1 Technik und Ethik Johann Götschl SS 2016 Univ. Prof. Dr. Johann Götschl University of Graz Hon. Professor: Graz University of Technology Visiting Professor:

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Agenda (lat.): was zu tun ist 21: für das 21. Jahrhundert
Advertisements

Das Fach WuN in der Q-Phase
Einfluss von Web Services Technologien auf organisatorische Strukturen Referent: Sergej Groß
Ethik im Cyberspace Ein Referat von:
Berufsfachschule für Altenpflege
Wo wir mit unseren Lösungen ansetzen
Würden die Menschen ohne Religion moralisch handeln?
Projektumfeld Gesellschaftliche Strömungen Strukturen/ Gliederung
Arbeits- und Präsentationstechniken 1 Teil A: Wissenschaftstheoretische Grundlagen Prof. Dr. Richard Roth WS 2011/2012 APT 1 Prof. Dr. Richard Roth.
Wirtschaftsethik als Ordnungsethik Karl Homann
Vorlesung: Einführung in die Soziologie – WS 2009/10 Prof. Dr
IX. Christliche Sozialethik als Strukturenethik
V. Jürgen Habermas und die Diskursethik
Einführung in die Angewandte Ethik
Stadium der formalen Operationen
Sozialraumorientierung als moderne Maxime für Professionalität in der Sozialen Arbeit - Gesellschaftspolitische, fachliche und organisatorische Umsetzungsbedingungen.
Einführung in die Sportwissenschaft Wissenschaft und Praxis
Lernen im Alter – anders als in der Jugend?
Neues BMBF-Fachprogramm
Professionelles Lehrerhandeln
Risikoszenarien – eine Auseinandersetzung
Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen!?
„Ethik und Religionen“ in der Primarschule - Elterninformation
The Crisis of Democracy
Sustainicum Business Game
Ein Leben im Gleichgewicht
NÖ-Wertschöpfungskette Bildung
Zentrale Diskussionspunkte in Fragen religiöser Kompetenzentwicklung
Statuspräsentation Titel der Seminararbeit
Eine moralische Ordnung schaffen - mit Verantwortung
Medientheorie II nach Norbert Meder
Repräsentation (-en) und die Welt oder: Zum Verhältnis von Theorie und Wirklichkeit s t Struktur / Raum GRÜNDE ; kausale Zusammenhänge [Handlungs-] WIRKLICHKEIT.
Ethische und ökologische Ansätze in der Wirtschaft
Sozialgespräche 2010 Impulse von Prof. G. Tappeiner Meran,
News Aktuelles aus Politik, Wirtschaft und Recht08/2010 © Verlag Fuchs AG Der Fall Rappaz Fragen und Antworten 1.Nennen Sie stichwortartig die Gerichtsinstanzen,
Prof. Dr. Waltraud Schreiber, Universität Eichstätt, Deutschland
Übersicht Ausgangslage
„Scheidungswaisen“ Im Jahr 2006 trennten sich verheiratete Eltern von insgesamt Kindern, etwas weniger als drei Viertel davon (72,3 Prozent)
Das klimawissenschaftliche Einvernehmen Hans von Storch Helmholtz Zentrum Geesthacht 17. März 2014 – Was können wir glauben? Die Klimadebatte.
Folgenabschätzung und Technikethik + Ethische Argumentationsmodelle
Wertemanagement Die Übergänge zwischen den Wertesystemen.
Konzeption des Kooperationsmoduls
Vienna Conference on Consciousness Teil I "Was ist die neuronale Grundlage des Bewußtseins? Wo ist es im Gehirn?" Beitrag von Michael L. Berger (Center.
Vertrauen schaffen in der Krise
Prof. Dr. Andreas Suchanek Zu Wert und Unwert von Verhaltensregeln
Grundkurs praktische Philosophie 21. November 2005 Angewandte Ethik Text: James Rachels, The End of Life. Euthanasia and Morality, Oxford University Press.
Eine moralische Ordnung schaffen - mit Verantwortung
Heike Bergmeyer-Szuba
Verwandlungen Was siehst du wirklich wenn du etwas siehst?
Digitale Annotationen. Grundlage: John Bradley “Towards a Richer Sense of Digital Annotation: Moving Beyond a Media Orientation of the Annotation of Digital.
Heilung Genesung Recovery
Bengin 1 © 2004 bengin.com Welten und Mensch bengin Wo wir mit unseren Lösungen ansetzen welten_und_mensch010 bengin Expanding classic mindset New 2015.
Theoretischen und Empirischen Vertiefung im Fach Sozialpsychologie!
Freiheit und Gerechtigkeit
Die Gesellschaft und die Literatur der Aufklärung im 18. Jahrhundert
Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik Berufliche Fachrichtung Fahrzeugtechnik „Beruflichkeit“ als Konzept für die Gestaltung von Studium und wissenschaftlicher.
Tutorium Inhalte heute  Organisatorisches  Einführung in postmoderne Ansätze in den Internationalen Beziehungen.
Kann Politik ehrlich sein? D‘ Sunne schiint für alli Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
Das Fach „Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde“ stellt sich vor
Prof. Dr. Andreas Voss, Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg Präsentation am Freitag, 27. März 2009, TU Dortmund, Fakultät Erziehungswissenschaft.
Das Modell „FairUrteilen“- vom „bloßen Meinen“ zur kriterienorientierten Urteilsbildung Konzept zur Urteilsbildung nach Wolfgang Sander (Münster) © Dialog.
Der Subjektorientierte Bildungsansatz der Jugendarbeit Neue Anregungen für Globales Lernen in der Freizeit.
Die Größe macht’s. Ethische und soziale Herausforderungen der Nanobiotechnologie Johann S. Ach Centrum für Bioethik Universität Münster.
Die vier Stufen der Lern- thera pie. Monika Brunsting, Dr. phil.
Philosophie Educational Studies Philosophie Pädagogische Hochschule Ludwigsburg apl. Prof. Dr. Anke Thyen.
Technik und Ethik Johann Götschl
Prozessbezogene Kompetenzen Progression 2.1 Wahrnehmen und sich hineinversetzen 1. ihre Wahrnehmung von Phänomenen, Sachverhalten und ethisch relevanten.
 Präsentation transkript:

