Geldsystem in der Krise. Vollgeld als Antwort

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 Präsentation transkript:

Geldsystem in der Krise. Vollgeld als Antwort Uni Mannheim, Fachschaft VWL 5 April 2017 Prof Dr Joseph Huber Em Lehrstuhl für Wirtschafts- und Umweltsoziologie Martin Luther Universität Halle Wittenberg

1. Das heutige Geldsystem 2. Überschießende Giralgeldschöpfung und damit einhergehende Probleme 3. Geldsystemische Schlussfolgerungen 4. Vollgeld

1. Das heutige Geldsystem - zweistufiges Bankensystem aus drei Akteursgruppen - mit einem zwei- bzw dreifach gesplitteten Geldkreislauf - ein Giralgeldregime auf einer fraktionalen Basis von Bargeld und Reserven

Zweistufiges Bankensystem Bargeld (Banknoten + Münzen) Sichtguthaben-Erzeugung durch sowie Reserven wiederholtes Verleihen von Zentralbankgeld Zentral- bank Banken Kunden - private Haushalte - Firmen - öffentl Haushalte Kreditmultiplikator durch wiederholtes Kreditieren des Giralgelds (der Sichtguthaben) Das würde so aber nur stimmen in einer hypothetischen reinen Bargeldwirtschaft. Bzgl des Giralgelds (Buchgeld) ist es irreführend.

Zweistufiges Bankensystem, zweigeteilter Geldkreislauf I. Publikumskreislauf (Nichtbanken) mit Giralgeld II. Interbanken-Kreislauf mit Reserven Zentral- bank Banken Kunden - private Haushalte - Firmen - öffentl Haushalte Giralgeld = Guthaben auf Girokonto, jederzeit verfügbar, bargeldloser Zahlungs- verkehr = Bankengeld Reserven = Guthaben der Banken bei der Zentralbank = Zentralbankgeld. Beide entstehen durch Kreditierung jeweiliger Konten = unbares Kreditgeld. Bargeld nur noch Auswechsel- und Wiedereinwechselmenge.

Giralgeldschöpfung erfolgt pro-aktiv I. Publikums-Kreislauf mit Giralgeld unter Nichtbanken II. Interbanken-Kreislauf mit Reserven Zentral- Bank Banken Kunden - private Haushalte - Firmen - öffentl Haushalte Die Initiative zur Geldschöpfung liegt bei den Banken. Die Zentral-banken re-finanzieren die Banken zum Bruchteil immer, re-aktiv, im nachhinein oder zeitgleich. Durch ihre primäre Kreditausstellung = Giralgeldschöpfung bestimmen die Banken den gesamten Geld-bestand einschließlich der re-aktiven Bereitstellung von Reserven und Bargeld durch die Zentralbank.

•. erfolgt mit dem Eintrag eines Guthabens auf ein Kundenkonto • erfolgt mit dem Eintrag eines Guthabens auf ein Kundenkonto bei der eigenen Bank oder per Anweisung an eine fremde Bank • egal wofür a. Überziehungskredit, Darlehen an Kunden b. Wertpapierkauf, Immobilienkauf, Ausrüstungsk. durch eine Bank c. Bezahlung von Angestellten, Boni, Dienstleistungen, Material. • Die o.g. Fälle werden unterschiedlich verbucht, - a.und b. bedeuten eine Bilanzerweiterung 'aus dem Nichts', - c. wird über die G&V gegen das Eigenkapital gebucht. Das Ergebnis bzgl der Erzeugung und Löschung von Giralgeld bleibt sich dabei gleich. Giralgeldschöpfung Durch Zahlungen einer Bank an Nichtbanken entsteht Giralgeld, durch Zahlungen von Nichtbanken an Banken vergeht Giralgeld.

Giralgeldschöpfung erfolgt uno actu mit Kreditvergabe und Vermögenskäufen per buchhalterischem Guthabeneintrag in Kunden-Girokonto Bilanz Bank Kunde Aktiva Passiva Soll Haben 100.000 100.000 - 100.000 + 100.000 Forderung an Verbindlichkeit verzinsliche verfügbares Kunden gegenüber Schuld gegen- Giro-Guthaben Kunde über Bank aus Kredit Banken erzeugen Kredit (Gutschrift auf Girokonto = Giralgeld) wann immer sie - Darlehen vergeben oder Überziehungskredit zulassen - Wertpapiere (Staatsanleihen, Aktien, …) oder Sachwerte kaufen (insb. Immob.) Buchungssatz : Kreditkonto/Schuldverschreibungen-Konto/Sachwerte-Konto an betr. Girokonto (Kunden-KK)

Interbanken-Kreislauf über Zentralbank-Konten der Banken Bargeldloser Zahlungsverkehr in und zwischen Banken Zentralbankgeld (Reserven) Giralgeld (Einlagen,Deposit) Interbanken-Kreislauf über Zentralbank-Konten der Banken Bank Y Bank X Kunde A Kunde B Kunde P Kunde Q

 2,5 – 3% der Giralgeldbestände Wie ist das möglich? Extreme Fraktionalität der Reservenbasis Die Kunden zahlen durch Übertragung von Giroguthaben. Die Banken zahlen durch Übertragung von Reserven. Um 100 Währungseinheiten Giralgeld auf einem Konto gutzu- schreiben und in Umlauf zu halten, benötigen Banken im sektoralen Durchschnitt nur einen Bruchteil davon (eine Fraktion) in Zentral- bankgeld, bestehend aus  1,4% Bargeld  0,1 – 0,6% Überschussreserve (bargeldlose Zahlungsreserve)  1,0% brach liegende Mindestreserve (auf alle Einlagen, nicht nur jederzeit fällige Sichteinlagen auf Girokonten)  2,5 – 3% der Giralgeldbestände Wie ist das möglich?

