Vorlesung – Teil 7 HS 2014 Prof. tit. Dr. Markus Furrer Der Kalte Krieg als Epoche in Geschichte und Erinnerung.

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 Präsentation transkript:

Vorlesung – Teil 7 HS 2014 Prof. tit. Dr. Markus Furrer Der Kalte Krieg als Epoche in Geschichte und Erinnerung

NZZ, 28./29. März 2009

Gesellschaften im Dauerkonflikt

Annäherungen … Faszination oder Grauen?

Aus: Stöver 2007 Normalität des Atomzeitalters

Fortschrittseuphorie

Quelle Jean-Rudolf von Salis: 1961 und 1968 «Antikommunistische Angstpsychose» «Man bekämpft die Inquisition nicht durch die Inquisition» Urs Bitterli, Jean Rudolf von Salis. Historiker in bewegter Zeit, Zürich 2009.

Programm 1. Sich Arrangieren im Kalten Krieg 2. Wir leben im „Atomzeitalter“ 3. Skepsis und Proteste 4. Kalter Bürgerkrieg 5. Revolutionäre Bewegungen …

Literatur Stöver Bernd, Der Kalte Krieg. Geschichte eines radikalen Zeitalters , München Bretscher-Spindler Katharina, Vom heissen zum Kalten Krieg. Vorgeschichte und Geschichte der Schweiz im Kalten Krieg , Zürich Caillat Michel, Cerutti Mauro, Fayet Jean-François, Roulin Stéphanie (Hg.), Geschichte(n) des Antikommunismus in der Schweiz, Zürich Bott Sandra, Schaufelbuehl Janick Marina, Zala Sacha (Hg.) Die internationale Schweiz in der Zeit des Kalten Krieges, Itinera Bd. 30, Basel 2011.

Ziele Gesellschaften im Dauerkonflikt Begriff des „Kalten Bürgerkriegs“ kennen und aufzeigen, wer davon betroffen war und wie er sich in den USA, der BRD und im Ostblock auswirkte Wodurch waren die Mentalitäten im Kalten Krieg in geprägt? Wie spiegelte sich die atomare Energie als zivile Verheissung im Alltag? Wie zeigte sich der Protest in der Bevölkerung gegen die atomare Verseuchung und die nukleare Bedrohung?

1. Sich Arrangieren im Kalten Krieg Normalität für 45 Jahre Verdrängung Auf beiden Seiten reagieren Menschen ähnlich Konsumwelle und Fresswelle (auch im Osten, wenn auch mit Verspätung und nicht fortlaufend – Gradmesser Schweinefleischkonsum)

Stationierung von Atomwaffen (80er Jahre in Europa – 6‘200 Atomwaffenträger und 9‘000 nukleare Sprengsätze) Demonstrierende als Minderheit Nukleare Normalität (Spielzeuge – Atomic Annie und Rocksongs, wie …

Doris Day sang Tic, Tic, Tic (you gave me a radioactive kick) Fay Simmons: You hit me baby like an atomic bomb (…)

Modebereich: der zweiteilige Badeanzug Bikini von Louis Réard in Frankreich; der Konkurrenz Jacques Heim nannte die Kreation „Atom“.

Bewusstsein von Krisen Ostermärsche der 1960er Jahre Neue soziale Bewegung der 1970er Jahre Friedensbewegung der 1980er Jahre gegen den Nato-Doppelbeschluss

Vermengung von Krisengefühl und Normalität (Beispiel Doomsday Clock) Bravo-Testreihe (Verstrahlung japanischer Fischer 1954)  Atomhysterie?

Insgesamt lagen die Versuche, die Nukleartests als hinzunehmende Normalität des Kalten Kriegs zu akzeptieren und als eine Notwendigkeit der eigenen Sicherheit zu interpretieren, dem Zeitgeschmack näher (Stöver, 199).

Eisenhower (1953): …“ Die Vereinigten Staaten wissen, dass die furchtbarste aller zerstörerischen Kräfte, die Atomenergie, zu einer grossen, dem Wohlergehen der gesamten Menschheit dienenden Gabe werden kann, wenn es gelingt, die erschreckende Tendenz zu einem immer weiteren Ausbau der Atomwaffen zum Halten und zur Umkehr zu bringen.

