Wintersemester 2011/2012 Mo Uhr Alexander Renkl

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 Präsentation transkript:

Wintersemester 2011/2012 Mo 16-18 Uhr Alexander Renkl Piaget II Wintersemester 2011/2012 Mo 16-18 Uhr Alexander Renkl

1 Sensumotorische Phase (1-2 Jahre) Wiederholung: Phasen 1 Sensumotorische Phase (1-2 Jahre) 2 Präoperationale Phase (2-7 Jahre) 3 Phase der konkreten Operationen (7-11 Jahre) Phase der formalen Operationen (ab 11 Jahren) Kinder denken prinzipiell anders als Erwachsene!

Wiederholung: Grundlegende Annahmen zu den Phasen • Strukturalistische Annahmen Universell Obligatorisch Jedoch unterschiedliches Entwicklungstempo möglich

Lernziele aus letzter Stunde 1 Kennen der Entwicklungsphasen nach Piaget 2 Typische Leistungen bzw. Fehler und deren Erklärung 3 Zusammenhang zwischen grundlegenden Annahmen und der Annahme von Phasen

3 Pädagogische Ableitungen aus Piaget benennen und begründen können. Lernziele 1 Grundlegende Annahmen der Entwicklungstheorie kennen (z.B. konstruktivistische Epistemologie) 2 Die folgenden Begriffe (mit einem Beispiel) erklären können: Schema, Adaptation, Assimilation, kognitiver Konflikt, Akkomodation, Kognitive Organisation, Äquilibration. 3 Pädagogische Ableitungen aus Piaget benennen und begründen können. 4 Stärken und Schwächen der Theorie benennen können.

I. Phasen der kognitiven Entwicklung Gliederung I. Phasen der kognitiven Entwicklung II. Annahmen zum Prozess der Entwicklung III. Pädagogische Implikationen IV. Kritik

Grundbausteine der Piagetschen Theorie  Metapher: "Kind als Wissenschaftler"  Es geht um die Anpassung eines Organismus an seine Umwelt. Konstruktivistische Epistemologie - Wahrnehmung keine Kopie - Wahrnehmung als "Interpretation" - Wissens, um zu bewältigen Bedeutung hoch abstrakter, übergeordnete Strukturen Piaget fokussiert Entwicklung genereller Strukturen, nicht das Erlernen spezifischer Inhalte.

Organisation: Schema - Struktur Organisation: Tendenz des menschlichen Organismus, integrierte Systeme herzustellen (Teile  Ganzes) Schema: Art und Weise, Umweltgegebenheiten zu handhaben Mentale Schema als verinnerlichte Handlung “Actually, in order to know objects, the subject must act upon them, and therefore transform them: he must displace, connect, combine, take apart and reassemble them.” (Piaget, 1970) Struktur: Organisierte Verbindungen von Schemata Veränderung der Denkstrukturen in den Phasen 8

Adaptation: Assimilation & Akkomodation Adaptation: Anpassung an die Umwelt Assimilation: Anpassung der Erfahrungswerte aus der Umwelt an bestehende Schemata Typen der Assimilation:  Reproduktive Assimilation  Generalisierende Assimilation  Reziproke Assimilation  Entstehung von Strukturen  Akkomodation: Anpassung von Schemata an Umwelt  Assimilation und Akkomodation sorgen für Adaptation  Auslöser von Akkomodation: Ungleichgewicht / Kognitiver Konflikt Kontakt: wittwer@psychologie.uni-freiburg.de URL: http://www.psychologie.uni-freiburg.de/einrichtungen/Paedagogische/ 9

Kontakt: Renkl@psychologie. uni-freiburg. de URL: http://www

Auslösung von Ungleichgewicht / kognitivem Konflikte  Direktes Fehlschlagen einer Assimilation (Versuch, Wasser zu greifen)  Konflikte zwischen zwei Assimilationsschemata (Umschüttversuch, Höhe und Breite "widersprechen" sich)  Empirisches Widerlegen eines Urteils (kleine Gegenstände schwimmen, große gehen unter) Ungleichgewicht durch Problemstellung und Frage (Aufdeckung der Unzulänglichkeiten, Widersprüche zwischen Urteilen) Durch Peers in der Kooperation (sozio-kognitiver Konflikt)