Kooperative Giralgeldschöpfung im sektoralen Verbund Abflüsse = Zuflüsse Reservenabflüsse sind Reservenzuflüsse. Ausgehende Zahlungen einer Bank sind eingehende Zahlungen bei anderen Banken, und umgekehrt. Ungleichzeitigkeit und Partialität Es werden nicht alle Giroguthaben gleichzeitig für Zahlungen bewegt, jeweils nur ein Teil. Abflüsse im System sind Zuflüsse ins System. Aus- gehende und eingehende Zahlungen gleichen einander weitgehend aus. Nicht-Separierung von Kundengeldern Kundenzahlungen und Eigenzahlungen der Banken laufen über dasselbe Zentralbankkonto. Gleichschritt der Bilanzenerweiterung Trendkonforme Ausweitung von Kredit, bei gegenseitiger Anerkennung der Giralgeldverbindlichkeiten. Sollten einer Bank dennoch Reserven fehlen, werden diese im Zentralbank- zahlungssystem (TARGET2) als Überziehungskredit bereit gestellt.

Streuung, Partialität, Nicht-Separierung und Gleichschritt ermöglichen große Zahlungsvolumen auf einer kleinen Reservenbasis Zahl- Bestand Zahl- Bestand betrag Reserven betrag Reserven 10 5 -10 0 10 15 5 5 -5 10 -10 -5 10 20 15 10 -15 5 -5 5 5 10 20 25 -20 -10 -10 15 10 0 -10 5 10 10  = 5 Zahlungen -45 -40 Ges.Umsatz 85 Reserven ∑ 15

Immer weniger und größere Banken … ... immer mehr Kunden je Bank … immer mehr bargeldlos … immer schnellere Zahlungen Immer weniger und größere Banken vollziehen immer Zahlungen bargeldlos in immer schnelleren Interbanken-Zahlungssystemen Quellen: Roisin McCord, Edward S. Prescott, Tim Sablik, Explaining the Decline in the Number of US Banks, Federal Reserve Bank of Richmond, Economic Brief March 2015, 1–5. ECB Press Release 21 Jan 2014, Decline in the number of MFI continued. – ILSR Banking Blog https://ilsr.org/vanishing- community-banks-national-crisis/

Bankengeld (Giralgeld) Schweiz M1 1905 – 2014 Zentralbankgeld (Bargeld) 2014 11% Bargeld 89% Giralgeld Bankengeld (Giralgeld) Daten: Schweizer Nationalbank, Historische Zeitreihen, Nr.1, Feb 2007, 1.3, 2.3 - Monatshefte, Tab. B2

Unser Geldsystem ist ein privates Giralgeldregime … I. Publikums-Kreislauf mit Giralgeld unter Nichtbanken II. Interbanken-Kreislauf mit Reserven Zentral- bank Banken Kunden - private Haushalte - Firmen - öffentl Haushalte … von den öffentlichen Zentralbanken gestützt und ggf von der Regierung gewährleistet, im Normalbetrieb und erst recht in Krisenzeiten durch massive Stützungskredite und Quantitative Easing = Monetisierung von Staats-, Banken- und Konzern- schulden.

2. Überschießende Giralgeldschöpfung und damit einhergehende Probleme

Die monetäre Wurzel vieler Banken- und Finanzprobleme: Schweiz 1992 – 2008 M1 121 % BIP nominal 37 % Deutschland 1992 – 2008 M1 189 % [ 73% des Zuwachses ] GDP nominal (inkl. Inflation) 51 % [ 15% des Zuwachses ] GDP real (ohne Inflation) 23 % [ 12% des Zuwachses ] Die monetäre Wurzel vieler Banken- und Finanzprobleme: BIP-überproportionale Geldmengenausweitung Quellen: www.bundesbank.de/statistik/zeitreihen; Deutsche Bundesbank, Monatsberichte, Tab. II.2, XI.1+7; Schweizerische Nationalbank, Monatsberichte, Tab. B2, P1

Überproportionales Geldmengenwachstum geht weiterhin Überproportionales Geldmengenwachstum geht weiterhin mit Inflation einher William G. Dewald 1998: Historical U.S. Money Growth, Inflation, and Inflation Credibility, Federal Reserve Bank of St. Louis Review 80:6. Nov/Dec 1998, 13–23. Bank of Canada - www.bankofcanada.ca/publications/books-and-monographs/why-monetary-policy-matters/1-economy/

M1/BIP Europäische Währungsunion 1995 – 2010 Die monetäre Wurzel vieler Banken- und Finanzprobleme: BIP-überproportionale Geldmengenausweitung M1/BIP Europäische Währungsunion 1995 – 2010 Daten: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/national_accounts/data/database

Die monetäre Wurzel vieler Banken- und Finanzprobleme: Britain 1980 – 2008 M4 (broad money) 1'744 % [ 77% des Zuwachses ] BIP nominal (inkl Inflation) 392 % [ 16% des Zuwachses ] BIP real (ohne Inflation) 121 % [ 7% des Zuwachses ] USA 1980 – 2008 M2 (broad money) 413 % [ 7% des Zuwachses ] BIP nominal (inkl Inflation) 386 % [ 62% des Zuwachses ] BIP real (ohne Inflation) 129 % [ 31% des Zuwachses ] Die monetäre Wurzel vieler Banken- und Finanzprobleme: BIP-überproportionale Geldmengenausweitung Sources: FRED Economic Data St. Louis Federal Reserve, https://research.stlouisfed.org/fred2/ series/M2, /GDP, /GDPCA. - Bank of England, Quarterly amounts outstanding of M4, of M1 (UK estimate of EMU aggregate), http://www.bankofengland.co.uk/boeapps/iadb. - Office for National Statistics, http://www.ons.gov.uk/ons/datasets-and-tables/index.html; Quarterly National Accounts, Time Series Data

Geldmarktfonds-Anteile Ein neues Geldsurrogat: Geldmarktfonds-Anteile benutzt als Depositen-artiges Zahlungsmittel in Finanztransaktionen Sources: Baba/McCauley/Ramaswamy 2009 68, Hilton 2004 180, Mai 2015.

