Ansatz der Informationsverarbeitung Wolfgang Schneider Robert Siegler.

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 Präsentation transkript:

Ansatz der Informationsverarbeitung Wolfgang Schneider Robert Siegler

Was denkt Frau Mustermann über das Gedächtnis? Wir nehmen Information auf, können ihrer bewusst sein, sie abspeichern und abrufen. Wir können "überfordert" sein, wenn wir auf zu viele Dinge achten müssen. Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis. Überführung vom Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis nicht trivial. Wir können etwas vergessen haben und uns später wieder daran erinnern. Im Langzeitgedächtnis gespeicherte Erfahrungen, Wissen und Vorgehensweisen sind für unser "mentales Leben" zentral

Gliederung 1Grundannahmen 2Mehr-Speicher-Modell 3Zwei Beispiele  Gedächtnisentwicklung (ab 5 J.)  Problemlösen: Balkenwaage 4Sieglers Theorie der Strategieentwicklung 5Kritik

1. Grundannahmen Menschlicher Geist als Informationsverarbeiter mit Speichern und Verarbeitungsregeln Computer als Metapher Entwicklung als Selbstmodifikation Altersbezogene Unterschiede in geistigen Leistungen primär durch Entwicklung von: - Knowing (Wissen) - Knowing about knowing (Metakognition) - Knowing how to know (Strategien)

2. Mehr-Speicher-Modell Drei Speicher -Sensorischer Speicher -Kurzzeitgedächtnis / Arbeitsgedächtnis -Langzeitspeicher Langzeitspeicher: Deklaratives und prozedurales Wissen

Sensorischer Speicher Arbeitsspeicher Langzeitgedächtnis Externer Stimulus Nicht beachtet Vergessen Abruf "Andocken" Kognitives Gedächtnismodell nach Slavin Auswahl / Interpretation Externer Stimulus Abweichung zu anderen Modellen

3a) Gedächtnisentwicklung Kapazität des Kurzzeitspeichers Wissen Gedächtnisstrategien Metagedächtnis

Micki Chi's Aufgabe zu Wissen

Exemplarischer Befund zur Strategieentwicklung

Typische Defizite beim Strategieeinsatz Spontaner Einsatz Induzierter Einsatz Nutzen Mediations- defizit Nein(Ja)Nein Produktions- defizit NeinJa Nutzen- defizit Ja Nein Instruktionale Relevanz!

Exemplarischer Befund zur Metagedächtnisentwicklung

Gedächtnisentwicklung: Zwischenzusammenfassung Kapazität des Kurzzeitspeichers Wissen Gedächtnisstrategien Metagedächtnis

3b) Problemlösen: Balkenwaage

Siegler Regel 1:Der Arm mit mehr Gewichten senkt sich Regel 2: Wie 1, bei gleicher Anzahl von Gewichten Abstand beachtet. Regel 3: Anzahl der Gewichte und Abstand; Raten/Schätzen, wenn "Konflikt". Regel 4: Anzahl der Gewichte und Abstand multiplikativ verknüpft. Balkenwaage: Regeln

Regeln in visualisierter Form

3 J.keine konsistente Regelanwendung 3-5 J.substantieller Anstieg von Regeln 5-6J. Regel 1 8-9J. meist Regel 2, einige auch Regel 1 oder 3 13./17J.Regel 3 ErwachseneRegel 4 (selten) Kriterium für Annahme von Regeln: Wenn bei 80% der Anwendungen eine bestimmte Strategie die Antwort erklärt. Entwicklung der Regeln

1 Erlauben starke Aussagen 2 Die allermeisten zu klassifizieren 3 Übereinstimmung mit anderen Maßen 4 Auf etliche Probleme anwendbar 5 Hinweise für Lernen: Was kommt als nächstes und wie zu fördern? Aber: Konsistente Regel meist nur bei bestimmten Aufgaben Nutzen der Methode der Regelbestimmung

Z.B. beim Rechnen oder Lesen: Bedeutsame inter- und intraindividuelle Unterschiede Bei einem Individuum: Meist mehrere konkurrierende Strategien über längeren Zeitraum "Entdeckte" neue und bessere Strategien lösen nicht gleich ältere ab. Auf die Dauer: Die besseren Strategien Achtung: Etwas anderer Strategiebegriff als bei Gedächtnisforschung Siegels Theorie der Strategieentwicklung

Sieglers Modell der überlappenden Wellen

Entwicklungsverlaufsformen Power law of practice ("Abflachende Zunahme") Treppenmodell (z.B. Piaget) "Aktienindex-Modell"  Variabilität nicht "Messfehler", sondern inhärentes Merkmale menschlicher Entwicklung

Sieglers Annahmen zur Funktionalität von Variabilität Ständiger Wandel Kinder zeigen Variabilität Kinder haben dadurch "einen Plan B" Durch Variabilität Entwicklungspotential Variabilität und Selektion in Analogie zur Evolution

5. Kritik Negativ Einschränkungen der Computermetapher Sehr oft nur "kalte" Kognition Sehr oft Vernachlässigung des sozialen Kontexts Positiv Differenzierte Analysen Sophistizierte Methodik Instruktionale und förderungsbezogene Relevanz Einbezug vielfältiger Entwicklungsprozesse Vereinbarkeit mit anderer psychologischer Forschung

Zusammenfassung 1Grundannahmen 2Mehr-Speicher-Modell 3Zwei Beispiele  Gedächtnisentwicklung (ab 5 J.)  Problemlösen: Balkenwaage 4Sieglers Theorie der Strategieentwicklung 5Kritik

Nachzulesen bei … Miller. P. H. (2003), Theories of developmental psychology (4th ed). New York, NY: Worth. (4. Information-Processing Theory, pp )