2. Wir leben im „Atomzeitalter“ Fantasien, wie: Babyreaktoren für private Haushalte Nuklearexplosionen für den Baubereich Pläne für ein neues Zeitalter … „aus Wüste Fruchtland, aus Eis Frühling machen“ – Parallelen der Argumentationen in Ost und West

Siegeszug der Kernkraft GB: erstes Grosskraftwerk 1956 generell ab letzten Drittel der 60er Physiker als neue Helden Probleme: - Unfälle (Windscale, GB: 1966; Three Mile Island, USA: 1979 …) - Problem der Lagerung Hinweis zum eigenen Reaktor in der Schweiz: (SRF)

Filmausschnitte Bundesrat Max Petitpierre, der Physiker Paul Scherrer und Walter E. Boveri, Verwaltungsratspräsident der Reaktor AG, eröffnen 1957 den ersten Schweizer Atomreaktor in Würenlingen im Kanton Aargau übernimmt der Bund die Reaktor AG und bildet das Eidgenössische Institut für Reaktorforschung (EIR), das 1988 durch die Fusion mit dem Schweizerischen Institut für Nuklearphysik (SIN) zum Paul-Scherrer-Institut (PSI) wird. Portrait der Baustelle des Versuchsreaktors in Lucens Der Traum eines eigenen schweizerischen Forschungsreaktors endete 1969, nachdem ein Unfall den Reaktor unbrauchbar machte.

- bis in 60er Jahre Abfälle in offenen Gruben - heute 1377 hochbelastete Stellen - UdSSR: geheime Städte – Umsiedlungen von Bevölkerungsgruppen (Tataren) - späte Beachtung des Atomschutzes (ähnlich sorgloser Umgang in Ost und West)

Beispiele: - 19‘500 GIS wurden ins verseuchte Gebiet von Hiroshima und Nagasaki geschickt - An der Operation Crossroads im Bikini-Atoll waren 46’000 GIS beteiligt, die mit Schiffen an den Ground Zero herangefahren wurden

«Ich war gerade siebzehn», sagte ein 1984 an Krebs verstorbener ehemaliger Matrose kurz vor seinem Tod aus, «und keiner von uns hatte die leiseste Ahnung, was ein Geigerzähler oder was Strahlung ist, das wurde uns nie erklärt. Alles was ich damals [... anhatte, waren Shorts und Tennisschuhe oder so was, und auf dem Kopf ein Matrosenkäppi. [...] Aus der Pilzwolke fiel nebliger Niederschlag auf das Deck, Sand, kleine Metallteilchen und Steine. Wir versuchten, so viel davon abzuwaschen, wie wir konnten. Die Pilzwolke blieb fast zwei Tage in der Luft. [...] Wegen der fürchterlichen Hitze im Inneren des Schiffs verbrachten wir so viel Zeit wie möglich an Deck [...]. Zum Abkühlen gingen wir in der Lagune schwimmen.» 32 Ähnliche gezielte Versuche mit Soldaten fanden unter der Bezeichnung Desert Rock zwischen 1951 und 1957 in den Testgebieten in den USA statt und führten zu vergleichbaren Folgeschäden. Als man 1996 in den USA nachrechnete, konnte man ermitteln, dass allein an den bis 1963 erlaubten atmosphärischen Tests rund Menschen teilgenommen hatten.

Futurologen und Wissenschafter gehen davon aus, dass ein Atomkrieg führbar sei: (On Thermonuclear War, 1960 / Thinking about the Unthinkable, 1962) Zivilschutz – Atombunker eine eigentliche Überlebensindustrie

Exkurs zur Schweiz … Schweizer Gesellschaft im Kalten Krieg

a) Kalter Krieg und ein neues Bedrohungsgefühl geschlossenen Abwehrgemeinschaft Bedrohungsangst breit geteilt zwischen lähmender Angst vor Atombombe und Fortschrittsoptimismus

Plakat einer Kampagne gegen den „Osthandel“

Schweizer Illustrierte 1950

Annabelle 1958

Armee-Pavillon Expo Lausanne 1964

b) Atombewaffnung oder Souveränitätsverlust Atomwaffenpläne Atomsperrvertrag Souveränitätsverlust

c) Fortschrittsglaube und Zukunftsangst konservative Modernisierung offen gegenüber moderner Technologie

d) Zivilschutz und Gesellschaft im Kalten Krieg Wurzeln im paramilitärischen Luftschutz Männer-Obligatorium 1959 Grosser Konsens 1960er Jahre von der „Gesamtverteidigung“ zur „modernen Sicherheitspolitik“ 1970 zweifache Wendung

d) Die Geschichtsschreibung vom Zivilschutz im Spannungsfeld von Links und Rechts im Kalten Krieg

Weiterführende Literatur: Peter Albrecht, Andreas Gross, August E. Hohl et al., Schutzraum Schweiz. Mit dem Zivilschutz zur Notstandsgesellschaft, Bern Katharina Bretscher-Spindler, Vom heissen zum Kalten Krieg. Vorgeschichte und Geschichte der Schweiz im Kalten Krieg , Zürich Daniel A. Neval, „Mit Atombomben bis nach Moskau“. Gegenseitige Wahrnehmung der Schweiz und des Ostblocks im Kalten Krieg , Zürich Tobias Kästli, Selbstbezogenheit und Offenheit. Die Schweiz in der Welt des 20. Jahrhunderts. Zur politischen Geschichte eines neutralen Kleinstaats, Zürich 2005.

