Stimme und Atmung Mündlicher Sprachergebrauch Ruth Hoffmann-Erz

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 Präsentation transkript:

Stimme und Atmung Mündlicher Sprachergebrauch Ruth Hoffmann-Erz Seminar: Mündlicher Sprachergebrauch Stimme und Atmung Ruth Hoffmann-Erz Pädagogische Mitarbeiterin Institut für Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache

Alles das also, was nicht geschrieben weden kann.“ „Das Verständlichste an der Sprache ist nicht das Wort selbst, sondern Ton, Stärke, Modulation, Tempo, mit denen eine Reihe von Wörtern gesprochen wird, kurz, die Musik hinter den Worten, die Leidenschaft hinter dieser Musik, die Person hinter dieser Leidenschaft: Alles das also, was nicht geschrieben weden kann.“ Friedrich Nitzsche

Die Stimme ist ein Transportmittel unserer Persönlichkeit. Es gibt übereinstimmende Probleme bei den meisten Menschen. Stimme ist trainierbar. Mit der Stimme bestimmen Sie die Qualität Ihrer Kommunikation und damit Ihrer Beziehungen. Wenn Sie Haltung und Stimme in Einklang bringen, profitieren Sie auch gesundheitlich und erhöhen die Leistungsfähigkeit. Wer die Synchronstimme von Humphrey Bogart in einem Fernsehfilm gehört hat, wird diese mit Sicherheit sofort wiedererkennen. Hans Clarin verfügt über eine beeindruckende stimmliche Wandungsfähigkeit. Der Klang einer Stimme (z.B. Telefon) entscheidet, ob uns jemand symphatisch erscheint, obwohl wir die Person gar nicht kennen. Angehörige von Berufsgruppen, die mit und von der Stimme leben, wie Pfarrer, Lehrer, Politiker… müssen häufig feststellen, dass der Eindruck, den sie stimmlich hinterlassen, von besonderer Bedeutung ist. Andere Menschen merken, dass die Stimme schnell ermüdet, dass sie nicht ausdrucksvoll und überzeugend klingt, dass sie zu leise oder zu laut ist… Die Stimme kann in ihrer Funktion trainiiert werden. Auch die SuS sollte Erfahrungen und Kompetenzen sammeln im artikulierten sprechen, in der Stimmführung… Stimmbildung ist ein wesentlicher Gbestandteil auch des Musikunterrichts, sodass hier eine Deutsch und Musik verbunden werden.

Körperhaltung 1 Der Körper gleicht einem Schlauch, der so gerade und ohne Knick gehalten werden soll, dass die Atmung locker und ungehindert hindurchströmen kann. Manche Menschen streben immer noch eine preußische Soldatenhaltung an. Bei dieser Haltung wird durch die hervorgestreckte Brust, den eingezogenen Bauch und die zurückgelegten Schultern die Atmung künstlich nach oben verlagert. Dies führt im gesamten Oberkörper zu Verspannungen. Aber auch die erste schlaffe Haltung ist sehr verbreitet. Sie führt ebenfalls zu einer eingeschränkten Atmung. Wichtig zu beobachten ist, ob der Hals gequetscht wird, ob der Brustkkorb den Lunkgen Freiraum gibt und ob die Stellung der Hüfte bzw der Bauch den Brustraum einengt. Die Körperaufrichtung ist von entscheidender Bedeutung für die gute Funktion der Stimme und für unsere Wirkung überhaupt.

Atmung Je ruhiger und weniger aktiv wir sind, desto tiefer ist und sitzt die Atmung. Ausgagnspunkt für Atemübungen und eine gute Atmung, sollte die Wahrnehmung der Ruheatmung sein. Im Liegen atmen wir automatisch richtig und können von dieser Wahnehmung ausgehend Übungen im Sitzen oder Stehen durchführen. Vertiefung der Vollatmung durch „Riechübungen“

Atemmittelage 2 Grafik: Lage des Zwerchfells im Brustraum. Der natürliche Rede-Impuls wird durch die Bauchmuskulatur in Kraft umgesetzt, welche den Antrieb für die Stimme bildet. Bei der entspannten Einatmung (Inspiration) zieht sich die Zwerchfellmuskulatur zusammen; die kuppelförmige Wölbung flacht ab, der Brustraum wird um etwa ein Drittel nach unten erweitert (Abdominalatmung). Fast gleichzeitig heben sich die Rippen und das Brustbein. Bei der Ausatmung (Exspiration) erschlafft die Einatmungsmuskulatur; unterstützt durch leichte Aktivität der Bauchmuskulatur entsteht der nötige Unterdruck. Wichtig ist, dass die Ausatmung länger ist als die Einatemphase und dass danch eine Pause entsteht.

