Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer V Sprachwandel in der Vormoderne 19. April 2007.

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Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer V Sprachwandel in der Vormoderne 19. April 2007

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Mitte der 40er Jahre Otfrid ist magister und Leiter der Bibliothek in Weißenburg Hartmuat und Werinbert, St. Galler Brüder

König Ludwig der Deutsche Liutbert von Mainz, Erzbischof Salomo von Konstanz, Bischof Hartmuat und Werinbert, St. Galler Brüder

Lúdowig ther snéllo, thes wísduames fóllo, er óstarrichi ríhtit ál, so Fránkono kúning scal; Ubar Fránkono lant so gengit éllu sin giwalt, thaz ríhtit, so ih dir zéllu, thiu sin gewált ellu. Thémo si íamer héili joh sáida gimeéni, druhtin hóhe mo thaz gúat joh frewe mo émmizen thaz múat; Hóhe mo gimúato io allo zíti guato, er állo stunta fréwe sih! thes thígge io mánnogilih!

Ofrid von Weißenburg, >Evangelienbuch< (2. H. 9. Jh.)

„Der rohe Zustand dieser Sprache kennt einerseits keine Eleganz und Zucht und ist nicht daran gewöhnt, sich von den Regeln der Grammatik zügeln zu lassen, andererseits ist sogar ihre schriftliche Fixierung bei vielen Wörtern entweder wegen der Häufung von Buchstaben oder wegen deren nicht geläufigem Klang schwierig. Denn bisweilen verlangt diese rohe Sprache meines Erachtens drei u nebeneinander, wobei die beiden ersten in ihrem Lautwert Konsonanten sind, wie mir scheint, während an dritter Stelle der vokalische Laut erhalten bleibt; bisweilen aber verlangt sie Laute von Vokalen, die weder a noch i noch u entsprechen; ich konnte diese Schwierigkeit umgehen: in solchen Fällen schien es mir geraten ein griechisches y hinzuschreiben. Und auch gegen diesen Buchstaben sträubt sich unsere Sprache bisweilen, indem sie sich manchmal bei einem bestimmten Laut überhaupt nur schwer mit einem Schriftzeichen verbinden läßt. Abweichend vom Lateinischen gebraucht diese Sprache ziemlich oft k und z, die von den Grammatikern unter die überflüssigen Buchstaben gerechnet werden. Das z aber gebraucht man in dieser Sprache, wie ich glaube, für den gelegentlich vorkommenden Zischlaut der Zähne, das k hingegen für den Kehllaut.“ Aus dem lat. Approbationsschreiben Otfrids von Weißenburg (8. Jh.) in der Übersetzung von Fidel Rädle (in: Kritische Bewahrung. Beiträge zur deutschen Philologie. Festschrift für Werner Schröder, hg. v. E.-J. Schmidt, Berlin 1975, S 223.)

Ahd. Pater-Noster-Übersetzung Beginn der deutschsprachigen Schriftlichkeit im 8. Jahrhundert

Beginn ahd. Pater-Noster-Übersetzungen (Transkriptionen mit lat. Vulgata-Text zum Vergleich) (9.Jh.)

Beginn ahd. Pater-Noster-Übersetzungen (Transkriptionen mit lat. Vulgata-Text zum Vergleich) Medien-Verschiebung (/b/>/p/, /g/>/k/, /d/>/t/) ? (9.Jh.)

Was heißt ‚Mittelhochdeutsch‘ ?

ane die selben tugent (=Tugend der Hoffnung) kan nieman behalten (=gerettet) werden, und heizet ‚gedinge’ eteswa (=in manchen Gegenden), unde eteswa heizet es ‚hoffenunge’, eteswa heizet ez ‚zuoversiht’; es heizet in latine ‚spes’. Berthold von Regensburg

Unde swer die selben ahte tugende niht enhât, der gehoeret zuo dem nidern lande. Wan die wellent gote niht gehôrsam sîn, als der ungehôrsame engel, unde dâ von werdent sie verstôzen zuo dem ungehôrsamen tiuvel in daz niderlant des apgrundes der helle [...] Ir wizzet wol, daz die niderlender und die oberlender gar ungelîch sint an der sprâche und an den siten. Die von Oberlant, dort her von Zürich, die redent vil anders danne die von Niderlande, von Sahsen, die sint ungelîch an der sprâche. (Pfeiffer/Strobl, S. 250f.) Berthold von Regensburg

Mittelhochdeutsch Mittel- hochdeutsch hoch- deutsch

Mittel- hochdeutsch  zeitlicher Aspekt

750 Althochdeutsch

750 Althochdeutsch

750 Althochdeutsch Herkunft des Wortes „deutsch“ lat. theodiscus (< germ. *  eudiskaz) ahd. theot/ thiot/ dhiot ‚Volk‘ mhd. diutsch > nhd. „deutsch“

750 Althochdeutsch Mittelhochdeutsch Früh- neuhochdeutsch Ahd Mhd Frühnhd. ab 1650Nhd.

750 Althochdeutsch Mittelhochdeutsch Früh- neuhochdeutsch Verlust der vollen Endsilbenvokale (Endsilbenabschwächung)