Nach der Erstattungsfähigkeit von Pentaerythritol tetranitrate: Auswirkungen auf die symptomatische Therapie der Angina pectoris Thomas Grimmsmann & Jean-François.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Liebe Patientinnen und Patienten!
Advertisements

Akutes Nierenversagen vermeiden
15. PETN-Expertentreffen
Ergebnisse des Praktikums an der WWU
Mit Medikamenten individuell behandeln Prof. Dr. Johannes Kornhuber
Erfahrungen mit der stationären Behandlung pathologischer Glücksspieler nach Indikation Psychosomatik oder Sucht Dirk Strauch.
Zum Zusammenhang zwischen Sensation Seeking, Sportmotiven und sportlichen Freizeitaktivitäten Jörg Hagenah Einleitung Zuckerman (1979) definiert Sensation.
Hintergrund Die spezifische Immuntherapie stellt, abgesehen von der Allergenkarenz, den einzigen kausalen und präventiven Therapieansatz für die Behandlung.
MacroMed Inc. Sandy Utah, USA
Universitätsklinikum Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Fragestellung: Das Auftreten von Hirnmetastasen ist für die betroffene Patientin.
Antibiotika – Einnahme
SAPV – Ärztlich verordnet und gemeinsam gestaltet
Abu-Shamalah, Herms, Rhenius
Entwicklung eines Scores zur Frühdiagnose der
Medikamenten Recycling
16. September 2008 Professor Dr. Hartmut Morck Marburg /Eschborn
Abb. 3: Identifizierte potenzielle pharmako- kinetische Inter- aktionen. (Klinische Bewertung: potentiell problematisch.) Klinisch-pharmakologische Online-Visite.
LEBEN MIT DER KRANKHEIT DIABETES
hkk Gesundheitsreport | 2013
Ergebnisse der totalen Aponeurektomie bei 61 Patienten mit Morbus Dupuytren: eine retrospektive klinische Studie. Astrid Högemann 1; Ulrich Wolfhard 2;
MRT Diffusionstensor (DTI)- und BOLD-Bildgebung zur Beurteilung
Einfluss der NMDA-Antagonisten Ketamin und Memantin auf Symptome der zentralen Sensibilisierung Günter Mesaric Interdisziplinäre Schmerzambulanz LKH.
Kathrin Grummich1, Katrin Jensen2 Christoph M Seiler1 Markus K Diener1
TRENDS IN DER VERSORGUNG VON RÜCKENSCHMERZPATIENTEN 2006 BIS 2010
Herzinsuffizienz die auch Herzleistungsschwäche genannt wird
WIRBELSÄULENPROJEKT BG/BRG KIRCHENGASSE Hans P. Holzer*, Günter Polt°, Harald Wurm° *Institut f. Sportwissenschaft Karl-Franzens Universität Graz °BG/BRG.
zu Cinacalcet und CKD-MBD
HIV oder HIV-Therapie? Geschlechtsunterschiede in der Kausalattribution von Symptomen und Therapienebenwirkungen Kremer H. 1, Sonnenberg-Schwan U. 1, Arendt.
Einflussfaktoren auf die Adhärenz
Journal Club 9. Juni 2008 Dr. med. Hans Muster.
Klinische Anwendungen und Forschungsergebnisse der Hyaluronsäure
Wirkung, Wechsel- und Nebenwirkungen
Pilotprojekt PainDETECT 2008 in Österreich Teilnehmer: Patienten der Dres. Bitzan*, Breban*, Prof. Likar, Mittermayer*, Prenn* und Zahornitzky* * Universitätslehrgang.
Grundlagen der Homöopathie (aus der Sicht des Pharmakologen) Block 3, KV H. Porzig Pharmakologisches Institut.
Vasoaktive und antianginöse Substanzen
Absetzen - aber wie? Fachtagung „Gratwanderung Psychopharmaka“
state of the art - Hormonersatztherapie
Betriebsbelastung WA eines Linearbeschleunigers
Stand: Arzneimittelverordnung Formale Prüfung der Verordnung Patient
Plakatwerbung: Wie wichtig sind Farben wirklich? Andreas Fährmann, André Räthe, Mike Zschocher Institut für Allgemeine Psychologie Universität Leipzig.
Plakatwerbung: Wie wichtig sind Farben wirklich?
