Verhaltensanalyse Event-Sampling-Verfahren

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 Präsentation transkript:

Verhaltensanalyse Event-Sampling-Verfahren Moduleinheit Selbstbeobachtung Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung Überblick Theorie Event-Sampling-Verfahren Situative Verhaltensanalyse SORKC-Verhaltensgleichung Praxis Verhaltensbeobachtung mittels des SORKC-Modells Videosequenz Szenario Diskussion Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung Theorie Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Verhalten ist ein kontinuierlich in der Zeit ablaufendes Geschehen. Problem: Durch die Komponente ZEIT wird Verhalten „flüchtig“ und als solches schwer beschreibbar. Lösung: Verfahren der Verhaltensquantifizierung Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Event-Sampling-Verfahren Verfahren der Verhaltensquantifizierung Quantifizierung von Verhalten als Häufigkeit Vorgehensweise: Unterteilung des Verhaltensstroms in diskrete Einheiten (= a-priori-definierte Ereignisse) Bestimmung der Häufigkeiten dieser Ereignisse in einem spezifischen Zeitintervall Fazit: Event-Sampling-Verfahren = Grobanalyse auf Makroebene = Quantitative Aussagen über das problematische Verhalten --------------------------------------------------------------------------------- Einheiten = Ereignisse = (Problem-) Verhalten Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Situative Verhaltensanalyse Verfahren der Verhaltenstherapie Analyse des derzeitig problematischen Verhaltens in konkreten Situationen Grundlage der Lerntheorie: Klassische Konditionierung Operante Konditionierung Kontingenzpläne Fazit: Verhaltensanalyse = Feinanalyse auf Mikroebene = Qualitative Aussagen über das (problematische) Verhalten Ziel: = Identifikation eines optimalen Ansatzpunktes für das therapeutische Vorgehen. Zweck: = störungsunspezifisches Konzept zur Entstehung und Aufrechterhaltung problematischen Verhaltens = Modell zur Strukturierung diagnostischer Informationen = Grundlage für die Fallkonzeption Grundlage: = Klassische Konditionierung von Stimulus und Reaktion = Operante Konditionierung von Reaktion und Konsequenz = Kontingenz zwischen Stimulus – Reaktion – Konsequenz Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Situative Verhaltensanalyse Vorgehensweise: Selektion einer repräsentativen Stichprobe des problematischen Verhaltens Deskription des IST-Zustandes  vertikal Ebenen der Manifestation Deskription der IST-Situation  horizontal Determinanten der Manifestation Selektion einer repräsentativen Stichprobe des problematischen Verhaltens = Auswahl einer Verhaltensepisode aus dem Strom des Verhaltens, die für die als problematisch definierten Verhaltensweisen als typische gelten kann. Deskription des IST-Zustandes  vertikal = Minutiöse Untersuchung der Verhaltenssequenz auf mehreren Manifestationsebenen (kognitiv – affektiv – behavioral – physiologisch). = Oberflächenstruktur des IST-Zustandes Deskription der IST-Situation  horizontal = Analyse der IST-Situation entlang der linear-sukzessiven zeitlichen Achse = Bedingungsanalyse der vorausgehenden, parallelen und nachfolgenden Ereignisse wie auch der funktionalen Abhängigkeiten = Tiefenstruktur der Determinanten der Manifestation Für eine spätere therapeutische Intervention sind immer die Determinanten, nicht aber die Manifestationen relevant. Analyse der Genese = Hinweise auf ursächliche Lebensumstände – längerfristige Schwankungen der Problematik – Bewältigungsstrategien – subjektive Theorien Analyse der bisherigen Selbstkontrollversuche = Hinweise auf Ressourcen – erfolgreiche und missglückte Maßnahmen – funktionale Bedingungen Selbstkontrollversuche = Alle Initiativen des Klienten, mit denen er auf die Problematik Einfluss zu nehmen versucht. Analyse des psychosozialen Kontextes = Einschätzung der Kongruenz zwischen dem momentanen Umfeld des Klienten, seinem Verhaltensrepertoire und den potenziellen Therapiezielen Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

