wurde immer wieder versucht, transzendentalphilosophischen Fragestellungen auf eine neue Weise nachzugehen. Dazu zählen der Deutsche Idealismus, der Neukantianismus und die Phänomenologie und in jüngerer Zeit der Methodische Konstruktivismus und verschiedene Einzelentwürfe in der Gegenwart. In der analytischen Philosophiewurde die Fragestellung seit Strawson mit der Diskussion transzendentaler Argumente wieder aufgenommen Die Bezeichnung „Transzendentalphilosophie“ wurde maßgeblich von Immanuel Kant in seinem erkenntnistheoretischen Hauptwerk, der Kritik der reinen Vernunft (1781/²1787) geprägt. Kant trennte zum ersten Mal in der Geschichte der Philosophie die Bedeutung der Begriffe „transzendent“ und „transzendental“.[2] Er bezog beide Begriffe auf die Möglichkeit von Erkenntnis. Als Wissenschaft von den allgemeinen und notwendigen Bedingungen der Erkenntnis definiert Kant die Transzendentalphilosophie als ein System von Begriffen, das die Möglichkeit von Gegenständen etwas „a priori“ zu erkennen zum Gegenstand hat (Immanuel Kant: AA III, 43[3]). Hingegen sind Gegenstände oder Sachverhalte transzendent, die nicht Gegenstand einer möglichen Erkenntnis sind Der wesentliche Schritt zur Kulturphilosophie ergibt sich aus Cassirers Erweiterung des Begriffs der Erkenntnis zum Leitbegriff des Erlebens (in Anlehnung an Paul Natorp). Gegenstand dieser Kulturphilosophie ist nicht nur die Erkenntnis, sondern das Weltverständnis überhaupt. Cassirer wollte damit dem Umstand Rechnung tragen, dass es ein „Erleben“ außerhalb der strengen Wissenschaften gibt, das sich in der Sprache ebenso ausdrückt, wie in Mythen, der Religion oder der Kunst. AuchGeschichte, Technik, Wissenschaft, Moral oder Politik haben demzufolge eigene Erlebniswelten. Cassirer setzt sich von Kant und dem Neukantianismus dadurch ab, dass für ihn nicht nur Begriffe (wie bei Kant), mit der die Spontaneität des Verstandes nach Regeln das Erlebte mit Bedeutung versieht, zur Erkenntnis beitragen. Viel mehr ist jede Form des Weltbezugs auf die Symbolisierung angewiesen. Dabei steht der Mensch für Cassirer immer schon in einer Welt und muss nicht erst wie das kantische weltlose Subjekt eine Brücke zu ihr schlagen. Anders als bei Kant ist es also nicht ein abstraktes Erkenntnisvermögen, das die Grundlage für den Bezug zur Welt liefert, sondern die tätige Orientierung in der Welt: „Nicht das bloße Betrachten, sondern das Tun bildet vielmehr den Mittelpunkt, von dem für den Menschen die geistige Organisation der Wirklichkeit ihren Ausgang nimmt. Oktober 6013 Wilfried Geiselhart

… wird fortgesetzt Oktober 6013 Wilfried Geiselhart