Ein studentisches Forschungsprojekt Der Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Psychologie, Allgemeine Psychologie I Einleitung Der weibliche.

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 Präsentation transkript:

Ein studentisches Forschungsprojekt Der Friedrich-Schiller-Universität Jena Institut für Psychologie, Allgemeine Psychologie I Einleitung Der weibliche Zyklus: Für die meisten Männer ist er das ewige Mysterium, Ursache für grässliche Stimmungsschwankungen und ungeahnte Fressattacken der Frau. Für uns hingegen war er das ideale Forschungsobjekt. Doch nicht nur für uns – in bisherigen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass die weibliche Attraktivitätseinschätzung für Gesichter hormonellen Schwankungen unterliegt. Für Gesichter von Männern gilt, dass maskuline Attribute (breites Kinn, Bartansatz) während der fruchtbaren Phase des Zyklus als attraktiver eingeschätzt werden als in der nicht-fruchtbaren Phase (Penton- Voak&Perrett, 2000). Dieser Effekt wird verstärkt, wenn sich die Betrachterin in einer Partnerschaft befindet (Penton-Voak, et al., 1999). Mit der Untersuchung von Frauengesichtern in Abhängigkeit vom Menstruationszyklus der Betrachterin betreten wir mit der vorliegenden Studie jedoch Neuland. Fisher (2004) beschäftigte sich als eine der wenigen mit der Attraktivitätseinschätzung von Frauen über Frauen. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass Betrachterinnen in der fruchtbaren Phase Frauengesichter als signifikant weniger attraktiv bewerten, als Betrachterinnen in der nicht-fruchtbaren Phase. Diesen Effekt wollten wir replizieren und durch Vertrauenswürdigkeit erklären: Nach evolutionärer Argumentation suchen Frauen während ihrer fruchtbaren Phase vor allem nach einem kurzzeitigen Partner mit „guten Genen“. Aufgrund dieser Suche sollten andere Frauen vermehrt als Konkurrenz, weniger vertrauenswürdig und in der Folge als weniger attraktiv wahrgenommen werden. Diese erhöhte Konkurrenz sollte besonders für die Frauengesichter gelten, die von männlichen Probanden als sehr attraktiv bewertet wurden. „Ich kann nichts dafür“ – wie zyklusabhängige Hormonschwankungen die Einschätzung deiner Konkurrenz beeinflussen Literatur Fisher, M. L. (2004). Female intrasexual competition decreases female facial attractiveness. Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences (271), S Jones, B. C., Little, A. C., Boothroyd, L., DeBruine, L. M., Feinberg, D. R., Law Smith, M. J., Cornwell, R. E., Moore, F. R. &Perrett, D. I. (2005). Commitment to relationships and preferences for femininity and apparent health in faces are strongest on days of the menstrual cycle when progesterone level is high. Hormones and Behavior (48), S Penton-Voak, I. S., &Perrett, D. I. (2000). Female preference for male faces changes cyclically: Further evidence. Evolution and Human Behavior (21), S Penton-Voak, I. S., Perrett, D. I., Castles, D. I., Kobayashi, T., Burt, D. M., Murray, L. K., &Minamisawa, R. (1999). Menstrual cycle alters face preference. Nature (399), S Leitung: Dr. Jürgen M. Kaufmann S. Salomo, C.J. Schöler, F. Senner, L. Sperl & J.C. Zöllick Methode Stimuli 52 weibliche Gesichter, verschiedene Ethnien, frontal abgebildet, einheitlich rechteckiges Format Stichprobe 23 weibliche Probanden (M = 23.1 Jahre, SD = 3.1) Keine