SORKC-Verhaltensgleichung (Kanfer & Saslow, 1969) Determinanten und Manifestationen einer situativen Verhaltensanalyse S – Stimulus O – Organismus R – Reaktion K – Kontingenz C – Konsequenz S – Stimulus = Interne und externe antezedente Reize, die auf den Organismus einwirken. = Diskriminative Hinweisreize. O – Organismus = Situationsübergreifende biologische und psychologische dispositionale Merkmale der Person, die die Aktualgenese des Problemverhaltens mediieren. R – Reaktion = kognitiv-emotionale, physiologisch-biologische und behaviorale Reaktionen. = Manifestation des Problemverhaltens K – Kontingenz Kontingenz = immer = Zeitliche Folge von Bedingungen und Konsequenzen. Kontiguität = direkt = 3-fache Kontingenz von Bedingungen – Verhalten – Konsequenz Verstärkerpläne Effekte von kontinuierlicher Verstärkung schnelle Verhaltensänderung – geringe Stabilität Effekte von intermittierender (variabel/fixiert) Verstärkung hohe Stabilität (– wechselnde/konstante Verhaltensrate) C – Konsequenz = Positive (⊂+) oder negative (⊄-) Verstärkung bzw. direkte (⊂-)oder indirekte (⊄+) Bestrafung. = Law of Effect = Kurz- und langfristige Folge des Verhaltens. Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

SORKC-Verhaltensgleichung (Kanfer & Saslow, 1969) internal external O biologisch psychologisch R physiologisch emotional kognitiv behavioral K kontinuierlich intermittierend C kurzfristig langfristig Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung Praxis Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung Videosequenz http://www.youtube.com/watch?v=i-gkoV3yWjo Fremdbeobachtung Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Schema der Verhaltensanalyse S – Situation O – Organismus R – Reaktion K – Kontingenz C – Konsequenz intern extern physiologisch emotional kognitiv behavioral kurzfristig langfristig Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung Szenario Bis kurz vor der Prüfung hast du noch nichts für die Klausur getan. Langsam wird es eng. Aber heute beginnst du mit dem Lernen, das hast du dir ganz fest vorge- nommen. Andernfalls wirst du auch kaum noch rechtzeitig den komplexen Klausurstoff durcharbeiten können. Da klingelt das Telefon… Selbstbeobachtung: Wie reagierst du? Welches Problemverhalten zeigst du? Analysiere das problematische Verhalten anhand des SORKC-Modells. Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung Arbeitsauftrag Definiert das aus dem Verhaltensstrom herausgegriffene prototypische Problemverhalten. Analysiert dieses Verhalten entsprechend der Variablen der SORKC-Verhaltensgleichung. Arbeitsauftrag: = Definiert das aus dem Verhaltensstrom herausgegriffene prototypische Problemverhalten. = Analysiert dieses Verhalten entsprechend der Variablen der SORKC-Verhaltensgleichung. = Erarbeitet potenzielle Interventionen, die an den einzelnen Komponenten ansetzen und diese modifizieren. Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung Diskussion Empirie: Verhaltensanalyse als notwendige Bedingung für den Erfolg von Psychotherapie? Allgemeine Modelle der Diagnostik = Psychische Störungen, die nicht eindeutig in die internationalen Klassifikationssystem ICD und DSM einzuordnen sind = Störungsbilder, deren Ursachen und Aufrechterhaltung noch nicht befriedigend erforscht sind Störungsspezifische diagnostische Verfahren = Psychische Erkrankungen, zu denen bereits hinreichend Befunde aus der Forschung vorliegen und sich spezifische Erklärungsmodelle in Theorie und Praxis bewährt haben Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung Quellenangaben Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung Literatur Kanfer, F.H., Reinecker, H. & Schmelzer, D. (2000). Selbst- management-Therapie: Ein Lehrbuch für die klinische Praxis (3. Aufl.)(S. 235-249). Berlin: Springer. Narciss, S. (2006). Verhaltensanalyse und Verhaltens- modifikation auf der Basis lernpsychologischer Erkenntnisse. In: H.-U. Wittchen & J. Hoyer (Hrsg.), Klinische Psychologie und Psychotherapie (S. 383-396). Berlin: Springer. Tuschen-Caffier, B. & van Gemmeren, B. (2009). Problem- und Verhaltensanalyse. In: J. Margraf & S. Schneider (Hrsg.), Lehrbuch der Verhaltenstherapie (Band 1; 3. Aufl.) (S. 364- 375). Berlin, Heidelberg, New York: Springer. Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Christina Wiesner Modul 6: Seminar Interview und Beobachtung WS 2009/10