Aktivierung des Zwerchfells Atemrhythmus Das Ausatmen dauert länger als das Einatmen. Danach folgt eine Pause. Atmen Sie nur soviel Luft ein, wie Sie benötigen. Geben Sie Ihrer Stimme mehr Atemluft und sie wirkt sympathischer. Aktivierung des Zwerchfells Atmen Sie ein und dann möglichst langsam aus, wobei Sie ein/f/ oder /s/ bilden. Es können auch kurze explosive Laute (xs) mit Pausen gebildet werden.

Stimme 3 Die Stimmerzeugung (Phonation) geschieht primär im Kehlkopf, der das obere Ende der Luftröhre bildet. Besonders wichtig ist hierbei die Tätigkeit der Stimmlippen (Stimmbänder), die ähnlich wie unsere Mundlippen agieren. Zwischen den Stimmlippen befindet sich eine Öffnung, die Stimmritze (Glottis). Bei der Stimmgebung läuft ein komplizierter dreidimensionaler Schwingungsvorgang ab, bei dem sich die Stimmlippen öffnen und schließen, wodurch die Luft gestaut wird oder entweicht. Mit Hilfe der vorhandenen Resonanzräume (Mund- und Nasenraum) wird der dabei entstehende Primärton modifiziert. Auf „M“ und „N“ summen, um die Stimmerzeugung und die Resonanzräume zu spüren. Grafik: Kehlkopf mit Stimmritze (Glottis) Grafik: Zusammenhang zwischen Lunge, Kehlkopf und Mundhöhle

Entspannungs- und Lockerungsübungen 4 Der Kehlkopf bewegt sich beim Sprechen im Hals auf und ab. Spannungen im Halsbereich bewirken, dass der Kehlkopf permanent zu hoch gehalten wird. Da der Kehlkopf reflektorisch mit dem Zwerchfell verbunden ist, kann durch eine schnelle Bauchbewegung, bei der plötzlich Luft ausströmt, der Kehlkopf nach unten bewegt werden. Es gibt zahlreiche Übungen zur Lockerung aller am Sprechen beteiligten Muskeln bzw. Körperteile, wie der Kiefermuskulatur, der Zunge, der Lippen, der Hals- und Schultermuskulatur und des gesamten Körpers. Nach 1: Wuff- Übung; Hühner verscheuchen: Gsch, gsch; Pff-pff-pfff- Übung Gähnübungen Lippen spitzen, ziehen Zunge kreisen, zur Nasenspitze, innen gegen die Wangen stoßen, Zähne einzeln mit der Zunge berühren, Kaubewegungen, Mähübungen Kopf drehen, Schultern kreisen, Ballmassage Übungsbeispiele mit Bildern

Die richtige Stimmhöhe 5 Die häufigste Ursache für Stimmprobleme ist zu hohes Sprechen, was durch stärkere Spannung der Stimmlippen verursacht wird. Die Gefahr besteht besonders beim lauten Sprechen, bei Nervosität und im Gespräch mit Kleinkindern. Jeder Mensch verfügt über einen bestimmten Tonhöhenbereich, in dem mit relativ wenig Kraftaufwand und gutem Klang gesprochen werden kann (Indifferenzlage). Dabei handelt es sich nicht um einen monotonen Ton, sondern um einen Bereich, der ca. eine Quart bis eine Quinte umfasst. Da man als Lehrer permanent lauter spricht als in einer gewöhnlichen Alltagssituation, besteht die Gefahr (vor allem bei Frauen), dass man ständig überhöht spricht und die Stimme außerordentlich strapaziert. Stimmübung: Beim Kauen eines wohlschmeckenden Essens kann ein bequemer Brummton erzeugt werden. Dieser Ton markiert meist die untere Grenze des idealen Sprechtonbereichs. Ziel ist es, sich während des Sprechens zur Indifferenzlage einzupendeln und dies auch bei größerer Lautstärke beizubehalten.