1 Technik und Ethik Johann Götschl SS 2016 Univ. Prof. Dr. Johann Götschl University of Graz Hon. Professor: Graz University of Technology Visiting Professor: Danube University Krems Research Field: Philosophy of Science A-8010 Graz, Merangasse 18 Tel.:

2 Perspektive 1: 4 Orientierungsmodelle: schrittweise Veränderung moderate Veränderung M3:M3: M4:M4: gefährliche Veränderung M2:M2: expon. Veränderung M1:M1:

3 Perspektive 2:Multidimensionale Interdependenzen Wissenschaft und Technologie Potential für Humanität Potential für Produktivität Potential für Wssensgenerierung Potential für Destruktion Potential für Metaphysik (second life) Potential für Lebensorientierung

4 Perspektive 3: Multidimensionale Interdependenzen von Wissenschaft und Ethik Ethik: Kernbegriff „Verantwortung“ von Wissenschaft von Technologie von UmweltVon Wirtschaft von Generationen- dynamik von Euthanasie

5 Perspektive 4:Hauptgründe für neue Korrelationen zwischen Wissenschaft/Technologie und Werten (Verantwortung) entscheidend: Kreativitätsdiagramm Imitierende Menschen Lernende Menschen Zwei Haupttrends (Trajektorien): (1) Zunahme von Kreativität/Innovationsraten (2) Schrumpfen der „Halbwertszeiten“

6 Perspektive 5:Neue strukturelle Koppelungen zwischen wissenschaftlich-technologischen Komponenten und ethischen Komponenten Clashes zwischen: EthischenWelt vonwissenschaftliche/ Dimensionen„living systems“technische Dimensionen Moderne Welt (Beispiele): eher positive Mustereher negative Muster 1.Wissenschaftl. Erkenntnis1. Nukleare Industrialisierung 2.non-invasive Technologien2. Ökologische Deformation 3.Wissenschaftlich-technisch basierte Wohlfahrtsgesellschaft3. Asymmetrische Verteilung von Einkommen 4.Wissenschaftlich-technisch basierte Gerechtigkeit4. Überbevölkerung 5.Pluralistische Gesellschaften5. sensitive Abhängigkeit von Stabilitäten (Rüstungswettlauf)

