22.11.2012 | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 1 „Unwort des Jahres“ Ein Blick hinter.

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 Präsentation transkript:

| Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 1 „Unwort des Jahres“ Ein Blick hinter die Kulissen Prof. Dr. Nina Janich 1.Worum geht es beim „Unwort des Jahres“? 2.Ein Blick hinter die Kulissen 3.Stand der Dinge 4.Was erfahren wir über das Bezeichnete? 5.Aber auch: was erfahren wir über die Sprecher? 6.Political Correctness vs. Sprachreflexion?

1. Worum geht es beim „Unwort des Jahres“? Die sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres“ möchte das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung fördern. Sie lenkt den Blick auf sachlich unangemessene oder inhumane Formulierungen im öffentlichen Sprachgebrauch, um damit zu alltäglicher sprachkritischer Reflexion aufzufordern. Die Kritik an Unwörtern ist Ausdruck der Hoffnung auf mehr Verantwortung im sprachlichen Handeln. (Zitate von der Homepage | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 2

1. Worum geht es beim „Unwort des Jahres“? Wörter können durch ihren Gebrauch zu Unwörtern werden,  weil sie gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen,  weil sie gegen Prinzipien der Demokratie verstoßen, Geschwätz des Augenblicks alternativlos | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 3

1. Worum geht es beim „Unwort des Jahres“? Wörter können durch ihren Gebrauch zu Unwörtern werden,  weil sie einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren,  weil sie euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend sind Wohlstandsmüll Freiwillige Ausreise | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 4

2. Ein Blick hinter die Kulissen Die Jury  seit 1991, gegründet von Prof. Dr. H. D. Schlosser, Universität Frankfurt  institutionell unabhängig (keine Verbindung zu Gesellschaft für deutsche Sprache, Institut für deutsche Sprache, Duden Verlag und auch nicht universitär institutionalisiert)  arbeitet ehrenamtlich | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 5

2. Ein Blick hinter die Kulissen Die Jury  Basis sind die eingesendeten Vorschläge aus der Bevölkerung, die regelmäßig ausgetauscht werden  Mitglieder treffen sich zu Beratung und Diskussion  jährlich wechselnd wird ein Mitglied aus dem Kultur-, Medien- oder Politikbetrieb eingeladen (bis 2011 jährlich wechselnd zwei Mitglieder) | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 6

2. Ein Blick hinter die Kulissen Die Jury – derzeitige Mitglieder:  Stephan Hebel, Frankfurter Rundschau  Prof. Dr. Nina Janich, Technische Universität Darmstadt (Sprecherin)  Dr. Kersten Sven Roth, Universität Zürich (derzeit Potsdam)  Prof. Dr. Jürgen Schiewe, Universität Greifswald  Prof. Dr. Martin Wengeler, Universität Trier Und als Gast für 2012: Ralph Caspers | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 7

2. Ein Blick hinter die Kulissen Die Jury-Sitzungen  mehrstündige Diskussion einer Vorauswahl von „heißen Kandidaten“  relevant sind die Passung der Kriterien, der Äußerungskontext und die Verlässlichkeit der Quellen sowie wie gravierend ggf. die Ausgrenzung, Diffamierung oder Verharmlosung ist  gerügt werden immer mehrere Ausdrücke (3-5), möglichst aus verschiedenen gesellschafts- relevanten Bereichen  Entscheidungen immer im Konsens | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 8

2. Ein Blick hinter die Kulissen Häufige Missverständnisse:  Jury verstehe sich als Sprachschützer oder selbsternannter Sprachrat  Jury wähle völlig frei „eigene“ Unwörter  Hauptziel sei eine strikte political correctness | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 9

2. Ein Blick hinter die Kulissen Häufige Missverständnisse:  Als Unwörter kämen auch in Frage: o Wörter für ungeliebte Sachverhalte: Schlaflosigkeit, Baustelle, Bachelorarbeit o Unverständliche/zu lange Wörter: Ehegattenübergreifende Verlustrechnung, Anwendungszeitpunkt- verschiebungsverordnung, Bratwurstversteuerungs- differenzierungsproblem o ungrammatische oder unlogische Ausdrücke: geurlaubt, unplattbar | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 10

2. Ein Blick hinter die Kulissen Häufige Missverständnisse:  Als Unwörter kämen auch in Frage: o Eigennamen: Italien, Angela Merkel, Dr. Markus Merk, Facebook, Raab o Fremdwörter: chillen, After-Baby-Body, liken, gephotoshoppt o Vulgarismen: Schiri du schwarze Sau, Digga, Pups-Schmerzen o Gesprächsfloskeln: Ehrlich gesagt, ich sag mal so, geht gar nicht, sozusagen | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 11

3. Stand der Dinge  bislang knapp über 1300 Einsendungen (ca verschiedene Vorschläge)  Die 5 häufigsten Einsendungen: Anschlussverwendung, Schlecker-Frauen, Ehrensold, Kulturflatrate, notleidende Banken  „heiße“ Kandidaten derzeit: z.B. Anschlussverwendung, Laienhysterie, Gerechtigkeitsterror/-terrorismus, Sozialromantik, Flüchtlingsabwehr, Sprachpanscher, Kampfradler | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 12