Ungleichgewicht zwischen Umwelt und Organismus Äquilibration Ungleichgewicht zwischen Umwelt und Organismus Gleichgewicht erfordert Veränderungen: Ausdifferenzierung von bestehende Schemata, Aufbau neuer Schemata Entstehung neuer Strukturen Grund für kognitive Entwicklung Kontakt: wittwer@psychologie.uni-freiburg.de URL: http://www.psychologie.uni-freiburg.de/einrichtungen/Paedagogische/ 12

Organisation . sensomot.

III. Pädagogische Implikationen Lernen ist nur in aktiver Auseinandersetzung möglich  Schülerfragen sind wichtiger als Lehrerfragen  Beachten der Beschränkung des Denkens in bestimmten Entwicklungsstufen  Methode der optimalen Diskrepanz Kooperatives Lernen mit Peers Piaget als „pädagogischer Pessimist“ Kontakt: Renkl@psychologie.uni-freiburg.de URL: http://www.psychologie.uni-freiburg.de/einrichtungen/Paedagogische/

III. Pädagogische Implikationen: Rezeption durch Andere Training bereichsübergreifender Strukturen Induktion kognitiver Konflikte (Unterstützung zu dessen Auflösung) Mathematikdidaktik: E-I-S-Prinzip (via Aebli und Bruner): enaktiv-ikonisch-symbolisch Kontakt: Renkl@psychologie.uni-freiburg.de URL: http://www.psychologie.uni-freiburg.de/einrichtungen/Paedagogische/

 Beschränkung auf frühe Entwicklung Kritik – Negatives I  Beschränkung auf frühe Entwicklung  Unterschätzung der kleinen Kinder - Überschätzung der Jugendlichen Kleiner Film von Baillargeon - und noch ein Film Kontakt: Renkl@psychologie.uni-freiburg.de URL: http://www.psychologie.uni-freiburg.de/einrichtungen/Paedagogische/

Mangelnde Beachtung von Inhaltswissen Kritik – Negatives II Mangelnde Beachtung von Inhaltswissen Mangelnde Erklärung der Inhomogenität von Denkleistungen auf bestimmten Stufen Mangelnde Erklärung interindividuelle Unterschiede Überbetonung mathematischer und logischer Strukturen Mangelnde Beachtung von kulturellen Einflüssen Kontakt: Renkl@psychologie.uni-freiburg.de URL: http://www.psychologie.uni-freiburg.de/einrichtungen/Paedagogische/

Sparsame (elegante) Theorie Alltagsrelevanz (ökologische Validität) Kritik - Positives Sparsame (elegante) Theorie Alltagsrelevanz (ökologische Validität) Aufdeckung interessanter Phänomene Extrem (!) einflussreich Teils bewährte pädagogische Ableitungen Ausgangs- und Reibepunkt für andere Konzeptualisierungen der kognitiven Entwicklung Ausgangspunkt für neo-piaget‘sche Theorien (z.B. Postulat weiterer Stadien, etwa des relativistischen Denkens; R. Case: Stadien durch Beschränkungen im Arbeitsgedächtnis).

3 Pädagogische Ableitungen aus Piaget benennen und begründen können. Lernziele 1 Grundlegende Annahmen der Entwicklungstheorie kennen (z.B. konstruktivistische Epistemologie) 2 Die folgenden Begriffe (mit einem Beispiel) erklären können: Schema, Adaptation, Assimilation, kognitiver Konflikt, Akkomodation, Kognitive Organisation, Äquilibration. 3 Pädagogische Ableitungen aus Piaget benennen und begründen können. 4 Stärken und Schwächen der Theorie benennen können.

Nachbereitung Sodian (2008). Entwicklung des Denkens.. In Oerter, R. & Montada, L. (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (6. Aufl.). Weinheim: Beltz (bis S. 448). Miller. P. H. (2003), Theories of developmental psychology (4th ed.). New York, NY: Worth. (1. Piaget's Cognitive-Stage Theory and the Neo-Piagetians, bis S. 88).