7 Perspektive 6:Neuer Hintergrund für Wissenschaft und Gesellschaft? 1. Anstieg wissenschaftsbasierter Technologien 2. Anstieg der technologiebasierten Wissenschaften 3. Anstieg von mergings/Fusionen von Wissenschaft und Technologie mit der Gesellschaft 4.…..deswegen besonders zu beachten: 4.1. Wissenschaft und Technologie sind nicht wertfrei, sondern in höchstem Grad objektiv 4.2.Wissenschaft (Wissenschafter) ist basiert auf einem einheitlichen Begriffsrahmen von Erkenntnis und Werten (Ethik) Zentrales Zwischenergebnis: Alle Formen von Wissen/Technologien enthalten Werte (Ethik) und alle Werte (Ethik) enthalten Wissen/Technologien

8 Eine gegenwärtige Wissenshierarchie (Wissenspyramide): IV: Wahres Wissen/Gewissheit III: Objektives Wissen II: Intersubjektives Wissen I: Alltagswissen/Subjektives Wissen (common sense)

9 Kategorischer Imperativ (I. Kant): Verkürzt: "Handle so, dass die Maxime Deines Handelns als Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung gelten kann" Erste Interpretation: Handlungen (Entscheidungen) sollen ethisch begründet werden.; die anzustrebende Begründung sollte dem Grundsatz der "universalistischen Begründung" entsprechen. "Technik und Technologie" sind Artefakte, d.h. sozio-kognitive, sozio-kulturelle und sozio-ökonomische" Konstruktion. Entscheidend: Zunehmend komplexe und dynamische Beziehungen zwischen Mensch/Gesellschaft und Technik/Technologie, d.h. kategorische Verschiebungen im Mensch-Maschine (Technik) Interface finden statt. Zentral: Technik als dominant kausal-deterministischer Prozess in Kopplung mit nicht-deterministisch-sozialen Prozessen und nicht-menschlichen Umweltprozessen. Perspektive 7 : Formale Ethik

10 Unterschied zwischen formaler ETHIK und materialer (= inhaltlicher) ETHIK a)nochmals formal: "Kategorischer Imperativ“ von I. Kant b) inhaltliche (materiale Ethik) bezieht sich dominant auf Lebensinhalte; zentral z.B. inhaltlicher (materialer) Imperativ von Albert Schweitzer (verkürzt): „Ich bin Leben, inmitten von Leben, das leben will“ Beim Lösen von Problemen bzw. von Konflikten sind in der Regel immer formal-ethische und inhaltlich-ethische (material-ethische) Prinzipien in verschränkter Weise zu berücksichtigen. Differenzierte gegenwärtige Perspektive = die Wertpyramide (Siehe Perspektive 9) Perspektive 8: Inhaltliche (materiale) Ethik

11 Perspektive 9:Ziel: Eine Zukunft der Einheit von Kompetenz (Exzellenz) und Verantwortung (Ethik)? Die gegenwärtige Werthierarchie: IV: Prinzip der Gerechtigkeit III: Prinzip der Vorsorge/Prävention II: Prinzip der Autonomie I: Prinzip der Nicht-Schädigung Ausgewählte Aspekte: A1:Ethik hat nicht die Hauptfunktion, Wissenschaft und Technologie zu verhindert, sondern: gangbare Alternativen zu kreieren A2:Ethik ist ein Instrument in Richtung „sozio-technischer Lösungen“ A3:Ethikperspektiven: Interdependenz von Wissen, Wertung, Entscheidung, Verwirklichung (Anwendung)

12 Orientierungen an einer Wissenshierarchie (Wissenspyramide) IV: Wahres Wissen/Gewissheit III: Objektives Wissen II: Intersubjektives Wissen I: Alltagswissen/Subjektives Wissen (common sense) Orientierungen an einer Werthierarchie (Wertpyramide) IV: Prinzip der Gerechtigkeit III: Prinzip der Vorsorge/Prävention II: Prinzip der Autonomie I: Prinzip der Nicht-Schädigung Zur Komplexität und Dynamik des Netzwerkes von Wissensebenen und Wertungsebenen