Schwangerschaft/hormonelle Verhütung Einteilung der Probandinnen nach der Zyklusphase (fruchtbar/nicht-fruchtbar) Ablauf Vorstudie (N = 20 Männer, M = 23.2 Jahre, SD = 3.3): Einschätzung der Stimuli nach Attraktivität, Weiblichkeit und Chancenwahrscheinlichkeit (die Wahrscheinlichkeit bei dieser Frau „landen zu können“) auf einer Skala von 1 bis 6 Hauptstudie: Einschätzung der Stimuli nach Attraktivität und Vertrauenswürdigkeit auf einer Skala von 1 bis 6, zu zwei Messzeitpunkten; eine Messung je Zyklusphase Diskussion Entgegen unserer Vermutung scheint der Konkurrenzgedanke nicht bei der Suche nach Kurzzeitpartnern (fruchtbare Phase) im Vordergrund zu stehen. Unsere Ergebnisse deuten an, dass die Einschätzungen zur Vertrauenswürdigkeit gerade in der fruchtbaren Phase höher sind als in der nicht-fruchtbaren. Eine mögliche Erklärung wäre, dass andere Frauen eine Gefährdung für die Beziehung zum aktuellen Lebenspartner darstellen, was Gegenstand zukünftiger Forschung sein könnte, wobei vor allem Frauen in einer Partnerschaft im Fokus wären. Für Aussagen in diese Richtung ist unsere Stichprobe für das Vertrauenswürdigkeitsrating aufgrund technischer Komplikationen jedoch zu klein (N = 4). Allgemein sollte auf eine größere Stichprobe Wert gelegt werden. Zum Vergleich bietet sich ebenfalls eine Kontrollgruppe aus hormonell verhütenden Probandinnen an. Leider gelang es uns nicht, die Ergebnisse von Fisher (2004) zu replizieren. Ursache könnte die allgemeine Bestimmung des Zykluszeitpunkts sein, da bei allen Probandinnen von einem 28-Tage-Zyklus ausgegangen wurde. Besser wäre eine Berücksichtigung der individuellen Zykluslänge, um eine Übereinstimmung mit dem postulierten Hormonhaushalt zu gewährleisten. Auch eine Varianzerhöhung der Attraktivitätsratings durch feinere Abstufungen der Skala und eine größere Vielfalt des Stimulusmaterials könnten zu einer Verbesserung beitragen. Zudem müssen Erinnerungseffekte berücksichtigt werden, wenn das Studiendesign auf intraindividuellen Vergleichen beruht. Dennoch gehen wir davon aus, zyklische Schwankungen mit einem solchen Design besser erfassen zu können, als mithilfe eines interindividuellen Vergleichs. Ergebnisse Hypothesen Betrachterinnen bewerten Frauengesichter in ihrer fruchtbaren Phase als weniger attraktiv als Betrachterinnen in der nicht-fruchtbaren Phase. Betrachterinnen schätzen Frauengesichter in ihrer fruchtbaren Phase als weniger vertrauensvoll ein als in der nicht-fruchtbaren Phase. Diese Effekte zeigen sich besonders für Frauengesichter, die von den männlichen Probanden als sehr attraktiv bewertet wurden. Abb.: Beispielstimuli t-Test für verbundene Stichproben Attraktivitätseinschätzung: keine signifikanten Unterschiede in Abhängigkeit der Zyklusphase (t(22) = 0.27, p =.79) Keine signifikanten Ergebnisse bei Betrachtung des Drittels der Gesichter, das von Männern als am attraktivsten bewertet wurde (t(22) = 0.68, p =.51) Berücksichtigung des Beziehungsstatus: keine signifikanten Effekte (Singles: t(10) = -1.07, p =.31; Beziehung: t(11) = 1.26, p=.24) Hohe Übereinstimmung in der Attraktivitätsbewertung von männlichen und weiblichen Probanden (r =.79, p<.001) (in beiden Phasen) Vertrauenswürdigkeitseinschätzung: Keine signifikante Unterscheidung zwischen den Zyklusphasen (t(3) = -2.94, p =.06), höhere Einschätzung der Bilder in fruchtbarer Phase