4. Was erfahren wir über das Bezeichnete? Es geht bei Unwörtern fast immer um gesellschaftspolitische Konflikte:  um wirtschaftliche Stabilität (Euro- Debatte): PIIGS, Rettung notleidender Banken, Systemrelevanz  um den Arbeitsmarkt: minderproduktive Bevölkerungsschicht, Gesundschrumpfen, bereinigte Mitarbeiterschaft, Arbeitsverdichtung, Neiddebatte  um sozialen Status und soziale Absicherung: Langlebigkeitsrisiko, HartzIV-Kinder, schädliche Einnahmen, Unterschichtenfabrik | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 13

4. Was erfahren wir über das Bezeichnete? Es geht fast immer um gesellschafts- politische Konflikte:  um Einwanderung, Integration und Ausweisung: Ausreisezentren, freiwillige Ausreise, Flüchtlings- bekämpfung, Minuszuwanderung  um militärische Konflikte: Wirkfunktion, Friedenspause, Pazifierungsfeldzug, robuste Stabilisierungsmaßnahmen  um weitere innenpolitische Konflikt- themen: alternativlos, Nachtrand- zeiten/ Tagesrandzeiten, Stresstest | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 14

4. Was erfahren wir über das Bezeichnete? Es geht oft ums Geld,Peanuts manchmal um Tiere,Probeschlachtung, Kleinvolieren aber meistens um Menschen  die (zu?) alt sind demografische Zeitbombe  die zu wenig effektiv (?) arbeiten Low Performer  die sozial schwach sind abgehängtes Prekariat  (und dies ausnutzen?)Parasiten  die keinen festen Wohnsitz haben Rotationseuropäer  die aus dem Ausland kommenBestandsausländer  (und sich nicht integrieren?)Integrationsverweigerer | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 15

4. Was erfahren wir über das Bezeichnete? Zwischenfazit: Standpunkte in gesellschaftspolitischen Konflikten werden verschleiert  z.B. durch Euphemismen und Abstrahierung mittels fremd- oder fachsprachlicher Ausdrücke (Low Performer) Bestimmte gesellschaftliche Gruppen werden ausgegrenzt  verschleiernd z.B. durch abstrakte verwaltungssprachliche Wortbildungen (Rotationseuropäer)  offen z.B. durch Metaphern oder Analogien (Parasiten) | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 16

5. Aber auch: Was erfahren wir über die Sprecher?  sie wollen etwas schöner reden, als es ist (z.B. durch Euphemismen)  sie versuchen Betroffenheiten zu ignorieren (z.B. durch Abstraktionen)  sie wollen evtl. sogar, dass man nicht genau weiß, was sie eigentlich meinen (sie wollen nicht für alle verständlich sein) (z.B. über Fremd- und Fachwörter) | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 17

5. Aber auch: Was erfahren wir über die Sprecher?  sie stellen sich über die, über die sie sprechen und urteilen (z.B. Metaphern)  sie wollen damit eigene Interessen verfolgen (z.B. durch Euphemismen oder „Totschlag“-Argumente) | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 18

5. Aber auch: Was erfahren wir über die Sprecher? Im besten Fall:  sie sind gedankenlos Im schlimmsten Fall:  sie verfolgen kritikwürdige Ziele Und nicht zuletzt  sie haben in unserer Gesellschaft das Wort (aufgrund von Bildung, Macht und Status) | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 19

5. Aber auch: Was erfahren wir über die Sprecher? Zwischenfazit: Sprecher entlarven sich (ihre Haltung, ihre Weltsicht) durch die Wahl ihrer Ausdrücke – auch bei guter Absicht | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 20

6. Political Correctness vs. Sprachreflexion? PRO Political Correctness schützt Opfer  folgt einem wichtigen moralischen Grundimpuls  dient dem Respekt vor Identitäten und Bewusstseinen  sorgt für mehr Gerechtigkeit, nicht zuletzt im gesellschaftlichen Verteilungskampf  kann sensibilisieren und zum Umdenken bewegen CONTRA Political Correctness schafft Opfer  interpretiert Normen der Mehrheitsgesellschaft (unberechtigterweise) automatisch als Zumutung  dient nur als schöne Hülle und ändert nichts an den dahinterstehenden Einstellungen  führt zu einem „Opfer-Trend“ und dadurch zu einer anderen Art der Ungerechtigkeit | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 21

6. Political Correctness vs. Sprachreflexion? Mein (idealistisches) Plädoyer: mehr Sprachkultiviertheit! Das bedeutet in einem aufklärerischen Sinn:  Sprachkompetenz und ihr intrinsisch motivierter Ausbau  Bereitschaft zur Sprachreflexion (z.B. durch Sprachkritik)  Bereitschaft zur Kooperation („moralisches Wollen“): Rücksicht auf die „Freiheit des anderen“, ohne den Anspruch auf die „eigene Freiheit“ aufzugeben Das heißt: Verantwortung für das, was man sagt, und Respekt vor der Würde des Anderen | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 22

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Unwörter für 2012 können noch bis zum eingeschickt werden an Prof. Dr. Martin Wengeler, Universität Trier | Prof. Dr. Nina Janich | Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft | Vortrag Odenwald-Akademie | 23