Revision Säugetiergutachten Flächenbedarf für die Haltung von Landbären Verband der Zoologischen Gärten 2014 VDZ.

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Revision Säugetiergutachten Flächenbedarf für die Haltung von Landbären Verband der Zoologischen Gärten 2014 VDZ

Diskussionen zum Flächenbedarf Anforderungen des Gutachtens von 1996 Das Gutachten’96 sieht eine Mindestfläche von 150 m² für zwei Bären und zusätzlich 20 m² mehr für jedes weitere Adulttier vor. Forderungen der Tierschutzorganisationen In einem Positionspapier begründete die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN Mindestfläche von 651 bis 840 m² für zwei Bären und forderte 5‘000 – 10‘000 m² pro Bär. Anforderungen des Gutachtens 2014 Normalfall: Mindestens 500 m² für bis zu 3 Tiere; für jedes weitere erwachsene Tier 150 m² mehr. Kamtschatka-/Kodiakbär: Mindestens 600 m² für bis zu 3 Tiere; für jedes weitere erwachsene Tier 150 m² mehr. Malaienbär: Mindestens 200 m² für bis zu 2 Tiere; für jedes weitere erwachsene Tier 100 m² mehr. Differenzprotokoll des VdZ 150 m² pro Bär für alle Landbären. Die Gründe dafür werden nachstehend erläutert.

Anforderungen des alten Gutachtens  Die Vorgabe entspricht den Erfahrungen der Bear TAG des Europäischen, Zooverbandes, wonach 150 m² notwendig sind, um die für die Haltung eines Bären erforderliche Infrastruktur unterzubringen.  In manchen Fällen mag diese Vorgabe auch für zwei Tiere gut harmonierende Tiere ausreichend sein, in anderen ist sie es aber nicht.  20 m² für jedes weitere Tier werden der Tatsache nicht gerecht, dass Bären keine Herdentiere sind, sondern weitgehend solitär leben. Bärenhaltung vor 40 Jahren im Zoo Hannover

Forderungen der Tierschutzorganisationen Stellungnahme von VIER PFOTEN zur Bärenhaltung Um dem Distanz- bzw. Fluchtverhalten von Bären Rechnung zu tragen, hat die EAZA (Baars, 2000) eine Formel entwickelt, nach welcher die Mindestgehegegröße biologisch sinnvoll berechnet werden kann. Das ist falsch Die EAZA-Bear TAG hat die von Baars vorgeschlagene Formel zwar diskutiert, aber nicht in den Bear Husbandry Guidelines übernommen, da es an einer ausreichenden Überprüfung fehlte. Zum Distanz- und Fluchtverhalten von Schwarzbären im Yellowstone- Nationalpark

Die Formel Laut Schweizer Tierschutz (STS, 1998) versuchen Bären einen Mindestabstand von m zueinander einzuhalten. Daraus folgernd ergeben sich folgende Werte Mindestfläche für 2 Bären = (2 ( a + b) )² + (Y x 4 x 2 (a + b) ) mit: a = bevorzugte Mindestdistanz b = Körperlänge der Art y = Zahl der dem Besucher zugänglichen Seiten 4 = Mindestabstand in Metern zu den Besuchern

Der Fehler: Distanz zum Publikum Ein allfällig erforderlicher Mindestabstand zwischen Bär und Besucher liegt in der Regel nicht ausschließlich innerhalb des Geheges

Bei Gitterabsperrungen ist in der Regel auf Besucherseite eine Pufferzone von ca. 2 m vorgeschaltet Der Fehler: Distanz zum Publikum Tierpark Suhl

Trockengräben für Braunbären sind mindestens 3 m breit, davor ebenfalls eine Pufferzone. In diesem Fall ist der zweite Teil der Formel = Null (Y x 0 x 2 (a + b)) Der Fehler: Distanz zum Publikum Trockengraben im Zoo Augsburg

Wassergräben sind in aller Regel breiter als 4 m, davor eventuell eine Pufferzone. In diesem Fall ist der zweite Teil der Formel ebenfalls = Null (Y x 0 x 2 (a + b)) Die Fehler: Distanz zum Publikum Schloss Bernburg Ehemals Zoo Basel

Bei Grabenhaltung ist die horizontale Distanz zum Publikum und damit der zweite Teil der Formel = Null (Y x 0 x 2 (a + b)) Die Fehler: Distanz zum Publikum 80 cm Bärengraben Bern Bärenpark Bern

Die Fehler: Distanz zum Publikum Auch bei Glasabsperrung wird die Distanz = Null, denn Bären fressen, ruhen und schlafen ohne Probleme auch in Anwesenheit von Besuchern direkt hinter der Scheibe NTP Goldau Zoo Karlsruhe

Wenn Abstand zum Besucher Innerhalb des Geheges = Null Ist die Mindestfläche für 2 Bären bei a = 10 weder 840 noch 746 noch 651 m², wie von Vier Pfoten berechnet, sondern: (2 ( ) )² + 0 = m² Nur: halten Bären effektiv bevorzugt eine Distanz von mindestens 10 m zu einander ein?