Internationale Gesundheitssystem im Vergleich
von Torben Sonntag, Bilal Khan, Florian Görgen und Maurice Noll
Arzt-Patienten-Beziehung
„6 Richtige“ der Kodierung - Endokrinologie
„6 Richtige“ der Kodierung - Kardiologen
Spinelinerbehandlung des oberen Zervikalsyndroms Eine Anwendungsbeobachtung Wolfgang Zahornitzky Universitätslehrgang Interdisziplinäre Schmerzmedizin.
„ 6 Richtige“ der Kodierung - Urologen
„6 Richtige“ der Kodierung
Behandlungsprinzipien
Schlachtung
Antibiotikaeinsatz
Medikamentöse Therapie der koronaren Herzkrankheit
European Patients’ Academy on Therapeutic Innovation Spezielle Bevölkerungsgruppen.
Behandlungs- und Schulungsprogramm für Patienten mit Hypertonie Vorstellung des Behandlungs- und Schulungsprogramms, Diskussion über Therapie und Praxisorganisation.
AOK Bayern - Die Gesundheitskasse AOK - Die Gesundheitskasse Ziele und Grenzen der Medizin zwischen Therapie und Wunscherfüllung Evangelische Akademie.
Zwischenbericht Stand: erstellt von: Dr. Gunter Blankenhorn, Gisela Hemberger, Hans Wipfler, Dr. Peter Pfeiffer, Heinrich Schäfer, Gustav Rumstadt,
P5.17 Folie 1/2 Biofilmprävention durch akustische Nanowellen: Ein neuer Aspekt bei katheterassoziierten Harnwegsinfektionen? Simon Zillich, Christian.
Herzlich Willkommen zu unseren MFA-Workshops!. Unser Workshop-Modul heute: Vergütung und Abrechnung in der HZV.
Geschlechterunterschiede bei unipolaren Depressionen: eine repräsentative Normalbevölkerungsstudie Lucht M 1, Schaub R 1, Meyer C 2, Hapke U 2, Rumpf HJ.
7. Landespräventionstag Mecklenburg-Vorpommern „Sicher und Aktiv im Alter“ Landeskriminalamt.
1 HZV Thema Arzneimittel in der HZV. 2 Überblick Versorgungssteuerung Die Elemente AOKBosch BKKBKK VAG BKK Verbund IKK classic Ersatz- kassen LKK Knapp.
K. Hager, M. Brecht, O. Krause, V. Grosse
UAM: Besteht ein Hyperglykämie Risiko bei nicht diabetischen Patienten unter Therapie mit Thiaziden und deren Analoga? Dimitrios Askitis, Johannes Roth,
Polypharmazie als Risiko für Delir und QT-Zeitverlängerung auf der Intensivstation K Endres, M Siegemund, P Wiedemeier, M Lutters Kantonsspital Baden.
Diabetes-Programm „Therapie Aktiv“ Befragung teilnehmender und nichtteilnehmender Ärzte 4. Quartal
Schwangerschaftsverlängerung und Schwangerschaftsdauer
Einführung Methode Ergebnisse Zusammenfassung
CAMPUS INNENSTADT MEDIZINISCHE KLINIK INNENSTADT INTENSIVSTATION
 Präsentation transkript:

Nach der Erstattungsfähigkeit von Pentaerythritol tetranitrate: Auswirkungen auf die symptomatische Therapie der Angina pectoris Thomas Grimmsmann & Jean-François Chenot MDK Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin & Institut für Community Medicine, Greifswald Hintergrund Langwirksame Nitrate können zur symptomatischen Behandlung der Angina pectoris eingesetzt werden [1]. Da diese nicht zur Mortalität und Morbidität der KHK beeinflussen, sollte eine Dauertherapie regelmäßig überprüft werden. Am häufigsten wurde in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) Pentaerythritol tetranitrate (PETN; Pentalong®) verordnet. PETN kann seit 2012 nicht mehr zu Lasten der Krankenversicherung verordnet nachdem wegen fehlender Studien zur Wirksamkeit die Nachzulassung durch das BfArM nicht mehr möglich war. Das Ende der Erstattungsfähigkeit stieß bei manchen Ärzten auf Unverständnis (Abbildung 1). Ziel der Studie war zu untersuchen, ob eine Therapie mit PETN mit anderen Wirkstoffen gleicher Indikation weitergeführt wurde. Methode / Datengrundlage Grundlage diese Beobachtungsstudie waren Arzneimittel-Verordnungsdaten verschiedener Krankenkassen (ca. 70 % aller