Geldmarktfonds-Anteile (in $) USA 1980 – 2008 MMF-shares  90 Mrd  3.800 Mrd + 4.222% GDP nominal + 37 % EU 1998 – 2008 MMF-shares  8 Mrd  1.300 Mrd + 16.250% GDP nominal + 51 % Ein neues Geldsurrogat: Geldmarktfonds-Anteile benutzt als Depositen-artiges Zahlungsmittel in Finanztransaktionen Quellen: Baba/McCauley/Ramaswamy 2009 68, Hilton 2004 180, Mai 2015.

Überschieß Koeffizient BIP-überproportionales Wachstum der Geldmenge: Die monetäre Wurzel von Inflation, Asset Inflation, Banken- und Finanzkrisen billion units nominales BIP 2008 1/12 = M1 anzu-nehmen M1 tatsächlich Überschieß Koeffizient Britain £ 1'550 £ 127 £ 1'029 8.10 Eurozone € 9'259 € 772 € 3'974 5.15 Germany € 2'496 € 208 € 1'028 4.94 Suisse SFr 597 SFr 60 SFr 273 4.57 USA $ 14'369 $ 1'193 $ 1'616 1.35 Quellen: Bank of England, Quarterly amounts outstanding of M4, of M1 (UK estimate of EMU aggregate) www.bankof-england.co.uk/boeapps/iadb. - Office for National Statistics, http://www.ons.gov.uk/ons/datasets-and-tables/index.html; Quarterly National Accounts, Time Series Data. - European Central Bank, Monthly Bulletin, Tables 2.3, 2.4, 5.2.1. - Bundesbank, Monatsberichte, Tables II.1, XI.1. - Banque Nationale Suisse, Bulletin mensuel, Tab. B2, P1. – www.federal-reserve.gov/Releases/H6/hist/h6hist1.txt. - FRED Economic Data St. Louis Federal Reserve, https://research.stlouisfed. org/fred2/, series/ M1, series/GDP.

- Finanzierung von Immobilienerwerb und Hypotheken Kanäle der überschießenden Giralgeld-Erzeugung der Banken Es gibt im wesentlichen drei Kanäle, durch welche die Ausweitung der Geldmenge durch Giralgeldschöpfung zu Inflation, Asset Inflation, und einer Aufblähung der Finanzaktiva und Schulden beiträgt: - Finanzierung von Immobilienerwerb und Hypotheken - Aufhebelung von Finanzmarktanlagen per Giralgeldkredit von Banken (leverage) in Aktien, Immobilien, Derivaten, Devisen, Private Equity - Finanzierung der Schuldenaufnahme des Staates durch Staatsanleihen und andere Schuldverschreibungen.

The Great Immoderation  1980–2008 Factors contributing to banking and financial crises setzte ein nach dem endgültigen Fallenlassen des Bretton Woods Nachkriegs-Währungssystems, mit der neuerlichen Globalisierung einschließlich der internationalen Deregulierung der Devisen- und Finanzmärkte, dem chronischen doppelten Defizit der USA, der exzessiven Staatsverschuldung, und der Immobilien- und Aktienblasen auf wandernden Hot Spots rund um den Globus.  endgültige Dominanz des Banken-Giralgeldes über das Zentralbankgeld  BIP-überproportionales Wachstum der Geldmengen  BIP-überproportionales Wachstum des Investmentbanking und der allg Finanzialisierung, sichtbar in den exzessiven Volumina der Finanzaktiva und Schulden  zunehmende Ungleichheit der Einkommens- und Vermögensverteilung.

Völlige Dominanz des Giralgeldes, Verdrängung des Zentralbankgeldes Schweiz M1 1905 – 2014 Zentralbankgeld (Bargeld) 2014 11% Bargeld 89% Giralgeld Bankengeld (Giralgeld) Daten: Schweizer Nationalbank, Historische Zeitreihen, Nr.1, Feb 2007, 1.3, 2.3 - Monatshefte, Tab. B2

Geldschöpfung außer Kontrolle, Geldschöpfung außer Kontrolle, Wachstum der Geldmenge überproportional zum BIP M1/BIP Deutschland 1950 – 2010 Data: http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_wirtschaftsdaten_tabellen.php#wirtschaftsentwicklung

BIP-überproportionales Wachstum des Investmentbanking und der allg BIP-überproportionales Wachstum des Investmentbanking und der allg. Finanzialisierung, Asset inflation, Finanzaktiva- und Schuldenblasen Fundstellen: The Economist Jan 7th 2017,55; Frankfurter Allgemeine Zeitung 26 Jan 2017,23

Asset Inflation – Blasenbildung bei Finanzaktiva FAZ 10.5.11, 9 Quellen: Trader's Narrative, November 7th, 2009. The Economist, March 22, 2008. Andere Abgrenzungen erbringen ein niedrigeres Niveau, aber gleiche Proportionen, z.B. bei Ashok Vir Bhatia 2011: Consolidated Regulation and Supervision in the United States, IMF Working Paper, No.23, 2011, p.8. The Economist

Öffentliche Gesamtschulden in Industrieländern Japan 1950-2009 (Bln Yen) USA 1940-2010 (Bln US-Dollar)