3. Skepsis und Proteste Dritte-Weg-Diskussionen Geteiltes Deutschland Frage der Wiederbewaffnung in der BRD Diskussion um Atombewaffnung Ostermarschbewegung 1960er (aus GB kommend): Kampf dem Atomtod

Brückenfunktion für eine erste Protestbewegung nach dem Krieg im friedenspolitischen Bereich 68er Protestbewegung in Umkehrung des traditionellen Freund-Feind-Schemata: Fidel, Mao, Che Guevara … RAF und Kalter Krieg

4. Kalter Bürgerkrieg Begriff Bürgerkrieg Wie Dan Diner festhält, zeichnen sich Bürgerkriege durch verschiedene Elemente aus, wie sie dann auch in den beiden Weltkriegen und im Kalten Krieg auftraten. Ein Element erkennt er in der bedingungslosen Kapitulation, also im Prinzip der Unterwerfung. Dies ist typisch für einen Bürgerkrieg, kann doch nur ein Regierung bestehen bleiben und lässt sich nur ein Prinzip halten. Die unterlegene Partei muss in solchen Konfliktsituationen ihren Anspruch fallenlassen oder untergehen. Bürgerkriege sind stets auch Wertekriege. Sie sind geprägt von aufeinander prallenden Glaubensinhalten und Weltanschauungen. Es sind damit sogenannten Wertkriege, der Gegner soll politisch vernichtet werden. Dies erklärt mitunter das Mass der Radikalität solcher Kriege.

Der Kalte Krieg als innergesellschaftliche Auseinandersetzung in beiden Systemen Im sowjetischen Machtbereich: rigoroses Durchgreifen und Verfolgung der Systemgegner (der nach Gorki verbannte Sacharow wird erst unter Gorbatschow 1986 rehabilitiert) Im Westen Jagd auf angebliche Parteigänger in den 50er Jahren auf dem Höhepunkt – antikommunistische Hysterie des McCarthyismus In der BRD das KPD-Verbot 1956 Auch im Westen eine politische Zensur in den 1950er Jahren: öffentlich wurden in den USA Bücher von kommunistischen, sozialistischen und auch liberalen Autoren verbrannt

Bilanz: Bis zum Ende des Kalten Krieges blieben im Freund-Feind-Schemata nicht zuletzt jene unter Generalverdacht, die jenseits der offiziellen Politik für die Aufnahme von Verhandlungen, den Verzicht auf Rüstung oder allgemein einen ‚Dritten Weg‘ jenseits der Konfrontation warben.“

5. Revolutionäre Bewegungen Der Kalte Krieg bot aufgrund seiner totalen Dimension eine Grundlage für Terrorismus und Extremismus: im Westen Herausbildung eines rechtsextremen und antikommunistisch getrimmten Spektrums auch in Mittel- und Südamerika sowie Afrika und Asien Verbindung von Terrorgruppen, die sich als Freiheitskämpfer gegen den Kommunismus ausgaben Bis in die Gegenwart nachwirkend die westliche Unterstützung islamistischer Organisationen wie Al- Qaida

Durch den Osten: Unterstützung von sich als revolutionäre Avantgarde definierenden Gruppen: RAF, IRA, ETA, Rote Brigaden, PLO …

IRA: Irisch-Republikanische Armee (1916 als radikal- nationalistische und sozialrevolutionäre Gruppierung gegründet) seit 1962 war Führung klar marxistisch mit Vorliebe für Stalin Verständnis als antikoloniale Befreiungsbewegung Einstellung der direkten Unterstützung durch Moskau in den 60er Jahren (weiterhin Unterstützung durch KGB – insbesondere Waffen aus dem Ostblock)

«Islamismus»: bereits während des Kalten Krieges war dessen Ausrichtung im bipolaren Spannungsfeld unklar. Er richtete sich schon damals gegen die beiden Supermächte.

PLO: Palästinensische Befreiungsorganisation: im Westen Terrorgruppe und im Osten Befreiungsorganisation 1964 gegründet spektakulär: Anschläge während der Olympischen Spiele 1972 in München Verbindungen mit linksextremen Gruppen wie der RAF Ende 1970er Jahre Etablierung auf dem internationalen diplomatischen Parkett