Theodor Ludwig Wiesengrund Adorno. 11.9.1903: Vater Oscar Wiesengrund, Mutter Maria Calvelli-Adorno della Piana 1924 Dr. phil. mit 21 Jahren bei Hans.

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 Präsentation transkript:

Theodor Ludwig Wiesengrund Adorno

: Vater Oscar Wiesengrund, Mutter Maria Calvelli-Adorno della Piana 1924 Dr. phil. mit 21 Jahren bei Hans Cornelius 1925 Wien: Musik Ablehnung der Habil: Der Begriff des Unbewußten in der transzendentalen Seelenlehre; neu: Kierkegaard – Konstruktion des Ästhetischen habilitierte er sich bei dem evangelischen Theologen Paul Tillich Oxford USA Max Horkheimer Frankfurt

Adornos Bezug zum Judentum Sein Vater war Jude, der zum Protestantismus konvertierte. Adorno wird kath. getauft wegen seiner kath. Mutter. Er lässt ev. konfirmieren. Agnostizismus Kein gläubiger Jude Keine Religionsphilosophie Jüdische Traditionen und Spuren in seinem Denken Erfahrung der Shoa, Philosophie nach Auschwitz. Spannung: Modernität und jüd. Traditionen Die jüd. Wurzeln des Denkens von Max Horkheimer weiß sehr wohl zu identifizieren: Lob des Lebens, Materialismus, Endlichkeit, Schuldverfallenheit. Gemeinsamkeit: 1. Gebot: kein Bild von Gott

Der Imperativ Die Negative Dialektik: Aufstellung eines neuen kategorischen Imperativs, den „Hitler den Menschen aufgezwungen“ habe: „Ihr Denken und Handeln so einzurichten, daß Auschwitz nicht sich wiederhole, nichts Ähnliches geschehe.“ Ethisch-politische Orientierung seines Denkens. Konsequenz: Nicht Abstinenz von der Philosophie, sondern einer bestimmten Art: Identitäts- und Ursprungsphilosophie „Stets waltet in der Ursprungstheorie als Bürgschaft ihrer Affinität zur Herrschaft eine Tendenz zur Regression, Haß gegen das Komplizierte … Die Identität von Ursprünglichkeit und Herrschaft lief daraus hinaus, daß wer die Macht hat, nicht bloß der Erste, sondern auch der Ursprüngliche sein sollte. Als politisches Programm geht die absolute Identität über in die absolute Ideologie, die keiner mehr glaubt.“ (Metakritik der Erkenntnistheorie 1990)

Bilderverbot Absage an eine Identitätslogik Dennoch: Wahrheit als Unbedingtheitsmoment am Bedingten. Wahrheit als werdende Konstellation: als Bezugspunkt und Ermöglichung der Kommunikation. Weder Identität noch Differenz werden verabsolutiert. Das zu erkennende ist nur als das Verhüllte, Geheimnisvolle zugänglich, als ein Mehr dessen, was zu begreifen ist. = das biblische Bilderverbot

Kunstwerk als Epiphanie von Wahrheit Wahrheit soll nicht repräsentationstheoreti sch verstanden werden. Die Kunst bietet ein anderes Modell: im Kunstwerk ereignet sich apparition, die Anschauung des Unanschaulichen, nicht Abbildung. Bilderlos ist das Objekt zu denken. Die Wahrheit zeigt sich geschichtlich: vgl. jüd. Heilsgeschichte. Daraus folgt die Bedeutung des „Eingedenkens“ für die Wahrheit.

Anschmiegsames, mimetisches Subjekt Das Subjekt muss sich dem Objekt anschmiegen und es nachahmen als dasjenige, mit dem man niemals identisch wird. Jüdische Bedeutung des Eingedenkens

Messianische Hoffnung auf Versöhnung Messianische Aspekte: die Hoffnung als „Idee einer Verfassung der Welt, in der nicht nur bestehendes Leid abgeschafft, sondern das unwiderruflich vergangene widerrufen wäre“. Diese Versöhnung wäre als Kommunikation des Unterschiedenen zu verstehen – ohne Herrschaft. Diese Versöhnungsperspektive signalisiert eine Transzendenz gegenüber der Gegenwart und die Hoffnung auf Veränderung. Adorno setzt in diesem Sinn auf einen Fortschritt ohne Gewaltsamkeiten. In den Kunstwerken soll sich dieses Mehr, diese Hoffnungsdimension andeuten. Die Dinge sollen vom Standpunkt der Erlösung aus betrachtet werden: ohne dass diese jemals zu greifen werden.

