Selbsthilfetag 2016 in der Alten Ölmühle Magdeburg
„…..Sag mir einen Grund, warum ich in die Gruppe gehen sollte!“ „Es gibt viele! Es reicht, wenn Du nur einen davon annehmen könntest!“
Selbsthilfe entwickelt eine innere Haltung stabilisiert gegen die eigenen Unsicherheiten klärt die selbst übernommenen gesellschaftlichen Vorurteile hilft zur inneren Struktur (Regelmäßigkeit, Rituale, Gruppentradition) übt heilende Rituale ein : aus „Ich kann nichts halten und bin wie ein Sieb“ wird die tägliche Gewissheit: „Mir geht es heute gut und ich bin dankbar für meine Trockenheit!“)
Selbsthilfe stiftet Beziehungen „Notgemeinschaft“ „künstliche“ Beziehungen als Tor zur gegenseitig achtenden zwischenmenschlichen Beziehung Andere als vollständige „andere“ Menschen zu erkennen und gelten lassen Andere in ihrem Anderssein achten und davon profitieren Jeder darf der werden, der er ist (Selbstfindung)
Selbsthilfe schützt vor sozialem Rückzug, Isolation und vor allem vor Einsamkeit Der verabredete Termin hilft gegen Antriebsschwäche Verbindlichkeit überwindet die Barrieren des inneren Widerstandes gegen Gruppen Mit anderen zusammen sein und Reaktion zu erhalten hilft, sich selber zu verstehen
Selbsthilfe schafft Distanz von der Not und erweitert den Horizont Andere kennen meine Not und haben sie überwunden oder haben gelernt, mit ihr zu leben Der Tunnelblick löst sich Neue Ideen und Gedanken helfen aus der Einbahnstraße des Grübelns Alternativen werden sichtbar
Selbsthilfe kann die Frage nach dem Lebenssinn auflösen Der Sinn steckt im Leben, lässt sich aber nur im anderen erfahren und nicht erklären Todeswünsche entstehen aus dem Verlust der Beziehung zu sich und anderen, Gruppe hält die Beziehung und bleibt dem Leben nah „Ich wollte immer den Sinn des Lebens verstehen, in der Gruppe habe ich ihn gespürt“
Selbsthilfe entfaltet das Gefühl von Zugehörigkeit Bedingungsloses Angenommen werden als Baby (Der Glanz in den Augen der Mutter“) schafft den Kern des Selbstwertgefühls Verstanden werden in der Gruppe erhält das Selbstwertgefühl oder baut es wieder auf Nichts ist schlimmer als nicht dazu zu gehören
Selbsthilfe bewirkt die Reifung von Mitleid zu Empathie Im Gespräch mit anderen kann die Bereitschaft wachsen, sich und andere als wertvoll zu erleben In der Gruppe entwickelt sich Toleranz gegenüber Fremdem und Neuem Solidarität macht aus einem viele! Der Umgang mit den Gruppenmitgliedern übt das Verstehen und Verstanden werden
Selbsthilfe lehrt, dass in gemeinsamem Leid die Hilfe zur Überwindung liegt Das Erfahrungswissen der anderen Teilnehmer überträgt sich Das tradierte Gruppenwissen gibt Halt im Zweifel Die Teilnehmer erfahren, dass nicht die Probleme „weggehen“, sondern dass sie besser bewältigt werden können Aus der dunklen Isolation kommen Impulse zum gemeinsamen Blick auf das Licht am Ende des Tunnels „Dein Elend ist auch mein Elend“ Das Leiden kann seine „Bedeutung“ finden
Selbsthilfe errichtet eine Kultur der Bewältigung aus gemeinsamer Erfahrung Rituale und Traditionen geben Sicherheit bei der Entwicklung und Erhaltung von Hoffnung Aus zynischem Rückzug wird kritischer Optimismus (Auflösung des Schwarz-Weiß-Denkens) Die Gruppen- und Gesprächskultur bringen „korrigierende emotionale Erfahrungen“ Die Gruppe ersetzt vorübergehend die fehlende Selbstwirksamkeit („Yes, I can!)
Selbsthilfe baut die Fähigkeit zur Teilhabe aus Unbekannte und neue Blickwinkel der anderen Betroffenen ändern allmählich das Sackgassendenken Neues Selbstbewusstsein lässt umdenken und Selbstverurteilung geringer werden Erfahrung anderer senkt die Widerstände gegen Veränderung Die Freude am Teilnehmen wächst im Inneren wieder
Selbsthilfe fördert innere und äußere Unabhängigkeit „Menschen sind nur relativ selbständig und nie völlig unabhängig“ - lernt man in der Gruppe Gemeinsam lassen sich Stärken aus den Ressourcen aktivieren und nutzbar machen Selbsthilfe öffnet die innere Einbahnstraße Das Kopfkino verliert sein „Alleinstellungsmerkmal“
Selbsthilfe ist eine Brücke zu „korrigierenden emotionalen Erfahrungen“ (F.Alexander 1946) Das zwischenmenschliche Miteinander und die Kultur der Gruppe öffnen verschlossene „Herzen“ Die geringen Bedingungen des Umgangs in der Selbsthilfe nehmen Ängste Die Akzeptanz des Einzelnen fördert das Gefühl der Zugehörigkeit (immer wieder wichtig!)
Selbsthilfe ist ein eigenständiger Baustein zur Bewältigung Selbsthilfe hat Möglichkeiten, die keine Therapie hat - Therapien haben Hilfsmittel, die die Selbsthilfe nicht hat Selbsthilfe vermittelt auch einen selbstsicheren Umgang mit Professionellen (z.B. mit Ärzten) „Die Ärzte wissen besser als wir, wie die Krankheit zu behandeln ist, wir wissen besser als sie, wie die Kranken als Menschen zu behandeln sind„ (Selbsthilfeslogan in den USA) Selbsthilfe
In der Selbsthilfe besteht ein „herrschaftsfreier Diskurs“ (Habermas 1972) Der Ordnungsrahmen sind die Gruppentraditionen Alle Mitglieder agieren auf Augenhöhe miteinander Es wird keine Macht ausgeübt Die Mitglieder handeln aus freiem Willen
Selbsthilfe kann ein Orientierung vermittelnder Raum werden Selbsthilfe kann zur Entwicklung einer haltenden Weltanschauung beitragen Der Wunsch nach einer geistlichen Dimension, die über die Alltagswirklichkeit hinausweist, kann sich in der Selbsthilfe Platz verschaffen Ein spirituell empfindender Mensch lebt in der Vorstellung der Verbundenheit mit einem nicht vollständig vorstellbaren Ganzen