Staatsschulden = Anleihevermögen Wer sind die Nutznießer, solange die Staaten zahlungsfähig sind? Banken  50 % Fonds und Versicherungen  40 % Private Haushalte  10 % Staatsschulden = Anleihevermögen Staatsschuldenkrise = Platzen einer weiteren Überinvestmentblase (credit bubble), der Megablase öffentlicher Schuldverschreibungen Quellen: ECB, Monthly Bulletins, Table 6.2.1 – Bruegel, Sovereign Bond Holdings 2013 -

Schulden-Superzyklus Found: The Economist, 16 May 2015, 20

Verschiebung der Einkommensverteilung zugunsten von Finanzeinkünften zulasten von Arbeitseinkommen Alle Ausgaben (für Gehälter, Betrieb, Kapitaldienst und Steuern) müssen aus den laufenden Erträgen gespeist werden – oder aus zusätzlichen Krediten (neuen Schulden). Finanzaktiva die überproportional zum BIP wachsen, führen zu einer steigenden Quote der Finanzeinkommen (Kapitalquote) und damit einer sinkenden Quote der Arbeitseinkommen (bzw Lohnquote).

Wachsender Anteil der Finanz-einkommen … … auf Kosten des Anteils der Arbeitseinkom-men

Zunehmende Ungleichheit der Einkommens-verteilung Found: The Economist, 6 June 2015, 7. Based on Atkinson, Inequality, 2015, pp.17.

3. Geldsystemische Schlussfolgerungen

Die Probleme und Fehlfunktionen des heutigen Giralgeldregimes • Die Giralgeldschöpfung befindet sich außer Kontrolle, verläuft prozyklisch überschießend, und verursacht dadurch - Inflation, ggf Währungsabwertung, und Asset Inflation - extreme Konjunktur- und Finanzmarktzyklen, die sich immer wieder in Banken- und Finanzkrisen entladen • Giralgeld in solchen Krisen unsicheres und instabiles Geld • Das BIP-disproportionale Wachstum von Geldmengen, Finanzver- mögen und Schulden befördert die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung • Ordnungspolitisch ist das Giralgeldmonopol des Bankensektors ein illegitimes, quasi neofeudales Privileg: - spezielle Geldschöpfungsgewinne in Form vermiedener Refinanzie- rungskosten (2,5% fraktionale Reserve statt 100% Finanzierung von Darlehen und Vermögensankäufen) - hohe Summen an entgangener Seigniorage für den Staatshaushalt - implizite staatliche Bestandsgarantie für systemisch relevante Großbanken und den gesamten Bankensektor in einer Krise.

Der verkannte Faktor der Finanzkrisen – das Geldsystem Das bestehende Giralgeldregime ist störanfällig und krisengeplagt. Krisen von 1970 bis 2007 weltweit 145 sektorale Bankenkrisen 208 Währungszusammenbrüche 72 Staatsschuldenkrisen ______________________________________________ 425 systemische Finanzkrisen Quellen: Laeven/Valencia 2008. Reinhart/Rogoff 2009, Lietaer et al 2012 49–52.

Der verkannte Faktor der Finanzkrisen – das Geldsystem Für die Finanzkrise wurden viele Gründe verantwortlich gemacht: • Verhaltensfaktoren/moral hazard (Gier, falsche Anreize, Risiko- Indifferenz wg too big to fail) • Risiko-verschleiernde Bilanzierung, teils irreführende Ratings • unzureichende Kapitalpolster und Liquidität (Basel Regeln) • Deregulierung der Finanzmärkte und Finanzprodukte • fehlende Firewalls (Abschirmungen) zwischen Eigen- und Kunden- geschäft; oder zwischen Geldservice, Kreditgeschäft und Investment- banking. Jedoch wurde ein Faktor von grundlegender Bedeutung – gleichsam der Ur-Grund für alle diese Gründe – bislang verkannt , nämlich die Geldordnung, insbesondere die Giralgeldschöpfung der Banken.

Der verkannte Faktor der Finanzkrisen – das Geldsystem Die bank- und finanzwirtschaftlichen Ursachen von Krisen besitzen eine gemeinsame monetäre Ursache: exzessive Primärkredit- und Schuldenerzeugung, also Giralgeldschöpfung, im Bankensektor. Eine nachhaltige Stabilisierung des Bankensektors und der Finanz- wirtschaft wird trotz aller Maßnahmen nicht gelingen, solange es nicht eine wirksame Kontrolle der Geldschöpfung gibt. Um die Finanzwirtschaft in Ordnung zu bringen, muss man zuerst das Geldsystem in Ordnung bringen – durch einen Übergang von Giralgeld zu Vollgeld.

In einer monetarisierten und finanzialisierten Ökonomie gilt: Geld bestimmt die Finanzen, die Finanzen bestimmen die Wirtschaft Realwirtschaft  Steuerungs-Hierarchie  Finanz- wirtschaft Geld- system  Hierarchie von Restriktionen 

Unbegrenzt Geld, ungebremste Märkte Warum versagen die Geld- und Kapitalmärkte immer wieder, anstatt, wie die Banking-Lehre es behauptet, ein selbstbegrenzendes Gleichgewicht zu finden? Grund: Banken und FI haben ein starkes Eigeninteresse daran, Kredit und damit Giralgeld, Finanzaktiva und Schulden auszuweiten. Das ist schließlich ihr Geschäft. Wer die Befugnis oder Macht dazu hat, dem scheint es 'rational', auch gegen besseres Wissen überschießend viel Geld zu erzeugen (durch Finanzierung von Krediten, Wertpapieren, insb. Staatsschulden, Immo- bilien u.a.), weil sie die Vorteile für sich hier und jetzt sofort realisieren, in der Erwartung, dass die Nachteile (Inflation, Blasen, Krisen) zu einem späteren Zeitpunkt alle treffen – und der Staat die Banken retten muss. Der Nobel Preis 2013 wurde sowohl Eugene Fama verliehen (für die Theorie effizienter Finanzmärkte) als auch Robert Shiller (systemdyna- mische Theorie überschießender Finanzmärkte, ähnlich Minsky's Theorie instabiler Finanzmärkte).