Dialektik der Aufklärung (1944/1947) Ergebnis des intensiven Gedankenaustauschs zwischen Max Horkheimer und Adorno. Fragmentensammlung Vorrede: Erklärung der Gründe für die Tatsache, dass die Menschheit einer neuen Barbarei verfallen ist. Thema: Selbstzerstörung der Aufklärung. Zirkel: die Freiheit verdankt sich der Aufklärung; in ihr liegt zugleich der Keim zum Rückschritt. Die Aufklärung muss diese destruktiven Elemente in sich integrieren. Die neuen Mythen seien aus der Angst vor der Wahrheit hervorgegangen. Man setzt auf eine falsche Klarheit, die nur gesellschaftliche Gewohnheit darstellt. Allegorische Deutungen: Geschichte der Menschheit als Natur-Geschichte ihrer Todesverfallenheit, trotz Fortschritt. Allegorie des Entronnensein: Odysee. Grundthese: „schon der Mythos ist Aufklärung, und: Aufklärung schlägt in Mythologie zurück“. = Die Menschheit vermag sich nicht aus der Verstrickung in blinde Herrschaft zu lösen.

Sinn, Ziel der Aufklärung: der Mensch als Subjekt „Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen.“ Doch: die Gegenwart lehrt den Übergang zu neuer Barbarei. Bändigung der Furcht vor den Naturgewalten durch deren Bannung in Form von Göttern (Macht der Benennung), denen man opfert, distanziert sich der Mensch von der Natur, tritt ihr gegenüber, was Mythos und Wissenschaft möglich macht und den Menschen als Subjekt konstituiert. „Das Erwachen des Subjekts wird erkauft durch die Anerkennung der Macht als des Prinzips alles Beziehungen.“

Entzauberung Objektivierung der Welt als Entzauberung. Allumfassende Entmythologisierung: solange etwas Unheimliches „draußen“ bleibt, besteht die Gefahr der Angst. Durch Versachlichung die Natur zähmen. Diese Versachlichung und Herrschaftsausübung prägt auch die Beziehung der Menschen untereinander und des Menschen zu sich selbst. Versachlichung in der modernen Welt: Mensch als Ware. Er verliert seine Subjektivität wieder, d.h., die Aufklärung wird wieder zum Mythos.

Kritik der instrumentellen Vernunft Rationalisierung als Prozess der Abspaltung der subjektiven, instrumentellen Rationalität von einer objektiven Vernunft, in der die Idee der Humanität noch bewahrt bleibt. Die instrumentelle Vernunft kennt nur den Zweck der Selbsterhaltung, weitere Ziele und Werte gibt es nicht. Alles wird zum Mittel für diesen Zweck.

Die Revolte der Natur …gegen die Entfremdung und die Transformierung ihrer Mächte in wirtschaftliche Zwänge, die den Menschen zum Apparat optimierter Anpassung macht: = Nationalsozialismus als Naturrevolte: Rückkehr zum Schrecken und Morden

Antisemitismus Pathische Projektion: Die Juden repräsentieren das an sich Ersehnte und zugleich deshalb Gehasste. Die Abgründe der eigenen Gesellschaft werden auf sie projiziert: Kindermorde, Idolatrie, sadistische Exzesse, Volksvergiftung, internationale Verschwörungen. Mehr noch: die Symbolik des eigenen Abgrund sieht man in ihnen: Totenkopf, gerädertes Kreuz soll sich im Schauer verursachenden bloßen Wort „Jude“ vernehmen lassen. Man hasst die Fortschrittlichkeit des Judentums: Entzauberte Welt, Kritik der Idolatrie, radikale Transzendenz, Ethik – was in den 10. Geboten im Sinn des „Du sollst nicht“ benannt wird. Weil sie koschere Speisen essen und kein Schweinefleisch, werden sie als Schweine verfolgt.

Kritik J. Habermas 1985: „Diese Stimmung, diese Einstellung ist nicht mehr die unsere…“ Dialektik der Aufklärung = das „schwärzeste Buch“ Negativistisches Denken Gegen die vagen Bilder künftige Versöhnung, gegen das Eingedenken der Bilder jüdisch-christlicher Mystik Gegenkritik: neue ökonomische Zwänge und der instrumentelle Umgang mit dem Menschen selbst scheinen Adornos und Horkheimers Kritik eine neue Aktualität zu geben.