Notfälle in der Psychiatrie. Suizidalität

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 Präsentation transkript:

Notfälle in der Psychiatrie. Suizidalität Prof. László Tringer

Der Psychiater als Mitglied des Aufnahmeteams 5-30% der körperlichen Krankheiten beginnen mit psychischen Symptomen Die rechtzeitige Diagnose der psychischen Krankheiten kann gefährliche Krankheitskarriere vorbeugen

Statistik des Rettungsdienstes (nichttraumatologische Fälle) 30% psychiatrischer Notfall 10% Angst, Panik Litavszky, 2002

Wachsender Anspruch für Notfallversorgung Veralterung der Bevölkerung Alkoholismus, Suchtkrankheiten Abbau der Krankenhausbetten Anspruch auf „low-threshold” Versorgung

Statistik der „Psychiatric emergecy units” in der USA Männer und Frauen 50-50% Suizidalitätsprobleme 20 % Gewaltsames Verhalten 10 % Weitere Krankenhausbehandlung notwendig 40%

Auswirkung der Gemeindenahen Dienste Zunahme der Inanspruchnahme der Notfalleinheiten Abnahme der Krankenhausaufnahmen Abnahme der Zwangseinweisungen (Rotterdam, 10-jährige Statistik) Wierdsma et al. J. of Epidemiology and Community Health. 61: 613. 2007.

Diagnostische Hierarchie der psychiatrischen Notfälle Biologisch bedingte Notfälle Abhängigkeiten Psychotische Krankheitsbilder Neurosen und Persönlichkeitsstörungen Psychische Krisensituationen

Erscheinungsformen der psychiatrischen Notfälle Verwirrtheit, Konfusionszustände Gehemmtheit Angst, agitierte Zustände Intoxikation Agressivität, Gewaltsamkeit Suizidgefahr

Ätiologische Gruppen der Notfälle Biologisch bestimmte Krankheitsbilder Notfälle in Verbindung mit Alkohol- und Drogenkonsum Endogene Krakheitsbilder Neurotische Zustände und Persönlichkeitsstörungen Psychosoziale Krisen Selbstschädigende Verhaltensweisen

Biologisch begründete Notfälle Bewusstseinsstörungen Delirien Organische Halluzinosen Amnestische Syndrome Andere organische Krankheiten mit psychiatrischen Syndromen Nebenwirkungen der Psychopharmaka

Notfälle in Verbindung mit Substanzen Intoxikationen Abusus (Missbrauch) Entzugssyndrome Abhängigkeiten Notfälle forensischer Natur

Notfälle in Neurosen und Persönlichkeitsstörungen Angstzustände Agressivität Der gewaltsame Patient Gemischte Zustände

Endogene Krankheitsbilder Schizophrenien Schizoaffektive Störungen Affektive Krakheitsbilder Kombinierte Zustände (z.B. mit Alkohol, Arzneimitteln)

Rasche Beruhigung Zeitgemässe Richtlinien Erste Wahl: Benzodiazepine Nötigenfalls: Haloperidol + Benzodiazepine McAllister-Williams et al. British J. of Psychiatry 180: 485. 2002.

Suizidalität Risikofaktoren Entscheidung über die Hospitalisation Zwangsmassnahmen Dokumentierung Andere selbstschädigende Verhaltensweisen

Einschätzung des Suizidrisikos Entscheidung zur Karankenhauseinweisung: Psychose Frühere Suizidversuche Ausgearbeitete Pläne zum Selbstmord Keine oder wenige Rolle spielen: Diagnose, Pharmakotherapie, behandelnde(r) Psychiater(in), Krankenkasse (an Hand von 257 Notfälle) Goldberg et al: Psychiatric Services 58: 561. 2007.

Die psychologisch/psychiatrische Krise Störung des Vegetativums des Verhaltens des Denkens Die Auslösende Situation kann mit den zur Verfügung stehenden Mitteln weder gelöst noch vermieden werden

Zeitliche Dynamik der Krisensituationen Die Inanspruchnahme ist häufiger an Wochenenden abends und während der Nacht Spitzenzeit der Notrufe: zwischen 12-20 Uhr

Hauptgruppen der Krisenzustände Mit depressiver Verstimmung Mit gemischter Symptomatik von Angst und Depression Mit auffallender Störung des Verhaltens Mit gemischter Störung des Verhaltens und des Gefühlslebens

Die zwei Grundprinzipien der Krisenversorgung Solidarität: die Bedürftigten bekommen die zur Lebensführung notwendige, grundlegende Unterstützung Subsidiarität: Die Solidaritätshilfe greift nur in dem Falle und soweit ein, insofern sich die eigenen Kraftquellen des Individuums nicht mehr als ausreichend erweisen