Unbegrenzt Geld, ungebremste Märkte Warum bremst die Zentralbank nicht das Geldmengenwachstum?  Geldmengenpolitik ist im bestehen System unmöglich, denn Initiative zur Giralgeld- schöpfung liegt bei den Banken. Die Zentralbanken re-finanzieren fraktional im Nachgang immer die Fakten, welche die Banken zuvor geschaffen haben. Würden sie es nicht tun, geriete der Zahlungsverkehr und damit die Wirtschaft ins Stocken.

Unbegrenzt Geld, ungebremste Märkte Warum bremst die Zentralbank nicht das Geldmengenwachstum?  Zinspolitik ist nur wenig wirksam, denn • Banken-Nachfrage nach Reserven ist kurzfristig nicht zins-elastisch. • Refinanzierungs-Kosten von nur 2,5% (EWU) auf 100% der Umsätze bzw Geldbestände können nur einen minimalen Einfluss haben. • Auch und gerade hohe Zinsen halten Banken nicht davon ab, ihre Bilanzen zu erweitern. Zinsmarge dann eher höher als geringer. • Das Zinsniveau hängt nicht von Zentralbank- und Interbanken-Zinsen ab, sondern von den Finanzmärkten (Assetmärkten, Vermögensm.) Die Zentralbankzinsen folgen dem Zinstrend viel mehr als dass sie ihn bestimmen. • Für die Inflationsrate gilt dies umso mehr. Die Zentralbanken reagieren darauf, mit prozyklischen Anpassungen ihrer eigenen Zinsen; ohne erkennbare Wirkung.

Heutiger Bereich wirksamer Zinspolitik der Zentralbanken Der reguläre Spielraum einer wirksamen Zinspolitik der Zentralbanken ist eher begrenzt, oder orientierend statt operativ. Begrenzt: 1. Die ZBk-Zinsen beeinflussen stark die Interbank-Geldmarktzinsen, letztere auch durch Wertpapier-Offenmarktkäufe von Banken oder Verkäufe an sie 2. Preisadministrierung durch Banken, indem sie manche Kreditzinsen (Überziehung, Hypotheken) an vorangegangene Geldmarktzinsen binden – was mit Preisbildung durch Angebot und Nachfrage nichts zu tun hat, sondern ein Stück korporativ-bürokratischer Planwirt- schaft darstellt. Orientierend statt operativ: 3. Forward guidance, d.h. die Zentralbank als bedeutender Marktteil- nehmer und Meinugsführer kommuniziert ihre Erwartungen bzgl der künftigen Entwicklung von Zinsen und anderen wichtigen Finanz- und Wirtschaftsfaktoren.

4. Vollgeld

Perspektive einer Geldreform heute Die Zentralbanken haben die Kontrolle über das Geld faktisch verloren bzw aufgegeben – und müssen sie zurückgewinnen … … in einem Übergangsprozess, der den säkularen Trend vom Zentralbank- geld (Reserven) zur Dominanz des Bankengelds (Giralgelds) wieder umkehrt … Eben das ist Gegenstand und Ziel einer Vollgeldreform.

Was ist Vollgeld? Vollgeld steht für vollgültiges gesetzliches Zahlungsmittel (juristisch auch 'unbeschränktes Zahlungsmittel'). Münzen (vom Finanzministerium) und Banknoten (von der Zentralbank) sind Vollgeld, ebenso Zentralbank-Reserven (Guthaben der Banken bei der Zentralbank); nicht jedoch Giralgeld (Sichtguthaben auf Girokonten; Eucken: Bankenkreditgeld). Dieses ist ein Vollgeld-Surrogat, ein privates Bankengeld im Unterschied zu staatlichem Zentralbankgeld. Eine Vollgeldreform ersetzt das Giralgeld durch Vollgeld. Es macht damit heute mit unbarem Geld (Buchgeld, E-Geld, digitales Geld) etwas gleiches was mit dem Papiergeld im 19. Jhd geschah: die bis dahin privaten Banknoten wurden ausgeschleust und ersetzt durch das Banknotenmonopol der Zentralbank, wie es heute existiert.

Was ist Vollgeld?  originäres Geld in eigenem Recht, keine abgeleitete Größe, die auf eine andere monetäre Basis verweist. Vollgeld ist also nicht 'voll gedecktes Geld' z.B. durch Gold- basis, oder durch eine 100%-Reserve (also kein 'Chicago Plan')  liquides Aktivum, positiv existierendes Geld, keine Forderung auf Geld, insb. keine übertragbare Banken-Verbindlichkeit bzw Kunden-Forderung  unbeschränktes gesetzliches Zahlungsmittel (Annahmegebot, nicht Verwendungsgebot).

Vollständige und schrittweise Vollgeldreform Der Übergang von Giralgeld zu Vollgeld kann erfolgen 1. durch sofortige vollständige Ausschleusung des Banken-Giralgelds zugunsten von Vollgeld der Zentralbank 2. durch schrittweise Einführung von Vollgeld a. in Form von digitalem Zentralbankgeld parallel zu Giralgeld b. durch Vollgeld-Konten im Publikumsverkehr als alternative Option zu Girokonten.

durch Wiederherstellung der staatlichen Geldhoheit, früher: durch Wiederherstellung der staatlichen Geldhoheit, früher: Geldregal/Münzregal (nicht Verstaatlichung der Banken). Das Geldregal ist ein Hoheitsrecht, d.h. eine staatliche Prärogative und eine Gewährleistungspflicht von Verfassungsrang, vergleich- bar den Monopolrechten der Gesetzgebung, Gebietsverwaltung, Rechtsprechung, Steuererhebung und Gewaltanwendung. Die Geldhoheit beinhaltet: 1. die Bestimmung der nationalen Währung als Preis- und Recheneinheit 2. die Ausgabe der gesetzlichen Zahlungsmittel in dieser Währung 3. die Realisierung des damit verbundenen Geldschöpfungs- gewinns (der Seigniorage) zugunsten der öffentlichen Kassen. Wiedergewinnung der staatlichen Geldhoheit