Stimmkräftigungsübung 6 Wer nicht in der Lage ist, die Lautstärke beim Sprechen zu verändern, erzeugt Monotonie. Fast nie wird zu große Lautstärke signalisiert, dabei ist nachgewiesen, dass hohe Lautstärkepegel die Aggressionen bei Sprechenden wie bei Zuhörenden steigern. Auch eine besonders abwechslungsreiche Stimmmelodie wirkt ansprechend und überzeugend. Stimmkräftigungsübungen dienen auch der Lockerung und beugen Stimmstörungen vor. Übungsbeispiele: Hier gibt esw zahlreich Übungen für die Schule: Summ Übungen – Bienen Geisterheulen Wichtig ist, dass Sie auf dem Weg nach oben oder unten möglichst alle Töne am „Wegesrand“ einmal streifen, also einbeziehen.

Resonanzräume Resonanz bedeutet, dass Schwingungen eines tönenden Körpers auf andere zum Mitschwingen geeignete Körper oder auf Luft in halbgeschlossenen „Räumen“ übertragen wird: das hat meist eine Verstärkung des Tones zur Folge. Die Räume können aber nur in Schwingung versetzt werden, wenn sie erstens geöffnet werden und zweitens locker genug sind, um schwingen zu können. An Resonanzräumen stehen uns zur Verfügung: Kopfresonanz mit „Kuppel“ (Hals- und Kopfbereich) und „Maske“ (Mund- und Nasenraum, Stirn- und Augenhöhlen) Brustresonanz Vokale sind die Träger der Sprache. Sie werden aus dem Rohstoff Ton geformt und sind wichtigster Bestandteil der Tragfähigkeit unsere Stimme. Vokale brauchen Raum zum Klingen

„Resonanz hat, wer Resonanz hat“. Der Begriff der Resonanz ist aber auch in zweifacher Weise zu verstehen: „Resonanz hat, wer Resonanz hat“. Derjenige wird positive Rückmeldung erhalten, der mit einer resonanzreichen Stimme spricht. Spezielle Laute machen die Resonanzräume erfahrbar: Über die Resonanzräume hinaus, können bei Vokalübungen durch gezielte Übungen ganzkörperliche Empfindungen von Kopf bis Fuß aktiviert werden. Lied: Drei Chinesen mit dem Kontrabass

Artikulation Eine deutliche Artikulation kann nicht nur die Stimme entlasten, sondern auch Ihrem Kommunikationspartner Sicherheit und Perönlichkeit signalisieren.Im Gegensatz dazu signalisiert eine undeutliche Sprache, dass Sie sich nicht trauen Ihre Meinung zu sagen. Durch ein klare Artikulation kann bei gleicher Verständlichkeit um einige Grade leiser gesprochen werden, als bei schlecht artikulierter Rede. Zunge, Lippen, Zähne und Unterkiefer werden Artikulationswerkzeuge genannt. Mithilfe ihrer Einwirkung, werden die Ton-Masse geformt, der Klangstrom unterteilt, der Atem gestaut und Zischlaute erzeugt. Eine übertriebene Artikulation kann aber auch zu Verspannungen im Kehlkopf führen, wodurch die Tragfähigkeit der Stimme verloren gehen kann. Hier bietet sich ein Vergleich mit dem Wasser für den Redefluss an. Wasser muss fließen. So auch der Atem und der Redefluss. Das Kronkorkensprechen gehört zu den bekanntesten Stimm- und Sprechübungen. Durch den größeren Zahnreihenabstand werden die Kiefergelenke etwas auseinandergezogen, sodass sie weniger starkem Druck ausgesetzt sind. Durch die Behinderung durch den Korken,führen Sie wesentlich genauere Artikulationsbewegungen aus, um weiterhin halbwegs verständlich zu sprechen. Vorsicht! Den Korken nur locker mit den ersten Millimetern zwischen den Vorderzähnen halten. Die Zähne dürfen keine Abdrücke hinterlassen! Gerade so fest, dass er nicht herunter fällt. Übungsbeispiel: Zungenbrecher Der Potsdamer Postkutscher putzt den Potsdamer Postkutschenkasten; den Potsdamer Postkutschenkasten putzt der Potsdamer Postkutscher. Bild: Korkensprechen

Quellenangaben Literatur 1 Die Ausführungender Folien 1-4 und 6 finden Sie bei Hammann S. 21-31 2 Wagner, S. 104 f. 3 ebd. 104 4 Hammann, S. 32 ff. 5 Wagner, S. 110 ff. 6 Folien 11-14 Hammann, S. 55 ff. Literatur Hammann, Claudia (2001): Übungsprogramm für eine gesunde Stimme, München: Ernst Reinhardt Verlag. Pabst-Weinschenk, Marita (2000): Die Sprechwerkstatt. Braunschweig: Westermann. Wagner, Roland (2006): Mündliche Kommunikation in der Schule, Paderborn: Schöningh, UTB.