Schlussfolgerung  Der angeblich von Bären bevorzugte Mindest- Abstand von m mag dann zutreffen, wenn fremde, erwachsene Bären zusammengehalten werden. Bei Tieren, die gemeinsam aufgewachsen sind oder jung verpaart wurden, trifft dies nicht unbedingt zu.  Eine allgemein gültige Formel auf der Grundlage von Distanzen zum Berechnen der notwendigen Gehegefläche gibt es nicht, weil es keine fixen Parameter gibt. Jura Parc Mont d‘Orzeires

Anforderungen des Gutachtens 2014  Beim Flächenbedarf wird nach Bärenarten und -unterarten differenziert. Da sich die Fläche an der bereitzustellenden Infrastruktur und nicht an der Größe der Bären orientiert, sollte sie aber für alle gleich sein. Nach Bear TAG sollten 150 m² pro Tier bereitgestellt werden (mündl. Mitt. LK) und nicht 200 m² für 1-2, bzw. 500 oder 600 m² für 1-3 Tiere.  Wesentlicher als eine größere Grundfläche wäre, sicherzustellen, dass jedes Tier jederzeit über die Fläche verfügt, die es für seine Infrastruktur benötigt.  Die Erhöhung des zusätzlichen Flächenbedarfs für weitere Tiere von 20 m² im Gutachten’96 auf 150 m² ist aus Sicht des VDZ richtig Wildpark Poing

Überlegungen des VDZ  Mangels fixer Parameter gibt es keine allgemein gültige Formel zum Berechnen der notwendigen Gehegefläche.  Jeder Fall ist anders. In manchen Fällen mag die Vorgabe des SG‘96 ausreichend sein, in anderen ist sie es nicht.  Jeder Bär soll unabhängig von Art oder Unterart stets eine gut eingerichtete Fläche von 150 m² zur Verfügung haben.  Eine Differenzierung nach Art / Unterart ist unzweckmäßig, da sich aufgrund des deutlichen Geschlechtsdimorphismus Grössen und Körpergewichte der einzelnen Arten überlappen und es bei Braunbären viele Unterarthybriden mit unbekannt hohem Anteil an Kodiak- oder Kamtschatkablut gibt. Kamtschatkabären in Hagenbecks Tierpark

Überlegungen des VDZ  Eine „Massentierhaltung“, wie sie möglich wäre, wenn für jedes weitere Tier nur +20 m² bereit gestellt werden müssen, wie im alten Gutachten vorgesehen gilt es zu vermeiden.  Etliche bestehende Anlagen sind kleiner als 500 m², können aber gut für Einzeltiere oder harmonische, nicht züchtende Paare oder Geschwister genutzt werden. Da Bären sehr langlebig sind, dies u.U. auf lange Zeit.  Wichtiger als größere Flächen sind gute Abtrennmöglich- keiten für diese weitgehend solitären Tiere. Tiergarten Straubing

Haltung auf Naturboden  Die für bis zu 3 „andere Bären“ im SG-2014 vorgesehenen 1‘500 m² entsprechen der Anforderung der schweizerischen Tierschutz-VO, die auch von jener Schwedens übernommen wurde.  Begründung für diese Fläche ist die Braunbären- anlage in Höör-Fröstavallen, wo sich auf 1‘500 m² eine Grasnarbe einigermaßen halten kann.  Die für Malaienbären vorgegebenen 1’000 m² sind dagegen nicht untermauert. Vermutlich reichen für diese nur kg schweren und auch weitgehend baumlebenden Tiere kleinere Flächen aus.

Bestehende Gehege  Fläche < 150 m²: Besatz mit altem, wenig bewegungsfreudigem Tier noch möglich, ansonsten Haltung auslaufen lassen.  Fläche > 150 / < 500 m²: Besatz mit Einzeltier oder harmonierendem, nicht reproduzierendem Paar oder Geschwistern möglich.  Fläche > 500 m²: Besatz gemäß SG 2014, Zucht nur, wenn mindestens 2 Gehege vorhanden sind  In jedem Fall: Infrastruktur optimieren! Verbesserte 110 m² Anlage für alte Malaienbären, kleines Bild früherer Zustand

Neuanlagen  Mindestanforderungen sind keine Leitlinien für Neuanlagen.  Bei Neuanlagen ist im Rahmen der räumlichen und finanziellen Möglichkeiten stets eine optimale Haltung anzustreben.  Mindestens zwei verbindbare Gehege.  Grundsätzlich sind die Haltungs-Leitlinien der EAZA-Bear TAG beizuziehen. Natur- und Tierpark Goldau