Sofortige vollständige Vollgeldreform  Ausdehnung des Bargeldmonopols der Zentralbank auf unbares Geld (Kontogeld und digitales Bargeld)  Beendigung der Giralgeldschöpfung der Banken (nicht ihres Kredit- und Investmentgeschäfts) Technisch  Ersetzung des zweigeteilten Geldkreislaufs durch einen Gesamtkreislauf des Geldes Sofortige vollständige Vollgeldreform

Heutiger zweigeteilter Geldkreislauf I. Publikumskreislauf (Nichtbanken) mit Giralgeld II. Interbanken-Kreislauf mit Reserven Zentral- bank Banken Kunden - private Haushalte - Firmen - öffentl Haushalte

Einheitlicher Gesamtkreislauf mit Vollgeld Staat Seigniorage Haushalte Zentral-bank Firmen u.a. real-ökonomische Institutionen Banken u andere Finanz-institute Kredit Alles Geld ist Vollgeld, herausgegeben von der Zentralbank, als Bargeld, Kontogeld, E-Geld und digitales Geld, ausschließlich als liquides Aktivum. Kein Giralgeld und keine Reserven mehr (Verbindlichkeiten). Banken nicht mehr monetäre Institute, ähnlicher anderen Finanzinstituten.

Einheitlicher Gesamtkreislauf mit Vollgeld In einem Vollgeldsystem mit einheitlichem Geldkreislauf sind die Begriffe Geldbasis/Basisgeld, Geldbestand, Geldmenge, Geldangebot weitgehend gleichbedeutend. Zwischen M0 und M1 kein Unterschied mehr. Die Vollgeldmenge M entspräche in etwa dem heutigen Bargeld plus den liquiden Giroguthaben (tgl fällig) (= M1) plus, voraussichtlich, von der Zentralbank herausgegebenem E-Geld und/oder Digitalgeld. Spar- und Termineinlagen und ähnliche Guthaben bei Banken (M2/M3) wären keine 'monären Aggregate', sondern eine kurz- fristige Kapitalanlage. Einheitlicher Gesamtkreislauf mit Vollgeld

Sofortige vollständige Vollgeldreform Über Nacht Umstellung von Reservebanking mit zweigeteiltem Kreislauf zu einem reinen Vollgeldsystem mit einheitlichem Geldkreislauf. 1. Vollständiges Geldmonopol (Geldregal) Die bestehenden Geldmonopole auf Münzen und Banknoten werden ausgedehnt auf Kontogeld und digitales Geld. Vollständige Verstaat- lichung der Geldes als gesetzlichem Zahlungsmittel, nicht jedoch der Banken und der Finanzwirtschaft. Novellierung des Art.128 AEUV und Art.16 EZB/ESZB-Statuten, die heute nur für Banknoten gelten. 2. Zentralbank als staatliche Währungsbehörde (Monetative) Die Verantwortung für die Währung, das Geld und die Seigniorage wird insg der Zentralbank als gewaltenteilig unabhängig gestellter Behörde übertragen, im Euroraum der EZB. 3. Trennung von monetärer und fiskalischer Verantwortung Monetäre Kompetenzen (Zentralbank) and fiskalische Zuständigkeit (Parlament, Regierung) sind geteilt, ebenso wie beide von weiter- gehenden Finanzwirtschaftsfunktionen (Banken und andere Finanzinstitutionen). 4. and 5. 

Sofortige vollständige Vollgeldreform 4. Kein Giralgeld mehr Bank können keine eigenen Zahlungsmittel mehr erzeugen, da Kundengelder nicht mehr Bestandteil der Bilanzbilanzen sind und getrennt von den Eigenmitteln einer Bank verwaltet werden. Direkter Geldtransfer zwischen Kundenkonten ohne monetäre Intermediation der Banken, auch wenn die Banken, als Zahlungs- diensteleister wie andere, Kundenkonten weiter verwalten können. 5. Ausschleusung des Giralgeldes in einem Prozess über etliche Jahre (abhängig von der Endfälligkeit ausstehender Kredite u.a. Forderungen); ähnlich wie beim Übergang von privaten Banknoten zu Zentralbanknoten im 19. Jhd: die privaten Banknoten wurden nach und nach ausgeschleust und ersetzt durch die staatsrechtlich monopolisierten Banknoten der Zentralbank. Heute handelt es sich darum, das Giralgeld der Banken zu ersetzen durch das unbare Vollgeld der Zentralbank

Vollgeld mit einheitlichem Kreislauf. Weitere Merkmale und Vorteile  Ein reines Vollgeldsystem ist einfach zu verstehen. Es funktioniert wie die meisten Menschen sich das Geldsystem heute vorstellen, ohne dass dem so ist.  Vollgeld auf einem Konto oder in einer digitalen 'Brieftasche' kann nicht verschwinden. Es ist sicheres Geld. In einer Bankenkrise ist das Zahlungssystem nicht länger in Gefahr. Von daher besteht kein Sach- zwang mehr, Banken in Schieflage zu retten.  Vollgeld ist in jeder Hinsicht nachhaltig: - ökonomisch als Stabilitätsanker - sozial ohne monetär induzierte Schlagseite der Einkommens- verteilung zugunsten der Finanzeinkünfte auf Kosten der Arbeitseinkommen - ökologisch ohne monetär bedingten Wachstumszwang.