gesetzlich Versicherten) von 2008 bis zum 2. Hj aus M-V mit Datum, PZN und pseudonymisierter Versicherten-ID. Über die PZN wurden der Wirkstoff anhand des ATC-Codes und die Anzahl der definierten Tagesdosen DDD ermittelt. Patienten mit Verordnungen im 2. Hj. 2011, aber nicht im 2. Hj 2012 wurden in 2 Gruppen geteilt: 1. Patienten, die nach Absetzen von PETN eine antianginöse Therapie mit einem alternativen Wirkstoff verordnet bekamen (Gruppe I umgestellt) und 2. Patienten ohne eine alternative Therapie nach Beendigung der PETN-Therapie (Gruppe II abgesetzt). Als Alternativen wurden andere langwirksame Nitrate (ISDN, ISMN), Molsidomin, Ivabradin und Ranolazin definiert. Die Medikation der Patienten beider Gruppen, insbesondere mit ebenfalls antianginös wirkenden Betablockern und Calciumkanalblocker und mit schnellwirksamen Nitraten zur Anfallskupierung wurde verglichen. Literatur 1.Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische KHK – Langfassung, 2. Auflage Schlussfolgerung Ein hoher Anteil der Patienten die mit PETN behandelt wurden erhielten nach dem Verordnungsausschluss von PETN keine anderes antianginösen Präparat. Es ist nicht ausgeschlossen, dass vereinzelt PETN privat weiter rezeptiert wurde. Die vorliegenden Verordnungsdaten ergeben keinen Anhalt, dass das Absetzen zum Nachteil der Patienten war. Der Abfall der Verordnungen der Bedarfsmedikation nach Absetzen von PETN spricht für eine niedrigere Rate an akuten Symptomen. Ärzte nutzten die Chance die Notwendigkeit einer rein symptomatischen antianginösen Therapie zu überprüfen, diese absetzten und dabei Polypharmazie verminderten. Ergebnisse Bis 2011 nahm in M-V die Verordnungsmenge für die meisten Nitrate kontinuierlich ab, nicht aber für PETN (Abb. 2). Ab 2012 kam es zu einem rapiden Abfall der DDD für PETN aber nur einem geringerem Anstieg der Alternativen. Im 2. Hj wurden insgesamt 2,68 Mio DDD PETN verordnet, von denen 99,4 % bis zum 2. Hj abgesetzt wurden ( Mio DDD). Der Anstieg der Alternativen betrug dagegen nur 1,00 Mio DDD und betraf insbesondere andere langwirksamen Nitrate (+ 0,68 Mio DDD) und Molsidomin (+ 0,19 Mio DDD) (Abb. 1). Von insgesamt Patienten im 2011 konnten Patienten anhand von Arzneimittel-Verordnungen bis ins 2012 nachverfolgt werden von denen (2,5% Patienten PETN) erhielten. Davon wurden (52%) auf eine Alternative umgestellt (Gruppe I) während bei (43%) (Gruppe II). diese antianginöse Therapie ersatzlos abgesetzt wurde. Weitere 683 (5%) bekamen in 2011 bereits neben PETN zusätzlich ein alternatives Präparat und wurden von der Analyse ausgeschlossen. Abb. 1. Journal der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern Die Umstellung in Gruppe I erfolgte überwiegend auf ISDN / ISMN (82 %) und Molsidomin (16 %), 3 % erhielten Ivabradin und 7 % Ranolazin (z. T. Kombinationen). Der Anteil mit Betablockern und Calciumkanalblocker unterschied sich nicht zwischen den Gruppen inr den Vergleichszeiträumen (Tab. 1). Die Verordnungen von schnellwirksamen Nitraten änderte sich nicht in der Gruppe I und verringerte sich nach Absetzen von PETN in Gruppe II. Die durchschnittliche Anzahl der eingenommenen Medikamente, blieb in Gruppe I konstant. Sie sank in Gruppe II um etwas über einen Wirkstoff von 9,2 auf 8,1 unterschiedliche Wirkstoffe ab. Das Wirkstoffspektrum insgesamt war zwischen den Gruppen ähnlich und veränderte sich nicht relevant im Beobachtungszeitraum (Tab. 2). Tab. 1 Weitere antianginöse Medikation Abb. 2Symptomatische Therapie der Angina pectoris in Mecklenburg-Vorpommern Tab. 2 Andere verordnungsstarke Arzneimittelgruppen