Vollgeld ist ohne Geldsystem-induzierten Wachstumszwang Wenn Geld uno actu mit Kredit entsteht, verlangt bereits die Geldbasis Verzinsung und es entsteht Zinsseigniorage. Dies erzeugt entweder einen Wachstumszwang oder aber Umverteilung von Einkommen und Vermögen zugunsten der Giralgeld erzeugenden Banken. Demgegenüber, soweit Vollgeld als originäre Seigniorage ausgegeben wird und durch Ausgaben in Umlauf kommt, ist die Geldbasis zinsfrei und erzeugt keinen Zwang zu Wachstum oder Umverteilung. Vollgeld wird potenzialorientiert geschöpft, d.h. nach Maßgabe des erwarteten und laufend realisierten Wachstumspotenzials (Smith's Law). Je mehr die nationalen und globalen Wachstumsraten nach und nach zurückgehen, desto weniger neues Geld wird benötigt. Ein Vollgeldsystem kann sich dem problemlos anpassen – indem nach und nach weniger, schließlich überhaupt kein neues Geld mehr geschöpft wird, und dementsprechend auch keine Seigniorage mehr entsteht. Vollgeld ist ohne Geldsystem-induzierten Wachstumszwang

Ausklingendes Wachstum im Zuge des transsäkularen organischen Übergangs von traditionalen zu modernen Gesellschaften

Ausklingendes Wachstum im Zuge des transsäkularen organischen Übergangs von traditionalen zu modernen Gesellschaften

Vollgeld mit einheitlichem Kreislauf. Weitere Merkmale und Vorteile  Volle Kontrolle des Geldbestandes (Quotient M : BIP) als Grundvoraussetzung für stabiles Geld und Finanzstabilität  Output-orientierte Geldpolitik (früher Potenzial- bzw Kapazitäts- orientierte Geldpolitik), d.h. orientiert am tatsächlichen Wirtschafts- produkt (als erwartetes und tatsächliches BIP)  Inumlaufbringung von zusätzlichem Geld und fortlaufende An- passung der Geldmenge langfristig durch originäre Seigniorage (der größere Teil) kurzfristig durch Zentralbank-Kredit an Banken (der kleinere Teil)  Aufgrund der Output-proportionalen Kontrolle von M … keine Inflation/Deflation aus monetären Gründen … keine künstlich aufgehebelte Assetinflation und Blasenbildung. Verstetigter Fluss von Geld und Kapital. Moderaterer Verlauf von Konjunktur- und Finanzzyklen.

Vollgeld mit einheitlichem Kreislauf. Weitere Merkmale und Vorteile  Ungeschmälerte Seigniorage zugunsten des Staatshaushalts durch Staatsausgaben (originäre Seigniorage) oder durch Kredit an Banken und ggf andere Finanzinstitute (Zins-Seigniorage).  Laufende jährliche Seigniorage durch Geldmengenausweitung, in Höhe von etwa 1–4 % des öffentlichen Gesamthaushalts, je nach Staatsquote und Wachstum eines Landes.  Einmalige Übergangs-Seigniorage durch die Substitution von Giralgeld durch Vollgeld, über vorauss. fünf bis sieben Jahre verteilt. Würde in den meisten Ländern die Tilgung von bis zu 50–70% der Staatsschuld erlauben . . . . . . ohne das Heulen von Haircuts (Kapital- bzw Schuldenschnitte) und das Zähneklappern oktroierter Austerität (ein Land und seine Leute für den Schuldendienst kaputt sparen).

Geldmenge M1 in Deutschland in Mrd € Potenzial der erwartbaren Seigniorage ≈ in erster Annäherung als Zuwachs von M1 Jahr M1  M1  M1  3 J. 1996 484 53 33 2000 574 17 31 2005 869 88 64 2010 1.305 104 114 2011 1.383 78 121 2012 1.582 199 127 2013 1.675 93 123 2014 1.788 113 135 2015 2.008 220 142 Quelle: Deutsche Bundesbank, Monatsberichte, Tabelle II.2.

Laufende Seigniorage bei BIP-proportionalem Geldzuwachs Mrd SFr Mrd € M1 Seigniorage approx.  M bei  BIP 1-2-3 % öffentl. Gesamt-haushalt  M in % des öff. Gesamt-haushalts Euro 2012 2013 2014 2015 5.105 5.390 5.916 6.631 51–102–153 54–108–172 59–118–177 66–133–199 4.741 4.773 4.957 5.071 1,1 – 2,2 – 3,3 1,1 – 2,3 – 3,6 1,2 – 2,4 – 3,6 1,3 – 2,6 – 3,9 D'land 2012 1.582 1.675 1.788 2.008 16 – 32 – 47 17 – 34 – 50 18 – 36 – 54 20 – 40 – 60 1.194 1.223 1.294 1.334 1,3 – 2,7 – 3,9 1,4 – 2,8 – 4,1 1,4 – 2,8 – 4,2 1,5 – 3,0 – 4,5 Quellen: European Central Bank, Monthly Bulletin, Tables 2.3.1, 2.5.1, 5.2.1, 6.1.2 (www.ecb.int). Ab 2014/15 – ECB Economic Bulletin, Tables 5.1, 3.1 , 6.2 (www.ecb.europa.eu/pub/pdf/ecbu). - Deutsche Bundesbank, Monatsberichte, Tabellen II.1+2, IV.2, X.2 (www.bundesbank.de). Euro bis 2013 EU-17, ab 2014 EU-18

Einmalige Übergangs-Seigniorage EU-17, D Mrd € Mrd SFr A1 Publikum Giralgeld B Staats- schuld A/B 2009 EU17 D 3.744 1.014 7.120 1.767 53 % 57 % 2011 EU17 3.943 1.366 8.219 2.088 48 % 65 % 2013 EU17 4.480 1.448 8.892 2.147 50 % 67 % 2014 EU18 4.976 1.558 9.280 2.155 72 % 2015 EU18 5.567 1.766 9.452 2.153 59 % 82 % Quellen: Europäische Zentralbank, Monthly Bulletins, Tab. 2.3.2 (SightDepos), 2.5.1 (Interbk Deposits), 6.2.1 (Public Debt). - Deutsche Bundesbank, Monatsberichte, Tab. II.2+3 (Sichteinl), IV.3 (Interbk-Sichteinl), III.2 (Reserven EU+D), X.1 (Staatsschulden).

Vollgeldsystem Giralgeldregime Banken leihen oder investieren, indem sie existierendes Vollgeld (originär von der Zentralbank geschöpft) zuvor von Sparern und Kapitalsammlern aufnehmen. Die Zentralbank hat die direkte Kontrolle über die Geldschöpfung und damit den Geldbestand. Die Zinssätze ergeben sich am Markt. Die Entscheidung über die Erst- verwendung von Vollgeld liegt vor allem bei der Regierung bzw dem Parlament. Giralgeldregime Banken kreditieren das Girokonto eines Empfängers und erzeugen damit Giralgeld. Die Zentralbank re-finanziert stets und versucht, die Giralgeldschöpfung der Banken durch Leitzins-Politik zu beeinflussen. Die Banken entscheiden darüber, wieviel (Giral-)Geld wofür bzw für wen Geld geschöpft wird. Nach einer Vorlage von Positive Money, London

2a. Schrittweiser Übergang durch Einführung von digitalem Zentralbankgeld ( digitales Bargeld, kurz D-Geld) Zwei aktuelle Entwicklungen drohen heute die Stellung der Zentralbanken weiter zu schwächen, zusätzlich zur fortgesetzten Dominanz des Giralgelds:  Bestrebungen zur Abschaffung des Bargelds  Entstehung von privaten Digitalwährungen wie Bitcoin, Litecoin u.a. D-Geld beruht auf einer Variante der Blockchaintechnik, wobei die Zentralbank der einzige 'Miner' wäre, der nach eigener geldpolitischer Maßgabe D-Geld in die Blockchain einspeist. Hierbei muss der direkte Geldtransfer zwischen digitalen 'Brieftaschen' (statt herkömmlichen Bankkonten) noch sehr viel schneller und weniger energieintensiv werden als heute bei Bitcoin & Co. Gegenwärtig bereiten mehrere Zentralbanken D-Geld vor. D-Geld, als sicheres Zentralbankgeld in einer persönlichen digitalen 'Brieftasche', bietet sich an als moderne Entsprechung des traditionalen Bargelds, somit als starker Konkurrent zu Giralgeld ebenso wie digitalen Kryptowährungen .

2a. Schrittweiser Übergang durch Einführung von digitalem Zentralbankgeld ( digitales Bargeld, kurz D-Geld) D-Geld, Giralgeld und digitale Kryptowährungen würden als alternative Optionen bestehen, als parallele Zahlungsmittel. Der Markt, also die Geldnutzer, würden faktisch darüber entscheiden, welche Option zu welchem Grad Bestand hat. Nach einem Konzept von Barrdear/Kumhof (Bank von England) würde D-Geld durch Zentralbankkäufe von Staatsanleihen in Umlauf gebracht. Das D-Geld wäre zinstragend, wie auch frühe Banknoten es waren). Ein Umtausch von D-Geld in Giralgeld, bzw umgekehrt, wäre möglich, also auch die Übertragung von Guthaben zwischen Bankkonten und digitalen 'Brieftaschen'. Es bleibt vorläufig unklar, ob und wie weit das sichere Zentralbankgeld das wenig gesicherte Banken-Giralgeld verdrängen würde; oder ob eine neue Art von Gresham-Situation entstünde (das 'schlechtere' Bankengeld als bevorzugtes Zahlungsmittel, das 'bessere' Zentralbankgeld als aufbewahrtes liquides Geldvermögen).

2b. Gradueller Übergang durch Einführung von Vollgeld-Konten im Publikumsverkehr als alternative Option zu Girokonten … als konventionellere Alternative zu D-Geld, die denselben Zweck erfüllt. Prinzip: dem Publikum (den Nichtbanken) wird ermöglicht, Zentralbank- Kontogeld ('Reserven') zu benutzen. Bedeutet nicht unbedingt 'Zentralbankkonto für alle', eher, Zahlungs- diensteleister in die Lage zu versetzen, Kundenzahlungen in Zentralbank- geld ('Überschussreserven') statt in Giralgeld auszuführen  sei es durch Einführung von Vollgeldkonten als einer neuen Klasse von Konten zum Gebrauch im Publikumskreislauf  oder indem es Zahlungsdiensteleistern erlaubt wird, Kunden- Transaktionskonten als Sammelkonto bei der Zentralbank zu führen, zusätzlich und parallel zum Zentralbankkonto des betreffenden Zahlungsdiensteleisters. Kostet die Banken etwa gleich viel wie Bargeld, wodurch sich ihre Extragewinne durch vermiedene Refinanzierungskosten freilich verringern.

Palgrave Macmillan. Metropolis. London 2017, 206 p. 5. Aufl Palgrave Macmillan Metropolis London 2017, 206 p. 5. Aufl., Marburg 2016, 258 S.

internationalmoneyreform.org (ca. 30 initiatives) vollgeld.de monetative.de vollgeld-initiative.ch sovereignmoney.eu posititivemoney.org.uk monetary.org (USA)

Geldsystem in der Krise. Vollgeld als Antwort Uni Mannheim, Fachschaft VWL 5 April 2017 Prof Dr Joseph Huber Em Lehrstuhl für Wirtschafts- und Umweltsoziologie Martin Luther Universität Halle Wittenberg